Читать книгу Die Sommernachtsträumer - Henry Mason - Страница 8
Szene 2
ОглавлениеVor der Kirche. Von innen dringt das ungeduldige Gemurmel vieler Hochzeitsgäste. Ein Organist improvisiert vor sich hin. Vor dem Kirchenportal steht Mylady, die Braut, unter einem weißen Regenschirm und hält besorgt Ausschau. Sie trägt einen Brautstrauß. Mylord, der Bräutigam, eilt aus der Kirche.
MYLORDMylady? Täubchen? Täubchen, wir müssen anfangen, wir müssen. Der Bischof von Batminster hat schon dreimal auf die Uhr gesehen.
MYLADYOhne Handschuhe?! Ich heirate nicht ohne Handschuhe. Das gehört sich nicht.
MYLORDAber Täubchen ... Zweihundert Hochzeitsgäste! Hörst du sie nicht? Sie werden unruhig. Sie wollen zum Buffet. Und es regnet durch das Kirchendach.
MYLADYAuf wen?
MYLORDAuf deine Tante aus Schottland.
MYLADYMeine Tante aus Schottland ist Kummer gewöhnt.
MYLORDTäubchen ...
MYLADYNur fünf Minuten noch. Bitte, Adler.
MYLORDDas hast du vor fünf Minuten auch schon gesagt.
MYLADYAch, wo sie nur bleibt? Marie ist immer so verlässlich.
MYLORDUns so hängen zu lassen. An unserem Hochzeitstag! Fünf Minuten.
(Fernes Donnergrollen. Ein frischer Regenguß. Mylord friert.)
Dieses Mistwetter! Mitten im Sommer! Und das seit Wochen. Ist doch nicht normal. Hast du auch deinen Ring?
Mylady schaut zuerst auf die falsche Hand.
MYLADYMein Ring! - Ach da. (zieht den Ring vom Finger) Da ist es, mein Ringchen. Und deines hast du, ja?
MYLORD(zeigt ihr seinen) Du bist dir sicher, dass du den hier als Ehering willst? Das alte Ding?
MYLADYJa, Adler. Unsere alten Familienringe. Deiner wird mein und meiner wird dein. Dann werden wir endlich verheiratet sein. Ganz, ganz bald. Und dann ...
MYLORDUnd dann? ...
MYLADYJa dann ...
MYLORDAch, Täubchen ...
MYLADYAch, mein Adler ...
Sie wollen sich küssen, aber weil in diesem Moment Marie und Willem hereinplatzen, durchnässt und verschwitzt, stoßen sie aus Versehen ihre Köpfe aneinander.
MARIETut mir so leid. Es tut mir so leid, Mylady. Bin da, ich bin da.
MYLORDWird auch höchste Zeit, Marie. Da drinnen warten drei Generäle, vier Bürgermeister und eine sehr feuchte schottische Tante.
WILLEMMylord, Mylady!
MYLADY(ohne Willem zu beachten) Hast du meine Handschuhe?
MARIENatürlich, sofort, Augenblick, sofort. Willem? Steh still.
Sie hängt Willem ihre Tasche um, damit sie die Hände frei hat, und öffnet sie.
MYLORD(nimmt Mylady den Schirm ab) Täubchen.
MARIE(kramt in der Tasche) Nein, das sind die Käsebrote ...
MYLORDNa dann können wir ja endlich anfangen. Famos.
WILLEM(aufgeregt) Anfangen. Jawohl. (mit großer Selbstverständlichkeit) Lieber Mylord, liebe Mylady, alles Gute zur Hochzeit, Sie freuen sich bestimmt schon auf mein Unterhaltungsprogramm.
MARIEJa, pscht, Willem. - Mein Sohn Willem.
MYLORD(nickt ihm abwesend zu) Willem.
WILLEMMylord!
MYLADY(zu Marie) Sind sie das? (zu Mylord) Halt mir die Blumen -
Abwesend reicht sie Mylord aber auch ihren Ring. Marie holt ein Etui hervor.
MARIEDa haben wir sie endlich.
MYLORDEndlich!
WILLEMJa, gleich geht’s los.
MARIEEs sind die schönsten, die ich je genäht habe. Ich hoffe, Sie werden zufrieden sein, Mylady.
MYLADYAch, ich freu mich so! Ohne Handschuhe heiraten, das wäre ja wohl gar nicht gegangen.
MYLORDNicht auszudenken!
Marie hält Mylady das geöffnete Etui hin.
MYLADYUnd wo sind sie?
MARIEWie bitte?
MYLADYDa sind keine Handschuhe.
MYLORDSoll das ein Witz sein?
WILLEMTa-da!
[WILLEM](Er winkt ihnen zu, an seinen Händen stecken Myladys Hochzeitshandschuhe: höchst elegant, elfenbeinfarben, kostbar, perlenbestickt.)
Ja, das war mein erster Trick! Da staunen Sie, was? Danke schön, vielen Dank. Ja, weil Sie also heute Hochzeit haben, Mylord, Mylady, werde ich Sie nämlich jetzt unterhalten.
(Er brüllt Mylady sehr plötzlich ins Gesicht. Mylady erschrickt, Mylord fängt sie auf.)
Ach so, ich meine: gru, gru. Das war ein Hochzeitslöwe. Danke schön, vielen Dank!
MARIEZieh die Handschuhe aus, Willem.
WILLEMUnd gleich erzähle ich Ihnen vom Puck im Feenwald, aber zuerst bin ich ein Tanzbär, die machen so -
MARIEHandschuhe!
WILLEMNein, ich bin doch ein Hochzeitstanzbär.
MARIEWillem! - Er hat eine sehr lebhafte Fantasie, Mylady.
(Musik für Willems Lied setzt ein.)
Komm her, du Esel!
MYLADYAdler, so tu doch was!
Mylord gibt Mylady den Strauß und den Schirm und stürzt sich auf Willem. Willem weicht den Erwachsenen in der Folge aus und genießt das Fangenspiel.
WILLEM (singt) Schau mal an, da tanzt wer: Steppt da der Tanzbär?Da steppt ein Tanzbär Kreuz und quer!Tanzt mit einem Handschuh, Tanzt dich an die Wand - hu! -
Mylord fängt Willem und hält ihn fest, damit Marie ihm die Handschuhe ausziehen kann.
MYLORD