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Noch 30 Wochen

„Beide Parteien erklären, dass sie auf ein Rechtsmittel gegen den soeben verkündeten Beschluss verzichten. So soll es im Protokoll stehen?“, fragte der Richter.

Helene und ich antworteten mit einem klaren „Ja“.

„Damit sind Sie nunmehr geschieden. Die Sitzung ist geschlossen.“

Helene war ganz flott aufgestanden, hatte ihren Mantel vom Kleiderhaken genommen und schaute mir zu, wie ich mich mühsam von meinem Stuhl erhob. Ich wollte mein Problem mit dem linken Bein kaschieren, was mir aber nicht besonders gut gelang; musste den neu erworbenen Gehstock benutzen.

„Ist es noch schlimmer geworden?“, fragte sie und stützte mich.

Als wir den modernen und großzügigen Sitzungssaal verließen, fragte mich Helene, warum dieser Kollege als Familienrichter eigentlich Jura studiert haben müsse und warum wir, also die Zivilkammern beim Landgericht, in kleinen muffigen Sitzungssälen säßen.

Ich hatte keine Lust, das alte Thema neu zu diskutieren; zumal der Kollege Familienrichter am Anfang seiner beruflichen Laufbahn in meiner Kammer Assessor war und ich ihm wegen seiner juristischen Fähigkeiten empfohlen hatte, sich statt mit großen juristischen Problemen zu beschäftigen, doch lieber Familienrichter zu werden.

„Hast Du Lust, essen zu gehen? Wir könnten zum Italiener“, fragte ich und Helene antwortete wie erwartet: „Jo, das ist eine gute Idee. Ich habe alle meine Nachmittagstermine verlegt und alle Zeit der Welt.“

„Gut, dann auf!“

Sobald ich einige Schritte gegangen war, ging es ohne Stock. Nur mit dem Autofahren wurde es immer komplizierter. Trotzdem fuhren wir mit meinem Auto zum Restaurant.

„Wollen wir nicht doch noch die Autos tauschen?“, fragte Helene.

Im Vorfeld unserer Scheidung hatten wir uns über alles freundschaftlich und einvernehmlich geeinigt.

War ja auch nicht schwierig, da wir beide über je ein ausreichendes Gehalt verfügten und Helene unser Haus erhalten sollte. Für eine Übergangszeit wollte ich lediglich die Souterrainwohnung nutzen, womit Helene einverstanden war. Wegen unserer Autos hatte ich das Gefühl, dass Helene lieber den Mercedes als den BMW wollte. Ich hatte keine besondere Beziehung zu einem Auto, sodass es mir egal war.

„Der Mercedes ist doch für Dich bequemer, zumal es mit Deinem Bein offenbar schlechter wird“, sagte Helene.

Während des Essens hatte sie mich vom Wechseln der Autos überzeugt. Sie hatte noch immer die besondere Gabe, mir kein schlechtes Gewissen zu machen.

„Hans will demnächst zu mir ins Haus ziehen. So richtig begeistert bin ich davon nicht. Eine eventuelle Trennung wird mit Sicherheit nicht so einfach wie mit Dir“, sagte Helene fast nebenbei.

Ich gab ihr keine Antwort, warum auch?

„Wie wird es mit Doris und Dir weitergehen?“

Eine verbindliche Antwort konnte ich nicht geben, weil es doch in letzter Zeit in meiner Beziehung zu Doris recht oft ruckelte und sie doch nur ein Vorwand war, mich von Helene zu trennen.

„Ich weiß es nicht. Nächste Woche machen wir eine Mittelmeerkreuzfahrt; mal sehen, was danach wird“, gab ich letztlich doch als Antwort.

„Das glaube ich Dir nicht, Jo. Du und eine Kreuzfahrt?“

„Ja, ich habe mich überreden lassen.“

„Jetzt wirst Du aber wirklich alt. Demnächst gehst Du auch noch in ein Musical“, sagte Helene.

„Manfred meinte, unbedingt operieren zu müssen. Doch ich will nicht. Auf der Kreuzfahrt will ich aber nochmals alles bedenken.“

„Ist es so schlimm mit Deinem Bein?“, fragte jetzt Helene und fuhr zugleich fort: „Du weißt, dass Du auch weiterhin auf meine Hilfe zählen kannst. Hans wird erst dann bei mir einziehen, wenn Du mich nicht mehr brauchst.“

„Lass ihn ruhig einziehen. Ich will keine Hilfe von Dir“, sagte ich ihr.

Jetzt war ja erreicht, was ich wollte. Helene müsste mich im Notfall auf keinen Fall pflegen. Wenn ihr das bewusstwird, was wird sie mich dann beschimpfen.

„Du wirst Dich nicht mehr ändern, alter Jo. Aber bitte erzähl mir später ausführlich von Deiner Kreuzfahrt.“

„Mach ich“, sagte ich gedankenverloren und bestimmt etwas traurig, weil ich Helene ja nie den wirklichen Grund für meinen Scheidungswillen gesagt hatte.

Gut, dass ich mich schon übermorgen auf Kreuzfahrt begebe, dann laufe ich auch nicht Gefahr, Helene versehentlich den wahren Grund für unsere Scheidung zu nennen.

Krebs-Endstadium! Was nun Joseph?

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