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Der Ukraine-Krieg und die Kultur

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Tanja Maljartschuk: “Die Ukrainer haben die Opferrolle abgelegt” Geplündert wurden die Bücher von den Deutschen als Kulturschätze und Wissensspeicher. Heute legt es Russland darauf an, dass so wenig Information über den Krieg gespeichert wird. Das neue Mediengesetz bedeutet nicht mehr nur, dass russische Journalisten sich bedroht sehen, dass Fernsehsender, Hörfunkstationen und Zeitungen geschlossen wurden, auch ausländische Medien ziehen ihre Mitarbeiter ab. Schon kurz nach Beginn des Kriegs informierte die inzwischen letzte widerständige Redaktion, die Nowaja Gaseta, ihre Leser, nur mehr „äsopsche Sprache“ anwenden zu können. Aus „Putin überfällt die Ukraine“ wurde „Putin besucht die Ukraine“.

Dmitri Muratow: „Putin will die Ukraine in drei Teile spalten“ Sprache ist unser Mittel, uns zu verständigen, weit über die Informationsvermittlung hinaus. Als Fabian Leonard vor anderthalb Jahren in Berlin den Trabanten-Verlag gründete, wollte er Lyrik wieder zurück in den Alltag bringen, aus „sozialer Verantwortung“. Und als er aufrief, die Gefühle und Gedanken während der Zwangspause durch Covid-19 in Worte und Rhythmus zu bringen, bekam er mehr als 1400 Gedichte zur Antwort.

Nun wurde Leonard erneut aktiv: Auf Instagram hat er einen Kanal eingerichtet, um die Angst und die Wut dieser Tage zu sammeln. Mit einem Herz und einer Faust versehen, schreibt er: „Schickt eure Kriegslyrik-Gedichte und wir posten sie hier. Für den Frieden!“ Er hat Plakate drucken lassen, gibt Interviews, will Gedichte nach Demonstrationen verlesen lassen. Bis zum 20. März geht die „Sammelphase“, dann beginnt der Druck: Ab Mitte April soll der Erlös vom Verkauf des Buchs, das dann hundert Gedichte von hundert Autorinnen und Autoren enthält, Menschen in der Ukraine helfen. Schon was jetzt auf dem Kanal zu sehen ist, berührt in seiner Vielfalt der Worte für Sorge und Verzweiflung. Hoffnung gibt es kaum, aber einer schreibt: „Diesmal schauen wir hin.“ Jede Form von Öffentlichkeit hilft.

Hryhoriy CHUBAI

When I am half a breath from you,

When I am half a step from your lips —

Your pupils are weaved from wonder.

There is something blue and wide in your eyes.

You whisper something spellbound and quiet,

That blue whisper is cutting my soul.

And I am forgetting that I know how to breath,

And I am forgetting that I know how to walk.

The black bird of your eyelashes is taking off

And taking my confidence away to unknown place.

The half a step is being left unwalked.

The half a breath is getting stuck in throat.

Your pupils are weaved from wonder.

There is something blue and wide in your eyes.

But there's half a breath left from me to you,

There's half a step left to your lips.

© 2001 Translation by Roman Kosarenko


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