Читать книгу In zwei Wochen frei - Hendrik Broxtermann - Страница 6
Warum es keine Wunder gibt
ОглавлениеNein, dieses Buch verspricht Ihnen keine Wunder, nur, damit Sie es kaufen. Auch wenn das ganz einfach wäre. Ich habe aber mehr von möglichst vielen positiven Bewertungen. Aber wie ist das denn mit diesen Versprechungen, die Sie bestimmt schon irgendwo gelesen oder in Videoclips gesehen haben? Diese Lockvögel:
“Nichtraucher in nur 3 Tagen!”
“Raucher-Entwöhnung am Wochenende!”
“Nichtraucher in nur 5 Stunden!”
Dass diese Versprechen unredlich sind, zeige ich gleich. Aber warum können solche Organisationen ihre Methoden so heiß bewerben? Vielleicht klappt es ja doch irgendwie, in fünf Stunden rauchfrei zu werden... Nun, ob das geht oder nicht, ist lediglich eine Sache der Perspektive. Es ist Auslegungssache. Und die Frage dabei ist: Sprechen wir über einen Zeitpunkt oder über einen langen Zeitraum?
Die Sache ist ganz einfach. Angenommen, Sie lesen dieses Buch in fünf Stunden durch. Dann sagen Sie: Okay, das war’s, ich rauche nicht mehr. Sie mögen anschließend zwei Wochen kämpfen und sich vielleicht noch lange nicht als Nichtraucher fühlen, aber trotzdem könnten Sie auf die Idee kommen zu behaupten: Ich habe mir in fünf Stunden das Rauchen abgewöhnt.
So gesehen mag das nicht gelogen sein. Aber ist das die Wahrheit?
Was Sie Ihren Mitmenschen mit dieser Behauptung verschweigen: Auch, wenn Sie spontan nicht mehr rauchen, ist damit die körperliche Abhängigkeit von dem Nervengift Nikotin nicht schlagartig beendet! Wie sollte das auch funktionieren? Das Gehirn hat das Nikotin schließlich über Wochen und Monate in seinen Stoffwechsel eingebaut. Wenn dem Gehirn Nahrung fehlt, meldet es: Zuckerspiegel sinkt! Mein Körper hat Hunger! Wenn dem Gehirn Nikotin fehlt, meldet es ganz ähnlich wie bei Hunger oder Durst: Nikotinspiegel sinkt! Ich habe fürchterlich Schmacht auf eine Zigarette!
Während dieser Mechanismus bei Hunger und Durst lebenswichtig ist (und im Normalfall auch dafür sorgt, dass wir nicht ständig essen oder trinken, sondern nur dann, wenn wir es brauchen), ist er bei der stofflichen Abhängigkeit - Nikotin, Heroin, Kokain oder manchmal sogar Schokolade - gestört. Dies ist das Wesen einer abhängig machenden Droge: Durch den mehrfachen Konsum manipuliert sie das Gehirn, und das meldet dann, sobald der Spiegel dieser Droge im Blut sinkt: Hunger! Ich habe Hunger nach diesem Stoff! Ich brauche ihn! So funktioniert Abhängigkeit, und dies erklärt, warum diese Kraft so stark ist - so stark, dass sie dem Verstand die Kontrolle entzieht: Wir wissen, dass Rauchen schädigt. Wir wissen, wie viel Geld wir sparen könnten, wenn es dieses Problem gar nicht gäbe. Da wir schon länger aufhören wollten, wir wissen wir fast alles - und rauchen doch weiter. Weil das Gehirn uns suggeriert: Qualme, oder du quälst mich zu Tode. Dies klingt so grausam. Aber dies ist nichts weiter als eine fette Lüge. Eine, die wir nicht in fünf Stunden aus der Welt schaffen.
Wenn wir nicht essen, verhungern wir.
Wenn wir nicht trinken, verdursten wir.
Wenn wir nicht rauchen, dann …ja, was dann? Dann geht es uns wahrscheinlich einigermaßen mies. Aber wir werden nicht verhungern oder “verschmachten” wir werden nicht sterben, wir werden nicht einmal krank. Ganz im Gegenteil.
Mag sein, dass es wie eine Binsenweisheit klingt , aber diese Wahrheit ist es wert, gedacht und ausgesprochen zu werden: Nikotinentzug macht NICHT krank!
Vielleicht hört man gelegentlich von Rauchern, die angeblich mit dem Spontanentzug gesundheitliche Probleme bekommen haben sollen. Aber erstens sind dies wohl äußerst wenige Fälle, und mir ist in den letzten 30 Jahren nicht ein einiger untergekommen. Zweitens stellt sich selbst dann die Frage, ob diese Probleme nicht eigentlich durchs Rauchen hervorgerufen wurden. Oder ob sie vielleicht nur harmlose Begleiterscheinungen zu Beginn der Rauch-freien Zeit waren. Und letztlich halte ich es auch nicht für abwegig, dass diese Behauptungen lediglich als Alibi für den Rückfall dienten.
Kurzum: Unser Körper braucht das Nikotin NICHT. Auch wenn unser Gehirn uns weismachen will, dass ein Leben ohne Zigarette weniger lebenswert sei als mit. Denn unser armes Gehirn wurde manipuliert. Durch das Nikotin und durch jene, die daran Milliarden verdienen.
Jahrelang wurden wir berieselt mit den Werbebildern aus einer heilen Welt, einer Welt der Freiheit und des Genusses, des Erfolges und der Jugendlichkeit, die angeblich gerade den Rauchern vorbehalten ist.
Stellen Sie sich bitte mal eine Reklametafel auf der Straße vor, auf der ein lächelnder Mann behauptet: “Kokain - mein schneller er Weg zum Erfolg!”
Oder eine junge Frau mit dem Spruch: “Marihuana - ich bin eben cool!”
Das wäre idiotisch, oder? Aber eine Zigarette mit dem “Geschmack von Freiheit” oder sonstwas, die finden die Menschen wohl nicht idiotisch?
Die Tabakindustrie wuchs in der Mitte des 20. Jahrhunderts, als die Menschen andere Sorgen zu haben glaubten - und die Wissenschaft noch nicht dargelegt hatte, wie schädlich das inhalieren von Tabakrauch ist.
Das Bewusstsein hat sich inzwischen grundlegend geändert. TV- und Radiospots, die für Zigaretten werben, sind seit langer Zeit verboten, Zigaretten dürfen nur noch an Erwachsene abgegeben werden und tragen sämtlich überdeutliche Warnungen vor gesundheitlichen Schäden.
Dies kommt nicht von Ungefähr. Der Staat warnt, obwohl er gleichzeitig vorzüglich an der Tabaksteuer verdient. Das heißt ja schon was. Nämlich: Dass eine Gesellschaft von Tabak-Geschädigten volkswirtschaftlich teurer ist.
Andere Drogen hielten erst später Einzug in unsere Gesellschaft, wurden von Anfang an argwöhnischer betrachtet und erhielten damit nie die wirtschaftliche Unterstützung wie der Tabak.
Vielleicht würde die Politik den Tabak tatsächlich so ächten, wie dies bei Drogen der Fall ist, die dem Betäubungsmittelgesetz unterliegen. Wenn nicht …
…Milliarden an Steuermittel schlagartig wegfielen
…tausende Menschen ihre Arbeit in der Zigarettenindustrie verlieren würden
…über 20 Millionen deutsche Raucher sich überlegen könnten, in der nächsten Bundestagswahl
Rache zu nehmen.
Weil es eben genau nicht klappt, in ein paar Stunden vom Nikotinabhängigen zum fröhlichen Nichtraucher zu mutieren.
Obwohl es prinzipiell natürlich richtig ist: Sie brauchen nicht zu rauchen.