Читать книгу Der Genesis - Henriette - Angela Richter - Страница 3

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Bitte, es ist unglaublich wichtig.

Alles begann ganz harmlos in Russland,

in dem Steppen-Gebiet von Borshchovochnyy Khrebet, zwischen den beiden Städten Chita und Skovorodino, nicht weit entfernt von der großen chinesischen Mauer. Eine weite, anscheinend niemals endende Landschaft, mit ausgedehnten, saftig grünen Wiesen, blühenden Tälern, lang gezogenen kleineren Bergketten, dichten Wäldern, Wüsten und Sumpfgebieten.

Eine intakte, faszinierende, wunderschöne Pflanzenwelt, die ihre unzähligen Tiere noch nährte. Meine persönlichen Favoriten dort, waren die bunten, vielfältigen und bizarren Drachenfliegen. Jeden Tag ein traumhaft schönes Natur-Schauspiel, so wirkte es jedenfalls auf mich!

Professor Demostenes Tsansikodos, war der Leiter dieses Unternehmens. Spontan wurde er von uns einfach umbenannt, in Tsatsiki. Der Professor tolerierte es, mit einem weinenden und einen lachenden Auge. Trotz seines fortgeschrittenen Jahrganges, war er ein sehr trickreicher, agiler, drahtiger Grieche, dem man so leicht nichts vormachte. Sein Aussehen erinnerte eher an einen Rodeo-Cowboy, als an einen erfahrenen Archäologen. Er war ungefähr ein Meter siebzig klein, hatte etwas längeres, grau meliertes Haar und trug stets einen Western-Hut. Schon sein halbes Leben lang, jagte dieser Mann, einem Mythos hinterher. Professor Tsatsiki suchte nach Spuren, der legendären Armee des Todes und ihrem General Chaos. Diese Besessenheit brachte uns hierher. Warum der Professor nach handfesten Beweisen ihrer Existenz suchte? Das fragten wir Tsatsiki auch und so erzählte er uns seine Geschichte, in einer regnerischen, kalten, russischen Nacht, bei einem wärmenden Lagerfeuer, heißem Kaffee und wie fast immer Dosenfutter, nein…, nicht die allbekannten Bohnen, …. Ravioli!

In seinen jungen Jahren, wann immer dass wohl war, arbeitete Tsatsiki für das griechische Museum der Antike, in Athen. Erst kurz zuvor hatte er sein Studium erfolgreich absolviert, da schickte man den noch unerfahrenen Archäologen zu einer Ausgrabung nach Sparta. Tsatsiki wurde damit beauftragt, die Überreste einer alten spartanischen Schmiede zu durchforschen. Er war gerade damit beschäftigt, eine dicke Schicht aus Geröll und Schutt zu entfernen, als sich einige Steine selbstständig machten. Ein Spalt in der Wand tat sich auf und im Schein seiner Taschenlampe kam etwas zum Vorschein, dass ihn sehr bedrohlich ansah. Ganz vorsichtig, nur mit den bloßen Händen, grub der griechische junge Mann einen eigenartig aussehenden, maskenhaften Helm aus. Tsatsiki erinnerte sich noch ganz genau daran, wie verwundert er damals war. Der Helm bestand aus einem ihm bis dahin unbekannten gleißend, ölschwarzen Metall, das sich wie warmes, weiches Leder anfühlte. Der Schmied der Antike, hatte sein neuestes Meisterwerk nicht mehr vollenden können. Eine fünfzehn Zentimeter lange, längliche Öffnung, von der Mitte des Kopfschutzes aus, zum Rücken hin gehend, wartete vergeblich auf ihre typische rote Bürste. Ein spartanischer Helm mit einer geschlossenen Maske, eine Weltsensation. Überstürzt eilte jung Tsatsiki nach Athen, um sein Fundstück zu präsentieren. Kurze Zeit später, verschwand dieses Objekt, auf merkwürdiger Weise aus den Archivkellern des Athener Museums. Schon damals, war unser Professorchen gerissen und sehr gewissenhaft. Tsatsiki hatte nämlich detaillierte Fotografien dieses Helmes angefertigt, bevor er ihn an das Museum abgeben musste. Die schon ein bisschen vergilbten, abgegriffenen Bilder trug er seitdem, stets bei sich und so konnten auch wir, uns den Helm genauestes ansehen. Der Kopfschutz war ein Meisterstück, spartanischer Schmiedekunst. Die recht schräg heraus gearbeiteten Augenpartien, ließen den Helm sehr bösartig wirken. Das Visier bedeckte fast das komplette Gesicht des Trägers, bis auf das untere Teil, der Mundpartie. Eine unnatürliche sehr spitze Nase, vollendete das Bild, jemand sehr grausamen gegenüber zu stehen. An der besagten Nase, konnte man das Visier in der Mitte öffnen und die Hälfte des Gesichtsschutzes, zur Seite hin aufklappen. Zum Vorschein kam eine vollständige zweite Nase, die zu der anderen Hälfte des Gesichtsschutzes gehörte. Im Inneren des Kopfschutzes eingearbeitet, befand sich das Emblem, des Königs Leonidas und ein Wappen, dass die Worte General Chaos enthielt. Ferner erzählte Professor Tsatsiki, dass er einige Jahre später, zwecks Recherchen, im Kellerarchiv des ägyptischen Museum in Kairo, an seiner Doktorarbeit schrieb. Dort fiel ihm ein alter, ziemlich lädierter, kaum noch lesbarer Papyrus vom Ramses II in die Hände. Unser Alterchen behauptete, auf dem modrigen Altertumspapier, eine Nachricht von Pharaos Ramses an seinen General Chaos und dessen Armee des Todes, entziffert zu haben. Angeblich handelte es sich hierbei, um ein Erlaubnisschreiben, dass auf Anfrage des General Chaos hin, den Feind angreifen zu dürfen, erteilt wurde. Spätestens ab hier, fingen auch wir, an zu Zweifeln, ob die Geschichte von Tsatsiki, der Wahrheit entsprach. Ramses II und König Leonidas?

Das sind über siebenhundert Jahre Unterschied. So alt wird kein Schw … ich meinte, niemand. Ramses II fristete sein Dasein um etwa 1303 bis 1213 vor Chr. und König Leonidas fiel mit seinen Männern am Thermophylenpass, im Kampf gegen König Dareios aus Persien, zirka 480 vor Chr. Nach dem König Leonidas erkannte wie aussichtslos seine Lage war, schickte er den größten Teil der Armee zurück, laut den Herren Geschichtshistorikern handelte es sich hier bei um fünftausendzweihundert Mann, sie sollten das Volk, die Königin und seinen einzigen Sohn, in Sicherheit bringen. König Leonidas behielt nur neunhundert Krieger bei sich, darunter seine stolzen und berühmten dreihundert Spartaner. Die siegreiche persische Armee hingegen, soll eine Kampfkraft von einhunderttausend Mann besessen haben. Soldaten aus anderen Völkern, die der Perser bereits unterworfen hatte.

„ Fair Dareios, wirklich fair, da kann ich auch den Mächtigen raushängen lassen!“

Also musste unser Professor wohl damit leben, das seine archäologischen Kollegen und diverse geschichtliche Historiker, sich über ihn lustig machten. Keiner von ihnen glaubte an die reale Existenz, dieses rätselhaften General Chaos und seiner unschlagbaren Armee. Tsatsiki erntete seitdem nicht nur schallendes Gelächter, man drückte ihm nun auch immer die unbequemen, ungewollten Studenten aufs Auge, die den anderen Gelehrten missfielen, wie zum Beispiel uns!

Jeremy Hawk Manson, der 24 jährige, ein Meter neunzig große indianisch - amerikanische Jamaikaner, hat schwarze lange Raster-Haare, ist hartnäckig, streitsüchtig, immer hungrig und mächtig Stolz auf seine Abstammung. Trotz seines unbändigen Appetits, besitzt er einen tollen muskulösen Body.

Rene Laroche, Franzose 23 Jahre alt, ein ausgeschlafener Technik und Elektronik Freak, mit blonder, wilden Wuschelmähne. Sein bester Freund ist die Schnelligkeit, wenn es die Situation erfordert, seinen Hintern, aus einer misslichen Lage zu ziehen. Einen halben Kopf kleiner als Jeremy, ich schätze…ein Meter fünfundsiebzig und Muskeln sind für ihn ein Fremdwort.

Und natürlich meine Wenigkeit.

Tamashi Asuka, 23 Jahre jung und stamme aus der altehrwürdigen japanischen Stadt Kyoto. Studentin der Archäologie, schon immer extrem neugierig, entschlossen, ein bisschen verrückt und besonders schlagkräftig. Eben eine blonde moderne Japanerin mit blauen Augen. Nein nicht gefärbt, in meiner Ahnenkette geistert eine Schwedin umher. Bei mir ist sie wohl wieder hervorgekommen! Nur nicht bei der Größe, die ist asiatisch angepasst. Seuftz, … sie ist sogar noch darunter, ein Meter achtundfünfzig. Wegen der geringen Größe und der Tatsache, dass ich ohne Vater aufwachsen musste, ärgerten mich die Mitschüler fast täglich. So brachte mir mein Großvater, bereits im zarten Kindesalter die asiatischen Kampfkünste bei, um das Selbstbewusstsein zu stärken und mich gegebenenfalls verteidigen zu können. Was mir heute zu gute kommt.

Vor einer Weile bekam die Besessenheit, unseres Professors, neuen Antrieb. Tsatsiki erhielt Post von einem befreundeten chinesischen Bauern, Lie Sho Fang, aus dem Gebiet von Jilin, nahe der Stadt Chang Chu. Er fand während der Feldarbeit auf seinem Acker, Knochen von einem Reiter und dessen Pferd. Unter dem Skelett des Tieres, lag eine alte Ledertasche, deren Inhalt aus beschrifteten Tontafeln bestand. Der eigentliche Empfänger der gebrannten Nachrichten war ein grausamer Barbaren Fürst namens Atosha der Schlächter. Der trug laut russischer Frühgeschichte, diesen Namen zu Recht. Er soll auf brutalster Weise sein Volk geführt haben. Seine Leidenschaft war die Gewalt, er liebte bösartige, blutige Spiele wie … hungrige Kinder und Hunde um ein Stück Fleisch kämpfen zulassen. Massenkämpfe bis nur noch einer übrig blieb und die Menschenjagd, besonders wenn es sich hierbei um seine eigenen schwangeren Frauen handelte. Angeblich, verzehrte dieses Monster nach der erfolgreichen Jagd, seine noch ungeborenen Kinder. Dieser widerwärtige Typ, soll eine Statur von unglaublichen zwei Meter dreißig besessen haben und die Kraft eines Kodiakbären. Alle Tontafeln sind mit dem Siegel des Ministers Lao Chen versehen. Er war der erste Berater im Staate des Kaisers Jin Yuandi, der um das Jahr 317 bis 323 nach Chr. über China herrschte. Auf ihnen stand geschrieben: ,,Deine Drohungen und Forderungen, die du aussprachst zeigen Wirkung, unser Plan trägt Früchte. Der Kaiser ist verunsichert und bat den japanischen Tenno Ninto Ku, um militärische Hilfe. Dieser schickt nun sein unbesiegbares Heer, den Taisho (dass japanische Word für General) Chaos und die Armee des Todes. Sie sind bereits auf den Weg zu dir. Halte dich an unsere Vereinbarung und übergib mir den Taisho lebendig, dann bekommst im Austausch für ihn, den Thron Chinas.“Wir alle sahen diese Tontafeln und konnten es doch kaum glauben. Falls sich dass bewahrheitete und es sich hier wirklich um den gleichen General handelte, wie bei Pharao Ramses II oder König Leonidas, dann wäre er ein echt alter Kerl von über eintausendfünfhundert Jahren.Da unser Professor in Geschichte sehr vielseitig bewandert ist, erkannte er schnell, dass diese Zusammenkunft jener Schlacht, in diesem russischen Gebiet, statt gefunden haben musste und zwar direkt hier, auf diesem Boden, auf dem wir standen oder zu mindestens ganz in der Nähe. Seit Tagen krochen wir schon, meistens auf allen Vieren, durch die idyllischen Wiesen und suchten nach Hinweisen und sonstigem. Wobei das Sonstige überwiegte, ….. Käfer, Würmer, Spinnen, igitt! Schade, das Jeremy kein Insektenfresser ist, er wäre hier täglich satt geworden! Allmählich konnten wir keine Gräser, Blumen, Farne und vor allem Krabbler mehr sehen. Wir freuten uns auf den kuscheligen, warmen Schlafsack. Nur noch was essen, einen heißen Kaffee oder Tee und dann….abhorchen. Aber wie an fast jeden Abend, wenn die Dämmerung herein brach und es etwas kühler wurde, musste Rene vor dem zu Bett gehen, noch etwas Dringliches erledigen!Ein greller Aufschrei lies uns erschreckt hochschnellen, …Rene, das war Rene, sofort rasten wir mit unseren voll aufgedrehten Taschenstrahlern, aus dem Küchenzelt. Hinaus in die doch recht dunkle, kühle Nacht, den Hilfeschreien entgegen. Tsatsiki kam als Erster, an das feuchte und moorastige Örtchen, des Geschehens. Sein ernster Gesichtsausdruck, verformte sich zu einem hämischen Grinsen. Rene der Tollpatsch, steckte mit herunter gelassenen Hosen, im Sumpf fest. Das Gelächter schalte bestimmt Meilenweit durch das Tal. Jeremy holte rasch ein Seil und zog ihn heraus. Als Rene mit hochrotem Kopf versuchte, sein bestes Teil wieder zu bedecken, verhinderte dies ein dreckiger, feuchter Klumpen Sumpfmatsche. Rene packte gleich danach und schleuderte ihn zu Boden. Ein metallisch klingender Ton ließ unsere Augen, weg von nackten Tatsachen, hinüber zum braunen Klumpen eilen. Da ich ein nettes, sehr neugieriges Mädchen bin, hob ich die Matsche auf und drückte sie dem Professor in die Hände. Anschließend wollte ich meine schmutzigen Finger an Jeremys T-Shirt abwischen, da traf mich der böse Blick von Manitu. Habe es dann doch lieber nicht versucht und nahm stattdessen russisches Insekten-Gras. Der Professor eilte mit dem Klumpen Dreck in das Küchenzelt, wir hinterher. Dort angekommen, macht sich Tsatsiki gleich daran das Objekt vom Dreck zu reinigen. Jeremy wendete sich gelassen wieder seiner Hauptbeschäftigung zu …. mampfen und ich versuchte, mit Rene, ein äußerst diplomatisches Gespräch zu führen. Es interessierte mich brennend, wo man eine solch grässliche, kakifarbene Unterhose herbekommt. Unser inniges Gespräch verstummte, als wir bemerkten das Jeremy, seine Nahrungsaufnahme nicht weiter führte, sondern diese nur noch sehr unzerkaut aus dem Mundwinkel hängen ließ. Er starrte in Richtung des Professors. Auch wir drehten blitzschnell die Köpfe in seine Richtung. Tsatsiki saß zu uns hin gewand und hielt in seinen zitternden Händen einen mysteriösen ölschwarzen spartanisch aussehenden Helm. Ein vollkommenes Ebenbild dessen Fundstück, das Tsatsiki einst in Sparta gefunden hatte. In rasanter Geschwindigkeit räumten wir den Tisch ab, holten die alten Bilder und Vermessungsdaten, aus des Professors Ledertasche, um den eindeutigen Beweis dafür mit eigenen Augen zu sehen. Unglaublich, der Kopfschutz schien identisch zu sein, bis auf das Emblem eines Herrschers, an diesem Helm fehlte es. Ebenso das Wappen des Chaos, es war nicht vorhanden. Aber die schrägen, finster dreinblickenden Augenpartien und die lang gezogene Öffnung für den roten bürstenartigen Helmschmuck, waren vorhanden. Allgemeines Staunen, … wurde dieser Helm auch nicht fertig geschmiedet? Wir konnten uns nicht vorstellen, dass ein Krieger, mit halbfertigem Helm in eine Schlacht zog. Ergo, wozu diente die lange Rille? Die verrücktesten Dinge kamen uns in den Kopf, ein Horn, zur innerlichen Abkühlung! Hier, die Powerfrau mit Köpfchen wusste wohl die beste Lösung …. Haare.

Schließlich kam das Heer aus Japan, General Chaos und seine Mannen besaßen bestimmt prächtige lange Haare, die durch diese Öffnungen gingen und jedem seinen eigenen individuellen Helmschmuck zierte. Die allgemeine Belustigung hielt nicht lange an, der Professor setzte sich deprimiert auf seinen Stuhl nieder, seine Augen sagten alles. Wir konnten förmlich in ihnen lesen, welche Gedanken in Tsatsikis Kopf umhergeisterten. „War das alles? Kam hier mein General zu Tode? Hab ich all die Jahre vergebens nach ihm gesucht?“ Ich sprang entrüstet auf und griff nach den Tontafeln, wedelte wild damit herum und dementierte äußerst laut: ,,Fort mit diesen trübseligen Gedanken, hier steht es doch eingeritzt, dieser zwielichtige chinesische Minister Lao Chen wollte ihn lebend und solang es für Chaos Tod keine eindeutigen Beweise gibt, geht die Suche weiter!“ Die beiden Jungs stimmten meiner Meinung zu und siehe da, Tsatsikis Augen bekamen ihr loderndes griechisches Entdeckerfeuer zurück.

Richtig einschlafen konnte ich an diesen Abend nicht, Zweifel durchkreuzten meinen Verstand und ließen die Ereignisse der letzten Tage, in meinen Gedanken reloaden. Dabei fielen mir die Tontafeln erneut ein, stand dort nicht deutlich geschrieben, dass dieser Fürst Atosha das Reich China, im Austausch, für den General bekommen sollte?! Es gab nie einen chinesischen Kaiser dieses Namens! Und was um alles in der Welt, wollte ein Minister, mit einem General? Ist das Reich der Mitte, nicht sehr viel wertvoller! Verlief der intrigante Plan, der Verschwörer doch nicht so, wie sie sich es erhofft hatten? Starb dieser General doch hier, an jenem Ort, in dieser Schlacht? Sollte ich den Anderen mein Bedenken mitteilen? Nein, dass konnte ich dem alten Herrn nicht antun! In den darauf folgenden Wochen, arbeitete das Team unermüdlich. Jeremy und unser antiker Meister gruben unzählige Löcher, am Rande des moorastigen Gebietes. Rene und ich fischten im glitschigen Sumpf herum. Das es dabei meistens zu einer Schlammschlacht ausartete, dafür konnte ich doch nichts. Der Matsch flog versehendlich immer in seine Richtung. Rene stand eben sehr ungünstig, genau in meine Wurfrichtung. Im laufe der siebten Woche, an einem recht sonnigen Morgen, legte Jeremy, tatsächlich ein paar Knochen frei. Ihre unnatürliche weiße Farbe, reflektierte in den Sonnenstrahlen. An dem Skelett klebten noch metallische Einzelteile. An einigen Details erkannte ich sofort, es musste sich hierbei um eine alte japanische Rüstung handeln. Hatten wir doch noch was gefunden! Vor Freude quietsche und hüpfte ich herum, wie eine Gummi-Ente, von einem zum anderen, umarmte und küsste sie. Upsss ....... Manitus böser versteinerter Blick!

Der von Tsatsiki gesuchte General konnte es aber nicht sein, der hier hatte sein Gesichtschutz noch auf. Behutsam und vorsichtig befreiten wir das Skelett von seinem erdigen Grab. Man, oh man, klein war der aber auch nicht, bis wir an seine Fußknochen ankamen, waren es zwei Meter fünfunddreißig. Tsatsiki versucht derweilen, vorsichtig den Kopfputz zu entfernen, was ihm auch gelang. Oberhalb und neben dem Helm lag tatsächlich, ein mit Dreck verklebter langer kupferfarbener Haarschweif. Die Zeit hatte ihn von seinem Besitzer getrennt. Diesen Augenblick werde ich wohl nie vergessen, als der markante, große Schädel, mit enormen Augenhöhlen und einem tadellosen Gebiss, aus dem vier Zentimeter lange, spitze Eckzähne ragten, vor uns lag. ,,Vampir!“ Das war alles was ich noch sagen konnte, meine sonst ewig offene schnatternde Schnauze stand still. Einige Zeit des Schweigens verstrich, da erwähnte Rene: ,,Die anscheinend unschlagbare Armee des Todes, Vampire?“ Wir starrten, Rene mit offenen Mund und aufgerissenen Augen an, dann wanderten diese Blicke hinüber, zu dem noch im Boden ruhenden Skelett. Wenn uns Jemand so gesehen hätte, währe Derjenige bestimmt schreiend davon gerannt. Es musste wohl ausgesehen haben, wie maßlos gierige, enttäuschte Zombies, da es kein Brocken Fleisch mehr an den Knochen gab. Des Professors Stimme erweckte uns aus dieser Starre und er ermahnte uns: ,,Vorsichtig weiter arbeiten.“ Behutsam gruben und pinselten wir weiter. Rene machte detaillierte digitale Bilder und dokumentierte jede Einzelheit auf seinem super modernen Handy. Tsatsiki begann mit den Vermessungsarbeiten des Skelettes. Endlich, ich hatte die Fußknochen freigelegt, nun begab ich mich an die vollständige Freilegung und Reinigung, der linken Schulter. Es viel mir echt schwer, nicht immer wieder in dieses faszinierende Knochengesicht zu schauen. Plötzlich fing etwas trockenes, in meinen Fingern, an zu knistern, … Federn? Riesige kupferfarbene Federn. Auf meine witzige, lockere Art und Weise bemerkte ich: ,,Der muss auf einen gigantischen Vogel gefallen sein!“ Da …. schon wieder …. Zombie-Augen, die nun mich total irritiert anglotzten!

Nachdem auch diese Glotzphase vorbei war, kamen sie zu mir herüber, um dieses Gefieder in Augenschein zu nehmen. Jeremy fasste mit seinen großen Händen in das Erdreich, bis unter das Skelett, um den geheimnisvollen Vogel zu ertasten, dabei wurden seine schwarzen Augen immer merkwürdiger, er sah uns an und sagte, mit einem erstaunten Tonfall: „Da ist aber kein Vogel! Die Schwingen gehören zu unserem toten Freund! Die dazu benötigte Knochenplatten enden an seiner Wirbelsäule.“ Ihr ahnt es sicher schon, Z..o..m..b..i..e..s!

Ich weiß nicht wie lange wir bei Herrn Vampiradler, in der Wiese hockten, aber die Kälte der Nacht holte uns zurück, in die Realität. Oh, ach ja, ich hab ganz vergessen zu erwähnen, das Jeremy, bis dahin ja nur ein minimales Frühstück hatte. Er bemerkte es nun auch und wollte nur noch etwas zu essen. Rene und Tsatsiki holten eine stabile Plastikplane, um Sir Skelett vor Wettereinflüssen zu schützen. Sie deckten ihn sorgfältig mit der Plane zu und beschwerten die Ränder zusätzlich mit Steinen. Inzwischen kochte meine Wenigkeit schon einmal Kaffee und Tee, belegte ein paar Brote und versuchte nebenbei auch noch Jeremy davon abzuhalten, alles auf zu essen. Lange hielt der erneute Tagesanbruch niemanden in seinem Schlummersack fest. Nach dem üblichen Morgenritual, ging es gleich ans Tageswerk. Ich lugte vorsichtig unter die Abdeckplane, jawohl, … er war noch da. Unser Vogelmann hatte sich in der letzten Nacht nicht vom Acker gemacht. Doch bevor wir, mit unsere Reinigungsarbeiten an ihm weiter machen konnten, nahm Tsatsiki einige Proben. Sogar einen Zahn montierte er ihm aus dem tadellosen Gebiss. Toll fand ich dass nicht, aber für einen DNS-Test nötig. Der Professor wollte die Proben, nach Paris schickte, an das dort ansässige forensische Institut, zu Madam Isabelle Mondenac. Sie ist ihm seit seiner Studienzeit eine wirklich gute Freundin und arbeitete in dieser Einrichtung. Zu ihr sendete Tsatsiki immer seine archäologischen Proben. Mehr erwähnenswertes, passierte an diesen Tag nicht. An dem darauf folgenden Morgen, machten wir Vier, uns auf, um in die Stadt Chita zu fahren. Jeremy und ich, kauften neue Vorräte ein. Rene und der Professor gingen zur hiesigen Post, um die Proben nach Paris zu entsenden, ebenso einige Berichte und Fotos unserer Funde, an die dafür zuständige Behörde, in Moskau zu faxen. Ordnung muss sein, schließlich wollten wir keinen Ärger. Wenn wir nur geahnt hätten was dann passiert!

Gut gelaunt machten wir uns auf den Weg zurück zum Lager, vor allem Jeremy, er hatte eine große Tüte voll Sweeties ergattert. Das macht einen jamaikanischen Indianer sehr glücklich. Da wir mit zwei Geländewagen unterwegs waren, nutzten wir jede Gelegenheit eine kleine Rallye zu starten. Für so etwas war der Professor immer bereit. Der griechische Cowboy musste Blei im Stiefel haben. Tsatsiki ist ein klasse Fahrer, reaktionsschnell driftete er um jedes Hindernis herum. Als wir über den Hügel fuhren, von dem aus man unser Zeltlager sehen konnte, wich unsere Ausgelassenheit. Überall Lichter, von umher fliegenden Hubschraubern und ein Großaufgebot an russischer militärischer Präsenz. Langsam bewegten wir die Fahrzeuge weiter und fuhren in Richtung Lager. Auf uns zu rollten vier Armee Jeeps, vollbesetzt mit bewaffneten Soldaten. Bei uns angekommen, forderte ein muskulöser, brutal aussehender russischer Offizier uns auf ihnen zu folgen, was wir, ein wenig eingeschüchtert auch taten. In unserem Lager wartete bereits eine Delegation an ranghohen Staatsmännern auf uns. Professor Demostenes Tsansikodos brachte man gleich zu ihnen. Ohne ein Wort zu sagen verschwanden sie, in einem extra dafür aufgestellten, großen abgeschirmten Zelt. Während man uns nicht zu dieser Party einlud. Wir, standen einige Meter weit entfernt davon, wie bestellt und nicht abgeholt, streng bewacht von übertrieben vielen, minenlosen, bewaffneten Militär - Marionetten. Miesmutig murmelte Jeremy: ,,Mir ist der Appetit vergangen.“ Anschließend hielt er die Tüte mit den Süßigkeiten, in die Richtung der Soldaten, mit den Worten: ,,Was süßes?“ Dass hätte er mal lieber gelassen, die Marionetten guckten noch finsterer.

Stunden vergingen, mittlerweile saßen wir auf dem Erdboden, müde, durstig und für kleine Mädchen, musste ich auch mal. Da öffnete sich das Zelt, der Professor kam heraus, mit einem verbitterten, verärgerten Gesichtausdruck. Ruckartig bewegte er seinen Kopf nach links, diese wortlose Gestik kannten wir, es bedeutete in des Professors Art, los kommt mit. Also sprangen wir auf und liefen schweigend hinter ihm her. Es ging geradewegs in Richtung unserer Zelte, Rene: ,,Und?“ Tsatsiki: ,,Wir haben hier nichts mehr zu suchen. Die wollen das wir heute noch von hier verschwinden und dass schnellstens!“ Jeremy: ,,Der Vampirvogel?“ Tsatsiki: „Maulverbot, Staatseigentum. “Meine Neugierigkeit: ,,Wie, was… Maulverbot, es ist unsere Entdeckung!?“ Tsatsiki: ,,Die haben alles Beschlagnahmt, jegliches Material, die Computer, die Kameras, unsere Fundstücke, einfach alles und unser Skelett-Krieger wird totgeschwiegen, toter als er bereits schon ist! Wir haben keinerlei Beweise mehr. Die würden uns als Lügner brandmarken und dafür sorgen, dass uns keiner mehr, jemals wieder, etwas glauben wird. Ferner, wir könnten uns in Väterchen Russland nie mehr wieder sehen lassen, die eisernen Stäbe wären uns sicher. Seht zu dass ihr einpackt, ich will so schnell wie irgend möglich von hier verschwinden.“ Im Eiltempo packten wir, ich musste nicht mal mehr pinkeln.

Nach einer Stunde Fahrt des Schweigens, bemerkt ich meine Blase erneut, so stoppte Rene den Jeep und ich konnte endlich … na ihr wisst schon. Auch die zwei Anderen hielten an, um sich endlich Erleichterung zu verschaffen. Nachdem das vollständige Team, wieder vereint bei den Fahrzeugen stand und die Trinkwasserflasche rundum gereicht wurde, setzte sich Rene, auf eine der Motorhauben. Mit einem immer breiter werdenden Grinsen, drehte Rene an seinem Freundschaftskettchen herum, bis er bei einem flachen, viereckigen kleinen Anhänger anhielt. Zum Vorschein kam ein Microchip, der mit feiner Folie überzogen war, damit weder Wasser oder Dreck ihn beschädigen konnte. „Alles haben die nicht! Meine Devise ist, wer eine Kopie macht, hat mehr davon. Ihr kennt mich doch, ich bin ein bisschen schreibfaul und spreche die Kommentare zu meinen Photoarbeiten und die Berichte des Professors, auf mein umgerüstetes sprachbegabtes Handy. Erst später lade ich die Daten in den Laptop, korrigiere anschließend eventuelle Fehler und drucke dann alles aus. Den letzten Tagesbericht, in dem erwähnt wird, das diverse Material- und Gewebeproben entnommen und nach Paris entsendet wurden, hatte ich noch nicht auf dem Laptop aufgespielt. Somit weiß das russische Militär nichts von dem brisanten Päckchen, den Proben, dem Zahn. Also, haben wir doch noch Beweise, von der Existenz des Vampirkriegers!“ Renes Grinsen wurde noch breiter. Tsatsiki packte vor Freude, mit beiden Händen Renes Kopf und drückte ihm einen richtig fetten Kuss auf die Stirne. Wir wurden wieder etwas euphorischer und Mister Manitu bekam wieder Hunger. Nur ganz so glücklich wie am Vortag, sah Tsatsiki nicht aus. Wehmütig, gekränkt und traurig blickte er zurück, in die Richtung, aus der wir kamen, musste er auch dieses Mal, den Helm des General Chaos abgeben, den Russen überlassen.

Ich fragte den Professor, wo wir denn jetzt eigentlich hinfuhren. Er zuckte mit den Schultern: ,,Irgendwo werden wir ankommen.“ Ergo, wir hatten uns verfahren. Es wurde schnell dunkler, die Wolken wirkten bedrohlicher, es sah nach einer regnerischen, kalten Nacht aus. Jetzt einen warmen und trockenen Ort finden, das wäre schön. Mein Körper fing an entsetzlich zu frieren. Oder ein Haus … Häuschen … Hütte … Höhle …, der Regen brach los, es prasselte erbarmungslos auf uns hernieder. In diesem Moment, musste ich unweigerlich an Ameisen denken, ja genau so, müssten sich die kleinen Viecher fühlen, wenn der Gärtner, sie mit der Gießkanne erwischt. „Dort!“ schrie Jeremy: ,,Ein überhängender Felsen.“ Die Fahrzeuge rasten auf eine kleinere Felsenformation zu, fuhren so dicht wie es nur ging an die Gesteinswand heran, unter das von der Natur erschaffene Steindach. Jeremy sprang fast noch während der Fahrt aus dem Wagen, schnappte sich den Gaskocher und machte Feuer. Rene kletterte unter die Plane, um so viel wie nur möglich, von unserer Habseligkeiten, vor dem starken Regen zu retten. Der Professor tat dasselbe, bei Jeep Nummer Zwei und ich stapelte alles was sie mir entgegen warfen, auf nicht vom Himmelswasser erreichbare Plätze. Tsatsiki fand tatsächlich noch trockene Decken. Sofort entledigten wir uns, der vor Nässe triefender Kleidung und wickelten uns in die Wolldecken. Ich breitete die völlig durchnässten Klomotten zum trocknen aus, so gut es eben ging und der geringe Platz es zuließ. Rene brachte unsere Schlafsäcke, drei trockene und ein Wasserbeutel, meiner! Meine traurige, etwas deprimierte Mimik, rief Jeremys Mitleid hervor, ich durfte mit in seinen …. man ist der Kerl schön warm …. kuschelig …. riechen tut er auch gut, ich schlief schnell ein!

Sanft geweckt wurde das Team am folgenden Morgen, von dem melodischen Gezwitscher der Vögel. Renes Schlummerbeutel war bereits verwaist. Eifrig huschte er in der Gegend umher und suchte nach Brennmaterial. Es sah urkomisch und lustig aus, eine Wolldecke mit Stiefel an. Dass konnte nur bedeuten, das unsere Bekleidung, nicht über Nacht getrocknet war. Ungern habe ich meinen Platz, bei der menschlichen Wärmflasche aufgegeben, aber ich wollte Rene bei der Brennholzsuche helfen, dass in so einem baumlosen kargen Gebiet, nicht gerade üppig vorrätig ist. Ich hatte gerade eines der begehrten Holzstücke entdeckt und bückte mich danach, da ertönte die dunkle, kräftige Stimme von Manitu: (ich sollte ihn wirklich nicht so nennen, wo er mich doch die ganze kalte Nacht gewärmt hatte): ,,Es ist total schwachsinnig, was ihr da macht, das Holz ist viel zu feucht, es wird nicht brennen.“ Jeremy hatte Recht, wie konnte ich dass nur vergessen! Aber da gab es ja noch den Gaskocher, der uns wenigstens innerlich mit etwas Warmen versorgte. Nun, da es jetzt offensichtlich kein loderndes Lagerfeuer gab, das die Kleidung trocknete, waren wir für heute, die Familie Wolldeckies. Da kam Tsatsiki von seiner Erkundungstour, um den lang gezogenen Felsen zurück, ohne Wolldecke. Nein…nein, nicht im Adamskostüm, vollständig bekleidet. Die Taschen hatten die sinnflutartigen Wassermassen aus den Wolken wohl schadlos überstanden. Langsam näher kommend deutete sein Finger, auf einen vor Regen geschützten, sehr geröllhaltigen Platz und da standen sie, unsere Reisetaschen. Das Gepäck hatte tatsächlich keine Nässe abbekommen und bekleidet fühlte ich mich einfach wohler. Während wir den kleinen, beziehungsweise riesigen Hunger stillten, mit hartem Brot, Kaffee und Dosenfleisch, erzählte Tsatsiki, was er Neues bei seiner Sightseeingtour, um die kleine Bergkette entdeckt hatte. Das meisterlich geschulte Archäologenauge, erspähte auf der anderen Seite, des Felsenkette, die Überreste einer frühgeschichtlichen Siedlung. Da es uns nun einmal hierher verschlagen hatte, wollten wir uns diesen alten Ort etwas genauer ansehen. Bald darauf fuhren wir, um die kleinen Berge herum. Ja wo ist sie denn, die Siedlung, ich sah keine. Detailliert, ruhig und verständlich erklärte der Professor, woran man sie erkennen konnte. Nur Rene stand etwas missmutig daneben, hätte er jetzt doch nur seinen Laptop, dann könnte er die alte Siedlung optisch wieder auferstehen lassen. Aber seinen tragbaren Computer, hatte ja jetzt das russische Militär. Jeremy klopfte Rene im vorbeigehen leicht auf die Schulter und meinte, moderne Dinge, sind eben doch nicht immer besser als alte. Jeremy holte aus dem Fahrzeug seinen Zeichenblock und Kohlestifte, anschließend suchte er sich einen erhöhten Platz, von wo aus er das Siedlungsareal übersehen konnte und fing flink an zu zeichnen! Wir staunten nicht schlecht, als er damit fertig war, sogar der Professor zog die Augenbrauen hoch. Man oh man, konnte Jeremy gut zeichnen. Die Fantasiesiedlung hatte sicherlich nicht ihr original Aussehen, aber es sah klasse aus, ein ruhiger, idyllischer Ort. Im Zentrum des Dorfes befand sich eine riesige Feuerstelle, die man für Versammlungen jeglicher Art nutzten konnte. Ganz in der Nähe davon der Dorfbrunnen, um diesen Platz herum, hatte Jeremy die Wohnhäuser gezeichnet, bestehend aus Stein, Lehm, Holz und Stroh. Hinter den Hütten, waren Ställe und Pferche für Haustiere. Das komplette Dorf umgab eine Barriere aus spitzigen, massiven Holzstämmen, die von den linken Bergen bis zu den rechten, einen geschlossenen Halbkreis ergaben. Nebenbei hatte er noch eine exakt detaillierte Skizze, von den verbliebenen, kaum noch sichtbaren Bauresten erstellt. So saßen wir Vier zusammen und diskutierten darüber, wo wohl welches Haus gestanden hatte. Warfen immer einen Blick auf Jeremys malerisches Wunderwerk, dann auf die Skizze und auf das nicht mehr vorhandene sandige Original. Immer wenn eine übereinstimmende Meinung zu Stande kam, gingen wir los und durchsiebten den Platz. Einige wenige male hatten wir sogar Glück und entdeckten den ehemaligen Standort der Schmiede, des Vorratshauses und einen mit Geröll zugefallenen Eingang, zu einer Höhle. Auch die wollten wir uns genauer ansehen! Am nächsten Morgen teilte Tsatsiki die dazu notwendigen Arbeiten ein. Er selber wollte erst einmal nach einem belebten Ort suchen, um den langsam knapp werdenden Proviant wieder aufzufüllen und schwupp die wupps, der Professor war auch schon mit einem der Geländewägen verschwunden. Mit beiden Händen in seinen Hosentaschen steckend, schlenderte Rene laut murrend davon, auf die Geröllberge aus Stein zu: ,,Schlau, wirklich schlau der Alte, so kann man sich auch vor schweißtreibender Arbeit drücken!“

Die Stunden verrannten, als ich auf meine Armbanduhr sah, hatten wir schon weit nach Mittag und immer noch kein Grieche in Sicht. Jeremy plagte, was auch sonst, der Hunger, uns beiden Anderen der Durst. Wir machten unsere wohl verdiente Mittagspause, in der ich erwähnt, das unser alter Meister noch immer nicht zurück war. Der ironische Kommentar von Rene: ,,Das Tsatsiki wird ein Gyros gefunden haben!“ Normalerweise hätte ich jetzt laut losgelacht, nur diesmal, fand ich es nicht sehr witzig, ich machte mir echt Sorgen. Jeremy hingegen meinte auf seine gelassene Art, dass der Professor bestimmt demnächst zurückkommen wird und kaute genüsslich an den Resten seiner Mahlzeit herum. Es wurde eine sehr lange Pause, denn weiter arbeiten konnten wir auch nicht, ein großer Steinbrocken blockierte den Höhleneingang. Wir schafften es nicht ihn bei Seite zuräumen. Allmählich brach die Dunkelheit herein, die Nacht bahnte sich abermals ihren Weg und immer noch kein Grieche in Sicht. Nun machten sich auch Rene und Jeremy allmählich Sorgen. Am frühen Mittag, des folgenden Tages, bewegte sich eine Staubwolke auf uns zu. Schnell kam sie näher und kurz darauf könnte man erkennen, es ist unser Jeep, endlich! Tsatsiki hatte einiges weiter entfernt ein freundliches Bauerndorf gefunden und war über Nacht geblieben. Reichlich frisches Wasser und genügend Nahrung, hatte er dort auch erworben. Der Proviant für die nächsten Tage war gesichert, noch einmal Glück gehabt, Häuptling hungriger Büffel, du brauchst nun doch kein Gras kauen. Auch mit der Geröllentsorgung konnte es weiter gehen. Der Professor verschaffte sich einen Überblick auf die Situation und löste das Problem, gewaltiger Felsbrocken im Handumdrehen. Er rollte die Bergungskette, die an der Vorderfront des Jeeps befestigt ist ab und legte sie um den störenden Gesteinsbrocken herum. Anschließend befestigte der Professor den Haken, hinter dem Steinbrocken, in eines der Glieder an der Kette, sprang in den Geländewagen, legte den Rückwärtsgang ein und gab Vollgas. Na .… Alterchen, das war wohl nichts! Der Felsen rührte sich keinen Zentimeter, aber dafür hüpfte das Fahrzeug umso besser. Aber Tsatsiki überlegte wieder nicht lang, nächste Jeepkette abgerollt, ebenfalls am Gestein befestigt und auf Tsatsikis Kommando hin, fuhren nun Rene und Jeremy, mit den beiden Fahrzeugen gleichzeitig los! Das Felsenstück rutsche vorwärts und eine Lawine aus Steinen und Dreck rollte hinterher. Das Atmen wurde vom aufgewirbelten Sandstaub beinahe unerträglich. In wahrscheinlich neuer Rekordzeit für Archäologen, rasten wir im Eiltempo mit unseren Fahrzeugen in Sicherheit. Wir warteten geduldig, bis sich die Lage einigermaßen beruhigt hatte. Als uns die Luft sauber genug erschien, sahen wir nach, ob der Eingang zur Höhle frei war. Nein, der Eingang war nicht frei. Zu unserem Erstaunen, wurde er von einer massiven, großen Holztüre versperrt. Selbst Jeremy wirkte richtig klein gegen diese Türe. Nur mit vereinter Kraft, ließ sie sich aufschieben. Soweit wie das hereinfallende Tageslicht es zuließ, erfassten unsere Augen nur schemenhaft eine gigantische, fast runde Wohnhöhle, nur hin und wieder durchbrachen kleinere Nischen, den visuellen Kreis. Einen schmalen Durchgang, der in einen Nebenraum führte konnten wir ebenfalls erkennen. Das Entdecker Team bewegte sich langsam, eher schleichend vorwärts. Fünf gigantische Tropfsteinsäulen dominierten in der Mitte des Raumes. Mutter Natur hatte sie hier harmonischer Weise, der Höhle angepasst und sie ringförmig angeordnet. Die Säulen schienen die mehrere tausend Tonnen schwere Höhlendecke zu stützten. Umschlossen wurde das imposante Zentrum, von einem halben Meter dicken und ebenso hohen Wall, aus dicht aufeinander geschichteten Steinen. Es war die größte Feuerstelle, die ich bis heute gesehen hatte. Ein riesiger, verrosteter Spieß hing auf seinem Gestell, über das Feuerbecken, groß genug um einen ganzen Hirschen oder Kuh darauf aufzuspießen. Irgendwas ekelhaftes, undefinierbar Schwarzes, klebte noch daran …. bääääh! Eine fingerdicke rostige Eisenkette baumelte ebenfalls dort, von der Decke herab, direkt neben einer der Säulen. Wo die Kette eigentlich hinführte, konnte ich nicht wirklich erkennen, nur erahnen. Die Dunkelheit der Höhle schluckte das meiste Licht der Handscheinwerfer, es wirkte sehr beklemmend auf mich. Dass es sich bei der rostigen Kette, um einen antiken Rauchabzug handelte, erfuhr ich von Jeremy. Ich zog mal daran, bewegen ließ es sich jedoch nicht. Meine Augen gewöhnten sich allmählich, an diese düstere, bedrohlich wirkende, höhlenartige Umgebung. Das Sehvermögen registrierte aus Holz angefertigte, sehr robuste Möbel, Truhen, Stühle und einen gewaltigen Tisch, auf dem noch alles vorhanden war. Aus Ton gefertigte Schalen und Krüge, Messer aus Metall, Teller und Becher aus Holz. Auch hier befand sich einiges undefinierbares auf dem Tisch, noch mehr Ekelhaftes! Isabelle Mondenac, hier könntest du ausgiebig in Arbeit schwelgen. Zu schade, dass du so weit weg bist. Hoffentlich muss ich nicht, von all dem hier Proben nehmen ….nein….nein, dass soll Tsatsiki dann mal schön selber machen.

Überall an den Wänden angebracht, sah man menschliche Knochengesichter. Ihnen fehlte der obere Teil der Schädeldecke, dafür waren sie gefüllt mit brennbarem, altem Öl. Fassungslos, völlig entsetzt, starrte ich auf die zu Wandleuchtern missbrauchten Totenschädel. Es bedurfte etwas Zeit der Besinnung, bis wir die im Westen liegende Seite des Wohnraumes erforschten. Eine der Nischen erhellte sich im Licht unserer Lampen. In ihr befand sich eine ovale, ungefähr zwei Meter tiefe, fünf Meter lange und vier Meter breite Vertiefung im Boden. Ziemlich weit oben, an einer der drei Nischenwände trat ein Felsengebilde hervor. Die Form erinnerte stark an verschobene, ineinander verschachtelte, flache Schüsseln, die recht weit in das Naturbecken hinein ragten. Über dem Gebilde klaffte ein breiter, mit starker Kalkablagerung versehener Spalt, Zeugnis dass hier einst Wasser aus dem Felsen sprudelte. Dieser Wohnbereich bedurfte keinerlei wissenschaftlichen oder fachmännischen Erläuterungen, allen war klar, dass dies ein Badebecken darstellte, leider ohne Wasser, wo ich doch so gerne plansche. Korrekt wie wir nun einmal sind, suchten wir trotzdem noch nach dem Ablauf. Wir entdeckten ein Kinderfaust großes Loch, am oberen Rand des Beckens, es führte damals das überschüssige Wasser zurück in die Felsenwand.

Unsere Erkundungstour verlief weiter in Richtung Nordwesten. Die nächste Nische wurde von unseren hellen Taschenstrahlern ausgeleuchtet. Sie war rechteckig angelegt und zum Vorschein kam ein Schlaflager, der Größe XXXL, aus Leder und Fell oder was davon noch übrig war. Wir machten uns auf, den nördlichen Teil des Raumes zu erkunden, vorbei an einer Wand. An ihr hingen Schilder, Waffen und Peitschen. Die stark auffallenden Abnutzungsschäden und die Spuren, von vertrocknetem Blut, wiesen darauf hin, dass sie vermutlich gerne und oft benutzt wurden. Nach den Waffen folgten offene, leere Holztruhen, offensichtlich wurde deren Inhalt geplündert. Im nördlichen Teil der Höhle entdeckte ich eine noch verschlossene, riesige Steintruhe. Geschlossen? Es kam einfach so aus mir heraus: „Komm schnell hierher Väterchen, hier gibt es was zu finden!“ Upps, so einen dummen Gesichtsausdruck wollte ich nicht hervorrufen. Etwas kleinlaut entschuldigte ich mich: „Verzeihung, ist mir so rausgeflutscht.“ Tsatsiki ging grinsend an mir vorbei, fuhr mit seiner Hand, über meinen Arm und meinte nur: „Wofür?“ Zusammen versuchten wir die Truhe aufzumachen, es gelang uns nicht. Es musste einen Trick geben, um sie zu öffnen, ich liebe Rätsel! So machte ich mich daran, es zu entschlüsseln, der Professor half mir dabei. Rene und Jeremy zog es weiter, den Raum zu erkunden.

Da, ein merkwürdiges, knurrendes und blubberndes Geräusch, hatten wir des Rätsels Lösung gefunden? Aber der Ton kam eigentlich eher von hinten. Blitzartig und erschrocken wirbelten wir herum, es war, wie sollte es auch anders sein, Jeremy! Sein Hunger meldete sich zu Wort. Hämisch lächelnd fragte er nach, ob wir vielleicht auch gern ein Häppchen möchten und trabte dann in Richtung Süden, zur aufgehenden Proviantkiste. Rene der einige Meter entfernt stand, schüttelte verständnislos seine hellblonde Mähne, wie konnte man ausgerechnet jetzt Hunger haben, wo es soviel zu entdecken gab. Sein Forscherdrang zog ihn zu einem Berg aus Fell, der aufgetürmt vor der nördlichsten Wand lag. Einige Sekunden später, stand Rene wieder neben uns und murmelte: ,, Da sitzt einer….ohne Kopf! “

Augenblicklich wurde die steinerne Truhe uninteressant. Langsam, fast schleichend gingen wir darauf zu. Das Adrenalin stieg an, der Pulsschlag erhöhte sich. In der Aufregung und der nervösen Anspannung, packte ich nach der Gürtelschlaufe von Tsatsikis Hose und hielt mich eisern daran fest. Wahrhaftig, … da saß einer, eingehüllt in einer staubigen und mit Spinnenweben verzierte Felldecke. Der massige, stark behaarte Körper war ausgetrocknet, aber nicht verwest. Die Haut wirkte wie poröses Leder. Der erste Schreck wich von mir. Langsam kroch ich, hinter dem Rücken des Professors hervor, um den Toten ohne Kopf genauer anzusehen. Ich stellte mich neben den Körper, der aufrecht auf einem riesigen, halbrunden Thron aus Stein saß und durch ein kolossales Schwert gestützt wurde. Ziemlich mickrig kam ich mir vor, neben diesem hünenhaften toten Typ. Seine kopflose Gestalt sprengte alle Masse. Meine Person reichte gerade mal bis an die Mitte seines Oberarmes heran. Wenn ich mir dann auch noch seinen fehlenden Kopf dazu vorstelle, --Wahnsinn--, dann ist das Standardmaß aber sehr weit überschritten. Der Kerl dürfte gute zwei Meter fünfzig bis sechzig gewesen sein. Eine unbändige Neugier packte mich und verdrängte den ersten Schrecken. Jetzt wollte ich es genauer wissen! Ich zog Gummihandschuhe an und entfernte dann vorsichtig den Pelzumhang des Toten. Wir staunten nicht schlecht, sein ganzer Körper hatte einen dichten Haarwuchs, es glich dem Fell eines Tieres. Er trug auch nur eine spärliche Lederbekleidung, die seine wichtigsten Teile bedeckten. Aus den Fingern seiner riesigen, behaarten Händen, ragten kräftige neun Zentimeter lange Klauen. Klauen?! In der Tat, Klauen, wir waren uns einig, das sind keine Fingernägel. In diesem Moment kam Jeremy zurück. In seiner gelassenen Art, drückte er Rene den Plastikbehälter mit Sandwichs in die Hände und umrundete, kauend den hauptlosen Riesen. Setzte sich dann vor dieser Mumie in die Hocke und fixierte sie eine Weile. ,,Lupus Lykanus,“ sagte er dann. ,,Werwolf?“ fragte Tsatsiki verblüfft nach. Jeremy nickte zustimmend und mit indianischer Ruhe und Gelassenheit antwortete er: ,,Ich habe nicht an ihre Existenz geglaubt. Aber die Körperbehaarung ist die eines Wolfes. Die Klauen ebenfalls, nur diese hier sind viel kräftiger, stabiler, größer. Der Rest ist rein menschlicher Natur. Ich glaube, er war gerade dabei sich zu verwandeln, als er seinen Kopf verlor. Der Medizinmann unseres Dorfes, aus dem ich stamme und aufwuchs, erzählte oft von den Menschen verachtenden, pelzigen Bestien. Ihre gierig stierenden Augen sind hässlich, meistens gelblich oder sehr hell grüngrau. Es gibt auch Exemplare mit rein schwarzen Augen, aber jene sind anscheinend sehr selten. Zudem sollen die Kreaturen eine enorme Kraft besitzen und rasant schnell sein, für unser Auge fast nicht mehr sichtbar. Ihre größte Leidenschaft ist die Jagd, ihre zahlreiche vorhandene Beute, der verhasste Mensch und ihre Lieblingsspeise sind Menscheninnereien! Anscheinend kann man sie nur sehr schlecht vernichten, aber jemand hat es hier wohl geschafft.“

Mein Verstand drehte sich im Kreis … Werwölfe ... Vampire ... warum kommt den niemand und weckt mich! Rene stand immer noch da, mit offenem Mund, wie bestellt und nicht abgeholt. Ich holte mir zwei Sandwichs aus dem Behälter, den er krampfhaft fest hielt. Drückte eine der belegten Toastecken in seine geöffnete Gesichtsluke und setzte mich auf eine breite, Holzbank und biss in das andere Sandwich. Jeremys Lieblingsspruch, Essen und Trinken hält Körper und Geist zusammen, musste nun bei mir wirken. Ich wedelte wild mit meiner halbverzehrten Stulle, zu Rene hinüber und verlangte nach Nachschub. Die Drei setzten sich zu mir und wir machten eine Erholungspause und diskutierten schon eine ganze Weile, über die Ereignisse des Tages, als das Licht verschwand, das die Eingangstür in die Höhle ließ. Wir schauten zur Türe, um zu sehen, warum sich das Sonnelicht verdunkelte. Kreischend sprang ich auf und versteckt mich, wieder hinter Tsatsiki. Die Männer schnellten auch empor und griffen automatisch nach ihren Jagdmessern, denn im Eingang der Höhle, stand ein Hüne. ,, Hallo! Entschuldigt falls ich euch erschreckt habe. Mein Name ist Lukas, wir haben euch gesucht, wir müssen dringend miteinander reden!“ Wir!!! Gab es da draußen noch mehr Riesen? Irgendwie zitterten meine Knie. Dieser Lukas entfernte sich vom Durchgang und das Licht hatte wieder Platz. Tsatsiki steckte das Messer wieder weg und folgte der großen, dunklen Gestalt so gut er konnte, denn ich hing mal wieder an des Professors Hosenschlaufen. Vor der Höhle standen drei supermoderne, schwarze Hubschrauber und die Männer meinen schlaflosen Nächte. Fast alle, waren ein Meter achtzig bis zwei Meter groß, eher noch darüber. Ihr Alter schätzte ich, lag zwischen 20 und 30 Jahren, muskulös, breitschultrig, durchtrainiert. Volles, meist längeres Haar und schwarze kuttenähnliche Bekleidung an … Kutten? Mich traf beinahe der Schlag, das sind doch wohl keine Priester! Es stellte sich heraus, es sind fünfzehn franziskanische Mönche. Sie hatten alles dabei, um ein gemütliches Lagerfeuer zu zaubern. Lukas kam gleich zur Sache, und er erklärte, dass ihr Interesse uns galt. Sie wollten wissen warum das russische Militär uns davon jagte und das komplette Gebiet absperrte. Stolz erzählte der Professor den Mönchen was passiert war, von unserem Fund und was wir in der Höhle entdeckt hatten, jedes Detail. Nach unseren Reportagen, schaute Lukas zu einen der Mönche hinüber und sagte: ,,Miles, gehe bitte in die Höhle und überprüfe ob das eventuell Fürst Atosha ist.“ Der hünenhafte Mann mit den braungrünen Augen und den langen, roten Haaren trank seinen Becher Kaffee in einem Zug aus und machte sich auf den Weg. Zwei weiter Mönche begleiteten ihn. „Atosha?“ fragte der Professor nach. Bruder Lukas nickte, er hat dunkelblaue Augen, ebenso langes, aber sehr hell blondes Haar. „Ich vermute und hoffe es.“ Kurz darauf kam Miles zurück und bestätigte dies: „Ich bin mir sicher, er ist es. Wir nehmen sofort Proben und analysieren sie. Wie ich unseren Großmeister kenne, möchte er bestimmt einen zweihundertprozentigen Beweis.“ Die Mönche standen auf, holten mehrere Metallkoffer aus den Helikoptern und verschwanden in der Höhle. Außer Lukas, der blieb bei uns. Tsatsiki wollte gerade seine Fragen loswerden, aber der blonde Franziskaner verwarf des Professors Vorhaben: ,,Ich werde euch alles erklären!“

Der Genesis

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