Читать книгу Das dritte bis sechste Buch Esra - Hermann Gunkel - Страница 6

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4. Kapitel: Des Königs Macht

1

Da fing der Zweite an, zu reden,

der von des Königs Macht geschrieben:

2

Ihr Männer!

Sind nicht am mächtigsten die Menschen,

dieweil sie sich die Erde und das Meer

und alles, was darinnen, unterwerfen?

3

Der König aber ist der mächtigste von ihnen:

denn er gebietet über sie,

und er beherrscht sie,

und sie gehorchen ihm in allem, was er ihnen anbefiehlt.

4

Befiehlt er ihnen, gegenseitig Krieg zu führen,

dann tun sie es.

Und sendet er sie gegen Feinde aus,

alsdann marschieren sie

und zwingen Berge, Mauern, Burgen nieder.

5

Sie morden, und sie lassen ermorden

und handeln niemals gegen den Befehl des Königs.

Und wenn sie siegen, bringen alles sie dem König,

und wenn sie plündern, ausnahmslos das übrige.

6

Und die, die keinen Kriegsdienst tun

und die nicht kämpfen,

vielmehr das Land bebauen,

sie bringen wiederum dem König Gaben,

nachdem sie eingeheimst, was sie gesät.

Sie zwingen ja sich gegenseitig,

dem König Abgaben zu bringen.

7

Er ganz allein ist einzig.

Heißt er sie töten,

so töten sie.

Befiehlt er frei zu lassen.

sie lassen frei.

8

Heißt er sie schlagen,

hauen sie zu.

Befiehlt er zu verwüsten,

verwüsten sie.

Heißt er sie bauen,

so bauen sie.

9

Heißt er vernichten,

vernichten sie.

Befiehlt er anzupflanzen,

so pflanzen sie.

10

Sein ganzes Volk und seine Heere folgen ihm.

Dabei setzt er sich selber an den Tisch

und ißt und trinkt und schläft.

11

Sie aber halten Wache rings um ihn,

und keiner darf von ihnen sich entfernen

und seine eigenen Geschäfte tun,

noch den Gehorsam ihm verweigern.


12

Ihr Männer!

Wie sollte nicht am mächtigsten der König sein,

weil solch Gehorsam ihm geleistet wird?

Nun aber schwieg er.

13

Nun hob der Dritte an zu reden,

der von den Weibern und der Wahrheit schrieb,

Zorobabel.

14

Ihr Männer!

Ist nicht der König groß?

Sind nicht die Menschen zahlreich?

Ist nicht der Wein so mächtig?

Wer ist nun ihr Gebieter?

Und wer ihr Herrscher?

Sind’s nicht die Weiber?

15

Die Weiber sind es, die den König

und all die anderen hervorgebracht,

die Erd und Meer beherrschen.

16

Geboren, aufgezogen wurden auch von ihnen

all die, die Weinberge gepflanzt, wovon der Wein.

17

Sie sind es, die den Menschen Kleider machen,

sie, die den Menschen Zierat schaffen.

Es können nicht die Menschen leben ohne Weiber.

18

Und wenn sie Gold und Silber

oder andere Kostbarkeiten sammeln,

und sehen sie alsdann ein einzig Weib,

liebreizend durch Gestalt und Schönheit,

19

so lassen sie das alles liegen,

von Gier nach ihm getrieben,

und starren es mit offnem Munde an,

und alle ziehen es bei weitem vor

dem Golde oder Silber

oder sonstigen Kostbarkeiten.

20

Der Mensch verläßt den Vater, der ihn aufgezogen,

und seine Heimat

und hängt sich an sein Weib.

21

Er stirbt, das Weib im Herzen,

und denkt nicht mehr an Vater, Mutter

und nicht mehr an die Heimat.

22

Daran müßt ihr erkennen,

daß diese Weiber euch beherrschen.

Ja, müht und quält ihr euch nicht ab,

daß ihr den Weibern alles geben und verschaffen könnt?

23

Es nimmt der Mensch sein Schwert,

bricht auf, zieht aus

und raubt und stiehlt,

fährt auf den Strömen und dem Meer.

24

Er sieht dem Löwen in das Auge,

durchzieht die Finsternis

und hat er dann gestohlen und geplündert

oder Straßenraub getrieben,

dann bringt er’s der Geliebten.

25

Es liebt der Mensch sein eigen Weib,

mehr als den Vater und die Mutter.

26

Gar viele kamen schon der Weiber wegen um die Sinne

und wurden ihretwegen Sklaven.

27

Gar viele gingen schon zugrunde

und wurden unglücklich,

ja selbst Verbrecher um der Weiber willen.

28

Glaubt ihr mir deshalb nicht?

Ist nicht der König groß durch seine Macht?

Und hüten sich nicht alle Lande,

ihn zu berühren?

29

Und dennoch sahen sie Apame,

des hochgeehrten Bartakes Tochter,

das Nebenweib des Königs,

wie sie beim Könige zur Rechten saß,

30

das Diadem vom Haupt des Königs nahm,

sich’s selber aufsetzte,

und mit der Linken gab sie selbst dem König einen Backenstreich,

31

indes der König offenen Mundes da saß

und sie nur anschaute.

Wenn sie ihn anlacht,

lacht er auch;

ist sie ihm böse,

dann schmeichelt er,

bis sie ihm wieder gut.

32

O Männer!

Wie sollten nicht die Weiber mächtig sein,

weil sie so handeln?

33

Wie nun der König und die Vornehmen einander ansahen,

begann er von der Wahrheit so zu reden:

34

Ihr Männer!

Sind nicht die Weiber mächtig?

Groß ist die Erde, hoch der Himmel,

und schnell im Lauf die Sonne,

dieweil sie ums Gewölb des Himmels kreist

und wiederum an ihren Ort und an einem einzigen Tage läuft.

35

Ist nun nicht groß, wer solches tut?

Noch größer und noch mächtiger als alles

ist die Wahrheit.

36

Die ganze Erde ruft nach Wahrheit;

der Himmel preist sie laut,

und das Geschaffene erhebt und zittert insgesamt;

es gibt nichts Unrechtes an ihr.

37

Der Wein ist ungerecht,

der König ungerecht

und ungerecht die Weiber;

die Menschenkinder all sind ungerecht,

all ihre Werke sind ungerecht,

was immer so beschaffen ist.

Nicht ist in ihnen Wahrheit;

vermöge ihrer Ungerechtigkeit gehen sie zugrund.


38

Die Wahrheit aber bleibt,

und sie behält auf ewig Macht,

lebt und behält in alle Ewigkeiten Kraft.

39

Auch ist bei ihr kein Ansehen der Person

und nicht Parteilichkeit;

sie tut vielmehr nur das, was recht,

im Unterschied von allen Bösen, allen Ungerechten.

An ihren Werken haben alle Wohlgefallen.

40

Nicht das geringste Unrecht ist in ihrem Urteil.

Und so gehört ihr denn die Macht,

die Herrschaft, die Gewalt,

die Herrlichkeit zu allen Zeiten.

Gepriesen sei der Gott der Wahrheit!

41

Als er nun aufhörte zu reden,

da riefen alle die Versammelten:

Groß ist die Wahrheit;

sie ist am mächtigsten. –

42

Dann sprach zu ihm der König.

Bitt jetzt, was du nur willst,

noch mehr, als was geschrieben ist!

Wir wollen es dir geben,

weil du als Weisester erfunden wardst.

Du sollst auch neben mir den Platz erhalten,

sowie mein Vetter heißen!

43

Darauf sprach er zum König:

Gedenke des Gelübdes,

das du damals machtest,

als du deine Krone erlangtest;

du wollest nämlich Jerusalem wieder befestigen

44

und alle aus Jerusalem weggenommenen Geräte

wieder zurücksenden.

Sie hatte schon Cyrus ausgeschieden,

als er gelobte, Babel zu zerstören

und sie dorthin zurückschicken zu wollen.

45

Auch gelobtest du,

den Tempel wieder aufzubauen,

den die Idumäer in Brand steckten,

als Juda von den Chaldäern verwüstet ward.

46

Das ist es nun,

was ich von dir fordere, Herr König,

und um was ich dich bitte.

Das ist die glorreiche Tat,

die du vollziehen mögest.

Ich flehe,

du mögest das Gelübde erfüllen,

das du dem König des Himmels mündlich gelobtest.

47

Da stand König Darius auf,

küßte ihn

und schrieb ihm Briefe

an alle Amtleute, Statthalter, Heerführer und Satrapen,

sie sollen ihm und allen, die mit ihm hinaufzögen,

Jerusalem wieder zu befestigen,

freies Geleite geben.


48

Sodann befahl er schriftlich

allen Statthaltern in Cölesyrien und Palästina,

sowie denen im Libanon,

sie sollen Zedernstämme vom Libanon nach Jerusalem schaffen

und ihm bei der Befestigung der Stadt helfen.

49

Ferner gab er Freibriefe allen Juden,

die aus dem Reich nach Juda hinaufzogen,

daß kein Fürst oder Satrap oder Statthalter oder Beamter

vor ihre Tore ziehen dürfe,

50

daß ihnen das ganze Land, das sie einnähmen,

abgabenfrei gehören solle,

sowie, daß die Idumäer

die judäischen Ortschaften in ihrem Besitz zu räumen hätten,

51

ferner, daß zum Tempelbau jährlich bis zum Ausbau

zwanzig Talente auszuzahlen seien,

52

ferner, daß für die täglichen Brandopfer auf dem Altar,

siebzehn nach Vorschrift,

jährlich zehn andere Talente zu zahlen seien,

53

ferner, daß alle aus Babylonien Zuwandernden

frei sein sollten,

sie und ihre Nachkommen,

desgleichen alle Priester,

die zuwanderten, die Stadt zu gründen.


54

Er gab auch schriftlich Befehl,

den Priestern den Unterhalt und die Dienstgewänder zu liefern.

55

Sodann befahl er,

den Leviten den Unterhalt zu gewähren

bis zu dem Tag, wo der Tempel

und Jerusalems Befestigung vollendet sein würde.

56

Auch befahl er,

allen Wächtern der Stadt Grundbesitz und Sold zu gewähren.

57

Endlich sandte er alle Geräte zurück,

die Cyrus ausgeschieden hatte.

Er gab überhaupt den Befehl,

alles auszuführen, was Cyrus versprochen,

und es in Jerusalem zu verwirklichen.

58

Beim Hinausgehen

hob der Jüngling sein Antlitz gen Himmel,

in der Richtung nach Jerusalem,

pries den Himmelskönig und sprach:

59

Von dir kommt Sieg;

von dir kommt Weisheit.

Dein die Ehre,

ich dein Knecht.

60

Gepriesen seist du,

der du uns Weisheit gabst!

Dir, Herr der Väter, dir bekenn ich es.

61

Dann nahm er die Briefe in Empfang,

ging fort, begab sich nach Babel

und meldete es all seinen Volksgenossen.

62

Da priesen sie den Gott ihrer Väter,

daß er ihnen Erlaubnis und Freiheit schenkte,

63

heimzukehren

und Jerusalem aufzubauen

sowie den Tempel, der seinen Namen trug.

Dann hielten sie sieben Tage lang

Gelage mit fröhlichem Gesang.

Das dritte bis sechste Buch Esra

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