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ОглавлениеBeginn einer Pandemie
Was ist das Corona-Virus?
Lange glaubten Mediziner und Virologen, dass Coronaviren bei Menschen ausschließlich normale Erkältungskrankheiten verursachen. Das änderte sich mit besonders krankheitserregenden Virusvarianten, die Epidemien auslösten; u. a. mit dem SARS-Coronavirus und dem MERS-Coronavirus.
2002 und 2003 infizierten sich während des bisher einzigen größeren Ausbruchs des Sars-Virus mehr als 8.000 Menschen, 774 starben an den Folgen einer schweren Lungenentzündung; die meisten davon in China, wo das Virus seinen Ursprung hatte. 2012 starben am Mers-Virus, das vor allem auf der arabischen Halbinsel auftritt, ca. 800 Menschen. Beide Viren haben ihren Ursprung in Tieren. Als Erreger gelten bisher Fledermäuse oder Larvenroller sowie eine Schleichkatzenart, die in China als Delikatesse gelten.
Übertragung und Symptome
Die Übertragung geschieht von Mensch zu Mensch durch Tröpfchenwolken in der Luft, die leicht eingeatmet werden können. Dieser Coronavirus, auch Covid-19 genannt, löst, anders als normale Erkältungsviren, schwere Symptome in der Lunge aus. Soviel man bis heute weiß.
Wie wurde das neue Coronavirus entdeckt?
Ende Dezember trat das neue Coronavirus erstmals im zentralchinesischen Wuhan auf. Schon wenige Tage nach den ersten offiziellen Meldungen gelang es Wissenschaftlern aus Shanghai, das Erbgut zu entschlüsseln. Am 9. Januar identifizieren Experten den neuen Typ des Coronavirus als Auslöser der Krankheit.
Am 11. Januar 2020 meldet China das erste Todesopfer. Am 19. Januar wird die erste Infektion außerhalb Chinas nachgewiesen, am 21. Januar der erste Fall des Coronavirus in den USA. Am 24. Januar werden zwei Verdachtsfälle in Frankreich bestätigt. Erster Fall einer Erkrankung mit dem Virus in Deutschland am 27. Januar. Dies ist gleichzeitig die erste Ansteckung von Mensch zu Mensch außerhalb Asiens. Bis zu diesem Zeitpunkt sind mindestens 100 Menschen durch das Coronavirus gestorben.
Erster größerer Ausbruch in Deutschland
Am 26. Februar stellt ein Arzt in Heinsberg die Diagnose eines Coronafalles. Der Arzt berichtet auch von vielen Fällen mit leichten Symptomen über eine Dauer von zwei bis drei Tagen. Es wären auch komplett symptomfreie Fälle dabei gewesen. Auch hätten positiv getestete Kinder keinerlei Symptome gezeigt. Als Ursache der vielen Infizierten wird eine Karnevalsveranstaltung in Gangelt, Kreis Heinsberg, NRW, vermutet.
Ischgl wird zum Risikogebiet erklärt
Im bekannten Skiort Ischgl in Tirol wird am 8. März ein Barkeeper positiv auf Corona getestet. Es ist davon auszugehen, dass sich beim Aprés-Ski viele Besucher infiziert haben. Die Tiroler Verwaltung reagiert aber zu spät. Nach einem Urlaub in Ischgl wurden 15 Isländer positiv auf Covid-19 getestet. Die isländischen Behörden erklärten Tirol deshalb schon am 5. März zum Risikogebiet. Die Skisaison wurde aber erst am 14. März für beendet erklärt. Unzählige Skiurlauber haben sich infiziert und das Virus unkontrolliert verbreitet. Sie hätten alle in Quarantäne gemusst, um eine Verbreitung von Covid-19 zu verhindern.
Virologen klären auf
Das Robert Koch Institut (RKI) und die Virologen Christian Drosten, Alexander Kekulé, Hendrik Streeck und viele andere mehr erklären in allen Medien, was das Coronavirus für Auswirkungen und Folgen hat und was zu tun ist. Sie geben gute Ratschläge, wie sich die Bürger zu verhalten haben. Mit diesen Hinweisen wird den Politikern ein Leitfaden gegeben, um wichtige und schnelle Entscheidungen zu treffen.
Rückblick – Beginn eine Pandemie
Niemand hat im Entferntesten geahnt, dass sich das Virus aus China über den gesamten Erdball ausbreiten würde. China war so weit weg. Niemand war sich der Folgen und auch des Ausmaßes so richtig bewusst. Woher auch! Vielleicht mit Ausnahme der Virologen und Epidemiologen. Das wäre nicht das erste Virus gewesen, mit dem sie es zu tun haben. Wichtig war auch, früh zu erkennen, was die Menschheit an Schwierigkeiten zu erwarten hat. Die Wissenschaftler haben relativ früh erkannt und der Politik gesagt, was zu machen ist. Es entzieht sich meiner Kenntnis, ob sie der Politik zu diesem Zeitpunkt wirklich alles gesagt hat, was uns als Bürger in Zukunft erwarten würde.
Im Bundestag schlägt das Herz der Demokratie. Doch wurde hier wirklich alles diskutiert? Pandemien ließen Volksvertreter lange kalt. Das zeigt eine Analyse von mehr als 400.000 Redebeiträgen seit 1949. Die Daten stammen aus dem „Open-Discourse“-Projekt des Unternehmens Limebit und liegen ZDFheute exklusiv vor. Bis 1990 fiel das Wort „Pandemie“ nur einmal. Erst seit Mitte Februar 2020 wird in Redebeiträgen im Plenum, aber auch in Ausschüssen und in schriftlichen Anfragen darüber diskutiert. Zwischen September 1949 und Januar 2020 ging es in nur 56 von 4.238 Plenardebatten überhaupt um Pandemien. In nur sechs Sitzungen fiel das Wort mehr als fünf Mal. 2005 und 2014 wurde außerhalb des Plenums in zwei schriftlichen Anfragen während der Vogelgrippe und Ebola über dieses Thema gesprochen. 2005 wollte eine CDU-Abgeordnete wissen, ob im Falle eines Ausbruchs ausreichend Schutzmasken vorgehalten werden. Die Antwort: die Versorgung vor Ort sei nicht Aufgabe des Bundes. Wer trägt also die Schuld daran, dass Deutschland wie viele andere Länder die Pandemieprophylaxe verschlafen hat. Die Antwort des Bundestagsabgeordneten und Infektiologen Andrew Ullmann, FDP, fällt denkbar knapp aus: „Alle“.
Vor diesem Hintergrund und bei dem Nichtwissen der Regierung und Parlamentarier hätte ich erwartet und gehofft, dass die Politik ganz offen gesagt hätte: „Wir waren auf diese Situation nicht vorbereitet und völlig überrascht. Liebe Mitbürger, wir haben ein Problem, bei dem wir nicht weiter wissen. Wir können auch keine schnellen und zufriedenstellenden Lösungen anbieten. Was wir machen können und uns wichtig erscheint ist, die Menschen durch diese Krise zu führen und Halt zu geben. Wir wissen nicht wie das Ganze endet und auch nicht wann. Es ist aber unsere Pflicht, immer transparent, offen und wahrheitsgetreu unseren Bürgern auf Augenhöhe zu begegnen. Zu sagen was geht und nicht geht und die richtigen Worte zu finden. Alles, Schritt um Schritt – wir Politiker sind auch keine Götter. Wir sind mehr denn je auf die Hilfe und das Fachwissen der Virologen, Epidemiologen und Experten angewiesen und hoffen, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Wir hoffen auch, dass wir alle das Corona-Virus gesund überstehen. Für die Menschen, die dieses Glück nicht haben werden, tut es uns aufrichtig leid und wir versichern den Angehörigen und Trauernden, dass wir das nicht wollten und uns das Herz aus der Seele reißt.“