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2 Handy-Total-Überwachung Klassenfahrt

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Eig.Ber. (27.05.2014): Das hatten sich die Schülerinnen und Schüler der Klasse 8b der Schlaufurter Realschule wohl anders vorgestellt, als sich ihr Klassenlehrer beim Thema „Handy“ sehr großzügig zeigte. Ja, sie wurden sogar aufgefordert, auf die Klassenfahrt nach Berlin möglichst moderne Handys mitzunehmen. „Medien-Erziehung ist eben mehr als nur vor den Gefahren der modernen Technik zu warnen“, hatte es äußerst schülerfreundlich geklungen. Der Hammer kam dann ein paar Tage später, als es vor allem um die Ortungsfunktion moderner Telefone ging. „Da verläuft sich keiner mehr. Ein Blick auf Google Maps – und schon weiß man, wo man ist, und kann sich auch die Richtung anzeigen lassen“ so Hartmut Wendig, der Klassenlehrer. „Außerdem wissen wir dann auch jederzeit, wo ihr seid“, hatte er noch hinzugefügt. Nach einer kurzen Pause hatte sich der Klassensprecher gemeldet: „Das heißt, Sie wollen ständig wissen, wo wir sind, was wir tun? Wir hatten doch ein paar Stunden ‚Freizeit’ vereinbart. Darin sah Herr Wendig aber irgendwie kein Problem – Freizeit und die Verhinderung von Problemen würden sich ja nicht ausschließen. Die entsprechenden Apps, die einem ständig anzeigten, wo sich jemand gerade befindet, gäbe es ja nicht von ungefähr. Sie dienten der Sicherheit – und wer nichts zu verbergen habe, hätte damit auch kein Problem. Ansonsten hätten er und ihre Begleitung, Frau Schäfer, anderes zu tun, als ständig zu schauen, wo sie sich „herumtrieben“. Das war dann spätestens das falsche Wort gewesen und am Nachmittag hatte der Klassenlehrer schon den Elternpflegschaftsvorsitzenden am Telefon: Das sei doch wohl das Letzte, dass die Schüler jetzt auch noch gezwungen würden, sich ein modernes Smartphone zu kaufen oder zu leihen – und die Totalüberwachung ginge ja wohl gar nicht. Jetzt liegt die Sache bei der Schulkonferenz, die in 14 Tagen turnusmäßig tagt. Dort sollen beide Seiten ihre Argumente vortragen – und anschließend soll eine für die Schule verbindliche Regelung erreicht werden. Wir werden die Entwicklung weiter beobachten.

Aufgaben:

1. Lies dir diesen Bericht in der Zeitung genau durch und markiere die Stellen, die wichtig sind, um zu verstehen, worum es in diesem Artikel geht.

2. Was spricht dafür, dass die Schüler Handys mitnehmen, auf denen man jederzeit sehen kann, wo sie sich gerade befinden?

3. Wo sind mögliche Nachteile bzw. Probleme?

4. Welche Position mit welchen Argumenten würdest du als Schülervertreter in der Schulkonferenz vertreten?

5. Wie siehst du insgesamt die Entwicklung, bei der Menschen über ihr Handy immer mehr Informationen über sich preisgeben?

Hinweise zur Lösung:

1. Lies dir diesen Bericht in der Zeitung genau durch und markiere die Stellen, die wichtig sind, um zu verstehen, worum es in diesem Artikel geht.

Folgende Aspekte spielen eine Rolle:

- Die möglichst intensive und weitgehende Nutzung aller Funktionen von Handys

- Die Problematik der Ortungsfunktion

- Das schwierige Verhältnis von Freiraum und Schutzraum

- Die Frage des Vertrauens und

- der realistischen Einschätzung des Verhaltens der anderen Seite

- Die Frage der Kosten

- Mitbestimmung in der Schule, Aufgabe der Schulkonferenz, aber auch Vertretung von Schülerinteressen

2. Was spricht dafür, dass die Schüler Handys mitnehmen, auf denen man jederzeit sehen kann, wo sie sich gerade befinden?

Es hat natürlich Vorteile, wenn man auf einer Klassenfahrt weiß, wo die einzelnen Teilnehmer sich gerade befinden - es ist ja schließlich keine Privatveranstaltung. Besonders wichtig wird das in Gefahrensituationen. Übrigens kann es auch ganz hilfreich sein, wenn einzelne Schüler gerade nicht wissen, was sie in der Freizeit machen könnten, und dann sehen, wo sich eine Gruppe zusammengefunden hat, es also anscheinend interessant ist.

3. Wo sind mögliche Nachteile bzw. Probleme?

Die Nachteile liegen vor allem im subjektiven Bereich: Man fühlt sich überwacht, hat nicht mehr das Gefühl, für sich zu sein. Dann kann es natürlich auch sein, dass sich die falschen Leute an einen "anhängen" - man wird sie nicht mehr los. Je nachdem, wie die Lehrer ihre Aufgabe wahrnehmen, kann es auch zu unnötigen Konflikten kommen, wenn jeder Aufenthalt "kritisch abgeklopft" wird oder erklärt werden muss.

4. Welche Position mit welchen Argumenten würdest du als Schülervertreter in der Schulkonferenz vertreten?

Hier wird man natürlich vor allem Schülerinteressen vertreten - in Richtung: Wir wollen keine unnötige Kontrolle. Wenn wir Probleme haben, können wir ja anrufen, statt ständig beobachtet zu werden.

5. Wie siehst du insgesamt die Entwicklung, bei der Menschen über ihr Handy immer mehr Informationen über sich preisgeben?

Hier kann man ganz unterschiedliche Positionen einnehmen. Entscheidend ist, wer die Informationen verwendet - und ob man sich dagegen wehren kann. Solange Computer nur schauen, welche Interessen man hat, und dann entsprechende Angebote machen, dürfte das für die meisten Menschen kein Problem sein. Gefährlich wird es immer, wenn Informationen verwendet werden, um auch Einfluss auf Menschen zu nehmen, Macht auszuüben. Ein Beispiel ist die sogenannte Rasterfahndung, bei der Bewegungs- und Verhaltensprofile erstellt werden - und da kann man plötzlich in Verdacht geraten, nur weil man sich etwas ungewöhnlich verhält.

Kein Tor ohne gute Vorlage

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