Читать книгу Asylanten - Herbert E Große - Страница 7
ОглавлениеAuf der Bank
Nach dem Essen betrachtete Horst Uhlig interessiert die elektronischen Aufenthaltstitel der Eheleute Eilan; beide hatten neben der Aufenthaltsgenehmigung auch jeder eine Arbeitserlaubnis.
Kadir sagte: „Morgen müssen wir gleich auf der Bank ein Konto einrichten, damit mein Dolmetschergehalt überwiesen werden kann. Kannst du uns eine Bank empfehlen?“
„Ich bin mit meiner Bank sehr zufrieden. Wenn ihr wollt, begleite ich euch. Es ist gar nicht so einfach. Ihr braucht ja auch eine Bankkarte usw.“, schlug Horst Uhlig vor und die Eheleute Eilan waren sofort einverstanden und glücklich über das Angebot.
Auf der Bank wurde Horst Uhlig, so wie immer, freundlich begrüßt und auch gleich in einen abgetrennten Sektor geführt, weil er kundtat, dass er wichtige Dinge zu erledigen habe.
„Meine Untermieter sind syrische Asylanten und brauchen ein Konto. Bevor sie groß fragen; sie haben beide einen elektronischen Aufenthaltstitel und Herr Eilan hat auch schon Arbeit gefunden.“
„Dann dürfte ja die Eröffnung eines Kontos keine größeren Probleme bereiten. Nur mit der Gewährung eines „Dispo“ wird es problematisch“, erklärte der Bankangestellte.
„Warum denn das?“, wollte Horst Uhlig wissen.
„Wir dürfen Neukunden erst einen Dispositionsrahmen gewähren, wenn über einen gewissen Zeitraum regelmäßige Einkünfte vorliegen. Und bei Ausländern ist es noch schwieriger.“
„Das ist ja hochinteressant“, sagte Horst Uhlig und fragte, ob er bei seinem Konto auch einen Disporahmen habe.
„Herr Uhlig, bei ihren Vermögensverhältnissen ist doch eine kurzfristige Überziehung des Kontos einmal gar nicht erforderlich und zum anderen problemlos möglich.“
„Na gut, dann behandeln sie meine Freunde und Untermieter bitte genauso wie mich.“
„Das geht leider nicht, Herr Uhlig. Bitte haben sie dafür Verständnis.“
„Wieviel Guthaben muss denn auf dem Konto der Eheleute Eilan sein, damit sie als gleichberechtigte Kunden anerkannt werden“, fragte Horst Uhlig schon ernsthaft leicht ungehalten.
„Das kann man so einfach nicht sagen“, erklärte der Bankangestellte leicht verlegen.
„Reichen 5.000,-€ als Guthaben aus?“
„Das wäre eine akzeptable Summe. Aber haben die Eheleute Eilan denn diesen Betrag so einfach?“
„Das weiß ich nicht und will es auch nicht wissen. Nehmen sie bitte von meinem Konto den Betrag“, sagte Horst Uhlig sehr bestimmend.
„Das machen wir gern und problemlos. Sollen wir ihnen einen Sicherungsvertrag aufsetzen?“, fragte der Bankangestellt und war froh, dass Problem gelöst zu haben.
„Sie sind wirklich ein richtiger Banker und Pfennigfuchser. Eilans sind Flüchtlinge. Ich war vor Jahren auch einmal einer. Unter Flüchtlingen vertraut man sich. Also keinerlei Vertragskram.“
Nach dieser kurzen Auseinandersetzung mit dem Bankangestellten stand Horst Uhlig auf, um die Bank zu verlassen und sagte: „So, den Rest könnt ihr sicher ohne mich erledigen, lasst euch eine ganz normale Kreditkarte ausstellen und keine Zusätze zu eurem Konto abschließen! Ich warte im Eiscafé auf euch.“
Als er bereits an der Ausgangstür war, kam der Bankangestellte nachgelaufen und bat noch um die Unterschrift auf dem Überweisungsträger.
Horst Uhlig hatte sich gerade den dritten Kaffee bestellt, als endlich die Eheleute Eilan eintrafen. Sie sprachen kein Wort und wussten nicht, wie sie sich verhalten sollten.
Er ahnte, dass er wieder einmal eigenmächtig und ohne Rücksprache die arabischen Seelen verletzt haben musste und sagte: „Bitte verzeiht mir meine Eigenwilligkeiten. Ich bin nun mal so und ändere mich bestimmt auch nicht mehr. Für mich war es ein Freundschaftsdienst, eine Selbstverständlichkeit. Glaubt aber ja nicht, dass ich euch das Geld geschenkt habe. Wenn ihr richtig Fuß gefasst habt in unserem deutschen Lande, müsst ihr es mir zurückgeben. Den Zeitpunkt für die Rückzahlung überlasse ich euch.“
„Vor unserer Flucht aus Syrien haben wir viel über Deutschland und die deutschen Sitten gelesen. Aber von solchen Typen, wie du einer bist, stand in unserer Literatur kein einziges Wort. Wir haben mit Beleidigungen und Pöbeleien gerechnet. Du aber hast uns mit deinen Eigenwilligkeiten beschämt. Trotzdem sind wir froh, dich kennengelernt zu haben“, sagte Kadir.
„Ja, ja. Aber heute und jetzt bezahlt ihr den Kaffee. Und denkt immer daran, dass die, die euch noch beleidigen und anpöbeln werden, zwar auch Deutsche sind. Es ist aber eine Minderheit von Populisten, die nur pseudointellektuellen Dünnschiss von sich geben und für die man sich, und insbesondere ich mich, nur schämen kann.“
Jamila schaute Kadir mit großen unverständlichen Augen an und fragte, was Dünnschiss sei.
„Diesen Ausdruck kenne ich nicht“, erwiderte Kadir und bat Horst Uhlig um Übersetzung.
Dieser lachte laut und sagte dann, um die Verwirrung seiner Freunde auf die Spitze zu treiben: „Laut Duden handelt es sich um einen Durchfall, einen Darmkatarrh. Salopp sagt man auch Dünnpfiff, Durchmarsch, flotter Heinrich/Otto, Scheißeritis oder schnelle Kathrin. Und derb oder in der Gossensprache gesprochen ist es eine Scheißerei. Die Mediziner sprechen in ihrer Sprache von Diarrhö, Dysenterie oder Lienterie. Ich meinte jedoch geistigen Unsinn.“
Jamila hatte als erste die Fassung wieder erreicht und sagte: „Lieber Freund. Nimm bitte mehr Rücksicht auf uns Unwissenden. Aber bleib so, sonst fehlt uns etwas.“