Читать книгу Spiritueller Rausch der Lust | Erotischer Roman - Henriette Jade - Страница 8

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5. Henris Spielzeugsammlung

Endlich war der langersehnte Tag da, an dem ich Henri wiedersehen sollte. Mit lauten Schritten lief ich über die hellen Bodenfliesen der Marienkirche und war wieder einmal erstaunt über die klare Atmosphäre des Kirchenraums. Die Umbauarbeiten gingen zügig voran. Doch war es heute ungewöhnlich ruhig, denn Bodo und Adrian schienen nicht da zu sein. Ganz hinten an der Treppe zur Krypta sah ich Oliver mit einer Frau am Geländer stehen. Sie waren in ein intensives Gespräch verwickelt. Oliver sah mit seinem weißen Hemd und der Fliege besonders seriös aus, er beugte sich zu ihr vor und strich ihr über den Hintern.

Wer mochte das sein?, fragte ich mich und ging auf die beiden zu. Die Frau trug schwarze High Heels und eine schwarze, eng anliegende Hose. Sie hatte lange, dunkle Haare, die sie zu einem Zopf zusammengebunden trug. Eine fleischliche und freizügige Erscheinung. Als sie mich bemerkten, wandte sich Oliver von ihr ab.

»Hi, Jette. Was machen die Kunstschätze?«

Ich erwiderte die Begrüßung.

Oliver stellte mir die Frau als Lydia vor. Sie sollte bald im Club im Barbereich und als DJane arbeiten. Ich nickte ihr zu und lächelte freundlich.

»Du kümmerst dich also um die alten Bilder. Wie nett!«, sagte sie und lachte auf, als sei das eine eher überflüssige Beschäftigung.

Ich ging nicht auf ihren abfälligen Kommentar ein und hielt mich stattdessen an Oliver. »Es läuft ganz gut. Ich müsste allerdings nochmals Firnis und Goldlackfarbe bestellen.«

»Kein Problem. Ich melde mich demnächst mal bei dir und dann reden wir über die Sache.«

Ich lächelte ihm zu und machte dann auf dem Absatz kehrt, um in meinem kleinen, abgeschiedenen Restaurationsbereich zu verschwinden.

Hier stellte ich mich vor die Christus-Johannes-Skulptur und betrachtete sie eingehend. An der Skulptur war viel Farbe abgeblättert, sodass ich säubern, grundieren und neue Farbe auftragen musste. Aber die beiden aneinandergelehnten Figuren hatten dabei nichts von ihrer Ausstrahlung verloren. Heinrich von Konstanz hatte sie ursprünglich um 1280 für das Dominikanerinnenkloster St. Katharinental am Oberrhein angefertigt. Der Kopf von Johannes lag so auf der Schulter von Christus, dass sein Hals überdehnt und abgeknickt aussah. Johannes hatte seine rechte Hand in die seines Vetters gelegt. Die Gewänder der Figuren suggerierten von Stoffführung und Faltenwurf her eine tiefe Einheit der beiden Weggefährten. Diese wurde obendrein durch die Goldbeschichtung und die komplementären Farben Rot und Grün betont.

Unweigerlich dachte ich an Henri. Innerlich träumte ich davon, dass zwischen ihm und mir eine ähnlich warmherzige Verbindung entstehen könnte, wie ich sie hier in Holz geschnitzt vor mir sah. Ein solches Ineinander-gelehnt-Sein. Johannes’ Augen waren geschlossen und Christus hielt seinen Gefährten im Arm. Für einen Moment ließ ich mich hinreißen, gab mir dann aber einen Ruck: Erst musste ich hier noch weiterkommen. Die Vorfreude darüber, dass ich ihn heute nach der Arbeit wiedersehen würde, machte sich als ein aufgekratzt-kribbelndes Gefühl in mir breit.

***

Als es endlich sechzehn Uhr war, drückte ich auf die Tube. Auf dem Fahrrad geriet ich ins Schwitzen – eher wegen der Aufregung als der Anstrengung.

Wir waren an der S-Bahn-Station Treptower Park verabredet. Als ich ihn sah, kam er mir für einen kurzen Augenblick fern und fremdartig vor. Seltsam, ich musste mich wohl erst wieder an ihn gewöhnen. Wir begrüßten uns herzlich, küssten uns auf den Mund. Dann schlossen wir unsere Räder an einem Fahrradständer zusammen und spazierten zu Fuß durch das S-Bahn-Gebäude hindurch in den Park. Er schlug vor, zur »Insel der Jugend« zu gehen, weil es dort so idyllisch wäre.

Als wir dort ankamen, kauften wir uns an einer Getränkebude zwei Fritz-Limo Melone – »Geschmack selten« stand auf dem Etikett – und setzten uns ans Wasser. Ich hatte mich sehr auf unser erneutes Date gefreut und war jetzt ganz neugierig darauf, ihn näher kennenzulernen.

Nach ein paar einleitenden Worten sprach er ein brisantes Thema an. Er eröffnete mir, dass er nicht auf biederen Blümchensex – was auch immer das heißen mochte – stehen würde, sondern nur auf ausgefallenere Praktiken.

»Ich mag eben nicht einfach nur so unter der Decke Sex haben, sondern experimentell sein. Ich stehe auf Verbalerotik und Fesselspiele und ich möchte mit dir alles Mögliche ausprobieren. Gegen ganz normalen Sex habe ich nichts, aber mir persönlich gibt das nicht viel. Bei mir muss immer die Fantasie mit im Spiel sein.«

Ich musste erst einmal schlucken. Unser letztes Zusammensein war mir noch gut in Erinnerung, ebenso wie seine führende, eigenwillige Art, aber dass er es jetzt so verbalisierte, erschreckte mich. Gegen erotische Spiele und Fantasien hatte ich eigentlich nichts einzuwenden, aber ich hatte darin keinerlei Erfahrungen.

Wir spazierten weiter durch den Park der Spreeinsel. Er erzählte mir einiges über sexuelle Kultur und darüber, wie sehr ihn die intensiven Momente ausgefallener Techniken und ausgedehnter Sexspiele erregten. Er sprach ganz ohne Hemmungen. Gebannt folgte ich seinen Ausführungen, auch wenn sich das alles für mich recht abstrakt anhörte. Ich hatte ja keine Ahnung, was sich wirklich etwa hinter Begriffen wie »Verbalerotik«, »Rollenspiele«, »dominant« und »devot« verbarg. Zu gern wollte ich ergründen, was sich da unter der Oberfläche abspielte. Insgeheim aber fragte ich mich, ob ich ihm vertrauen konnte. Da blieb etwas Unerklärliches, eine dunkle Ahnung, dass sich mehr hinter seiner freundlichen Art verbergen könnte, als er im Moment preisgab. Was wäre, wenn er nicht nur auf sanfte erotische Spiele, sondern auch auf härtere Spielarten stand? Dann wäre ich ihm hilflos ausgeliefert. Solche und andere Ängste ergriffen meinen Geist. Mein Gefühl war allerdings positiv und ihm durchaus zugewandt. Ich war ihm schon so verbunden, war bereits ein bisschen verknallt und natürlich auch neugierig. Ich wollte wissen, was sich hinter seinen Ankündigungen verbarg.

Wir tranken unsere Limonaden leer und schauten auf die Spree. Mir kam das alles verrückt vor, irreal, hier mit ihm herumzuspazieren, und dass er mir solche sexuellen Vorschläge machte. Hatte das alles noch etwas mit mir zu tun? Ich konnte es kaum glauben und stand auf dem Schlauch.

»Und. Kommst du noch mit zu mir?«, fragte er dann aus dem Nichts heraus, »oder bist du jetzt eingeschüchtert?«

»Ach, was«, sagte ich cool, nahm einen Schluck aus der doch schon leeren Flasche und blickte ihn an.

Für einen Rückzieher war ich zu stolz und eine bessere Antwort hatte ich in diesem Augenblick nicht parat.

***

In seinem leicht überheizten Loft zeigte er mir nochmals alle Räume: das Bad, sein Foto- und Tonstudio, das Schlafzimmer. In den meisten Zimmern roch es ungelüftet, doch fühlte ich mich dadurch nicht unwohl, im Gegenteil, seine Person schien überall präsent zu sein. Wir gingen in seine Küche, die aufgeräumt war und in deren Mitte ein Gasherd mit großer Abzugshaube stand. Die Küche war direkt mit dem Wohnraum des Lofts verbunden.

Ich ließ meine Augen wandern. Schon beim ersten Besuch waren mir die prunkvollen silbernen Kerzenhalter, die Leopardenfell-Kissenbezüge, die flauschigen Decken sowie die dunkelroten Vorhänge aufgefallen, die unterschwellig die Atmos­phäre des Lofts prägten, und auch die Gerten und Peitschen in der Vase auf dem Schrank waren mir nicht entgangen. Doch nahm ich diese Gegenstände erst jetzt, nachdem mich Henri über seine Sexneigungen aufgeklärt hatte, bewusst wahr. Henri bemerkte meine fragenden Blicke und forderte mich provokativ auf, den Inhalt seiner Glasvitrine zu inspizieren, die zwischen Küche und Wohnraum stand. Er zog ein dunkles Samt-Tuch beiseite, das den Inhalt vor unbefugten Blicken schützte. Es offenbarte sich mir eine reiche Sex-Spielzeug-Sammlung, die er mir stolz vorführte: Dildos in allen möglichen Größen und Formen, etwa sehr kleine mit starker Vibration, wie er erklärte, und große aus Gummi, ein mittelgroßer aus Glas bestehender Analdildo, verschiedene Anal-Plugs, Augenbinden, Handschellen, Öle, Lederschnallen, Karabiner-Haken, Strümpfe, Masken und Dessous. Ich zuckte zurück. Eine geballte Sammlung erschreckender Möglichkeiten. Henri aber drückte mir einen roten mittelgroßen Gummidildo in die Hand.

»Na, wie fühlt sich der an?«, fragte er mich herausfordernd.

Er war rau und elastisch und unvermutet schwer. Wie ich ihn so in der Hand wog, kam ich mir vor wie im falschen Film. Ich stand steif da, wusste nicht so recht, was ich sagen sollte. Von solchen Liebes-Spielzeugen hatte ich bisher nur gehört und gelesen. Real war mir so etwas noch nie unter die Finger gekommen.

Henri sah, dass ich haderte und rettete mich aus meiner Hilflosigkeit, indem er den Dildo zurück in die Vitrine legte. Stattdessen wählte er eine Augenbinde aus.

»Das sollte für den Anfang erst einmal genügen«, sagte er und führte mich vor seinen Kamin.

Dort hing von der Decke eine Spreizstange mit zwei Lederschlaufen für die Handgelenke. Diese ließ er bis zur Höhe meines Kopfes herunter und steckte meine Hände in die weichen Schlaufen. Dann schob er die Augenbinde über mein Gesicht. Ich konnte kaum glauben, was hier gerade geschah, und doch hatte ich zugestimmt, als ich mich im Park so cool gezeigt hatte. So blieb ich stehen, brav wie ein Lamm.

Ich werde das hier gleich abbrechen, wenn es mir zu viel wird, sagte mir meine innere Stimme. Da ich nichts mehr sehen konnte, verlagerte sich mein Blick nach innen. Ich umklammerte die weichen Lederschlaufen mit festem Griff, als wollte ich an ihnen Halt finden, konzentrierte mich auf die Position meines Körpers und den Kontakt zur Außenwelt. Ich fühlte mich in mir eingeschlossen, wartete gebannt und spürte dann Henris Hände, die meine Arme und Schultern, meine Hüften und mein Gesäß streichelten.

»Ich liebe diese weiße Haut mit den blauen Adern!«, flüsterte er mir zärtlich ins Ohr und drückte mir einen Kuss auf die Lippen.

Langsam zog er mein Kleid über den Kopf und öffnete den Verschluss des BHs, streifte die Kleidungsstücke ab, sodass ich nur noch in Slip und Schuhen vor ihm stand. Er fasste mich an, griff eine Titte und saugte ausgiebig an meiner Brustwarze, ehe er sich der anderen Seite zuwandte. Wie prall sie eigentlich sind! Durch seine Stimulation zog ein lustvoll schmerzendes Ziehen durch sie hindurch.

Plötzlich hörte er auf und entfernte sich. Ich blieb alleingelassen zurück und streckte alle meine Fühler aus, um zu erahnen, was er im Schilde führte. Es dauerte, bis er sich wieder näherte – er hatte etwas Weiches mitgebracht. Ganz sanft strich er mit so etwas wie einer langen Straußenfeder über meine Haut. Es kitzelte wie ein Windhauch, der mich zärtlich umspielte. Dann benutzte er etwas, das sich wie ein langer Pinsel mit weichen Borsten anfühlte, um damit meine Achselhöhlen und Mulden zu erkunden. Dann spürte ich eine feste Gerte, mit der er mir außen und innen über die Oberschenkel strich und meinen Po tätschelte. Ich erschauerte. Würde er damit wohl auch richtig zuschlagen?

Er aber trat ganz nah an mich heran und flüsterte mir ins Ohr: »Deine Muschi ist jetzt bestimmt schon ganz feucht.«

Damit zog er meine Hände aus den Lederschlaufen und schob mich zum Tisch. Ich spürte die harte Tischkante an meinen nackten Pobacken. Eifrig zog ich mir die Augenbinde vom Gesicht und sah Henri an. Er war so zärtlich. Ein behagliches Gefühl stieg in mir auf, und ich schlang meine Arme um seinen Hals, wollte ihn nun ausgiebig küssen. Er aber nahm meine Arme und schob sie zurück, brachte mich wieder auf Distanz zu sich.

»Nein, nein, keine Kuscheleien jetzt! Ich will etwas mit dir machen!«

Er drückte mich auf den Tisch zurück und legte mir von vorn die Arme auf den Rücken.

»Bleib hier so sitzen und rühre dich keinen Millimeter vom Fleck!«, betonte er. »Ich bin gleich wieder da.«

Da war sie wieder, seine bestimmende, dominante Art. Er befahl mir, was ich zu tun hatte, und wies meine Zärtlichkeit zurück. Protest und Unmut stiegen in mir auf. Ich fand das ziemlich einseitig. Weil ich die Sache aber ausprobieren wollte, und es mir auch von meinem Empfinden her irgendwie entgegenkam, blieb ich folgsam und bewegte mich nicht. Schließlich hatte ich doch neulich davon geträumt, gefesselt zu werden, eingeschränkt zu sein und genommen zu werden.

Als er zurückkam, hatte er einiges mitgebracht: ein paar Dildos, ein Seil, ein Tuch, Gleitmittel. Doch brachte er mir die Sachen nicht direkt, sondern legte sie neben sich auf einen Stuhl. Aus dem Augenwinkel studierte er mich und die Art, wie ich auf dem Tisch saß.

»Schön brav gewesen, so mag ich das. Wie wäre es mit einem mittelgroßen, roten Dildo!«

Eine Antwort von mir wartete er nicht ab, sondern trat an mich heran, schob meine Schenkel auseinander und berührte meine Muschi sanft mit seinen Fingern. Dann steckte er den Dildo in meinen nassen Schlitz. Er fühlte sich kalt an, wie ein Fremdkörper. Ich blieb regungslos, so wie Henri es gewünscht hatte, auf der Tischkante sitzen, und ließ ihn gewähren. Er drückte meinen Oberkörper ein Stück zurück, um besser hineinzukommen, stellte die Vibration an und ließ den Dildo langsam auf und ab gleiten. Durch den zitternden, harten Gummiknüppel breitete sich eine dröhnende Lust in mir aus, ein reizendes, geiles Gefühl. Er rutschte immer besser, je feuchter ich wurde.

Henri machte es sichtlich Spaß, zu beobachten, wie mein zunächst unbeteiligtes Über-mich-ergehen-Lassen langsam purer Lust Platz machte, wie ich immer heißer wurde und nun bei jedem Stoß leise aufstöhnte. Dann griff er mit seiner freien Hand an meinen Nacken und zog mich wieder nach vorn und den Dildo heraus. Mein Unterleib empfand ein glühendes Begehren. Ich wollte mehr. Henri drehte mich auf den Bauch und drückte meinen Oberkörper auf den Tisch.

»Nimm die Arme über den Kopf und stell die Beine weiter auseinander!«, befahl er. Dabei hielt er meinen Kopf weiter fest gepackt und drückte mich seitlich auf die Holzplatte.

Ich keuchte und der Schweiß trat mir auf die Stirn, doch ich musste ihm wohl oder übel Folge leisten. Was hatte er nur mit mir vor? Ich spürte seine Finger an meinem Hintern. Er holte aus und klatschte mit der flachen Hand auf mein Gesäß. Ich zuckte zusammen und stöhnte, der Schmerz durchströmte mich. Nach einem kurzen Moment, während dem ich fiebrig abwartete, schlug er abermals zu, diesmal etwas fester.

»Ich mag es so gern, wenn ich dir deinen Po versohlen darf«, sagte er und schlug dann noch einmal genüsslich zu.

Es zwiebelte, und ich fühlte meinen Körper unter dem Hieb beben. Ich stöhnte auf. Eine Welle der Lust durchströmte meinen Hintern. Ich war perplex, dass es mich so sehr erregte.

»Bleib genau so, in dieser Position liegen«, befahl er.

Er öffnete seinen Griff und ließ meinen zittrigen Körper zurück. Ich hörte nur, dass er seine Gürtelschnalle und wohl auch seine Hose öffnete, dann spürte ich schon seinen harten Schwanz an meinem Hintern und seinen festen Griff wieder an meinem Nacken. Ich erschauderte. Hochspannung durchzog meinen gesamten Körper. Fiebernd wartete ich darauf, mehr von ihm zu fühlen. Er spreizte meine Schamlippen mit seinen Fingern auseinander und schob dann seinen Penis langsam in mich hinein. Sein erigiertes Fleisch hatte die gleiche Temperatur wie mein Körper und fühlte sich viel besser an als der Dildo. Aber sein Penis war größer, sodass ich mich ihm stärker öffnen musste, seinem Druck nachgab. Mein Körper lag nun schwerer auf der Tischplatte, und er drückte sein Glied weiter hinein, bewegte sich in leichten Stößen. Sein Ständer bohrte sich auf und ab in mein weiches, nachgiebiges Fleisch. Ich entspannte mich, ließ los, übergab die Kontrolle über mich an diesen Schwanz. Genoss es ausgiebig, dass er mich fühlte, und wie sich die süße Lust ausbreitete. Ich ließ mich einfach ficken.

Dann strich er mit dem Finger über mein Arschloch und drückte leicht zu. Seine Stöße wurden langsamer und er hielt inne.

»Ich hatte da noch einen kleinen goldenen Dildo für dein zweites Loch mitgebracht«, sagte er, als wäre es das Selbstverständlichste von der Welt. »Den würde ich dich jetzt gern spüren lassen. Willst du?«

Er ließ meinen Nacken los, und ich drehte mich zu ihm um.

»Ich weiß nicht, vielleicht. Nur ein bisschen«, hauchte ich unsicher.

Er verstand meine Worte als Zustimmung.

»Ich nehme viel Gleitgel. Halt still, du wirst es mögen.«

Dass er sich einfach meinen Anus nahm, den kalten Fremdkörper in mich hineinschob, ihn penetrierte, ließ mich dann doch mehr zusammenfahren als gedacht. Ich zwang mich dazu, mich zu entspannen und es mir auch in diesem Loch machen zu lassen – zum ersten Mal etwas hineingesteckt zu bekommen. Es war neu, es war eng, es zwängte mich ein. Wellen der Lust flossen pulsartig durch meinen Unterleib. Ich atmete noch tiefer und entspannte mich weiter. Ich merkte, wie unser Tun Henri mehr und mehr erregte. Nach einer Weile bäumte sich in mir etwas auf, so als würde ich an unsichtbaren Fesseln reißen, die ich aber gar nicht trug. Ich lag ja freiwillig hier mit dem Bauch auf dem Tisch. Er machte mit mir, was er wollte, er benutzte mich wie ein Fickstück. Ich fühlte mich in die Enge getrieben wie ein hilfloses Tier. Schwanz und Dildo gleichzeitig füllten mich völlig aus. Die Lust riss mich fort, in einen extremen, physischen Zustand. Immer wieder stieß Henri in mich hinein, bis zu einem äußersten Punkt der Penetration. Ich schrie auf und meine Arme versteiften sich, meine Hände krallten sich in den Tisch, während ich keuchend ans Ende kam. Als ich so weit war, zog Henri den Dildo heraus und stieß noch drei Mal in meine Muschi, bis sein Glied in mir zuckte, und sein Saft hineinspritzte.

Als ich vom Tisch hinunterglitt, war ich gelöst und auch überwältigt von dieser Intensität – beide Löcher auf einmal. Zur gleichen Zeit war es mir peinlich, was er da mit mir gemacht hatte. Ich suchte den Blickkontakt zu ihm, um zu prüfen, wie er dazu stand.

»Ganz schön heftig, was du da mit mir gemacht hast!«, sagte ich etwas vorwurfsvoll.

»Echt? Aber es hat dir gefallen, das hab ich gemerkt. Wenn es schön war, ist doch alles okay, oder?«

Für ihn war es also völlig normal, es so zu treiben. Ich musste schlucken und zog meine Augenbrauen nach oben. Er war für meine Begriffe fast einen Schritt zu weit gegangen, aber eben nur fast. Anscheinend kannte er die Grenze ganz genau. Da musste ich ihm wohl vertrauen. Er trat nun auf mich zu und umarmte mich.

»Ich fand es sehr geil!«, sagte er zufrieden.

***

Anschließend, in seinem Bett, streichelten wir uns zärtlich. Ich strich ihm durch sein dunkelblondes, fein gekräuseltes Brusthaar, das seine wohlgeformte Brust gleichmäßig bedeckte. Es war weich und kuschelig und strahlte Männlichkeit und Geborgenheit aus. Henri seinerseits faszinierten besonders meine Titten und Nippel. Er geriet ins Schwärmen, wie schön er es finde, dass die Nippel so erregt und hart würden und wie perfekt sie zum Saugen wären.

Ich flachste, dass meine Kinder ja auch vor gar nicht allzu langer Zeit an meinen Brüsten gestillt worden wären, genau genommen mein Sohn vor sechs Monaten das letzte Mal, und die Nippel wohl aus diesem Grund so ausgeprägt wären. Als hätte er dies als Aufforderung verstanden, wälzte Henri sich zu mir herüber, umfasste sie beide und saugte erst an der rechten und dann der linken. Hart und steif wurden sie, und ein Schwall der Erregung durchfuhr mich. Er nahm sie noch einmal zwischen die Lippen, doch dieses Mal massierte und lutschte er intensiver. Ich ließ meinen Kopf nach hinten fallen. Mein Bauch zog sich in einem plötzlichen Krampf zusammen. Da hob Henri den Kopf und beteuerte, dass tatsächlich noch Milch aus meinen Brüsten gekommen sei, zumindest ein paar Tropfen. Er presste die linke, die größere von beiden, und schaute auf den kleinen Milch-See auf meiner Brustwarze. Gierig leckte er die Flüssigkeit ab und sagte, dass er davon gern noch mehr haben würde, weil es so süß schmecke und so ungemein faszinierend sei. Seine versaute Ader trat nun vollends zutage. Mir wurde es zu viel, er war schließlich nicht mein Kind.

»Es tut mir schrecklich leid«, erwiderte ich deshalb und entzog ihm meine Brüste, »aber mehr kann ich dir davon beim besten Willen nicht anbieten.« Als ich seinen enttäuschten Blick sah, fuhr ich fort: »Wie wäre es aber stattdessen mit einer historischen Erzählung, die perfekt zum Thema passt? Ich restauriere doch gerade ein älteres Gemälde, das sich auf eine mittelalterliche Sage bezieht.«

»Na, dann lass mal hören«, räumte er ein und sah mich erwartungsvoll an.

»Es geht um den Zisterzienser und Mystiker Bernhard von Clairvaux«, hob ich an. »Er wurde zu seiner Zeit als der ›honigsüße Lehrer‹ verehrt, weil er besonders gut predigen, die Bibel auslegen und anderen das Wort Gottes erklären und vermitteln konnte. Diese Fähigkeit hatte er, so will es die Sage, von der Jungfrau Maria empfangen, die ihm das honigsüße Wort eingegeben hatte. Symbolisiert wird diese Eingebung auf Darstellungen und Gemälden durch die Milch, die als geistige Nahrung aus ihrer Brust in Bernhards Mund fließt. Diese sogenannte ›Lactatio des heiligen Bernhard von Clairvaux‹ wurde bis ins 17. Jahrhundert hinein immer wieder unterschiedlich bildhaft dargestellt. Na ja, und die Kopie eines solchen Gemäldes hat mein Auftraggeber Oliver für seinen Club erworben. Bernhard wird auf diesem Bildnis dargestellt, wie er empfangsbereit vor einer Marienstatue kniet und seinen Mund öffnet, in den die Milch im hohen Bogen fließt.«

Henri fand das zu meiner großen Überraschung, weil ich wusste, wie bizarr dies alles klingen mochte, äußerst inspirierend. »Du meinst also, dass du mir deine honigsüße Milch einträufelst, und ich dadurch dein einfühlsamer Sex-Lehrer werde?«, scherzte er.

»Sex-Lehrer?« Ich war verdutzt und gleichzeitig empört über diesen Vergleich. Was bildete er sich ein! »Klar ist auf dem mittelalterlichen Gemälde Marias Brust zu sehen, aber darf man das gleich auf Sex beziehen? Es ist doch allegorisch gemeint.«

Henri aber, der wenig über das Mittelalter wusste und sich zudem nicht auf die allegorische Bedeutungsebene einging, hatte Spaß daran, mich zu provozieren.

»Ich finde, es hat sehr viel Sinnliches. Ich musste gerade innerlich grinsen, als du mir das über die Milch von Maria, die Bernhard in den Mund gespritzt wird, erzählt hast. Wahrscheinlich ist dir die Parallele gar nicht aufgefallen. Denn ich würde dir auch gern meinen milchigen Saft in den Mund spritzen. Du solltest einfach etwas lockerer werden.«

Mir blieb der Atem weg. An so etwas hatte ich wirklich nicht gedacht. Ich fühlte mich in die Enge getrieben und auch irgendwie ertappt, weil ich auf diese sexuell konnotierte Parallele nicht selbst gekommen war. Zudem merkte ich, dass Henri Oberwasser haben wollte.

Er spürte meine Unsicherheit. »Kennst dich wohl nicht so aus mit Blasen, was? Das werden wir ändern müssen.«

Ich fühlte mich schon wieder überrumpelt. Er war so direkt. Und leider hatte er recht: Das letzte Mal hatte ich es Philip auf diese Art gemacht, irgendwie halb im Dunkeln, in der Anfangsphase unserer Beziehung. Und davor war diesbezüglich nichts gelaufen. Wenn ich ehrlich zu mir war, wusste ich nicht mit absoluter Sicherheit, wie ich ein männliches Glied überhaupt richtig anfassen, lecken und küssen sollte, wie fest es sein durfte, wie zärtlich, an welchen Stellen. Souverän agierte ich da bestimmt nicht. Aber das würde ich Henri gegenüber sicher nicht zugeben.

»Übrigens finde ich es toll, wenn du mir solche Dinge über Maria erzählst. Du musst nämlich wissen, dass es mir um Ähnliches geht. Ich liebe es, den Grenzbereich auszutesten – vor allem beim Thema Lust und Schmerz. Wenn du einverstanden bist, kann ich dir zeigen, auf welche Art und Weise du Sex haben kannst, sodass es dir und mir gefällt.«

Hatte er mir gerade eine Art Pakt angeboten? Wollte er mein Sex-Lehrer werden? Aber, bereitete er mich nicht eher ausschließlich auf seine Wünsche vor? Er würde mir alles zeigen und ich stand ihm dann körperlich völlig zu Diensten? Oder wie stellte er sich das vor? Er redete über sakrale Kunst, hatte davon aber eigentlich keine Ahnung. Und dann wurde alles in einen Topf geworfen. Er merkte überhaupt nicht, dass es eine Entweihung war. Warum hatte ich ihm bloß von der »Lactatio« erzählt? Ich hätte besser den Mund gehalten.

»Ich muss darüber nachdenken«, rang ich mich zu einer diplomatischen Antwort durch. Ich wollte Zeit gewinnen. »Am Wochenende muss ich mich um die Kinder kümmern, wir können uns also erst nächste Woche wiedersehen. Ich melde mich bei dir.«

***

Zu Hause dachte ich über unsere Auseinandersetzung nach und darüber, wie ich mich aufgeregt hatte. Ich war hin- und hergerissen, schickte Henri dann aber doch per E-Mail das Bild der »Lactatio« und schrieb dazu, dass er selbst sehen sollte, was ich meinte. Recht zurückhaltend deutete ich an, dass ich es durchaus in Erwägung ziehen würde, mich auf weitere Erkundungen auf dem Gebiet der »angewandten Mystik« einzulassen – Bernhard von Clairvaux hatte zur mittelalterlichen Mystik gehört. Obwohl ich noch nicht so richtig wusste, worauf das Ganze hinauslaufen würde.

Spiritueller Rausch der Lust | Erotischer Roman

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