Читать книгу Des Ranchers Vermächtnis - Heinz Squarra - Страница 8
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ОглавлениеDer Langreiter-Saloon war schnell in einen Gerichtssaal umgewandelt worden. Lex saß auf der rechten Seite, flankiert von zwei stämmigen Deputys. Der Sheriff stand hinter ihm, den Colt in der Faust.
Immerhin, dachte Lex mit einem Anflug von Galgenhumor, sie trauen mir noch ein wenig mehr zu, als nur Kugeln von hinten anzubringen.
Der Saloon war brechend voll. Der Vormann Burte fungierte als Ankläger. Der betagte Richter der Stadt, er hieß Les Moore, hörte sich die Anklage gelassen an. Als Burte seine hasserfüllte Rede beendet hatte, sagte er ruhig: „Mister Burte, demnach sind Sie der neue Besitzer der Sefton-Ranch. Darf man Ihnen gratulieren? Es war gar nicht sehr bekannt, dass Kane Sefton und Sie Vettern sind. Soviel ich weiß, hat Sefton keine Verwandten außer Ihnen.“
„Nein, Sir“, erwiderte Burte hoheitsvoll. „Doch das Erbe macht mir unter diesen Umständen keinen Spaß.“
„Das wird vorbeigehen“, sagte der Richter. „Die Sefton-Ranch ist eine herrliche Ecke Erde.“
Dann wandte sich der grauhaarige Les Moore Lex zu, fixierte ihn eine Weile und sagte schließlich: „Warum brachtest du ihn um?“
„Ich habe damit nichts zu schaffen“, gab Lex matt zurück. „Als der Schuss fiel, war ich noch zweihundert Meter entfernt.“
Richter Moore nickte langsam. „Wenn es an den Kragen geht, sieht das immer so aus. Du bist kein Einzelfall, Lex Hardin.“
„Aber es ist die Wahrheit!“, rief Lex verzweifelt aus.
Tom Burte ließ ein grelles Lachen hören.
„Höre sich das einer an!“, bellte er wie ein Kettenhund. „Er mordet mit seiner eigenen Waffe, hat sie noch in den Fingern, als der Sheriff kommt, und dann will er es noch nicht mal gewesen sein.“
Lex Hardin ließ den Kopf sinken. Er sah ein, dass er hier wie gegen eine Mauer aus Beton rannte, die nicht nachgeben würde. Er schaute zu den Männern, die den Saloon bevölkerten.
Alle hielten ihn für schuldig, das stand in ihren Augen.
„Die Beweise sind eindeutig und erdrückend“, sagte Richter Moore. „Es war ein hinterhältiger Mord. Du hattest Angst vor dem Duell. Well, du könntest ja fortreiten, niemand hätte es krumm genommen, wenn du vor Sefton gekniffen hättest Der Sheriff riet dir sogar dazu. Aber ihn hinterrücks töten – nein, das dulden wir nicht. Dafür wirst du büßen müssen!“
Nach diesen Worten standen die Geschworenen auch gleich auf und zogen sich in ein Hinterzimmer zurück. Es dauerte noch keine zehn Minuten, da kamen sie zurück.
Lex Hardin war auf das Urteil gefasst. Es lautete: „Hängen bei Sonnenaufgang des nächsten Tages, bis der Tod eintritt.“
Kurz und bündig, und noch ehe eine Stunde seit Beginn der Verhandlung vergangen war, fand er sich in seiner engen Zelle wieder.
Lex wusste nun, dass er noch zwanzig Stunden zu leben hatte, wenn nicht ein Wunder geschah. An Wunder aber glaubte er nicht.
Gegen Mittag kam der Vormann Burte und neue Besitzer der mächtigen Sefton-Ranch ans vergitterte Fenster, blieb stehen und grinste böse.
„Du weißt also, dass du meinen Vetter umgebracht hast“, sagte er gedehnt. „Dafür werde ich die Falltür höchst eigenhändig unter dir öffnen!“
„Ist das nicht Amtsanmaßung, Burte?“, fragte Lex zurück.
Der Mann wurde zehn Zentimeter größer, so streckte er sich in seiner Erhabenheit.
„Ich bin jetzt der reichste Mann im ganzen Distrikt, Hardin.“
„Ja, ich hörte es. Bei der ganzen Geschichte bist du der einzige Gewinner. Der Richter muss ein Brett vor dem Kopf haben.“
Böse funkelten die Augen des ehemaligen Vormanns.
„Was soll das heißen?“
„Du hast mich schon richtig verstanden, Tom Burte. Übrigens vertraute mir Kane Sefton, ehe er starb, noch etwas an. Yeah, er war nicht ganz tot, als ich zu ihm kam.“
„Dann hast du schlecht gezielt“, versetzte Burte mit einem Schimmer Hohn in der Stimme.
„Du meinst den Mörder, Burte“, gab Lex kühl zurück. „Mir brauchst du kein Theater vorzuspielen. Ich sehe jetzt schon viel klarer. Und du weißt genau, dass Kane Sefton nicht durch meine Hand starb. Das alles ist ein abgekartetes Spiel. Eine schlimme Intrige – und ich war so dumm, in die Falle zu tappen. Blind wie ein Huhn bin ich gewesen. Wahrscheinlich sollten sich die beiden Strolche gestern schon den Rancher vornehmen, als sie versehentlich an den Sheriff gerieten. Leider glaubt mir hier kein Mensch. Wo traut man einem Fremden auch?“
Tom Burte lachte auf.
„Eine nette Geschichte, die du dir da zusammengesponnen hast. Nein, sie ist wirklich zu phantastisch, als dass sie dir jemand abnehmen könnte.“
„Kane Sefton sprach von einem Feind, den er hat“, fuhr Lex leise fort. „Wen könnte er damit gemeint haben? Vielleicht dich, Burte? Du hattest einen Grund gehabt, ihn zu töten. Du weißt doch, von was ich rede.“
„Ich würde mit dir jetzt kurzen Prozess machen“, sagte Burte kalt, „wenn die Kugel für dich nicht zu schade wäre. Aber wie gesagt, ich werde die Klappe bedienen.“
Lex nickte.
„Sefton vertraute mir außerdem noch etwas an. Er hat ein Geheimnis. Es war mir gerade, als solltest du es nicht wissen. Wenn ich morgen auf der Klappe stehe, werde ich es dem Sheriff weitergeben.“
Tom Burtes Augen zogen sich zusammen.
„Hoffentlich kommst du noch dazu“, fauchte er tückisch.
„Du willst wohl den Laden öffnen, ehe ich die Schlinge richtig um den Hals habe, wie? Zuzutrauen ist es dir. Diese ganze Stadt muss blind sein.“
Lex machte eine Pause, starrte Burte sinnend an und fuhr dann fort: „Wenn es noch eine Gerechtigkeit auf dieser Erde gibt, dann wirst du nicht mein Henker sein, Burte!“
„Dieses Jail ist ein grundsolider Bau mit massiven Wänden“, grinste der ehemalige Vormann. „Du kannst uns nicht entgehen. Und morgen wirst du herausfinden, dass ein Strick höllisch glatt ist, wenn er sich um den Hals zusammenzieht.“
Damit drehte er sieh um und ging davon.
Wenig später brachte der Sheriff ein Essen für Lex. Sein Gesicht war mürrisch und er sagte gar nichts. Er wartete, bis Lex den Pott leer hatte, dann zog er schweigend wieder ab.
Als sich der Abend über die Stadt senkte, war der Galgen auf der Hauptstraße fertig. Ein paar Männer standen dort und ließen den Mechanismus der Falltür spielen.
Lex Hardin stand am vergitterten Mauerausbruch. Er sah die Richtstätte, den grinsenden Tom Burte und die dummen Gesichter der Umstehenden. Ergeben und beinahe hündisch starrten sie den neuen Rancher an.
„So ein Fest hat Eldorado schon lange nicht mehr erlebt“, sagte ein dicker Kerl, der eben wie eine Kugel auf die Straße hinunterrollte. „Hoh, wir werden morgen feiern, dass sich die Balken biegen.“
„Und dann holen wir den Mond herunter“, meinte ein anderer, der auch nicht eben intelligent aussah, „und lassen ihn in dieser prächtigen Stadt Walzer tanzen!“
Und dazu sprang der Kerl auf der Straße herum, als wäre er selbst der Mond.
Lex fand, dass der Mann damit gar nicht so unrecht hatte.
Da trat der Sheriff auf die Straße. Er räusperte sich hörbar und rief: „Geht nach Hause, eure Weiber haben das Essen fertig. Macht diese Sache nicht zum Kasperletheater. Burte, ich hätte angenommen, dass der Tod Ihres Vetters Ihnen näher geht.“
Der neue Rancher schob sich in den Vordergrund. Aus seiner Brust kam ein tierisches Brummen, wie das Fauchen einer großen Wildkatze, die zum Sprung ansetzt.
„In diesem Lande jammert man nicht wie ein Waschweib, Sheriff“, sagte er scharf. „Der Halunke wird sterben und damit hat sich der Fall. Sie werden sich noch davon überzeugen können, dass ich Kanes Besitz in Ehren halten werde.“
„Das hoffe ich sehr“, erwiderte der Sheriff. Er machte kehrt und verschwand in seinem Office.
Die Männer am Galgen sahen sich betreten an, dann gingen sie nach allen Seiten auseinander.
Lex wanderte durch seine Zelle. Es wurde dunkler und der Mond ging auf. Einsam und verloren tackerten die Schritte des Cowboys über den festgestampften Boden. Eine dumpfe Benommenheit beherrschte ihn. Er blieb am Gitter stehen und rüttelte daran. Aber die Stäbe wackelten noch keinen Millimeter. Dieser Bau war wirklich massiv, daran gab es nicht den mindesten Zweifel.
Es war fast Mitternacht, als Lex auf die Pritsche fiel. Er rollte sich zur Wand, wälzte sich zurück und stand schließlich wieder auf. Nach zehn Minuten lag er wieder. Er verbannte gewaltsam die grauenhaften Gedanken aus seinem Köpf und versuchte zu schlafen. Doch es wollte ihm nicht gelingen.
Zu was auch, dachte er bitter. Noch wenige Stunden, dann kommt ein Schlaf, der nie wieder aufhört.