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Prolog

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Eine Frage der Macht

Ein Jens Jahnke-Krimi

von Hermann Brünjes

Gewidmet

jenen Menschen in Dorf und Region,

die nach Wegen und Lösungen suchen,

um mit Wölfen und Schafen,

aber auch in Parteien, Kommunen, Kirchen und Familien

den Lebensraum zu teilen.

Ihr seid mir Inspiration und Freude.

Danke.

1. Auflage 2021

Verlag: neobooks/epubli

Kontakt: hbruenjes@t-online.de

Info: www.hermann-bruenjes.de

Umschlag, Texte: © Hermann Brünjes

Prolog

Was sein muss, muss sein.

Er spürt, wie sich von seiner feuchten Stirn eine Schweißperle löst und vorbei am rechten Augenlid über den Abzugsfinger gleitet. Er hält die Luft an. Jetzt nur nicht bewegen und kein Geräusch!

Drüben an der Eiche bewegt sich etwas.

Jetzt ist es wieder still. Sein Gegner lauscht vermutlich wie er selbst ins Dämmerlicht des Waldes, ist misstrauisch und wittert die Gefahr.

Eine Mücke summt um sein Ohr. Blödes Vieh. Nicht ausgerechnet jetzt! Jetzt geht es um Alles oder Nichts. Dieser Schuss muss sitzen. Er oder ich – einen Kompromiss wird es nicht geben.

Das Gewehr liegt sicher auf. Gern hätte er ein größeres Kaliber benutzt, etwa eine Mauser oder seine geliebte R8. Aber so passt es besser. Er hat sich gut vorbereitet. Der Hochsitz schützt ihn vor Enttarnung. Unbeweglich visiert er das Etwas neben der Eiche an. Sobald er freies Schussfeld hat, wird er ohne Skrupel abdrücken. Wenn er leben und in diesem großartigen Land auch in Zukunft frei atmen will, muss sterben, was sich dort drüben bewegt.

Das gehobelte Holz, auf dem sein Arm liegt, duftet nach Harz und Kiefer. Wie versteinert starrt er suchend durch das Zielfernrohr. Es hat geregnet. Leichter Dunst steigt auf. Aber das Licht reicht für einen guten Schuss. Das Objektiv von Zeiss ist enorm lichtstark. Der Jäger wird zum Gejagten.

Da! Wieder hat sich etwas bewegt. Er steht noch dort, genau neben dem Stamm der Eiche. Jäger, ob Tier oder Mensch, sind vorsichtig. Zu Recht!

Er braucht Geduld. Dieses Wild ist schlau und gefährlicher als alles, was er je im Visier hatte.

Jetzt scheint er in Adrenalin zu baden. Nicht nur Hände und Arme an der Waffe oder sein Auge sind angespannt wie ein Bogen kurz vor dem Loslassen des tödlichen Pfeils. Sein ganzer Körper fühlt sich an wie unter Strom.

Wann endlich tritt er aus der Deckung?

Die Mücke nervt weiter. Er ist versucht, sie zu erschlagen. Stichst du mich, so stirbst du! Er muss innerlich schmunzeln. Ja, genauso sehe ich das!

Aber er hat sich unter Kontrolle. Er wird sich diesen Schuss nicht nehmen lassen. Auch diesmal wird er treffen und töten. »Homo homini lupus«, der Mensch ist des Menschen Wolf, hat Thomas Hobbes zum Umgang zwischen Staaten und Menschen gesagt und dabei ein altes römisches Zitat benutzt. Dass er sich gerade jetzt an seinen politischen Unterricht erinnert, ist schon seltsam. Doch es stimmt. Auch er ist ein Wolf.

Wie lange brauchst du denn noch, um diese blöde Deckung zu verlassen? Im Anschluss habe ich noch viel zu erledigen. Ich kann nicht ewig hier hocken. Er spürt seinen linken Arm, auf dem der Schaft des Gewehres ruht, kaum noch. Aber er wird durchhalten. Das weiß er. Seine Ausbildung hat sich gelohnt, auch die Zeit bei der Bundeswehr und dann die vielen Schießübungen. Er ist ein Profi.

Jäh werden seine Gedanken unterbrochen. Wie aus einem Reflex wird er ruhig, sein Gehirn macht Pause und sein Finger wird eins mit dem kleinen stählernen Abzug.

Dann knallt es.

Gleich darauf noch einmal.

Jeder Knall scheint gegen seine Schulter zu schlagen. Als würde die leichte Waffe ihn freundschaftlich boxen.

Und dann entspannt er sich. Was er sieht, macht ihn vielleicht nicht glücklich, aber zufrieden.

Der Wolf, der ihn bedroht, ist tot.

Eine Frage der Macht

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