Читать книгу ÜB IMMER TREU UND REDLICHKEIT - Helmut H. Schulz - Страница 8
5
ОглавлениеJüllis Zimmer. Es ist spät abends. Kerzen brennen. Jülli sitzt im Lehnstuhl. Louis kommt vom Salon der Fürstin, er trägt noch Hofuniform und Degen. Jülli empfängt ihn zärtlich.
Jülli: Endlich!
Sie, umarmt ihn stürmisch, er hebt sie hoch und setzt sich auf den Lehnstuhl, Jülli auf dem Schoß.
Louis: warum bist du nicht zu Bett gegangen?
Jülli: Ich hatte doch nicht schlafen können. Hast du deinen Vater gesehen?
Louis: Ja.
Jülli: Und gesprochen?
Louis: Kurz. Auf dem jour fix der Fürstin war kaum Gelegenheit sich auszusprechen.
Jülli: Und was wird mit dir?
Louis: Mit mir? Nichts. Um mich geht es längst nicht mehr, glaube ich. Stein ist da gewesen. Ein großer Mann.
Jülli: Stein? Du bist merkwürdig, Louis.
Er lacht, schiebt sie von seinem Schoß. Sie hockt sich auf den Boden.
Louis: Ich merkwürdig? Merkwürdig ist was ich heute gesehen habe, Jülli. Dieser Salon… Und solche Salons gibt es viele in Berlin. Dort trifft man sich, spricht miteinander, ist verbindlich-unverbindlich und doch werden die wichtigeren Dinge so nebenbei erledigt. Ist das Politik? Ich? Wer bin ich mit meinen kleinen Affären? Wäre ich nicht zufällig der Sohn eines bedeutenden Mannes, würde sich kein Mensch um die Geschichte in der Vogtei kümmern. So wie es steht, kann ein Minister darüber stürzen Haugwitz, Lombard, mein Vater?
Er steigert sich bei seiner Erzählung selbstgefällig.
Louis: Lässt man mich fallen, ziehe ich eine Reihe anderer nach.
Es klopft.
Jülli: Wer kann das sein?
Louis: Das ist Walter. Er ist später als ich weggegangen.
Walter tritt ein. Er umarmt Louis und gibt Jülli die Hand. Dann zieht er einen Stuhl heran und setzt sich.
Louis: Nun? Rede, was hat es Wichtiges gegeben?
Walter: Steins Aufenthalt wird dieses Mal nicht ohne Konsequenz bleiben.
Louis: Das heißt…?
Walter: Er könnte ins Kabinett berufen werden.
Louis: Könnte. Nicht so lange mein Vater, Haugwitz, Schulenburg, Lombard und wer sonst noch in den Kulissen agieren.
Walter: Immerhin, er hat eine Unterredung mit dem König.
Louis: Wann?
Walter: Keine Ahnung, ich konnte Stein ja nicht direkt fragen.
Louis: Warten wir es ab. Was sagst du zu dieser Russin?
Walter: Manchmal habe ich das Gefühl, über Berlin ist ein unsichtbares Netz geworfen mit vielen geheimen Fäden und Verbindungen.
Louis: Ohne Absicht ist die Gargazin nicht hier.
Walter: Sicher nicht, Louis. Sie ist es ebenso wenig wie dieser Wandel, der sich überall aufdrängt.
Louis: Vielleicht wird er überschätzt.
Walter: Ehe ich gehe, wie steht deine Angelegenheit?
Louis: Unverändert.
Walter: Schön, halte mich auf dem Laufenden. Gute Nacht.
Er geht.
Jülli: Und wozu das alles? Was habt ihr mit diesem Spuk zu tun? Du und Walter?
Louis: Wir gehören eben dazu, mon enfant. Wir sind Figuren, die andere aufgestellt haben.
Er gähnt.
Eh bien, morgen ist auch noch ein Tag. Gehen wir schlafen. Königsgeburtstage sind anstrengender als gewöhnliche Tage.