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Vorwort des Herausgebers

Die vorliegende Dissertation ist auf dem Hintergrund einer ganz konkreten Erfahrung aus der Praxis entstanden. Sowohl im klinisch-ambulanten Alltag als auch in der Pastoral am Krankenbett hat sich eine Sehnsucht gezeigt, mit der Patienten dem medizinischen Personal und dem Seelsorger begegnet sind. Mit einer Sehnsucht, welche Medizin geradezu als Heilsversprechen erscheinen lässt und sowohl den Arzt als auch den Seelsorger letztlich in ihren Kompetenzen überfordert.

Es ist diese Erfahrung, welche den Anstoß für eine Untersuchung gegeben hat, die unter der Überschrift „Heil und Heilung. Eine theologischethische Analyse der Erwartungsstruktur an Medizin und Glaube“ in Kooperation zwischen der Medizinischen Fakultät der Universität Jena (Prof. Dr. med. Ulrich Alfons Müller, Universitätsklinikum Jena, Klinik für Innere Medizin, Endokrinologie und Diabetologie) und der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Erfurt (Herbert Meyer) durchgeführt worden ist. Im Zentrum steht eine empirische Befragung von Patienten sowohl im Klinikum Jena als auch in einer Hausarztpraxis in Dorndorf-Steudnitz nach ihren Erwartungen an medizinische Versorgung und seelsorgliche Begleitung angesichts einer Erkrankung. An dieser konkreten Erhebung entlang sollte die in der Theologie schon seit Längerem virulente These vom zunehmenden „Gesundheitskult“ als Gegenstand einer „Ersatzreligion“ oder „Diesseitsreligion“ (Karl Gabriel) überprüft werden. Und das Ergebnis einer solchen ganz konkreten und nüchternen Auseinandersetzung zeigt, wie vorsichtig mit solchen Schlagworten umgegangen werden muss. Zwar ist die Überforderung der Erwartungen an Medizin und Arzt nicht zu verleugnen. Und gerade um ihrer Entlastung willen bedarf es ethisch gesehen der klaren Unterscheidung zwischen therapeutischen Anstrengungen und religiösen Hoffnungen. Doch ist die Antwort auf diese Herausforderung nicht die pauschale Zurückweisung einer tiefen menschlichen Sehnsucht, sondern die professionelle Zusammenarbeit zwischen Theologie und Medizin, therapeutischer Hilfe und pastoraler Begleitung.

An der folgenden Darstellung mag vieles aufgrund der Belastung der Forschenden in der konkreten Praxis der Klinik und der Pfarrei (vor allem für Pfarrer Dr. Herbert Meyer) nur gleichsam angedeutet erscheinen. Besonders die theologischen Ausführungen (etwa in ihren biblischen, pastoraltheologischen und liturgiewissenschaftlichen Teilen) zeigen sich gedrängt. Aber die Unbestechlichkeit der empirischen Daten als Kern der Studie und die am Ende formulierten Thesen machen das Ergebnis für die heutige Diskussion unbedingt relevant. Und so wird das Resultat in diesem Buch nur mit einer leichten Kürzung und sprachlichen Überarbeitung der Öffentlichkeit vorgestellt.

Erfurt, 28. November 2017Josef Römelt
Medizin als Heilsversprechen

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