Читать книгу Carringo und der Todesmönch: Western-Roman - Heinz Squarra - Страница 8

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Ich saß irgendwo im Berg in einem stockfinsteren Höhlengang. Kowehta, der Apache, hatte mich hier zurückgelassen. Ich musste ihm vertrauen, denn er hatte mir aus der Klemme geholfen. Mit den vier Banditen auf dem Pelz war meine Chance nicht mehr sehr groß gewesen. So konnte ich froh sein, dass er plötzlich aufgetaucht war und mich tief in den Berg geführt hatte.

Aber jetzt erschien es mir, als würde er allmählich zu lange auf sich warten lassen.

Kälte stieg aus der Wand in meinem Rücken. Ich zog die Beine an und schlang die Arme darum. Das Schaben der Absätze auf dem Gestein weckte ein dumpfes Echo in der Tiefe des Berges.

Es schien hier ein regelrechtes System von Gängen und Höhlen zu geben, als wären die Berge unterminiert. Zugleich hörte ich immer wieder ein dumpfes Knacken im Gestein. Die Berge schienen morsch zu sein.

Ich dachte wieder an den seltsamen Apachen Kowehta. Ich hatte ihm das Leben gerettet, als er totgeschlagen werden sollte. Das schien sich auszuzahlen.

Aber wo blieb er so lange?

Meine Unruhe stieg. Ich ließ die Beine los, streckte sie aus und holte Schwefelhölzer aus der Tasche. Ich rieb an der Wand neben meinem linken Arm eins an und hielt es in den Gang.

Die zuckende Flamme warf grelles Licht und scharfe Schatten in den Höhlengang, der zu beiden Seiten im Dunkel verschwand. Neben mir lag eine von dem Apachen zurückgelassene Fackel. Ich zündete sie aber noch nicht an.

Das Schwefelholz brannte ab. Die Flamme verlosch. Wieder umgab mich Dunkelheit.

Ich dachte an John Branson, den Silbermann, den der Apache offensichtlich gut zu kennen schien. Roald Hare, der Straßenräuber, hatte ihn angeschossen.

„Hare“, murmelte ich, während meine Gedanken weitereilten. Dieser Halunke hatte die beiden Wells Fargo Männer auf dem Gewissen. Ihn vor allem musste ich finden und festnehmen. Das war meine eigentliche Aufgabe hier.

Langsam beschlich mich das Gefühl, seit einer Ewigkeit an dieser Stelle in der totalen Finsternis zu sitzen.

Da war wieder das Knacken im Berg. Staub rieselte von der Decke zu mir nieder. Ich spürte, wie er mir auf den Hut fiel und in die Nase quoll. So rieb ich noch ein Schwefelholz an, griff nach der Fackel und entzündete sie. Eigentlich hatte ich sie für einen Notfall aufheben wollen. Ich konnte ja nicht wissen, wie dringend ich Licht noch brauchen würde.

Die Helligkeit irrte durch den Gang und den Staubvorhang. Ich schaute in die Richtung, in der der Apache sich entfernt hatte. Vielleicht war er den Banditen in die Arme gelaufen und konnte nicht zurück kehren.

Mein Blick wanderte zur Decke. Breit klaffende Risse durchzogen das Gestein. Auf dem Boden lag Geröll, das darauf hindeutete, wie morsch hier alles war. Denn es war aus eben dieser Decke und den Wänden gebrochen.

Mit der Fackel in der Hand erhob ich mich und schlug die Richtung ein. die Kowehta genommen hatte. Der Lichtschein wanderte zuckend vor mir her. Die Schatten huschten lautlos an den Wänden hoch und geisterten über die Decke.

Höhlen gähnten schwarz in den Wänden. Manche waren von obenher aufgerissen und ließen mehr Lichtschein in ihre von Steintrümmern übersäten Innengewölbe. Andere hatten so kleine Zugänge, dass ich die Fackel hineinhalten musste, um die bizarren Innenwände erkennen zu können.

Ich blieb mit der Schulter gegen die raue Wand gelehnt stehen. Vor mir kreuzten sich zwei Gänge. Aber die rechts und links waren schmaler als der Hauptweg, auf dem ich mich offensichtlich befand. Ich durfte ihn nicht verlassen, wenn ich vermeiden wollte, mich hoffnungslos in diesem

Höhlenlabyrinth zu verirren.

Aus den Nebengängen strömte Kühle. Das Feuer an meiner Fackel gab leise, zischende Geräusche von sich. Pech tropfte noch brennend auf den Boden.

Ich stieß mich von der kalten Wand ab, erreichte die Nebengänge und schaute erst rechts, dann links in die Dunkelheit.

„Kowehta?“, rief ich.

Die Finsternis schien den Ruf erst aufzusaugen, dann jedoch hallte es wie in Wellen zurück.

„Kowehta wehta wehta ...“, tönte es mehrere Sekunden an meine Ohren.

Doch eine Antwort von dem verschwundenen Apachen erhielt ich nicht.

Eine Weile stand ich am selben Fleck und schaute abwechselnd in die Gänge, unentschlossen, ob ich nicht doch die Richtung wechseln sollte. Dann gab ich mir einen Ruck und ging im breiteren Hauptweg weiter.

Der Fackelschein huschte wieder vor mir her. Felsnasen wuchsen aus den Wänden und reckten sich, an skurrile Gestalten erinnernd, in meinen Weg.

Meine Schritte hallten vor mir her und kehrten wie fernes Tacken aus der Tiefe zurück.

Die Feuchtigkeit an den Wänden und der Decke nahm zu. Es schien in diesem Gebiet noch ein Gewässer zu geben, dessen Becken sein Nass teilweise in die morschen Berge versickern ließ. Eines Tages würden die Risse im Gestein sicher durchbrechen, und dann musste das Gewässer, wenn es groß genug war, das ganze Höhlensystem überschwemmen.

Abermals tauchten abzweigende Gänge in den Wänden vor mir auf. Und wieder blieb ich stehen und rief nach dem Apachen. Als das Echo verklungen war, hörte ich leises Hämmern auf den Steinen. Es kam von rechts. Ich ging dem Geräusch nach. Im Fackelschein offenbarten sich kreuz und quer gerissene Wände und eine von Spalten überzogene Decke. Herausgebrochenes Geröll bildete stellenweise regelrechte Barrieren, über die ich klettern musste.

Doch bereits nach fünfzig Yards lag des Rätsels Lösung vor mir. Das Wasser tropfte von der Decke in rascher Folge in eine ausgewaschene Steinschüssel von einem Zoll Durchmesser, in der ein paar Hände voll stehenblieben, der Rest jedoch ständig über den Rand lief und bereits eine Rille gegraben hatte.

Die Fackel höher haltend, konnte ich etwas weiter in den Gang hineinschauen, doch ich sah nichts als herumliegendes nasses Geröll, Spalten, neue Höhlen und Risse. So wie das Wasser aus der Decke sickerte und an den Wänden hinunterrann, so versickerte es im Boden wieder in die tiefer gelegenen, mir unbekannten Regionen.

Ich kehrte in den Hauptgang zurück und setzte meinen Weg fort.

Das Bild vor meinen Augen wechselte kaum. Nur war nicht länger zu übersehen, dass die Feuchtigkeit erheblich zunahm. Sie verstärkte die Kühle. Ich hatte den Verdacht, falsch gelaufen zu sein. Vielleicht war der Apache doch in einen der ersten Nebengänge gebogen, die noch trocken lagen.

Der Höhlengang erweiterte sich vor mir zu einem runden Raum von gut zwanzig Yards Durchmesser. Auch hier liefen glitzernde Bäche über die Wände. Aus der zerrissenen Decke waren große und kleine Quader gebrochen, die den Boden wie ein Geröllfeld übersäten.

Aus dem Berg drang ein dumpfes, scheinbar meilenweit entferntes Grollen, als nähere sich außerhalb ein Gewitter.

Ich schaute zur Decke hoch. Das rinnende Wasser erweckte den Eindruck, als wäre alles in Bewegung, als würden die Wände beben und die Decke Wellenbewegungen vollführen. Doch das Grollen entfernte sich in der Tiefe des Gebirges und verklang.

„Kowehta!“, rief ich, hielt die Fackel höher und weiter weg von mir, um mich selbst weniger zu blenden.

Aus den Abzweigungen und Spalten hallte der Ruf wider. Dutzendfach traf mich das Echo von allen Seiten und schmerzte in den Ohren.

Ich wagte mich weiter in die saalartige Erweiterung hinein, in der es nichts weiter als die bizarren Wände, die zerrissene Decke, das Geröll und die Feuchtigkeit gab. Mitten drin blieb ich stehen und drehte mich im Kreis.

Ein Gefühl grenzenloser Verlassenheit, ja, des Verlorenseins überfiel mich und trieb Schweiß aus meinen Poren.

„Kowehta?“, rief ich wieder.

Das Resultat war das gleiche. Das Echo tönte von allen Seiten und schallte lange und verzerrt aus den Gängen, die mich schwarz gähnend umgaben.

Ich befand mich in einem regelrechten Labyrinth, in dem man vielleicht Tage oder Wochen herumirren konnte, ohne jemals einen Ausgang zu erreichen. Ich konnte hier rasch einer jener Unglücklichen werden, die man gelegentlich in solchen unterirdischen Gängen tot auffand, die herumirrten und suchten, bis sie entkräftet umfielen und nicht mehr auf die Beine kamen.

Hunger quälte mich sofort. Ich nahm die Fackel in die linke Hand und durchsuchte mit der rechten sinnlos meine Taschen nach etwas Essbarem.

Ich hatte nichts. Und ich hatte das auch gewusst. Mit Gewalt verdrängte ich die Untergangsstimmung aus meinem Kopf. Doch beharrlich kehrte sie zurück.

Ich ging weiter. Die Dunkelheit eines breiten Ganges gähnte mir entgegen. Ich befand mich noch in der Erweiterung, als ein neues Donnern den Berg erzittern ließ. Ein paar Steine brachen aus den Rissen in Decke und Wänden und stürzten auf den Boden. Ein dünner Wasserstrahl ergoss sich aus einem neu entstandenen Riss. Um mich herum schlug das morsche Gestein auf den Boden und barst. Der Boden bebte.

Ich wich zurück.

Im Gebirge wiederholte sich das dumpfe Grollen. Plötzlich brach die Decke schräg über mir regelrecht auseinander. Sie konnte dem Druck des Berges nicht mehr standhalten. Das Gestein brach in Tausende von Teilen und stürzte hinunter.

Ich wirbelte herum und lief zurück. Dicht neben mir schlugen Steine auf und platzten wie Schrapnells auseinander. Die Wände schwankten. Breite Risse bildeten sich, als hämmerten Riesenfäuste auf den Granit.

Mit knapper Not erreichte ich den Anfang des Ganges, als auch vor mir das Zittern im Berg die Decke des Höhlenganges bersten ließ. Als würde das Geröll hinuntergeschüttet, so türmte es sich vor mir auf und baute ein unüberwindbares Hindernis auf.

Ich blieb entsetzt stehen und schaute zurück.

Der Boden unter mir zitterte. Die Wände rissen auseinander. Die Decke in der saalartigen Erweiterung brach völlig zusammen. Mit lautem Getöse schien der ganze Berg zu brechen.

Ich taumelte gegen die Wand. Gesteinsstaub fraß sich in meine Lungen und erschwerte das Atmen. Übelkeit überfiel mich. Und immer noch donnerte das Geröll aus den Decken vor und hinter mir, bis alles verschüttet war.

Der beißende Staub ließ meine Augen tränen. Mir wurde schwindlig. Ich stützte mich an der Wand ab, musste husten und hoffte, die Schwäche und Übelkeit überwinden zu können. Doch es wurde immer schlimmer. Als ich den Kopf hob, meinte ich schwarze, größer werdende Punkte in den Staubwächten zu sehen. Noch immer rutschte Gestein über die Hänge, die sich vor mir auftürmten. Der Höhlenraum war völlig verschüttet.

Mit letzter, verzweifelter Kraft schob ich den unteren Teil der Fackel in einen Riss in der Wand. Dann sank ich mit nachgebenden, weichen Knien zusammen und stürzte.

Ich lag unter einem gewölbeartigen Bogen, der sich inmitten des morschen Labyrinths als mächtige Stütze erwies. Aber ich hörte auch das Grollen im Berg und spürte, wie schwer der Fels über mir zu tragen hatte. Es knackte und ächzte in ihm, als wäre er ein Mann mit schwerer Bürde, die er nicht länger zu halten vermochte.

Liegend konnte ich die Übelkeit besser ertragen. Sie ließ sogar ganz langsam ein wenig nach. Die Feuchtigkeit verhinderte offenbar auch, dass sich der Staub immer weiter ausdehnte. Zudem musste es noch einen geringfügigen Luftzug geben, wie sich an der Bewegung der Flamme an der Fackel erkennen ließ.

Doch mir war elend zumute. Die Mutlosigkeit spielte da sicher eine wesentliche Rolle. Auch wenn ich mir sagte, dass mich eine gütige Fügung des Schicksals vor dem Ärgsten bewahrt hatte, war mir das kein rechter Trost.

Ich schloss die Augen. Meine Gedanken verwirrten sich. Doch in meinen Ohren lag noch immer das Bersten und Dröhnen, mit dem dieses Unglück über mich hereingebrochen war.

Es war wieder völlig still geworden. Ich lag noch auf dem Boden und blickte auf die Steinmassen zu meinen Seiten, die sich bis zu den geborstenen Decken hochschoben. Nur rechts von mir befand sich direkt neben der Wand noch ein Spalt. Von dort schien auch der Luftzug zu kommen, der die Flamme bewegte und Schatten über das Geröll jagte. Von dieser Seite war ich hierher gelangt. Wenn überhaupt, konnte ich nur dort einen Weg zurück finden. Denn die saalartige Erweiterung war nicht mehr vorhanden. Eine dicke Masse aus geborstenem Granit lag an ihrer Stelle. Dort war mir der Weg versperrt.

Zweifelnd blickte ich auf den Trümmerhaufen zu meiner rechten Seite. Der Luftzug strömte weiter in mein Gefängnis. Sicher hatte er mich mit Frischluft versorgt. Aber wie weit der Gang verschüttet vor mir lag, ging aus dem Lüftchen nicht hervor. Es schien durch eine Art Kamin zu dringen, der eine beträchtliche Länge haben konnte und vielleicht so geringe Ausmaße hatte, dass er für mich zu eng war.

Immerhin stellte ich fest, dass der Lebenswille wieder in mir erwachte und nach einem Ausweg aus dem Dilemma suchte. Ich setzte mich auf und schob mich zurück, bis ich an der kalten, feuchten Wand lehnte. Mein Blick ruhte auf dem aufgetürmten Geröll und dem kleinen Loch seitlich oben an seinem Ende, das mir neue Hoffnungen vorgaukelte.

Ich gab mir einen Ruck und stand auf. Meine Hände griffen entschlossen ins Geröll, packten es und beförderten es zur anderen Seite. Klirrend schlugen die Steine auf die Verschüttung hinter mir. Das Gestein rutschte zusammen und verengte mein Gefängnis weiter.

Ich griff zum nächsten Geröllbrocken, hob ihn auf und warf ihn hinter mich. Stein um Stein nahm diesen Weg, bis ich einen Aufstieg zu dem kleinen Loch unter der geborstenen Decke hergestellt hatte. Ich zog die Fackel aus dem Spalt in der Wand und kletterte auf den Haufen. Noch rutschten die Brocken unter meinen Stiefeln zusammen. Doch das Geröll setzte sich fest, verkeilte sich und bot genügend Halt.

Oben angelangt, sah ich hinter dem Haufen den Gang. Geröll lag überall herum, und riesige Risse klafften in der Decke. Doch richtig verschüttet schien nur meine nächste Umgebung zu sein. Die Bewegung im Gebirge war offensichtlich von der Stelle ausgelöst worden, an der sich die Erweiterung befunden hatte.

Die Hand mit der Fackel vor mich haltend, kroch ich in die Spalte zwischen scharfkantigem Geröll und feuchter Decke. Kaum lag ich richtig drin, wiederholte sich jählings das dumpfe Grollen und Wummern. Der Gang bebte. Das Gestein rutschte in sich zusammen. Der Spalt wurde größer. Aber aus der Decke lösten sich neue Brocken, und ein kopfgroßer Stein fiel vor mir direkt neben die Fackel, die er noch streifte. Brennendes Pech spritzte herum.

Ich lag mit angehaltenem Atem auf dem sich bewegenden Gestein wie auf einem Sumpf, der mich gerade noch trug, von dem aber ungewiss war, wie lange er dies noch tun würde.

Das Poltern im Berg entfernte sich und verklang. Still lag das Geröll in den Höhlen und Schächten. Aber jede Sekunde konnte alles wieder in Bewegung geraten.

Hastig kroch ich weiter, erreichte den Absturz, schob mich hinaus und rutschte über eine aufgeschüttete Schräge hinunter zum feuchten Boden. Zwischen dem verstreuten Steinschlag blieb ich keuchend liegen. Ein Weile war ich glücklich, dem Eingeschlossensein ein Schnippchen geschlagen zu haben. Doch lange hielt dieses Gefühl nicht vor.

Ich setzte mich auf und starrte in das gähnende Dunkel vor mir. Von dort war ich gekommen und hatte den Ausgang aus dem unterirdischen Labyrinth gesucht. Ich hatte dahin gehen wollen, wohin der Apache verschwunden war. Aber dorthin war der Weg nun verbaut. Ich war zu einem Gefangenen der Berge geworden, und das in des Wortes bösartigster Bedeutung.

Plötzlich wiederholte sich das dumpfe, aus der Höhe und der Tiefe zugleich hörbar werdende Grollen. Es knackte in den Wänden. Steine brachen aus den Spalten über und vor mir. Das Fackelfeuer flackerte. Gespenstisch sprangen Schattenrisse durch den Gang. Ein Stein fiel aus der Decke, schlug auf den Boden und brach in Dutzende von Teilen.

Die nächste Bebenwelle stand offenbar unmittelbar bevor. Ich sprang auf, lief in das Dunkel, stolperte über einen Stein, stürzte und verlor die Fackel. Sie rollte ein Stück weiter. Pech spritzte gegen die Wände und verursachte winzige Flammenherde, die aber kaum Licht spendeten.

Keuchend lag ich da und blickte in das gähnende Dunkel.

„Gefangen“, murmelte ich.

Aber wohin sollte ich?

Nicht aufgeben!, war mein nächster Gedanke. Ich raffte mich auf, griff nach der Fackel und schleppte mich weiter.

Aber da war es schon wieder, jenes an Donnergrollen erinnernde Krachen im Gestein, das den Granit bersten ließ und mit immer neuen Rissen durchzog.

Ich rannte, trat in eine zum Glück nicht sehr tiefe Spalte und taumelte keuchend gegen die feuchte Wand. An ihr sank ich nieder, saß auf dem Boden und blickte zur Decke. Sie spannte sich rund über mir und hatte auf einer Länge von zwei Yards nach rechts und genau so weit nach links keine Löcher und Risse. In meiner nächsten Umgebung lag auch kein Geröll. Hier war wieder eine der Stützen, die das Höhlensystem noch zu tragen schienen.

Rettung konnte das allerdings für mich noch nicht bedeuten. Denn wenn der Gang rechts und links zusammenbrach, saß ich wieder in der Falle. Vielleicht dann in einer, die endgültig war, aus der es kein Entrinnen mehr gab.

Trotzdem stand ich nicht auf. Ein paar Minuten der Erholung musste ich mir gönnen. Ich fragte mich auch, was ich tiefer im Berg sollte. Sicher gab es dort keinen Ausgang aus diesem Gefängnis der Natur, in dem ich Zuflucht vor der Verfolgung der vier Banditen gefunden hatte. Eine Ironie des Schicksals, nicht mehr und nicht weniger. Ich war sozusagen vom Regen in die Traufe geraten.

Carringo und der Todesmönch: Western-Roman

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