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Kapitel 1: Engel des Todes

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Hamburg, Deutschland

Hamburg-Mitte

21.1.03 1:41 a.m.

„Was haben wir?“, fragte Rikarda McGrath den Mann in den Sechzigern, der mit einem kleinen Notizblock in der Mitte des Wohnzimmers stand, als sie die Wohnung betrat.

„Wonach sieht‘s denn aus? Eine junge Frau, tot“, erwiderte Jakob Trikowski und nickte in Richtung des mit einer Folie abgedeckten Leichnams.

„Die Polizei hat sie gefunden, sie sind hier rein, weil die Nachbarn Schreie gehört haben. Wir nehmen an, dass es sich um Angelika Jonson, die Mieterin dieser Wohnung handelt. Sicher können wir das aber erst nach einem Abgleich der Zahnunterlagen sagen. Sie sieht ihrem Ausweis nicht mehr sehr ähnlich.“

Er fuhr sich leicht fahrig durch sein dunkelblondes Haar, das er kurz geschnitten trug und das bereits die ersten Geheimratsecken nicht verbergen konnte. Er wirkte sehr müde.

„Überstunden?“, fragte Rika.

„Ja, kann nicht gut schlafen.“

„Is‘ das so eine Azizail-Sache?“

Jakob Trikowski war kein normaler Mensch, er war ein Azizail, eine Art Werlöwe. Ähnlich wie ein Werwolf war er in der Lage, sich willentlich in eine Tiergestalt zu verwandeln.

„Nein, ich bin nur noch nicht wieder auf der Höhe, nach dem Kampf mit dem Dareath vor einer Woche“, erwiderte er und machte eine wegwerfende Handbewegung. Vor knapp über einer Woche hatten sie gegen einen Mörder und Artefaktdieb gekämpft, da er sich einer Verhaftung widersetzt hatte. Er war vermutlich so schuldig wie man nur sein konnte, auch wenn man ihm die meisten Morde nicht direkt nachweisen konnte, doch er schwieg hartnäckig, nicht einmal seinen Namen wussten sie mit Sicherheit.

Jakob und Rika gehörten beide zu den Venatores Iniuriae, den „Jägern des Unrechts“. Diese Organisation gab es seit den Hexenjagden im Mittelalter, als die Magier und die meisten anderen Geschöpfe, die Magie wirken konnten, wie zum Beispiel Vampire, einsahen, dass sie nicht überleben konnten, wenn sie nicht in den Untergrund gingen.

Es wurden Regeln geschaffen, nach denen sie zu leben hatten, in den Schatten und der Nacht. Zum Wohle und Überleben aller mussten sie sich daran halten.

Aber natürlich taten es nicht alle, weswegen die V.I. ins Leben gerufen wurden. Sie setzten sich zusammen aus den verschiedensten Rassen und Lebewesen, und sie agierten unabhängig von den Interessen der Werwolfstämme, Vampirclans und anderen Vereinigungen. Sie waren Polizei, Vermittler und manchmal, wenn auch selten, Richter.

Rikarda beugte sich zu der Leiche vor und hob vorsichtig die Folie an. Das darunter glich nur noch entfernt dem, was Angelika Jonson vermutlich einmal gewesen war. Dort vor Rika lag eine halb verweste menschliche Leiche.

Rikarda McGrath schloss die Augen. Sie war eine Art Seherin, was die Magie anging. Sie war eine der wenigen Hexen, die Geschehnisse, Emotionen oder auch nur Gedanken, die intensiv genug waren, spüren konnte. Oft hinterließ der Todeskampf einer Person einen Abdruck, den sie noch tagelang in der Magie spüren konnte. Es war, wie wenn jemand in ein Schwimmbecken ging und wild mit den Armen ruderte. Das Wasser konnte noch aufgewirbelt sein, wenn die Person bereits damit aufgehört hatte. Normale Zauberer konnten zwar die Magie um sich herum wahrnehmen, aber nicht so detailliert die Abdrücke, die andere hinterließen. Es war gut möglich, dass hier auch etwas Hilfreiches war.

„Überraschung“, sagte sie nach einer Weile.

„Ein ihr Unbekannter?“

„Ja, aber da ist Unbehagen, es war da, bevor sie angegriffen wurde. Sie hatte ihr Medium zum Fokussieren bereit.“

Ein Medium konnte vieles sein. Meistens war es aber aus Kristall oder Edelstein. Es konnte ein Ring sein, ein Handschmeichler, eine Kette. Ein Medium konzentrierte magische Energien. Zauberkundige Menschen nutzten es, um ihre Kräfte zu bündeln und zu verstärken. Ohne ein Medium zu zaubern war möglich, doch nicht üblich. Es wäre wie mit einer Schusswaffe zu schießen, ohne einen Lauf zu haben. Die Kugel könnte überall hingehen, im schlimmsten Fall den Schützen verletzen.

So war es mit der Magie ebenfalls, wenn sie nicht fokussiert wurde.

„Sie war nicht übermäßig mächtig, aber sicher auch nicht schwach, gehobener Durchschnitt was die potenziellen Kräfte anging. Warum war sie nicht bei den V.I.?“, fragte Rika.

„Keine Ahnung, nicht jeder mit ausreichend magischen Fähigkeiten wird von uns angeworben. Viele wollen den Job nicht, sondern ein einfaches Leben, ohne viel Magie“, erwiderte Jakob.

„Sie aber sicher nicht, schau dir den an“, sagte Rika und wickelte etwas von dem Kristall am Handgelenk der Leiche frei.

„Das ist Jaspis, oder? Das Material, meine ich. Was für eine Prägung?“, fragte Jakob. Jaspis wurde oft als Fokuskristall genommen für Zauber, die gegen andere gelenkt wurden. Er war besser dafür geeignet als viele andere.

„Eine Haglaz-Rune, gut geeignet, um Zauber wie den Schnitter einzusetzen, sorgt für gute Präzision“, sagte Rika.

Der „Schnitter“ war ein spezieller Zauber, der ungefähr die Wirkung eines Schwertstreiches hatte. Die Hand vollführte eine schneidende Bewegung und an der gewünschten, oft nicht allzu weit von der Hand entfernten Stelle war es so, als hätte ein unaufhaltsames Schwert geschnitten. Dieser Zauber war äußerst schwierig, denn bei falscher Anwendung konnte großer Schaden entstehen, vor allem, wenn Mitmenschen unbeabsichtigt und ohne einen magischen Schild aufzubauen einen abbekamen. Es war ein normalerweise rein offensiver Zauber.

„Sie war keinesfalls eine normale Zauberin, denke ich“, sagte Rika.

„Da hast du, denke ich, Recht, ja. Mit so etwas läuft zumindest in Europa in einer Großstadt eigentlich niemand rum, der keinen Grund dazu hat. Vielleicht hatte sie Feinde?“, spekulierte Jakob.

„Lass uns ins Büro fahren und die Spurensicherung den Rest übernehmen lassen“, beschloss Rika und die beiden wandten sich von der Wohnung ab.

*

Hamburg, Deutschland

Irgendwo in der Nähe des Rathauses

Hauptquartier der V.I.

21.1.03 4:23 p.m.

Rikarda und Jakob saßen in ihrem kleinen Büro, tief unter Hamburg im geheimem Hauptquartier der V.I.

„Und, was gefunden?“, fragte Rika müde. Bisher wussten sie nur, dass Angelika Jonson existierte, oder zumindest existiert hatte, mehr war im internen Netzwerk der V.I. nicht registriert.

„Nein, scheinbar wurde sie geboren, grundlegend ausgebildet und lebte vollkommen unauffällig, niemals in Konflikt mit dem Gesetz. Hatte auch eine Lizenz für den Jaspis, völlig legal erworben und registriert“, erwiderte Jakob müde. In diesem Moment klingelte das Telefon.

„Trikowski“, sagte er, als er den Hörer nahm. Er lauschte einen Moment, dann sagte er: „Ist gut, wir kommen“, und legte auf.

„Wer war es?“, fragte Rika.

„Dr. Reikel“, erwiderte Jakob. Dr. Tamara Reikel war eine der leitenden Ärzte in der Krankenabteilung der V.I. und sie machte die Obduktionen.

„Hat sie etwas?“

„Sie sagte nur, wir sollen rüberkommen, mehr nicht, sie schien schwer beschäftigt“, erwiderte Jakob und stand auf.

Die Krankenstation war ein Teil des Hauptquatieres. Sie nahm mehr oder weniger eine ganze Etage der Anlage der V.I. ein.

*

Nach einem kurzen Fahrstuhlaufenthalt betraten Rika und Jakob den zentralen Flur der Krankenstation, an dessen Ende die Leichenhalle lag. Dr. Reikel erwartete sie bereits.

„Ah, die Ermittler, sehr schön. Erst einmal, diese Frau ist definitiv Angelika Jonson, oder sie hat zumindest ihre Zähne“, erklärte Dr. Reikel. Sie war eine ältere Frau und ihre Haare waren mit kleinen Stäbchen in einer Weise hochgesteckt, die etwas Asiatisches hatte. Ihre Halbmondbrille baumelte an einem Band um ihren Hals.

„Weitere Informationen?“, erkundigte Rikarda sich etwas ungeduldig.

„Sie wurde, wie die anderen beiden Opfer diese Woche, nicht einfach nur getötet“, erklärte Dr. Reikel. „Ich habe nun endlich beide bekommen, irgendwer hatte geschlampt, weswegen es Verzögerungen gab. Also, genau genommen ist sie an einem Herzinfarkt gestorben, wie die anderen beiden auch. Man hat ihr bei vollem Bewusstsein jegliche magische Energien ausgesaugt, in einer Geschwindigkeit, die ihren Organismus zusammenbrechen ließ“, erklärte Dr. Reikel.

„Magische Energien ausgesaugt? Wie?“, fragte Rika.

„Welche anderen beiden?“, fügte Jakob hinzu. Dr. Reikel reichte ihm zwei Akten von einem Tisch.

„Die beiden sind in den letzten Tagen hier gelandet, wegen Herzinfarkten und magischen Rückständen, weswegen ein Tod durch Magie erwogen wurde. Ich habe sie erst heute Morgen bearbeitet. Ihnen wurde die Magie entzogen, allen, denke ich. So etwas ist nicht einfach und meines Wissens gab es in der Geschichte Europas nur eine Handvoll nachgewiesener Fälle, in denen Magier oder magisch Begabte dazu tatsächlich in der Lage waren.

Wir alle können die um uns befindliche Magie manipulieren, wie Sie wissen. Die ‚Macht‘ eines Magiers definieren wir am Grad dessen, wie sehr er die magischen Felder um sich manipulieren kann, und vor allem wie lange. Den größten Teil der dafür benötigten Energie nehmen wir aus der Magie selbst. Es ist ein unbewusster Vorgang, wir entziehen ihr ein gewisses Maß an Energie. Das ist zum Beispiel der Grund, warum wir ein deutlich höheres Alter erreichen als normale Menschen. Wenn nun ein Magier einen zu mächtigen Zauber anwendet, dann...“, führte Dr. Reikel aus und schaute die beiden Ermittler auffordernd an.

„Dann stirbt derjenige im schlimmsten Fall, das ist Allgemeinwissen“, beendete Jakob den Satz. „Das habe ich einmal gesehen. Der Betroffene hat eine dermaßen große Illusion geschaffen, dass er binnen Sekunden alterte und bereits begann zu verwesen, der Zauber hingegen wurde lange genug aufrecht gehalten.“

„Exakt, ist die Kraft, die benötigt wird, größer als das, was der Magier kontrolliert aus der Umgebung zieht, bedient er sich der größten, naheliegensten Kraftquelle, die in der Regel er selbst darstellt. Der Körper leidet dabei enorm, was äußerlich wie ‚altern‘ wirkt, wobei der genaue Zusammenhang zwischen Zellregeneration und Magieanwendung noch nicht geklärt wurde, aber um beim Thema zu bleiben, jemand entzieht magische Energien entweder, um seine eigenen aufzufüllen, oder... ich weiß nicht, vielleicht um seine Zellregeneration zu steigern?“, beendete Dr. Reikel ihren Vortrag.

Rika fand, dass sie immer etwas lehrerhaftes bekam, wenn sie erklärte, angeblich hatte Dr. Reikel jahrelang unterrichtet, doch gab es über ihre Vergangenheit nur Gerüchte.

„Das heißt, jemand tötet sie entweder, um sein magisches Potential zu steigern, oder um, naja, jünger zu werden?“, fragte Rika.

Dr. Reikel nickte. „Anzunehmen, ja.“

*

Sie gingen zurück in ihr eigenes Büro.

„Wer kommt in ein abgeschlossenes Zimmer, das so weit über der Straße liegt, ohne eine Feuerleiter?“, fragte Rika an Jakob gerichtet.

„Es muss jemand sein, der selbst von Natur aus fliegen kann, oder gut klettern, denn mit magischer Hilfe würde ein Durchschnittsmagier sicher so viel verbrauchen, dass sich das Töten der Frau gar nicht wirklich lohnt“, erwiderte dieser.

Rika nickte. „Gargoyles?“

„Wäre möglich, aber wer? Viele gibt es nicht in der Stadt, ich nehme an vier oder fünf“, erklärte Jakob. Während sie ihr Büro betraten, ging ein Mann mit langen dunklen Haaren an der Tür vorbei. Alexander Stein, der Rika schon öfter mal geholfen hatte.

„Alex, kannst du drei Gargoyle-Alibis mit Doro überprüfen gehen?“, fragte ihn Jakob. „Ich schick dir kurz eine Mail mit unserer Fallakte.“

Alex nickte. „Klar, kein Problem, haben im Moment viele Berichte zu schreiben. Ich bin froh um jede Ausrede, mal raus zu kommen.“ Dann rauschte er schon wieder davon, dieses Mal in Richtung seines Büros.

*

„Drithiel?“, rief Rika laut, als sie am Fuße des St. Michaels Kirchturms standen. Der Mond schien fahl und auf einmal löste sich von der Wand des Gebäudes etwas. Rika hatte es erst für eine Verzierung gehalten, denn es war viel zu weit oben, um es genau zu erkennen. Doch nun sah sie, dass es ein Gargoyle war, ein fast drei Meter großer Vertreter seiner Spezies. Er glitt mit ausgefalteten Schwingen zu ihr herab und landete anmutig kniend vor ihr. Als er sich erhob, konnte sie sehen, dass sein Gesicht schwer gezeichnet war, mehrere lange Narben waren auf seiner linken Wange zu sehen. Er trug kaum etwas außer eines alten dunklen T-Shirts und einer ausgeblichenen Stoffhose.

„Venator, Ihr habt nach mir verlangt?“, sagte er mit einer kratzigen Stimme, in der Ablehnung mitschwang. Er war schwach magisch begabt, laut den Akten, deswegen, nahm Rika an, hatte er von Anfang an gespürt, dass sie eine Jägerin war. Das war extrem selten bei Gargoyles, eine magische Begabung war im Regelfall nicht vorhanden, und wenn sie einer hatte, war es nicht gesagt, dass er sie vererbte. Bei einer magisch stark begabten Frau wie Rika war davon auszugehen, dass, sollte sie Kinder haben, diese ihre Begabung erben würden.

„Venator Rikarda McGrath, ich muss Ihnen ein paar Fragen stellen. Wo waren Sie in der Nacht des 20.1.?“, begann sie.

Seine Mimik wurde noch ablehnender und wirkte wegen seiner granitfarbenen Haut wie aus Stein gemeißelt.

„Hier, dort, irgendwo über der Stadt“, erwiderte er. „Es ist nicht so, dass unsereins heutzutage viel zu tun hat. Ihr Magier seid die Glücklichen mit den Gesichtern der Menschen, selbst die Vampire können sich unter sie mischen, doch wir? Was sollen wir tun? Wir sind die ungewollten Stiefkinder.“

Rikarda schwieg einen Moment. Insgeheim stimmte sie ihm zu, die Gargoyles waren seit jeher die Minderheit gewesen, die seit dem Mittelalter zunehmend weniger Lebensraum besaß.

„Also haben Sie kein Alibi?“, fragte sie.

Er schüttelte den Kopf. „Nein“, erwiderte er. „Für die Nacht des Thanatos habe ich niemanden, der für mich aussagt.“

„Nacht des Thanatos?“

„So nennen wir ihn hier, er ist doch jener, den Ihr sucht.“

„Wie meinen Sie das?“

„Thanatos kommt und holt sich die Magier, die es verdienen. Er ist ein Neuling hier, er kam, um sein Volk zu befreien, so flüstert man in den Schatten. Soll er es versuchen“, erklärte Drithiel und wandte Rika den Rücken zu. „Wenn Ihr mich bitte entschuldigen würdet, Ihr habt nichts in der Hand gegen mich, ich kenne mein Recht, Jägerin“, sagte er und spannte seine Flügel. Mit zwei gewaltigen Flügelstößen erhob er sich in die Luft.

Rika zog ihr Handy und wählte die Nummer von Jakob, es hatte keinen Sinn den Gargoyle zu verfolgen, er hatte Recht. Rechtlich konnte er gehen, solange sie nichts in der Hand hatte.

„Jakob, hast du was herausgefuden?“

„Hey Rika, nein, der war eine Sackgasse, mein Gargoyle hat ein Alibi, genauer sogar vier. Deiner?“

„Er hat keins, aber das reicht nicht für einen Verdacht. Sag mal, er hat da was erwähnt, was weißt du über Thanatos?“

„Thanatos? Thanatos... Das ist irgendein Gott des Todes, ich würde sagen griechische Mythologie. Einige der Thurul führen sich auf ihn zurück, oder?“, erwiderte Jakob. Rika fiel es wie Schuppen von den Augen.

„Es war ein Thurul“, erklärte sie. Wieso war sie nicht gleich darauf gekommen? Die Thurul waren eine Rasse, die optisch wie Menschen aussahen, manche waren magisch begabt, manche nicht, doch hatten sie alle Adlerschwingen, die ihnen aus dem Rücken wuchsen. Sie waren in mehrere religiöse Richtungen gespalten, einige von ihnen behaupteten, sie wären die Kinder von Engeln und Menschen. Unter den Magiern war aber die These weiter verbreitet, dass Engelserscheinungen meistens auf Begegnungen mit Thurul zurückzuführen waren.

„Ein Thurul? Wie kommst du darauf?“

„Er kann fliegen, ohne Probleme ins Apartment kommen und ist schwach magisch begabt, und Drithiel, mein Verdächtiger, meinte, dass man sich erzählt, dass Thanatos hier wäre, um sein Volk zu befreien", erklärte Rika ihre These.

„Okay, warte bei der Kirche, ich hol dich dort ab, ruf du schonmal in der Zentrale an.“

Rika legte auf und wählte die Nummer von Dorothea, der Partnerin von Alexander Stein. Sie hoffte darauf, das sie gerade in der Zentrale sein würde. Sie und Alex hatten bereits drei Gargoyles überprüft, ohne Ergebnis.

„Doro“, meldete sich eine genervte Stimme.

„Hey, ich bin‘s, Rika, schau bitte einmal im Zentralrechner nach Thanatos.“

„Okay, warte“, erwiderte Doro und man hörte das Klacken ihrer Tastatur. „Also, Thanatos ist ein Totengott der griechischen Mythologie, in älteren Überlieferungen wie bei Homer hat er noch keine bestimmte Gestalt, andere Quellen sprechen von einem Knaben mit schwarzen Flügeln. Bei den Thurul gibt es zwei große Glaubensrichtungen, die eine ist eher christlich geprägt, bzw. jüdisch, und sie geht davon aus, dass die Thurul von Engeln abstammen; die andere Richtung glaubt daran, dass sie die Kinder Thanatos‘ sind und er eines Tages zurückkommen würde, um die Thurul zu einen und sie zu neuem Glanz zu bringen. Hier ist ein Vermerk, dass in Londinium eine Sekte, die diese Ansicht hat, seit einer Weile extremen Zulauf hat und auffällig wurde, da sie sich benehmen, als wäre tatsächlich Thanatos zurück. Hilft dir das?“

„Ja, danke, das hilft mir irgendwie sicher, ich melde mich später noch einmal“, erwiderte Rika und verabschiedete sich. Sie hörte einen Wagen und sah Jakob in einem Firmen-VW-Bus neben ihr halten.

„Wohin? Ins Hauptquatier?“, fragte Jakob sie, als sie einstieg. Rika nickte. „Ich muss in die Zentrale, mit Jana reden, ich hab einen Verdacht, wer der Mörder ist. Wenn ich Recht habe, ist die Nummer etwas größer als mir lieb ist.“

Sie fuhren auf direktem Weg zurück ins Hauptquartier und unterwegs erklärte Rika Jakob ihre Idee.

Sie hatte gerade geendet, als sie den Flur zu Jana Skolwaskis Tür betreten hatten. Jana Skolwaski war die Leiterin der V.I. in Hamburg und für den ganzen Norden Deutschlands und andere Teile Europas. Alles, was lief, lief über sie. Sie kam ihnen entgegen.

„Rikarda, wieso so eilig?“, fragte Jana. Sie legte den Kopf etwas schief und Rika spürte etwas. Sie wusste nicht was, doch sie ahnte, dass es ein Zauber Janas gewesen war.

„Es hat also mit mir direkt nichts zu tun“, stellte Jana fest. Rikarda fragte gar nicht erst, dass ihre Chefin auch Gedanken lesen konnte, munkelte man schon lange, dass sie es aber einfach so tat, wusste sie nicht.

„Ich brauche Hilfe bei einem Fall, Frau Skolwaski“, begann sie. „Wir haben inzwischen drei Morde, deren Mörder vermutlich derselbe ist. Die Opfer sind alle Magier, denen alle Magie entzogen wurde. Sie starben alle an daraus resultierenden Herzinfarkten und eine von ihnen wurde in einer von innen verschlossenen Wohnung gefunden, der Täter muss durch das Fenster eingedrungen sein, wir denken, es war ein Gargoyle oder ein Thurul. Wenn es ein Thurul war, könnte es mit den Gerüchten in der Stadt zu tun haben, dass Thanatos die Gegend unsicher macht.“

„Die Idee ist nicht schlecht, doch mangelt es hier an Beweisen. Nur weil nichts dagegenspricht, ist es noch lange nicht brauchbar“, erklärte Jana.

„Wir haben aber auch keinen besseren Verdacht, ich habe nicht die geringste Idee, was wir tun können. Der Mörder läuft noch immer frei herum und doch sind wir ratlos. Ich möchte hiermit offiziell eine Erhöhung der Patrouillengänger beantragen“, erklärte Rikarda.

„Sie denken, dass wir ihn so erwischen können?“

„Es ist ein Strohhalm zum Festhalten, aber es ist besser als ein freier Mörder, der jedes Mal, wenn er uns entwischt, stärker wird durch die Magie, die er seinen Opfern entzieht. Vielleicht sieht ja jemand etwas“, erwiderte Rika.

„Gut, von mir aus, ich leite es entsprechend in die Wege. Allerdings sind wir sowieso schon gut ausgelastet, das bedeutet Überstunden. Da Sie beide bei diesem Fall sowieso vorerst nicht weiterkommen, denke ich, dass Sie auch eine andere Aufgabe erfüllen können. Raten Sie mal, welches Ermittlerduo diese Nacht auch eine zusätzliche Schicht schieben wird“, sagte Jana, während sie einen Vermerk in der Mappe machte, die sie mit sich herumtrug. Rika verkniff sich mit den Augen zu rollen. Jana tat das einerseits als Stichelei, da sie den Fall nicht lösen konnten, andererseits vielleicht aber wirklich, weil sie zu wenig Jäger hatten, um die Patrouillengänge zu erhöhen.

Es würde sicher eine lange Nacht werden.

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