Читать книгу Kuss einer Schlange - Henning Jason - Страница 10
ОглавлениеDie Schuld
Im Schimmer des diffusen Lichts, im Regen, in den Pfützen, ahnt man mehr, als dass man etwas sieht.
Blut! Viel Blut!
Es ergießt sich in die Pfützen. Will im Boden versickern. Breitet sich auf dem Betonboden aus. Vermischt sich mit dem Wasser in den Pfützen. Mit dem Ölfilm darauf.
Auch die weißgelbliche Masse ergießt sich in das Blut.
In das Wasser, in die Pfützen.
Auf den Beton.
Gehirnmasse. Blut.
Aus dem gespaltenen Schädel. Mit einer Axt gespalten.
Mit kräftigen Hieben gespalten.
Mit wahnsinnigen Hieben. Hass ist Wahn. Liebe ist Wahn. Wahn ist Hass.
Die Gestalt, die am Boden liegt, gekrümmt, ist regungslos. Leblos. Kopflos. Fast kopflos.
Die Gestalt die darüber kniet, atmet. Atmet schwer.
Erhebt sich. Taumelt. Wahn hat sie gepackt. Irrsinn!
Die Gestalt wirft etwas weg.
Etwas was aussieht wie eine Axt. Es ist eine Axt.
Die Axt.
Blutverschmiert. Voller Gehirnmasse.
Voller Knochensplitter.
Die Gestalt fängt an zu rennen, schneller, schneller.
Strauchelt. Stürzt. Richtet sich wieder auf.
Strauchelt erneut. Kniet. Mit erhobenen Händen.
Gegen den Himmel gestreckte Hände.
Blutverschmierte Hände. Besudelte Hände.
Besudelt mit Blut, mit Hass, mit Schuld.
Wirklich Schuld?
Ist die Gestalt wirklich schuld?
Ist sie nicht vielmehr Opfer? Opfer der Umstände?
Opfer der Liebe? Opfer des Hasses?
Wer will hier urteilen? Urteilen ohne die Gründe zu kennen.
Gibt es überhaupt Gründe für diese Tat?
Gründe schon. Aber keine Rechtfertigung. Oder doch?
Für Alle nicht.
Für die Gestalt doch.