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VORWORT

VON DAISY GOODWIN


Wer war Königin Victoria? Wenn wir diesen Namen hören, denken die meisten von uns an eine schwarz gekleidete alte Dame mit einer schwarzen Haube auf dem Kopf. Bis 2016 war sie die am längsten regierende Monarchin Großbritanniens, denn sie bestieg den Thron 1837 im Alter von 18 Jahren und regierte das Land 63 Jahre lang bis zu ihrem Tod im Jahr 1901. Kurz nach Beginn ihrer Regierungszeit wurde die Fotografie erfunden, doch die ersten Aufnahmen von Victoria und ihrem Gemahl Albert entstanden in den 1850er-Jahren, als die Königin bereits neun Kinder geboren hatte. Wir besitzen also keine Fotos der jungen Victoria, die am Morgen des 20. Juni 1837 beim Aufwachen feststellte, dass sie Königin des mächtigsten Staates der Welt geworden war. Sie hinterließ uns jedoch ihre Tagebücher, die ein lebhaftes Bild eines charakterstarken und leidenschaftlichen jungen Mädchens vermitteln. So schrieb sie kurz nach der Verlobung über Albert: „Ich sah gerade meinen allerliebsten Albert in seiner weißen Kaschmir-Reithose, und er hatte nichts darunter an!“ Oder, nach dem ersten Abschiednehmen: „Oh, wie sehr ich ihn liebe, wie intensiv, wie hingebungsvoll, mit welcher Leidenschaft! Ich habe geweint und war so traurig. Habe Tagebuch geschrieben. Bin spazieren gegangen. Habe geweint.“

Ich las diese Tagebücher zum ersten Mal, als ich mich während des Studiums mit dem England des 19. Jahrhunderts beschäftigte, und fühlte mich sofort zu dem Mädchen hingezogen, das diese Zeilen geschrieben hatte. Viele Jahre später, als meine Tochter ein Teenager war, musste ich eines Tages daran denken, dass sie so ziemlich dasselbe Alter hatte wie Victoria, als diese Königin wurde, und auch ungefähr gleich groß war (gerade mal anderthalb Meter hoch), und ich dachte, was würde passieren, wenn sie eines Morgens aufwachte und feststellen musste, dass sie über Nacht die berühmteste Frau der Welt geworden war? Von diesem Moment an entstanden in meinem Kopf Szenen, und die Idee für die TV-Serie Victoria war geboren.

Von Anfang an wollte ich Victoria als ein Mädchen darstellen, das unter den Augen der Öffentlichkeit aufwachsen musste. Die meisten von uns machen ihre pubertätsbedingten Fehler im privaten Bereich, doch Victoria war nahezu ständig den kritischen Blicken der Höflinge, der Presse und des Publikums ausgeliefert. Damals gab es noch nicht einmal Pressesprecher, die irgendwelche Schnitzer ausbügeln konnten. Dafür jede Menge Leute, die davon überzeugt waren, dass ein 18-jähriges Mädchen keine verantwortungsbewusste Monarchin sein konnte. Aus dem, was Victoria geschrieben hat, geht hervor, dass sie selbstbewusst war. Obwohl sie in jungen Jahren von ihrer Mutter und deren Berater, Sir John Conroy, in jedem Bereich ihres Alltags streng kontrolliert wurde, ließ sich Victoria von ihnen nicht formen. Von dem Augenblick an, in dem die junge Königin den Thron bestieg, tat sie nur noch das, was sie für richtig hielt. Ein Beispiel: Als Baby war sie auf den Namen Alexandrina Victoria getauft worden, nach ihrem Patenonkel Alexander von Russland und ihrer Mutter Victoire; als kleines Mädchen wurde sie von ihrer Mutter und der Gouvernante Lehzen „Drina“ gerufen. Als Königin aber wollte sie nicht einen der Namen ihrer Vorgängerinnen tragen wie Elisabeth oder Maria, sondern als „Königin Victoria“ angesprochen werden. Das war schockierend, denn dieser Königinnenname war vollkommen neu. Mit ihrer Entscheidung hob sie praktisch das Viktorianische Zeitalter aus der Taufe. Ich baute die Figur, die Jenna Coleman so glaubwürdig in der TV-Serie verkörpert, auf dem Mädchen auf, das sich in seinem Tagebuch und seinen Briefen offenbart, und hoffe, das Publikum dadurch neugierig auf Victoria zu machen. Dieses von Helen Rappaport kenntnisreich und kompetent verfasste Buch bietet dafür den idealen Einstieg.

Ich hoffe, dass die TV-Serie und dieses Buch deutlich machen, dass Victoria sehr wohl als Heldin auch unserer Zeit gesehen werden kann. In vielerlei Hinsicht ist sie eine der ersten Frauen, die alles schafften, denn sie war Ehefrau und Mutter und gleichzeitig eine Königin, deren Einfluss noch Jahrhunderte später spürbar ist. Sie war nicht perfekt, aber sie war mutig und resolut – und sehr viel mehr als nur eine schwarz gekleidete alte Dame.

~DAISY GOODWIN, AUTORIN DES DREHBUCHS VON VICTORIA



Victoria

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