Читать книгу Der Genesis - Henriette - Angela Richter - Страница 4
Bruder Lukas erzählte sie, … unsere Geschichte des Lebens.
ОглавлениеEs wurde die Nacht, die mein Leben total veränderte. Ihr solltet es langsam und in Ruhe lesen, nichts darf euch dabei stören. Ich weiß, ich hätte es nicht schreiben sollen, aber ich kann nicht anders. Unsere Welt muss die ganze Wahrheit erfahren.
Lukas fing an:
„Ich weiß nicht alles, aber genug, um euch so manches verständlicher zu machen. Zuerst das, was euch am meisten auf der Seele brennt. Ja,…der Nomaden Fürst Atosha, ist ein Werwolf! Ja,…es gibt Vampire! Nein,…euer rätselhafter Fund auf russischem Territorium ist keiner, das ist ein Nefelim. „Was ist ein Nefelim?“ wollte ich wissen. Lukas sanfte Stimme: ,,Alles nach der Reihe, ich erkläre es schon noch, lasst mich ganz von Anfang an erzählen.
Sie kamen von sehr weit her, ihr Planet braucht keinen Namen mehr. Er wuchs allmählich zu einer Super Nova heran. Die dort Lebenden, wussten schon sehr lange, was passieren würde. So produzierte der Herrscher dieses Planeten, seit ewiger Zeit, Raumschiffe aus Zokunit. Dann war es soweit, der Tag, an dem den Planet sein unausweichliches Schicksal ereilte und zu explodieren drohte, war gekommen. Für die Flucht der Bevölkerung standen nur dreizehn Raumschiffe zur Verfügung. Warum so wenig? Erze, wie wir sie kennen gab es nicht, in ihrem Teil des Universums. So benutzte man die lebende Materie Zokunit. Es besteht aus dem Membranenstaub, die nur einige Wesen dieser Rasse besaßen und dem Blut des Herrschers des Planeten, ein Genesis. Die Lebenserwartung der Wesen, die dort lebten, ist um das vielfache länger, als das eines der Menschen. Aber die Lebensdauer eines Genesis, ist beinahe unendlich.
Genesis – Ursprung des Lebens, auch wir Erdenbewohner kennen diese Bedeutung. Dieses Wesen stirbt nicht an Altersschwäche oder Krankheit, seine genetische Beschaffenheit erhält ihn jung. Zugefügte Verletzungen verheilen schnell, verabreichte Giftstoffe werden von seinem Körper aufgenommen, analysiert und er wird immun dagegen.
Ab jetzt, nenne ich den Genesis bei seinem realen Namen und ihr werdet anfangen zu verstehen und einiges mit ganz andern Augen zu sehen.
Gewaltige Berge, Salz- und Süßwassergebiete, farbenreiche Sandwüsten, brennende Feuer- und klirrend kalte Eislandschaften, umgeben von einer wohl niemals endenden, dichten Vegetation. Ihr Heimatplanet glich im Wesentlichen unserer Erde, nur um einiges größer, artenreicher an Pflanzen, Tieren und Bevölkerung. Dort lebte Ammon, ein friedliebendes Wesen, aber auch ein mächtiger Krieger, den man nicht unterschätzen durfte. Der anatomische Körperbau und seine Funktionen unterschieden sich kaum von dem eines Menschen. Äußerlich schon, Ammons stattliche Größe belief sich auf drei Meter. Die Augen glühten in rubinrot, seine Haut, sowie die löwenartige Haarpracht, aus der ein Paar goldumrandete Schakalsohren ragten und seine gigantischen Flügel glänzten in erdölschwarz, bis auf das untere Viertel, der flughundähnlichen Membranen, die aussah als würde sie brennen.
Wie ich am Anfang schon erwähnte, Ammon war ein Genesis, ein Privileg, das äußerst selten und eigentlich nur Frauen seiner Rasse zuteil wurde. Das diese Gabe ein Mann bekam, grenzte an ein Wunder oder wie es vermutlich unsere Wissenschaftler nennen würden, ein genetischer Fehler. Eine weibliche Genesis beherbergt, nur diese Eine, für uns unvorstellbare Fähigkeit, in sich, das Leben. Mit dieser Gabe erschafft sie neue Welten, heilt jede Krankheit und besiegt den Tod. Ammon barg nicht nur, das Leben in sich, er konnte auch die Elemente der Natur beherrschen, Feuer, Wasser, Erde, Wind, Gravitation und so weiter.“
Ich wedelte mit den Händen, Frage: ,,Woher weißt du das Alles“
Lukas holte tief Luft: ,,Vor sehr langer Zeit, lebte einer von ihrer Rasse, schwer verletzt bei unseren Ordensbrüdern und erzählte die Geschichte! Hör weiter zu, lass mich erzählen!“
Die Frauen, die diese Gabe bei der Geburt erhielten, erwartete ein grausames Schicksal. Wird eine Genesis schwanger, beginnt der Körper sofort mit der Übertragung ihre Fähigkeit, an das kleine heranwachsende Geschöpf. Am Tag der Niederkunft ist es dann soweit, ausgezehrt und mit unvorstellbaren Qualen gebärt die Genesis ihr Kind, dabei übergibt sie dann auch noch den letzten Funken ihrer Gabe, das Leben,… ihr Leben! Die ehemalige Genesis machte der Neuen Platz. Eine Art Gleichgewicht des Universums. Yin und Yang? Dieses asiatische Zeichen kennt bestimmt jeder, es ist das verräterische, sichtbare Muttermal eines Genesis, es ist irgendwo auf seinem Körper. Ammon blieb diese tödliche Erfahrung erspart, naturgegebener Weise. Sein Schicksal war das ewige Leben. So füllte die unendliche Zeit, den Harem des Herrschers, mit weiblichen Kreaturen unterschiedlichster Art, die dort ihr Leben fristeten. Fast alle Kinder von Ammon und die Nachkommen seines einzigen und jüngeren Halbbruders Ra, wurden mit Schwingen oder Membranen geboren, zum Leidwesen ihrer Ammen, die unentwegt damit beschäftigt waren, diese kleinen fliegenden Biester wieder einzufangen. Ra liebte den Kampf, mit Leib und Seele ein begnadeter Krieger. Er beherrschte seine Waffen und den Nahkampf in vollendeter Perfektion. Mit zwei Meter vierzig war Ra, wesentlich kleiner als Ammon. Seine Schwingen bestanden aus glutroten Federn. Die Augen waren pechschwarz, ebenso die langen Haare. Die Hautfarbe ist vergleichbar mit dem zarten, hellen Braun von asiatischem Bambus.
Der sterbende Planet drohte zu zerbersten, die Evakuierung begann. Auf den viel zu wenigen Raumschiffen gab es nicht genügend Platz für alle. Man beschloss, dass nur die Kinder an Bord gehen durften. Das letzte, größte Raumgefährt das den Planeten verlassen sollte hieß Atlantis! Atlantis, …wie lange sucht die Menschheit schon nach jenem geheimnisvollen Ort? Vielleicht gab es auch eine Insel oder eine Stadt die nach dem Raumschiff benannt wurde, ich weiß es nicht. Nach und nach verließen die vorprogrammierten Raumschiffe den sterbenden Planeten. Die Atlantis konnte dreitausend Kinder aufnehmen, unter ihnen befanden sich auch Ammons und Ras Nachkommen. Ihr Start verzögerte sich, die Lieblingsfrau des Herrschers, eine Genesis, lag in den Wehen. Sein letzter Wille, sein letztes Kind, es sollte die Chance bekommen zu leben. Ammon selbst half bei der tödlichen Geburt. Er konzentrierte seine ganze psychische Kraft und baute innerlich genug Energie auf, um auch seine elementaren Fähigkeiten und seine Gabe …Leben… zu übertragen. Ammon wuchs über sich hinaus, die Übertragung seiner Fähigkeiten gelang. Aber nicht nur die Gaben wechselten hinüber, auch Ammons enormes geistiges Gut, bahnte sich seinen Weg, in dieses kleine, zarte Wesen,….einen Jungen. Das Wunder hatte sich erneuert, ein männlicher Genesis war geboren. Die Zeit drängte, mit letzter, ihm noch verbleibender körperlicher Kraft, brachte er das Baby zur Atlantis. Unter Tränen, übergab Ammon das kleine Wesen in die Obhut, seines ältesten Sohnes Osiris, mit den Worten: „Das ist Seth, … Seth Ammon Ra, pass gut auf deinen kleinen Bruder auf, er ist ein Genesis. Er ist eure Zukunft. Lebt wohl!“ Das Raumschiff hob kurz danach ab und entschwand in das endlose, dunkle Universum.
Die Atlantis war noch nicht all zu weit weg, als ihr Heimatplanet explodierte. Die Teile des toten Planeten rasten in alle Richtungen. Ein riesiges Stück, flog direkt auf die Atlantis zu und rammte sie mit voller Wucht. Das Raumgefährt wurde aus seiner vorprogrammierten Bahn geworfen. Die Atlantis trat eine Reise ins Ungewisse an. Lange, … sehr lang, durchflog das Raumschiff unkontrolliert den Weltraum, bis es auf einen blauen Ball traf … unsere Erde. Ungebremst bahnte es sich seinen Weg durch die Atmosphäre. Der extrem harte Aufschlag des Raumschiffes blieb nicht ohne Folgen, nur zweitausendeinhundert Überlebende machten sich auf, ihre neue Heimat kennen zu lernen. Sie irrten unendlich lange umher, suchten einen geeigneten Platz, der ihre neue Heimat werden sollte. Völlig erledigt und des Suchens müde geworden, verblieben die Wesen an jenem Ort, … Afrika. Dort begann es, die Schöpfung oder besser gesagt das Leben, auch unserer Vorfahren.
Ihr größtes Problem hieß …. Nahrung, allzu viel davon gab es nicht, auf den blauen Planeten. Erwähnenswert hierzu ist, dass diese Rasse, eine lange Zeit ohne richtiges Essen auskommt, wenn sie ihre eigentliche Grundnahrung, Blut zu sich nehmen können. Es ist nicht ihre einzige, aber wichtigste Nahrung, sie benötigen täglich zirka 300 bis 500 ml, je nach Art, ihrer Größe und Beschaffenheit. Sollte die begehrte Flüssigkeit einmal nicht vorhanden sein, können sie auch eine Weile ohne Blut auskommen, aber es schwächt ihre elementaren und körperlichen Kräfte. Lässt ihren Alterungsprozess geringfügig ansteigen. So konnten sie auch die Reise durch das Universum überstehen, sie ernährten sich gegenseitig. Nur mit der Zeit zehrte es ihre Körper aus, aber dafür gab es ja das Allheilmittel … den Genesis.
Schon in seinen Kinderjahren bekam Seth zu spüren was das bedeutete. Sein Blut heilt nicht nur alle Krankheiten, es verlängert auch das Leben, reparierte und erhielt den Körper jung. Die ständigen, bösartigen Streitigkeiten unter seine Halbgeschwister endeten meistens blutig. Ab und zu sogar mit Verlust eines ihrer Körperteile und dann musste Seth herhalten. Dass der arme kleine Kerl darunter schrecklich zu leiden hatte, dass, war ihnen total egal. Nur unter äußerst starken Schmerzen produzierte sein Körper neues Blut. Die Brüder mit Membranschwingen und Osiris, der Älteste unter ihnen, versuchten Seth Ammon Ra, vor den Anderen zu beschützen, was ihnen aber nur selten gelang. Die Kinder waren zu jungen Kriegern herangewachsen, die Eitelkeit und der Egoismus wuchsen mit. Ob Bruder oder Schwester, die Stärksten spielten ihre Macht aus.
Ansonsten bestand ihre Nahrung aus dem, was auch wir zu uns nehmen würden, Fleisch, Fisch und was es sonst noch zur Zeit der Dinosaurier, … ja Saurier, zur Verfügung stand! Leicht war es bestimmt nicht, an ihr Fleisch oder ihr Blut heran zu kommen, essbare Pflanzen gab es kaum. Sie überlebten den Aufschlag des todbringenden Meteoriten und das große Dinosterben. Der immerwährende Kampf gegen den Hunger und das ihm von Ammon übertragende Wissen, führten letztendlich dazu das Seth anfing, die karge Flora und Fauna der Erde umzuändern. Wir verdanken seiner Genialität und Fantasie diese Vielfalt an Nahrungspflanzen, blühenden Bäumen, Sträuchern und Blumen. Ferner verwendete Seth einige Gene seiner Geschwister und die der noch verbliebenen Tiere, fügte sie zusammen und erschuf unsere Tierwelt und uns … den Menschen. Die Evolution tat dann ihren Teil dazu. Unglaublich, aber so war es, man züchtete unsere Vorfahren als Nahrung. So wie wir es heutzutage mit unseren Nutztieren machen. Die Spezies Mensch wurde zu ihrer Hauptnahrungsquelle, ihr Lieblingshaustier. Es floss genau die richtige Mischung an Lebenselixier, in den Adern unserer Vorfahren und somit wurden sie zu den begehrtesten Blutlieferanten, dieser Wesen. Der Mensch, sowie die unterschiedlichen Tierarten stammten vom jeweiligen Gen-Spender ab. Die meisten Geschwister des Seth besaßen eine Tiergestalt, die bekanntesten Beispiele dafür sind, Apophis und Uräus die Schlangen, Apis der Stier, Hathor und Mehurt die Kuhgestalten. Katzenhafte Wesen gab es unter ihnen sehr viele, um nur einige zu benennen Bastet die Katze, Azuul der Tiger und Mehit eine der Mähnenkatzen uns besser begannt als Löwe. Chepre ist der Gen-Geber vieler Käferarten, Horus ist ein Raubvogel, Sobek das Krokodil und Osiris hat das Aussehen eines schneeweißen Wolfes, Anubis und Seth selbst hatten die Gestalt der Wüstenhunde, Thot und Hapi gaben den Affen ihre Genetik, viel zu viele um sie alle aufzuzählen. Spätestens jetzt müsstet ihr sie erkannt haben … Ägyptens Götter.
Wenn wir gerade dabei sind, ist euch nie bewusst aufgefallen, dass sich die Tiergötter in vielen alten Kulturen ähneln, obwohl sie sehr weit auseinander liegen? Die Lösung hierzu ist einfach, sie mussten aus Ägypten fliehen und änderten auch ihre Namen. Azuul ist eine babylonische Gottheit, seinen ägyptischen Namen kenne ich leider nicht. Auch Onza, die Dschungelkatze ist einer von ihnen. Ferner glauben wir dass der goldene Krieger der Anden, Montezuma, niemand anderes war als Horus der goldene Falke. Der indischen Gott Shiva ist Bastet, da sind wir uns ziemlich sicher, aus Mut wurde Kali. Ganesha, Wishnu, Thor, Odin, Mars, Zeus, Medusa, sie alle waren einst einmal ägyptische Götter. Ihre Rasse floh, trennte und verteilte sich über den ganzen Erdball. Sie suchten nach idealen Lebensräumen, die ihnen mehr zusagten, als das sandige, trockene Wüstenklima. Wasser liebende Götter bevorzugten das Meer, wie Aquarius und Leviathan. Die es kälter wollten, zog es in die Eiswelten oder in den hohen Norden, wie Arcticon der weiße Eislöwe. Andere trieb es in die hochgelegenen Bergregionen oder in dichte Wälder. Sie ließen sich in den Gebieten nieder, in dem auch das Nahrungsangebot Mensch sich stark vermehrte und erkoren es zu ihrem Territorium. Nun schwang sich jeder einzelne dieser Wesen zu einer Gottheit empor, auch jene, die im alten Ägypten, gegenüber ihren mächtigeren Brüdern nichts zu melden hatten.
Genug vorweg gegriffen, die Geschichte geht weiter! Jahrtausende vergingen, es kam die Zeit, wo die Schöpfung Mensch, zu einer denkenden Zivilisation heran wuchs, die Götter Ägyptens hatten bald nichts mehr zu lachen. Die sonst so gehorsamen Haustiere, wollten ihre Herrscher nicht mehr ernähren, sie rebellierten. Nur die dazu Auserwählten des ägyptischen Volkes, die Priester und Priesterinnen, durften den Göttern dienen und sie mit ihrem Blut versorgen. Aber besonders unter ihnen entwickelte sich, als erstes, die böse Eigenschaft … Machtgier. Mit dem Verstand wuchs auch die Gier, sie selbst wollten Götter sein. Mit der Zeit fanden sie es heraus, wie man die Herrscher schwächte und fingen an sie zu vernichten. Die meisten Götter konnten dem Tod bringenden Massaker entkommen, sechsunddreißig von ihnen gelang die Flucht nicht. Ihre Leichen wurden schnellstens verbrannt, ihre Knochen zu Staub zermahlen und mit alldem vermengt, was man fand. Das ganze wurde mit Bitumen und Harzen vermischt, in schwere Sarkophage aus Granit gelegt und nach Sakkara geschafft. Warum?! Die Priester hatten Angst, Angst vor Gott Seth, Beherrscher des Lebens und des Todes. Hatten sie es doch mit eigenen Augen gesehen welche Macht er in sich barg, wie er seine toten Brüder und Schwestern zurück ins Leben holte. Gott Seth durfte seine ermordeten Gefährten nicht wieder finden, denn er selbst entging dem feigen Mordanschlag und floh in seine Tempelstadt Ammon Harachte, die für Menschen unerreichbar war. Niemand weiß genau wo sie wirklich liegt. Vermutungen hingegen, gibt es viele. Legenden erzählen, dass Gott Seth, Ammon Harachte selbst erschaffen hat, nur mit den Fähigkeiten seiner unvorstellbaren geistigen Kraft. Eine Festung, seine Zuflucht, sein Schutz vor seinen gewalttätigen Geschwistern, die nicht nur nach seinem Blut verlangten, auch sein wunderschöner junger, makelloser Körper und das elfenhafte Gesicht riefen lüsterne Begierden in ihnen hervor. In Ammon Harachte befindet sich wahrscheinlich auch das genetische Labor des Genesis. Hier kreierte Seth auch die Armee der Menschenwölfe, als seine Leibwächter, Diener und zum Schutze seiner Stadt. Falls diese Tempelanlage noch existiert, ist sie das älteste Bauwerk auf Erden.
Indien, Griechenland, Südamerika, egal wo die ehemaligen Götter Ägyptens eine neue Heimat fanden, sie verschwanden und Mythen entstanden. Gott Seth verweilte noch lange, sehr lange in Ammon Harachte, nur von seinen Wolfsmenschen und getreuen Priestern umgeben. Wahrscheinlich die einzige Kaste, die ihren Gott nicht hintergingen, sondern achteten und ehrten.
Ab hier fangen die antiken Geschichten an, manche sind mystische Sagen oder Vermutungen, andere werden als Spinnerei belächelt, aber dass kennt ihr mittlerweile ja aus eigener Erfahrung.
Irgendwann tauchte eine neue Person in der Welt der Geschichten auf, die von den Gelehrten, als eine blühende Fantasiegestalt ihres Kollegen, Professor Demostenes Tsansikodos abgetan wird, General Chaos. Aber nicht jeder lacht über sie Herr Professor, es gibt Geheimbunde die wissen, dass sie keinem Hirngespinst hinterher jagen. Das alte Volk Ägyptens hatte mehrere Namen für ihre Götter und so mancher ging verloren oder wurde absichtlich getilgt und somit verschwand auch Seth Ammon Ras zweiter Name, Chaos, Gott des Feuers und des Goldes.
Ich nehme an, Pharao Ramses der Zweite wusste nicht wer ihm, in all seinen Schlachten, zur Seite stand. Welche Kriterien Gott Seth dazu bewegt hatten, sein Domizil Ammon Harachte zu verlassen, sind uns noch ein Rätsel, vielleicht trieb ihn die Einsamkeit dazu oder die Sehnsucht nach einigen seiner Geschwistern. Ab nun sollte eigentlich der Name General Chaos, in der Geschichtswelt auftauchen, tut es aber nicht, weil seit dem Jahr Eintausend nach Chr. jemand sehr sorgfältig anfing, General Chaos Existenz auszulöschen, wie bei Ramses, König Leonidas, Alexander der Große oder Tenno Ninto Ku, um nur einige zu benennen, die uns bekannt sind. König Leonidas musste es gewusst oder sogar gesehen haben, das Chaos, was ungewöhnliches war. Er schickte seinen General fort, bevor der letzte Kampf am Thermophylenpass begann, um ihn in Sicherheit zu wissen. Vermutlich hatte Chaos zuviel Blut auf dem Schlachtfeld gelassen. Sein Körper heilt rasant schnell, aber zu hoher Blutverlust schwächt ihn enorm, macht dieses sonst so mächtige Wesen kampfunfähig.
Alexander der Große sah in seinem General einen übermenschlichen Krieger, der es vermochte den persischen König Dareios zu vernichten. General Chaos schleuderte seine Lieblingswaffe, eine Hellebarde aus Zokunnit, mit solch einer Kraft, das sie weit über hundert Meter flog und den Kopf von Dareios III, von seinem Rumpf trennte. Markante Merkmale, festgehalten auf steinernen Wandbildern, weisen darauf hin, dass auch der König Persiens, kein reiner Mensch war, vielmehr ein Nefelim. Seine riesige Statur, seine Menschen verachtende Lebensart und seine unbändige Gier nach Macht sprechen dafür. Sollte es so sein, könnte Alexander der Große, dem gleichen Dareios gegenüber gestanden sein, wie zuvor König Leonidas. Durch die Nahrungsergänzung Blut, besitzt auch der Nefelim oder Seraphim, eine viel längere Lebenserwartung.
Nun wird es Zeit, euch zu erkläre, was eigentlich ein Nefelim oder Seraphim ist.
Die Götterwesen waren keine Kostverächter in Sache Sex, den sie oft und auf perverse Art und Weise ausübten. Die körperliche Liebe ist für sie eine Sucht und gehörte, wie das Blut, zu ihrem täglichen Leben. Sie vollzogen den Beischlaf, wann immer sie Lust dazu verspürten, auch mit den Menschen, das gezeugte Ergebnis ist der Nefelim oder der Seraphim. Der Nefelim entstand durch die Paarung zwischen einen Menschen und der Gottkreatur, mit Schwingen aus Federn, später von der Kirche auch als Weiß-Engel bezeichnet. Der Seraphim, wurde durch die körperliche Vereinigung eines Menschen und dem Gottwesen mit Membranschwingen gezeugt, die so genannten Schwarz-Engel oder Gargoyles. In der Entwicklungsphase eines Nefelims prägen sich hauptsächlich die schlechten Eigenschaften am stärksten aus, sie sind hochgradig egoistisch, machtbesessen, geltungssüchtig und Menschen feindlich. Der Seraphim ist genau das Gegenteil von seinem gefiederten Bruder. Seine Lebensart ist ausgeglichener, geselliger und führsorglicher, er beschützte seine Grundnahrungsquelle, den Menschen.
Die Vermutung liegt nahe, das General Chaos unterwegs war, um die bösartigen Nachkommen, die seine Rasse hinterließ zu eliminieren. Auch seine Schöpfung der Menschenwolf hatte sich selbstständig gemacht und verbreitete Tod, Angst und Schrecken. Der General betrieb eine Art Schadensbegrenzung. Jetzt sind wir hier in Russland angelangt, bei seiner wahrscheinlich letzten Schlacht. Ihr habt den Ort gefunden an dem es passierte. Hier, in Russland, starb die glorreiche Armee des Todes. Vierhundert Seraphen und Nefelims, Nachkommen seiner Geschwister, die ihm treu ergeben waren, vielleicht sogar seine eigenen Kinder. Ehrlos abgeschlachtet durch den miesen Verrat seines Bruders Apophis. Er wollte seinen Bruder Seth, den Genesis um jeden Preis haben. Ihn, den Garanten für ewiges Leben. Wer ihn beherrschte, besaß diesen Planeten. Könnte uns und unsere Welt, wann immer er wollte auslöschen und wieder neu erschaffen. Apophis Plan ist nicht aufgegangen, irgendetwas muss schief gelaufen sein. Für diese Erkenntnis gebührt euch unser unendlicher Dank, vor allem ihnen Herr Professor Tsansikodos. Ihr unbeirrbarer Glaube und ihre beharrliche Hartnäckigkeit verdanken wir nun ein weiteres Stück Lebensgesichte, des General Chaos. Unser Orden ist schon seit Jahrhunderten unermüdlich auf der Suche nach Seth, unserem Schöpfer, unserem wahren Gott. Blasphemie, Häresie, das sagten sie auch einst zu Jacques de Molay, dem offiziellen letzten Großmeister der Templer. Die ersten christlichen Ritter wurden ausgeschickt, um den heiligen Gral zu finden. Ihr kennt die Geschichte, sie besteht nur aus Lügen. Nicht nur der Vatikan hat was zu verbergen, wie ich es schon vorher erwähnte, auch mächtige Nationen, Personen und Organisationen tragen ihren Teil dazu bei. Wenn wir hier mit den Analysen fertig sind, bitte ich euch, mit uns zu kommen, um auch diese Tatsachen zu erfahren und um den wirklichen letzten Großmeister kennen zu lernen. Wir müssen jetzt nur schnell sein und soviel wie möglich an Beweise sichern. Wer weiß wann wir russischen Besuch bekommen. Helft ihr uns dabei?“ Stille herrschte am Lagerfeuer, noch völlig benommen von Lukas traumatischer Geschichte. Ein totaler Overload herrschte in unseren Köpfen, schweigend schaute ich in die Runde, Daten sortieren stand in ihren Augen. Bruder Lukas erhob sich mit einem sanften Lächeln im Gesicht und begab sich, ruhigen Schrittes, auf den Weg zu Fürst Atoshas Höhlenbehausung. Er wollte uns die Gelegenheit geben, in Ruhe, über alles zu reden. Was auch geschah, jeder äußerte seine Fragen, Eindrücke und Meinungen, ein wildes Gerede entfachte. Es dauerte nicht lange und das eingespielt Team ist sich mal wieder einig, klar helfen wir! Mit allen notwendigen Utensilien der Archäologie bewaffnet ging es an die Arbeit. Lukas Lächeln wurde immer breiter, als er sah wer durch den Höhleneingang trat und auf ihn zukam. Nach einer kurzen Besprechung der Arbeitseinteilung nahmen wir unsere Tätigkeit auf. Mein Betätigungsfeld lag im Osten der Wohnhöhle. Nahrung für meine Neugier, diese Seite kannte ich noch nicht. Dort angekommen musste ich feststellen, dass meine Neugier hier nicht sehr gut genährt würde. Eine fast leere Felswand stand vor mir, an ihr hing nur eine dicke schwarze Kette. Ein wirklich merkwürdiges Metall, es fühlte sich nach Leder an. Das eine Ende führte durch die Wand, in eine kleinere Höhle, die man nur durch einen Nebengang, im Norden der Felsenwohnung erreichen konnte. Dort war die Kette an einem großen Rad befestigt und nur von hier aus konnte man sie heran ziehen oder verlängern. Zum festsetzen der Kette, gab es mehrere Haken, ebenfalls aus dem mir unbekannten Material. Das andere Ende hing hinunter, in eine fünf Meter tiefer gelegene Grube. Dieses Erdloch, das in mir den Eindruck eines finsteren, kalten Grabes hinter ließ, ist ungefähr vier Meter breit und vier Meter lang. Die Grube überspannte ein robustes, schweres Gitter, das man mit großen Eisenriegeln verschließen konnte. Das Gitter stand offen, der Raum wurde von oben her, durch zwei Scheinwerfer erhellt, einer der Mönche arbeitete bereits dort unten. Na dann, nichts wie da hinunter zu dem sehrgut aussehenden jungen Mann. Ich wollte gerade die uralte Holzleiter betreten, da ertönte eine dunkle wohlklingende Stimme hinter mir! „Halt, benutze bitte nicht die Leiter, das ist zu gefährlich, sie ist zu alt, ich lasse dich an einem Seil herunter!“ Wattewölkchen schwebten um meinen Kopf herum, was für Augen, unendlich Schwarz, schulterlanges blauschwarzes, dichtes Haare und einen gepflegten, kurz gehaltenen orientalischen Bart. Meine vorwitzige Nase stand vor der muskelbepackten Brust von Rasputin. Dicht neben ihm befand sich Nasir, sie glichen einander, fast wie Zwillinge, nur die dunklere braune Hautfarbe und das leicht wellige Haar von Nasir, deuteten auf eine arabische Herkunft hin. Behutsam ließen die Beiden mich an einem Seil hinunter in die Grube zu Bruder Benny. Benjamin ist ein quirliger blonder Typ, stets gut drauf und extrem wissbegierig, wir verstanden uns auf Anhieb. Ein bisschen neidisch muss ich eingestehen, der Kerl hat echt was los, perfekt ausgebildet, ob Biologie, Chemie, Archäologie, Benjamin kannte sich aus. „Diente die Grube als Vorratskammer?“ fragte ich ihn, dabei schweiften meine Augen durch den kalten, feuchten Felsenraum. Mit einem verschmitzten Lächeln antwortete er: „Wohl kaum, das ist ein Kerker, dessen bin ich mir sicher. Und wenn ich mit der Analyse der Blutprobe fertig bin, das ich dort drüben fand, dann kann ich beweisen, dass General Chaos hier festgehalten wurde.“ Benny zeigte auf einen kräftig pinkfarbenen, großen Fleck, der auf dem Felsboden vorhanden war. In diesem miesen, ekelhaften Loch?! Ich musste mir ein genaueres Bild davon machen und sah mich intensiver um. Kahle Gesteinswände bis auf eine Ecke, an der ein dünnes Moosgeflecht wächst, das sich von der Feuchtigkeit der Wand nährt. Diese Nässe dringt oberhalb, durch die Felsendecke. Ein minimaler Rinnsal der die Wand herunter fließt und am Boden durch ein paar Risse versickert. Wenn das Chaos einzig Möglichkeit gewesen ist, an Wasser zu kommen, um nicht elendig zu verdursten, so musste er die Wand ablecken, was für eine wirklich grauenhafte Vorstellung. Auf den anderen Wänden befanden sich eingeritzte Bilder von Tieren, Wälder und Pflanzen. Kalter Gesteinsboden auf dem mehrere Felldecken liegen oder was davon noch übrig geblieben ist. Tief unten in einer öden kalten Höhle, mit fast so gut wie kein Licht und ausreichendem trinkbaren Wasser Ich wagte kaum daran zu denken was er vielleicht zu Essen bekommen hat, Abfälle? Welche unmenschlichen Erniedrigungen musste Chaos über sich ergehen lassen, Folter, Demütigung oder sogar sexuelle Gewalt. Und dann noch diese große Lache uralten, vertrockneten Blutes, das immer noch seine intensive ungewöhnliche Farbe hatte. Was war hier bloß geschehen! Ich musste mein neu erworbenes Gedankengut jemanden mitteilen, wo ist mein Professorchen? Er muss alle mein Illusionen erfahren! Ich kreischte lauthals nach ihm und Tsatsiki eilte herbei. Während ich in der Grube aufgeregt umher lief, ihm alles Wissenswerte zeigte und nebenbei noch zutextete, saß Tsatsiki fünf Meter höher auf dem Rand des Loches und hörte meine ausschweifenden Darstellungen aufmerksam zu. Nur hin und wieder huschte ein Schmunzeln über sein Gesicht, wenn meine wilden Fantasien mit mir durchgingen. Benny benötigte noch etwas Zeit für die Fertigstellung des Ergebnisses, das nutzten wir um weiteres zu entdecken. Ich suchte eifrig und der Herr Anweiser, hoch über mir, gab Anweisungen. Viel gab es nicht zu finden, es scheint als ob der Gefangene seinen Kerker, so gut es eben ging, sauber gehalten hatte. Nur ein vergammelter Holzbottich mit Deckel stand in einer Ecke, ich schaute neugierig hinein. Eine schwarze vertrocknete ekelige Masse befand sich darin und ein paar Knochenreste. „Was ist das!“ fragte ich Benny. Er fing an hämisch zu grinsen. „Das sind Köperausscheidungen und die Reste einer Mahlzeit.“ „Antike Schei ….. !“ Ich sprach es nicht voll aus. Entsetzt machte ich ganz schnell den Deckel wieder zu. Das Gelächter der beiden Männer, über mein entsetztes Gesicht hallte durch die Höhle. Lukas, Rasputin und Nasir tauchten neben Professor Tsatsiki auf. Nach einer kurzen Erklärung und Pantomime von Benny, grinsten auch sie über das ganze Gesicht, wie oberpeinlich! Plötzlich erspähten meine Augen ein merkwürdiges Objekt, das in einer schmalen Bodenspalte feststeckte, in Mitten des vertrockneten Blutes. Es erregte mein Interesse, meine zierlichen langen Finger passten in diesen Riss hinein, ich spürte das Ding, bekam es aber nicht heraus. Benjamin holte eine lange Pinzette, mit ihr konnte ich das Ding vorsichtig drehen und es heraus ziehen. Das Objekt hatte die Form eines halbrunden Messers ohne Stiel, umgeben von einer steinharten Masse, aus der pinkfarbenen Körperflüssigkeit und dem Dreck des Bodens. Nach der vorsichtigen Reinigung, entpuppte sich das Schneidewerkzeug, als Teil eines extrem stabilen Tierbeckenknochens, der zu einer sehr scharfen Klinge geschliffen wurde. Bruder Lukas wirkte sichtlich nervöser, dringend verlangte er nach dem Ergebnis der Blutanalyse. Die Bestätigung kam, es ist General Chaos Blut. Obwohl Benny es mir ja bereits voraus sagte, lief mir bei dieser Nachricht ein eiskalter Schauer über den Rücken. Nach einigen schweigenden Minuten der Besinnung, rief Lukas die Mönche zusammen, um ihnen etwas mitzuteilen. „Verzweifelt nicht Brüder, unsere Suche nach ihm war nicht vergebens. Der Genesis ist entkommen, da bin ich mir sicher. Hört dazu meine Version der Geschichte und urteilt dann selbst, ob es sich so abgespielt haben könnte. Die schwarze Kette, Lukas zeigte auf sie, wurde wahrscheinlich um eines seiner Fußgelenke geschmiedet. Sie ist aus Zokunit, das auf einer reinen kohlenstoffähnliche Materie basiert, aus dem Membranenstaub, einer besonderen Flügelart die nur wenige seiner Geschwister besaßen, einschließlich des Genesis. Die puderige Absonderung, gemixt mit dem Blut von Seth Ammon Ra, dem Genesis, ergab dann die lebende Materie Zokunit. Durch sein Blut kann er es mit seinen psychischen Kräften verflüssigen, pulverisieren, programmieren und es in jede nur erdenkliche Form bringen. Normalerweise hätte das metallähnliche Material, den General nicht festgehalten, es wurde absichtlich mit Titan vermischt, damit Chaos es nicht mehr beeinflussen konnte. Bennys wachsame Augen haben einige Spuren von Titan an der Kette entdeckt. Wer für diesen verräterischen Hinweis verantwortlich ist könnt ihr euch wohl denken, … Apophis! Durch das neueste Fundstück von Tamashi, habe ich nun eine wage Vorstellung von dem, was sich hier zugetragen hat. Die Gefangenschaft des General Chaos dauerte in etwa siebzig lange Jahre. Die Richtigkeit für diese Zeitspanne, sehe ich bestätigt, durch den Fund der datierten Tontafeln, die Professor Tsansikodos aus China erhalten hat und durch die archäologischen Erkenntnisse der russischen Frühgeschichte, die eindeutig belegen, wann Fürst Atoshas blutige Schrecksherrschaft ein Ende hatte. Wie oder von wem und mit welchen Methoden der Wolfs-Fürst es geschafft hatte, an das gut gehütete Geheimnis des chinesischen Ministers Lao Chen heran zu kommen, warum der General für ihn so wertvoll war, bleibt unklar. Der grausame, skrupellose Schlächterfürst beanspruchte nun, das Ewige Leben für sich. Nur gut dass er nicht die ganze Wahrheit kannte, sonst wäre die Weltgeschichte anders verlaufen und die Lykaner würden die Erde bevölkern.
Die Zeit verhalf dem General zur Flucht, denn Fürst Atosha wurde unvorsichtiger. Irgendwann bekam Chaos den stabilen Hüftknochen, eines Wildtieres in seine Hände. Theoretisch nehmen wir einmal an, der verärgerte, wutentbrannte Barbaren Fürst schmiss mit seiner halbverzehrten Bärenoberkeule, nach dem General, der ihn wieder einmal mit kecken Sprüchen, bis aufs Äußerste provoziert hatte. Mühselig kratzte er sich aus der oberen Knochenschale, ein einigermaßen scharfes Messer, nur mit Hilfe seiner harten Fingernägel und kleineren Steinchen, die er aus den Felswänden lockerte oder auf dem Boden finden konnte. Chaos versteckte sein Knochenmesser gut vor den Augen seines Peinigers und wartete geduldig auf die richtige Gelegenheit. Die Jahre verstrichen, der Genesis verhaarte in seinem steinigen Gefängnis.
Endlich, in einer der eisigen langen Winternächte, das gemütliche Knacken und Knistern des Holzes der wärmenden Feuerstelle, schläferte den mächtigen Werwolf auf seinem Thron ein. Der Wächter verließ die Höhle und begab sich auf seinen abendlichen Patrouillegang. Nichts regte sich mehr, die Gelegenheit für eine Flucht schien günstig. Eine zweite Chance würde er nie wieder erhalten. Der General musste jetzt schnell handeln. Er nahm all seinen Mut zusammen und brach sich selbst, oberhalb des Fußgelenkes, den Knochen. Dann schnitt Chaos sich mit dem Knochenmesser den Fuß ab, der ihn mit der Kette der Gefangenschaft verband ohne auch nur den leisesten Aufschrei des Schmerzes von sich zu geben. Chaos verlor dabei eine Menge Blut, wie wir hier feststellen konnten. Lukas deutete auf den pinkfarbenen Fleck. Anschließend hielt und heilte er seinen abgetrennten Fuß wieder an das Bein, um nicht noch mehr Blut zu verlieren. Fleisch oder Organwunden eines Genesis verheilen sehr schnell, aber wie lang es bedarf, bis auch der Knochen sich wieder verbindet, dass wissen wir nicht. So nehme ich an, General Chaos schleifte den verletzten Fuß hinter sich her. Vorsichtig, ohne auch nur das geringste Geräusch zu verbreiten, zog er sich langsam nur mit der Kraft seiner Arme die Holzleiter empor. Ich kann mir gut vorstellen, dass der tyrannische Barbaren Fürst, den General nur sehr spärlich mit der für ihn, so lebenswichtigen Blutnahrung versorgte. Somit wollte Atosha verhindern, das Chaos seine volle körperliche Kraft wiedererlangte oder wohlmöglich seine geistigen Fähigkeiten zur Flucht einsetzen konnte. Aber irgendwer hatte ihn heimlich mit Blut versorgt, vielleicht waren es die misshandelten Frauen des Wolfsmenschen, Sklaven oder vielleicht sogar Kinder! Auch die schweren Riegel des massiven Gitters musste jemand geöffnet haben oder Chaos schob sie mit seiner Gedankenkraft auf. Der Drang nach Rache und die Sehnsucht nach Freiheit, nahmen ihm jeglichen Schmerz. Meter für Meter, leise zog der General seinen Körper über den kalten, felsigen Boden und näherte sich dem Thron. Unterwegs griff er nach einem richtigen Messer, dass auf dem Tisch lag, auf dem noch das Abendmahl des Werwolfes stand. Die Nerven waren angespannt, des Zerreißens nahe, dass mit Adrenalin stark angereicherte Blut schoss durch seine Adern, als sich Chaos lautlos hinter dem fürstlichen Stuhl, an der Wand hoch stemmte. Blitzschnell, ohne zu zögern, ergriff er Atoshas Kopf, schnitt und riss ihn von dessen Rumpf. Der völlig überraschte Lykaner-Fürst versuchte sich noch zu verwandeln, zu spät! Vollkommen erschöpft und mit dem blutverschmierten Kopf des Menschenwolfes in seiner Hand, machte der General sich auf den Weg in die Freiheit. Die fürstliche Trophäe diente ihm als Garantie dafür, dass die Wächter vor der Höhle und der schweren Holztür, ihn nun nicht mehr aufhalten würden! Hinkend, sich auf einem Speer des toten Barbaren abstützend, begab sich der General nach draußen. Wie erwartet, niemand wagte es ihn, den mächtigen Engel auf zu halten. Zielstrebig schleppte Chaos sich auf den zugeschneiten Versammlungsplatz. Erst dort, hatte der Genesis genug Raum für seine prächtigen Schwingen. Die lederartigen Membranen schoben sich langsam aus seinen Rücken und zerfetzten den oberen Teil der dürftigen Fellbekleidung. Sich in die Lüfte zu erheben wird ihm nicht leicht gefallen sein, schon viel zu lange war er nicht mehr geflogen und dann noch der hohe Bluterlust. Nur mit schwerfälligen kräftigen Flügelschlägen gewann der Genesis an Höhe. Das letzte, was das Werwolfsvolk Atoshas am eisigkalten, dunklen Winterhimmel von ihm sah, waren die glühenden Flammenzeichnungen am unteren Ende seiner Membranen!
Alle Beweise sprechen für meine Geschichte, so ähnlich muss es passiert sein. Die Frage ist nun, wann hat ihn seine Kraft verlassen? Wie weit ist der Genesis gekommen? Flog er in den Süden, zurück nach Japan? Warum sollte er dass tun, es waren zirka siebzig Jahre vergangen, seine Armee tot, niemand würde ihn dort erwarten! Ich glaube seine Reise ging zurück in den vorderen Orient oder nach Ammon Harachte. Brüder, packt bitte eiligst alles zusammen, wir machen uns auf den Heimflug, ich muss dem Großmeister die neuen Erkenntnisse mitteilen.“ Benjamin verstaute sämtliche Proben und Gerätschaften in die schwarzen Metallkoffer, ich half ihm dabei. Anschließend rief Benny nach den Liftboys, sofort erschienen Nasir und Rasputin, mit dem Seil. Zuerst zogen sie die Koffer nach oben, dann holten die starken Männer uns hoch. Der beklemmende Druck in meinem Magen verschwand, endlich raus aus diesem fiesen furchtbaren Loch. Das Knochenmesser, mein geschichtsträchtiges Fundstück hielt ich fest in meiner Hand. Eigentlich wollte ich es behalten, ein Stück Chaos, Tsatsikis Besessenheit hatte nun auch mich erwischt. Aber innerlich fühlte ich, dass es nicht die richtige Entscheidung war. Traurig, aber auch mit einem stolzen Gefühl, brachte ich das Knochenmesser zu Bruder Lukas. Dankbar und ich glaube mit einem kleinen Tränchen im Auge, nahm er es an sich. Spontanität, ist ebenfalls eine Eigenschaft von mir, hoch motiviert kam es aus meinen vorlauten Mund heraus. „So, weil ich hier das einzige, nette Mädchen bin, müsst ihr mir noch einen Gefallen erweisen.“ Ich liebe dumme Gesichter und dieses mal so viele! „Ihr seid doch super starke Männer, bitte macht mir die Steintruhe auf, die neben dem Thron mit dem fiesen Wolfskadaver steht. In die, wollte ich schon den ganzen Tag hineinschauen.“ Der minimale Wunsch wurde mir gewährt, acht starke Mönche hebelten sie den Deckel der Steinkiste auf. Ein aufgeregter Wortwechsel brach aus, in der Truhe lagen die Waffen und die Rüstung des Generals. Herrlich, prachtvoll, gigantisch, jede der Beschreibung wäre richtig, sie sind einfach wunderschön und zum erstaunen aller, ein Helm, in der Kiste lag tatsächlich der Kopfschutz von Chaos. Wie konnte dass sein? Gehörte das Teil, das wir auf dem ehemaligen Schlachtfeld fanden überhaupt nicht ihm? Die einzige logische Erklärung für uns war, dass bestimmt alle Krieger, der Armee des Todes, einen Helm gleicher Machart trugen. Es gab nur einen Unterschied, die komplette Kampfbekleidung des Generals, einschließlich Kopfschutz und Waffen bestanden aus schwarz gleißendem Zokunit. Lukas trieb alle zur Eile an. Er wollte nun so schnell wie möglich, dieses Territorium verlassen. Das russische Militär könnte die Anwesenheit, der fremden Mönche bemerkt und derweil die Position geortet haben, vielleicht ist der Suchtrupp bereits auf den Weg hierher. In rasanter Geschwindigkeit wurde die Rüstung, samt Zubehör in Decken eingeschlagen und zu einen der wartenden Helikopter gebracht, deren Rotoren bereits auf vollen Touren liefen. Außerhalb der Höhle räumten Rene und Jeremy bereits unsere Habseligkeiten in einen der Hubschrauber, ein paar Mönche halfen ihnen dabei alles zu verstauen. Die Fahrzeuge blieben zurück. Es verging nicht einmal eine halbe Stunde, dann hoben die Helikopter ab und entschwanden fast lautlos, immer unter der Radargrenze fliegend, in westlicher Richtung. Das einzige was uns verfolgte, war die rötliche aufgehende Sonne.