Читать книгу Das dritte bis sechste Buch Esra - Hermann Gunkel - Страница 8

Das vierte Buch Esra (Gunkel) Erstes Gesicht[1].

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1[2] Im dreißigsten Jahre[3] nach dem Untergange der Stadt verweilte ich Salathiel[4] (der auch Esra heißt) in Babel, und als ich einmal auf meinem Bette lag, geriet ich in Bestürzung, und meine Gedanken gingen mir zu Herzen[5], 2 weil ich Zion verwüstet, Babels Bewohner aber im Überfluß[6] sah. 3 Da ward mein Gemüt heftig erregt, und in meiner Angst[7] begann ich, zum Höchsten zu reden.

Das Problem:

Woher kommt die Sünde und das Elend dieser Welt?[8].

4 Ich sprach: Herr Gott[9], bist du es nicht, der im Anfang[10], als du die Erde bildetest, gesprochen, du ganz allein[11], und dem Staube befohlen hast, 5 daß er dir Adam hervorbrachte als leblosen Körper; aber auch der war ein Gebilde deiner Hände[12]. Du hauchtest ihm den Odem des Lebens ein, daß er vor dir lebendig ward. 6 Dann führtest du ihn ins Paradies, das deine Rechte gepflanzt hatte, ehe die Erde ward[13], 7 und legtest ihm ein einziges Gebot[14] von dir auf; er aber übertrat es. Allsobald verordnetest du über ihn den Tod, wie über seine Nachkommen[15]. — Aus ihm wurden geboren Völker und Stämme, Nationen und Geschlechter ohne Zahl. 8 Aber jedes Geschlecht wandelte nach seinem eigenen Willen; sie handelten gottlos vor dir und fielen ab[16]: du aber hast sie nicht gehindert! 9 Wiederum aber, als die Zeit gekommen[17], brachtest du die Sintflut über ’die Erde und‘[18] die Bewohner der Welt[19] und vertilgtest sie; 10 über sie alle kam der Untergang mit einem Male. Wie über Adam der Tod, so kam über sie die Flut. — 11 Einen aber von ihnen hast du verschont, Noah samt seinem Hause, alle Frommen, die von ihm stammten[20]. 12 Als nun die Erdenbewohner sich zu mehren begannen[21] und viele Kinder, ja Völker und zahlreiche Geschlechter erzeugten, da[22] begannen sie wiederum gottlos zu handeln, mehr als die Geschlechter vor ihnen. 13 Als sie nun so böse vor dir lebten, erwähltest du dir Einen von ihnen; der hieß Abraham. 14 Den hattest du lieb und offenbartest ihm allein das Ende der Zeiten, im Geheimen bei Nacht[23]; 15 du schlossest mit ihm einen ewigen Bund und versprachst ihm, seinen Samen niemals zu verlassen[24]. Du schenktest ihm Isaak, Isaak aber schenktest du Jakob und Esau[25]. 16 Und du erkorst dir Isaak, Esau aber verschmähtest du[26]. Und Jakob wurde zu einem großen Heer[27]. — 17 Als du aber seinen Samen aus Ägypten führtest und sie an den Berg[28] Sinai brachtest,

18 da[29] neigtest du die Himmel[30],

’bewegtest‘[31] die Erde

und erschüttertest den Weltkreis,

daß die Tiefen erbebten

und ’die Äonen‘[32] erschraken.

[ 19 Dann ging deine Herrlichkeit durch die vier Thore[33],

des Feuers, Erdbebens, Sturms und Hagels,

um dem Samen Jakobs Gesetz zu geben

und dem Geschlechte Israels Gebot[34].

20 Aber du nahmst das böse Herz nicht von ihnen, daß dein Gesetz in ihnen Frucht trüge. 21 Denn um seines bösen Herzens willen geriet der erste Adam[35] in Sünde und Schuld[36], und ebenso alle, die von ihm geboren sind. 22 So ward die Krankheit dauernd: das Gesetz war zwar im Herzen des Volks, aber zusammen mit dem schlimmen Keime[37]. So schwand, was gut ist; aber das Böse blieb. — 23 Als aber die Zeiten um waren und die Jahre zu Ende, da erwecktest du dir einen Knecht Namens David. 24 Du befahlst ihm, die Stadt, die nach dir heißt[38], zu bauen[39] und dir darinnen von deinem Eigentum[40] Opfer zu bringen[41]; 25 und so geschah es lange Jahre. — Die Bürger der Stadt aber sündigten 26 und handelten in Allem wie Adam und alle seine Nachkommen[42], denn sie hatten ja selber das böse Herz. 27 Da gabst du deine Stadt deinen Feinden preis. 28 Damals aber sprach ich bei mir: Handeln etwa Babels Bewohner besser? Hat er deshalb Zion ’verworfen‘?[43]29 Als ich dann hierher kam und die Gottlosigkeiten ohne Zahl sah, und meine Seele viele sündigen sah, nun schon dreißig Jahre, da[44] entsetzte sich[45] mein Herz; 30 denn ich sah,

wie du sie, die Sünder, trägst

und die Gottlosen ’verschonst‘[46],

wie du dein Volk vernichtet

und deine Feinde erhalten hast,

31 und niemand offenbart hast, wie dieser dein Weg geändert werden soll[47]. ’Hat‘[48] Babel besser gehandelt als Zion? 32 Hat dich ein anderes Volk erkannt außer Israel? oder welche Stämme haben so deinen Bündnissen geglaubt wie die Jakobs? 33 deren Lohn nicht erschienen, deren Mühsal[49] keine Frucht getragen! Denn ich habe die Völker hin und her durchwandert[50] und sie im Glück gesehen, obwohl sie deine Gebote vergessen hatten. 34 Nun aber wäge unsere Sünden und die der Weltbewohner auf der Wage, daß sich zeige, wohin der Ausschlag des Balkens sich neigt[51]. 35 Oder wann hätten die Bewohner der Welt vor dir nicht gesündigt? oder welches Geschlecht hätte so deine Gebote erfüllt? 36 Einzelne zwar, mit Namen zu nennen[52], wirst du wohl finden, die deine Gebote gehalten, Völker aber findest du nicht!

Fußnoten

1. ↑ In der Einteilung nach „Gesichten“ folge ich der griech. Rekonstruktion in Hilgenfelds Messias Judaeorum 1889.

2. ↑ Die Zählung der Kapitel und Verse nach Bensly-James. Es wäre sehr wünschenswert, wenn eine neue, zum Gedankengang besser passende Zählung geschaffen und dann von allen Herausgebern befolgt würde. In der Vulgata gehen der jüd. Apokalypse zwei christliche Kapitel voraus; vgl. die Einl. S. 332.

3. ↑ Hes. 1,1. Ebenso beginnt die christl. Apoc. Esdrae.

4. ↑ שְׁאַלְתִּיאֵל֙ Esra 3,2; 5,2; Neh. 12,1, Vater des Serubabel.

5. ↑ ἀναβαίνειν ἐπὶ τὴν καρδίαν Hilg. = עָלָה עַל־לֵב.

6. ↑ περισσεία Hilg. = יֶתֶר; Ar¹ paraphrasiert gut plenitudinem divitiasque.

7. ↑ Lat timoratus = εὐλαβής. Rönsch, Itala u. Vulgata, S. 145.

8. ↑ Im Folgenden wirft der Verfasser zwei Fragen auf, die für ihn zusammengehören: 1) die abstrakte: Woher kommt Sünde und Not in der Menschheit? Diese Frage aber ist angeregt und verbindet sich ihm mit der konkreten: 2) Warum ist Israel so sehr in Sünde und Not? Die letztere Frage bekommt ihren Stachel durch die Beobachtung des Glücks der Weltmacht, die doch nach Gott nicht fragt. Der Verfasser hat in diesem ersten Gebet alle seine Gedanken zusammenfassen wollen. Darüber und über der Form der Geschichtserzählung, die er gewählt hat (vgl. die Stephanuspredigt) und die ihn zwingt, mancherlei der Sache ferner Liegendes mitzuerzählen, hat die Durchsichtigkeit der Ausführungen etwas gelitten.

9. ↑ δέσποτα κύριε Hilg. = אדני יהוה.

10. ↑ Dieser Beginn des geschichtlichen Rückblicks mit Adam ist im Gegensatz zu den Propheten, die mit dem Auszuge beginnen, für die Apokalypsen und die neutest. Spekulation charakteristisch. Es ist dies eine Folge des weiteren Horizonts der späteren Zeit.

11. ↑ Gen 2,7f. Dieser Zusatz hat den Zweck, das Problem: woher das böse Herz komme 4,4, zu verschärfen. Woher kommt die Sünde im Menschen, da doch der Mensch ganz allein von Gott herrührt?

12. ↑ Derselbe Ausdruck Apoc. Mosis (ed. Tischendorf) 37 τὸ πλάσμα τῶν χειρῶν αὐτοῦ Ἀδάμ.

13. ↑ πρὶν τὴν γῆν παραγενέσθαι, jüd. Erklärung von מׅקֶּדׅם Gen. 2,8; vgl. Dillmann, Genesis⁶ zur Stelle.

14. ↑ Syr Aeth Ar¹ Arm mandatum; zu dieser Bedeutung von diligentia vgl. Bensly, Missing Fragment S. 56.

15. ↑ Syr (vgl. Aeth) et in generationes eius, Arm et omnibus, quae ex illo gentes erant, Lat et in nationibus eius = καὶ εἰς τὰς γενεὰς αὐτοῦ (דוֹרוֹת).

16. ↑ Lat spernebant wie 7,76.79 ohne Objekt, = ἀθετεῖν (etwa פשׁע) oder καταφρονεῖν = בָגַד (Wellhausen).

17. ↑ Nach der Anschauung 4,37.

18. ↑ Syr super terram et super inhabitantes saeculum; vgl. Aeth.

19. ↑ saeculum = αἰών.

20. ↑ τοὺς ἐξ αὐτοῦ δικαίους πάντας (Volkmar).

21. ↑ Gen. 6,1.

22. ↑ Hier beginnt der Nachsatz; in diesem hebraisierenden Griechisch hat auch der Nachsatz καί.

23. ↑ Gen. 15,9ff. Die Offenbarung, die nach Gen. 15 an Abraham geschehen ist, daß Israel 400 Jahre in Ägypten bleiben und von dort erlöst werden sollte, genügte der späteren Zeit nicht; daher wurde hineininterpretiert, daß dem Abraham auch das Ende der Zeiten damals geoffenbart worden sei; vgl. Ap. Bar. 4,4.

24. ↑ Gen. 17,7.

25. ↑ Nach Jos. 24,3 f.

26. ↑ Syr Ar¹ odisti = ἐμίσησας = שָׂנֵאתָ vgl. Mal. 1,3. Bei Esau denkt der Verfasser nach 6,7-10 an die Weltmacht, Rom.

27. ↑ Gen. 32,11.

28. ↑ ἐπὶ τὸ ὄρος.

29. ↑ Hier folgt der Nachsatz; vgl. zu 3,12.

30. ↑ Ex. 19, 16; vgl. 1 Kön. 19,11 f. Ps. 18,8ff.

31. ↑ Lat statuisti = ἔστησας; Syr Aeth Ar² commovisti = ἔσεισας Volkmar.

32. ↑ Syr Ar¹ saecula = αἰῶνες = עוֹלָמׅים. αἰών ist hier wie 6,1; 8,20 = „Himmel“.

33. ↑ Diese vier Thore sind die Thore der vier (unteren) Himmel, in denen Feuer, Erdbeben, Sturm und Hagel aufbewahrt wird. Diese Anschauung von den (sieben) Himmeln ist ursprünglich eine astronomische Hypothese babylonischer Gelehrten, die damit die verschiedene Bewegung der Planeten haben erklären wollen; im Judentum umgedeutet.

34. ↑ Vgl. zu 3,7.

35. ↑ primus Adam, ὁ πρῶτος Ἀδάμ אָדָם הַקַּדְמוֹנׅי oder הָרִאשׁוֹן, Name des Urmenschen in der Spekulation.

36. ↑ Lat Syr Aeth Ar² et victus est = ἡττήθη (ward verurteilt) Hilg.

37. ↑ D. h. dem Keime der Sünde.

38. ↑ Sie heißt: Gottes Stadt.

39. ↑ Dem Verfasser ist David der Erbauer von Jerusalem.

40. ↑ Weil Gott Alles gehört.

41. ↑ Jerusalem ist dem Verfasser ganz und gar die heilige Stadt; sie ist gebaut, um dort zu opfern.

42. ↑ γενεαί vgl. zu 3,7.

43. ↑ Lat dominavit, wohl korrumpiert aus abominavit nach Syr Ar¹.² Arm.

44. ↑ Hier der Nachsatz; vgl. zu 3,12.

45. ↑ Syr et commotum (turbatum) est, Lat excessit = ἐξέστη Volkmar = חׇרַד.

46. ↑ Syr Aeth pareis.

47. ↑ Lat wird durch Aeth quomodo finis sit huius viae und At¹ cur reieceris tuam viam bestätigt (gegen Hilg.); wörtlich: wie dieser Weg verlassen werden soll, ἀπολείπειν ὁδόν vgl. Jes. 55,7.

48. ↑ Syr Ar¹ Arm fecit; Lat Aeth facit.

49. ↑ Der Ausdruck ist charakteristisch für die spätere jüdische Stimmung, daß das Gesetz den Menschen große Lasten auferlege, eine Stimmung, die uns aus Paulus bekannt ist; ganz anders die Psalmisten, die am Gesetz ihre Freude haben.

50. ↑ Das Particip ist hier wie im 4. Esra sehr häufig an die Stelle des hebr. Inf. abs. getreten; vgl. Bensly, Missing FragmentS. 27, A. 3.

51. ↑ Syr et apparebit momentum scapi non inclinatum; aber für Lat spricht Ar¹.² Arm — momentum puncti = ῥοπὴ ζυγοῦ Hilg.

52. ↑ κατ’ ὀνόματα; gemeint sind Männer wie Hiob und andere gerechte Nicht-Israeliten.

Die göttliche Antwort: Gottes Wege sind unerkennbar. Der menschliche Geist vermag nur Weniges zu erfassen.

4 1 Da antwortete mir der Engel, der zu mir gesandt war[1], mit Namen Uriel[2], 2 und sprach zu mir: Dein Herz entsetzt sich über diese Welt, und du wünschest, die Wege des Höchsten zu begreifen? 3 Ich sprach: .Ja, Herr! — Er antwortete mir und sprach: Drei Wege bin ich gesandt, dir zu weisen und drei Gleichnisse dir vorzulegen; 4 kannst du mir eins davon kundthun[3], so will auch ich dir die Wege, die du zu schauen begehrst, zeigen und dich belehren[4], woher das böse Herz kommt[5]. 5 Ich sprach: Rede, Herr! — Er sprach zu mir:

Nun, so wäge mir das Gewicht des Feuers

oder miß mir das Maß[6] des Windes

oder ruf mir den gestrigen Tag zurück.

6 Ich erwiderte und sprach: Welchem Weibgeborenen wäre das möglich, daß du mich nach solchen Dingen fragst? — 7 Er sprach zu mir: Hätte[7] ich dich gefragt,

wieviel[8] Wohnungen im Herzen des Meers seien[9],

wieviel Quellen am Grunde der Tiefe,

oder wieviel Wege über der Veste[10],

’wo die Thore des Hades seien,

oder wo der Weg gehe ins Paradies‘[11],

8 so hättest du mir vielleicht geantwortet:

in die Tiefe bin ich nicht hinabgestiegen,

noch in den Hades bisher ’gedrungen‘[12],

noch bin ich je in den Himmel hinaufgekommen,

’noch hab’ ich das Paradies gesehen‘[13].

9 Nun habe ich dich nur über das Feuer, den Wind und den ’gestrigen‘[14] Tag gefragt, alles Dinge, ohne die du nicht sein kannst; und du hast mir darüber keine Antwort gegeben! — 10 Und er sprach weiter zu mir: Du kannst, was dein ist, was mit dir verwachsen ist[15], nicht erkennen, 11 wie wirst du dann das Gefäß sein können, das des Höchsten Walten faßt? ’Denn des Höchsten Wege sind als ewige erschaffen‘[16]; ’du aber, ein sterblicher Mensch, der im vergänglichen Äon lebt, wie kannst du das Ewige begreifen?[17].

Thöricht ist es, Widernatürliches zu begehren.

Als ich das gehört hatte, fiel ich auf mein Antlitz 12 und sprach zu ihm: Besser wäre es, wir wären nie auf die Welt gekommen[18], als nun in Sünden zu leben und zu leiden und nicht zu wissen, weshalb!13 Er antwortete mir und sprach[19]: ’Einst gingen die Wälder der Bäume des Feldes hin‘[20] und hielten Rat: 14 wohlan, wir wollen hinab gegen das Meer Krieg führen, daß es vor uns zurücktrete und wir uns ’einen neuen Wald‘[21] schaffen! 15 Ebenso hielten die Wogen des Meeres Rat: wohlan, wir wollen hinauf und den Wald des Feldes bekriegen, damit wir uns auch dort ein neues Gebiet erobern! 16 Aber des Waldes Plan ward vereitelt, denn das Feuer kam und verzehrte ihn; 17 ebenso auch der Plan der Wogen des Meeres, denn der Sand trat hin und hielt sie zurück[22]. 18 Wenn du nun[23] ihr Richter wärest[24], wem würdest[25] du Recht geben und wem Unrecht?[26] 19 Ich antwortete und sprach: Beide haben eitlen Rat gehalten; denn das Land ist dem Walde gegeben, der Raum des Meeres aber ist bestimmt, seine Wogen zu tragen. 20 Er antwortete mir und sprach: Du hast richtig geurteilt; warum aber hast du dir nicht selbst das Urteil gesprochen? 21 Denn wie das Land dem Walde gegeben ist, und das Meer seinen Wogen, ebenso können die Erdenbewohner nur das Irdische erkennen und nur die Himmlischen[27] das, was in Himmelshöhen ist[28].

Aber schmerzlich ist es, das Notwendigste nicht zu wissen.

22 Ich antwortete und sprach: Herr, ich flehe dich an, weshalb ist mir dann überhaupt das Licht der Vernunft gegeben? 23 Denn ich wollte dich nicht über Dinge fragen, die uns zu hoch sind, sondern über solche, die uns selber betreffen, jeden Tag aufs Neue:

’Weshalb‘[29] ist Israel den Heiden hingegeben zur Schmach,

dein geliebtes Volk[30] den gottlosen Stämmen?

Das Gesetz unserer Väter[31] ist vernichtet[32],

die geschriebenen Satzungen[33] sind nicht mehr;

24 wir schwinden aus[34] der Welt wie Heuschrecken[35];

unser Leben ist ein Rauch.

Wir [freilich] sind nicht einmal wert, Erbarmung zu erfahren; 25 aber was wird er für seinen Namen thun, der über uns ausgesprochen ist? Das war’s, wonach ich fragte[36].

Der kommende Äon giebt die Lösung.

26 Er antwortete mir und sprach: Wenn du bleiben wirst, wirst du’s schauen; und wenn du lange[37] leben wirst, wirst du erstaunen. Denn der Äon eilt mit Macht zu Ende.

Warum dieser Äon vorher zu Grunde gehen muß.

27 Er vermag es ja nicht, die Verheißungen, die den Frommen für die Zukunft[38] gemacht sind, zu ertragen[39]; denn dieser Äon ist voll von Trauer und Ungemach. 28 Denn gesät ist das Böse, wonach[40] du mich fragst, und noch ist seine Ernte[41] nicht erschienen. 29 Ehe das Gesäte also noch nicht geerntet, und die Stätte der bösen Saat nicht verschwunden ist, kann der Acker, da das Gute gesät ist, nicht erscheinen. 30 Denn ein Körnchen bösen Samens war im Anfang in Adams Herzen gesät, aber welche ’Frucht‘[42] der Sünde hat das bis jetzt getragen und wird weiter tragen, bis daß die Tenne erscheint. 31 Ermiß ’also‘[43] selber: wenn schon ein Körnchen bösen Samens solche Frucht der Sünde getragen hat —, 32 wenn einst Ähren ’des Guten‘[44] gesät werden ohne Zahl, welche große Ernte werden die geben!

Wann soll das geschehen?

33 Ich antwortete und sprach: Wie lange noch, wann soll das geschehen? Unser Leben ist ’ja‘[45] so kurz und elend[46]. 34 Er aber antwortete und sprach: Du willst doch nicht mehr eilen als der Höchste? Denn du willst Eile um deiner selbst willen, der Höchste aber[47] für Viele[48].

Das Ende kommt, wann die Zahl der Gerechten voll ist.

35 Diese deine Frage haben schon die Seelen der Gerechten in ihren Kammern[49] gethan[50]; die sprachen: Wie lange ’sollen wir‘[51] noch ’hier‘[52] ’bleiben‘?[53] Wann erscheint endlich die Frucht auf der Tenne unseres Lohns? 36 Aber ihnen hat der Erzengel Jeremiel[54] geantwortet und gesprochen: wann die Zahl von Euresgleichen voll ist[55]!

Denn Er hat auf der Wage den Äon gewogen,

37 Er hat die Stunden mit dem Maße gemessen

und nach der Zahl die Zeiten[56] gezählt[57].

Er stört sie nicht und weckt sie nicht auf,

bis das angesagte Maß erfüllt ist[58].

38 Ich antwortete und sprach: Herr, mein Gebieter, aber auch wir sind voller Sünden. 39 Wird nicht vielleicht unsertwegen die Tenne der Gerechten aufgehalten, um der Sünden der Erdenbewohner willen? 40 Er antwortete mir und sprach: Geh hin, frage die Schwangere, ob ihr Schoß, wenn ihre neun Monate um sind, noch das Kind bei sich behalten kann? 41 Ich sprach: Gewiß nicht, Herr. Er sprach zu mir: Die Wohnungen der Seelen[59] im Hades sind dem Mutterschoße gleich; 42 denn wie ein gebärendes Weib der Schmerzen[60] der Geburt möglichst bald sich zu entledigen ’strebt‘[61], so streben auch sie darnach, möglichst bald das zurückzugeben, was ihnen im Anfang vertraut ist. 43 Dann wird man dir zeigen, was du zu schauen begehrst.

Das Ende kommt bald.

44 Ich antwortete und sprach: Wenn ich Gnade vor deinen Augen gefunden habe, wenn es möglich ist, und wenn ich dazu[62] fähig bin[63], 45 so zeige mir auch dies: ob noch längere Zeit, als schon vergangen ist, uns bevorsteht, oder ob wir bereits das Meiste hinter uns haben[64]? 46 Denn wieviel vergangen ist, weiß ich wohl[65]; aber die Zukunft kenne ich nicht. — 47 Er sprach zu mir: Tritt nach rechts, so will ich dir den Sinn eines Gleichnisses erklären. 48 Als ich nun hintrat, da sah ich, wie ein glühender Ofen an mir vorüberfuhr[66]; und als das Feuer vorüber war, sah ich, wie noch Rauch zurückblieb. 49 Darnach zog eine Wolke, voll Wassers, an mir vorüber; die ließ einen mächtigen Regenguß[67] herab. Als aber der Regenguß vorüber war, blieben noch einzelne Tropfen darin zurück. 50 Da sprach er zu mir: Nun überlege selbst: wie des Regens mehr ist[68] als der Tropfen und des Feuers mehr ist als des Rauchs, so ist das Maß der Vergangenheit bei Weitem größer gewesen; zurück aber sind nur noch geblieben — Tropfen und Rauch.

Dem Ende gehen folgende Zeichen voraus.

51 Ich flehte und sprach: Glaubst du, daß ich leben werde bis zu jenen Tagen? ’Was‘[69] wird in jenen Tagen geschehen?52 Er antwortete mir und sprach: Die Zeichen, nach denen du fragst[70], kann ich dir zum Teil sagen; über dein Leben aber dir etwas zu sagen, bin ich nicht gesandt[71] und weiß es selber nicht[72].

Fußnoten:

1. ↑ Man beachte, daß der Verfasser die Gelegenheit, die Engelerscheinung zu beschreiben, nicht benußt; vgl. Offenb. Joh. 1; 4 Esra ist ein echter Schüler der Propheten und dringt auf die Gedanken; er verschmäht den phantastisch-mythologischen Stoff. Ebendahin gehört, daß er vom Teufel nicht redet. Ebenso ist die Haltung der paulinischen Spekulation.

2. ↑ אוּרׅיאֵל — Die Engelnamen, sämtlich auf -’el gebildet, sind bis jetzt ein noch ungelöstes, schwieriges religionsgeschichtliches Problem.

3. ↑ Die Wiederaufnahme des de quibus durch ex his ist ein Hebraismus.

4. ↑ doceam wie 10,38; respondeam 8,25 und appareas 11,45 Futurum; vgl. Bensly, Missing Fragment S. 16.

5. ↑ Vgl. zum folgenden Passus Apoc. Esdrae (ed. Tischendorf) S. 27. 28 und Apoc. Sedrach 8.

6. ↑ σάτον Hilg.

7. ↑ Lat si eram interrogans te — —, dicebas fortsassis mihi = εἰ ἤμην ἐπερωτῶν σε — — ἔλεγες ἄν μοι Hilg.

8. ↑ Lat quantae = quot = πόσαι Hilg., vgl. Rönsch, Itala u. Vulgata S. 336.

9. ↑ Dieser kosmologische Stoff, der im Äth. Henoch so großen Raum einnimmt, tritt im 4 Esra ganz zurück; auch dies ist charakteristisch für den Verfasser, dem die Geschichte, nicht die Kosmologie am Herzen liegt.

10. ↑ Für die Sterne.

11. ↑ Syr (Aeth Ar¹.² Arm) aut qui sunt exitus inferni, aut quae sunt viae paradisi. Nicht selten hat Latsolche Lücken, z. B. 5,37. 6,44. 7,32. 14,13.

12. ↑ Das Verbum, das Syr Aeth Ar¹.² Arm haben, hat Lat aus Bequemlichkeit ausgelassen; so oft im zweiten Gliede des Verses, z. B. 7,32.48.61. 12,32. 14,5; vgl. auch 7,84. 8,4. 10,35.

13. ↑ Ar² (Aeth Arm) nec vidi paradisum.

14. ↑ ἧς διήγαγες Hilg. nach Ar¹.² Aeth Lat S A per quem.

15. ↑ σὺ ὅσα σά ἐστι μετὰ σοῦ συμβλαστάνοντα v. Wilamowitz. Anspielung an die Lehre, daß auch der Mikrokosmos aus den Elementen: Feuer, Luft (Wasser und Erde) gebildet ist; vgl. auch 8,8. Auch diese Lehre ist wohl orientalischer Herkunft.

16. ↑ Der Satz ist im Lat ausgefallen; Aeth nam in infinito via altissimi creata est; vgl. Syr. Die ewigen „Wege“ Gottes sind seine Ratschlüsse, die wie die Weisheit als selbständige Hypostasen gedacht werden; vgl. 1 Kor. 2, 9.

17. ↑ Aeth nec tu potes, qui corruptibilis es, intellegere viam eius, qui incorruptibilis est; Syr neque potest corruptibilis in saeculo corruptibili cognoscere viam incorruptibilis; Arm caducus es et in corruptibili vita habitans es non potes cognoscere vias incorrupti. — Die obige Rekonstruktion macht nur den Anspruch, den Sinn der Stelle richtig zu treffen. Lat exteritus „aufgerieben“; vgl. Bensly, Missing Fragment S. 32.

18. ↑ Der Ausdruck setzt ursprünglich den Glauben an die Präexistenz der menschlichen Seelen voraus; vgl. Ap. Bar. 3,1. Weish. 8,20. — Zum Sinn vgl. Apoc. Esdrae (ed. Tischendorf) S. 24: καλὸν μὴ γεννηθῆναι τὸν ἄνθρωπον ἢ εἰσελθεῖν ἐν τῷ κόσμῳ · S. 25: καλὸν τὸ μὴ εἶναι ἐν βίῳ und Apoc Sedrach 4: καλὸν ἦν τῷ ἀνθρώπῳ εἰ οὐκ ἐγεννήθη.

19. ↑ Das folgende Stück ist Musterbeispiel einer Parabel.

20. ↑ Syr proficiscentes profectae sunt silvae lignorum campi; vgl. Aeth Arm; vgl. Richt. 9,8 (Wellhausen, G.G.A. 1896, S. 12).

21. ↑ Syr Aeth Singular, Lat Arm Plural.

22. ↑ Jer. 5,22. — Das Attentat des Meers auf das Land, zurückgehalten durch den Sand, ist ein uraltes Motiv der Schöpfungsgeschichte. Der Krieg der Bäume gegen das Meer, der durch die Anschauung der Natur nicht gegeben ist, ist vom Verfasser als Gegenstück ad hocerdichtet worden.

23. ↑ Syr ergo; vgl. 14,22. Verwechselung von δέ und δή, wie häufig Volkmar S. 315.

24. ↑ εἰ δὴ ἦς κριτὴς τούτων Hilg.

25. ↑ ἤμελλες Hilg.

26. ↑ Mit einer solchen Frage zu schließen, ist Parabelstil; vgl. Jülicher, Gleichnisreden Jesu I, S. 93 und passim.

27. ↑ Syr Singular, Ar² Arm Plural.

28. ↑ Der resignierende Trost aus der Natur der Dinge, der man sich fügen muß, atmet antiken Geist.

29. ↑ Syr (Aeth Ar²) quoniam = διότι, Ar¹ (Arm) quare = διὰ τί Hilg.

30. ↑ ὃν ἠγάπησας λαόν Hilg.

31. ↑ Ein uns befremdender Ausdruck, da wir „Gottes Gesetz“ erwarten; das Gesetz war aber damals zugleich Volkssitte, Gal. 1,14.

32. ↑ Vgl. hierüber weiter 4. Esra 14,21ff.

33. ↑ Lat dispositionis, —is ist Pluralendung.

34. ↑ Lat pertransire de ist wohl = עָבַר מׅן.

35. ↑ Die jeder achtlos zertritt.

36. ↑ In diesem Angstschrei der Verzweiflung gipfelt das Problem; von nun an folgt der Trost.

37. ↑ Syr et si multum vixeris, miraberis.

38. ↑ Oder: zu ihrer Zeit.

39. ↑ Man beachte, wie der Verfasser diese Welt vollständig aufgiebt. Diese Betrachtung der beiden Äonen ist nicht die alttestamentliche, wonach vielmehr die zukünftige erhoffte Zeit eine Verklärung der Gegenwart ist; die Frage, woher diese Betrachtung entstanden sei, ist noch nicht gelöst. — Dem Judentum ist der Glaube an die beiden Äonen ein Trost, da sonach die einzelnen, persönlichen Leiden als Teile eines notwendigen allgemeinen Leidens erscheinen, und da ferner dem Schmerzensäon der viel überwiegende zukünftige Äon gegenübergestellt wird.

40. ↑ Lat de eo, hebraisierende Ergänzung des Relativums.

41. ↑ Hes. 17,9 et fructus eius distringet (Bensly, Missing Fragment S. 25, A. 4), Syr Ar² area, Aeth messis.

42. ↑ Syr quantos fructus impietatis; vgl. Aeth.

43. ↑ Syr ergo; vgl. zu 4, 18.

44. ↑ Syr (Aeth. Ar²) spicae bonorum.

45. ↑ Syr (Aeth Ar¹.²) quia.

46. ↑ Gen. 47,9.

47. ↑ nam hier = δέ; ebenso 7,13.88. 9,32.33.37. 11,4.21.24. 12,15.27.34. 13,45. 14,40.

48. ↑ Solche Ermahnungen zur Geduld sind in den Apokalypsen ständig; die Ergebung in Gottes Willen ist die höchste Tugend einer Zeit, in der gerade die Besten und Frömmsten inbrünstig das Ende dieser Welt herbeisehnen.

49. ↑ Spr. 7,27. Jes. 57,2.

50. ↑ Die mitgeteilte Tradition wird auch Offenb. Joh. 6,9ff., dort in anderer Rezension, wiedergegeben. Beide Stellen sind litterarisch voneinander unabhängig.

51. ↑ Syr Aeth Arm Ar² Plural.

52. ↑ Syr Aeth Arm Ar² hic.

53. ↑ Syr Aeth Arm Ar² sumus, manemus.

54. ↑ יְרַחְמְאֵל Ἰερεμιήλ. — „Eremiel“ heißt der Engel, der die Seelen in der Unterwelt bewacht, in der Apokalypse des Elias, ed. Steindorff 10.

55. ↑ Der Verf. hätte, wenn er gewollt hätte, auch mit bestimmten Zahlen sprechen können; die Zahl ist 144 000 Offenb. Joh. 7,4; die Herkunft dieser Zahl ist unbekannt. Ähnliche Fälle unbestimmter (charakteristisch-apokalyptischer) Redeweise sind 5,6. 6,52. 13,34.

56. ↑ Syr (Arm) hat Wechsel im Ausdruck.

57. ↑ Weish. 11,20.

58. ↑ Die Anschauung, daß die Zeiten von Gott im Voraus gezählt sind, spielt im Judentum eine große Rolle. Diese Anschauung von der Prädestination des Weltlaufs ist die Grundlage der weltgeschichtlichen Periodisierungen und der Berechnungen des Endes. Diese ganze Betrachtung hängt urspr. mit Astronomie zusammen und ist wie vieles Andere im Judentum fremdländischen Ursprungs. — Das angesagte Maß: angesagt den Propheten (und Apokalyptikern). Auch dieser Ausdruck ist unbestimmt, vgl. oben zu V. 36; konkret ist dies „Maß“ die Weltära (von 7000 Jahren).

59. ↑ Nach dem Zusammenhang: der noch nicht geborenen Seelen.

60. ↑ ἀνάγκη= צְרָה; Volkmar.

61. ↑ Im hebräischen Impf.

62. ↑ Es zu begreifen.

63. ↑ So ist der Verfasser durch die vorhergehenden Abweichungen vorsichtig geworden.

64. ↑ Diese Frage ist streng genommen bereits in 4,26 im Voraus beantwortet. Die Wiederholung der Frage, die 5,5-55 nochmals begegnet, erklärt sich aus dem religiösen Interesse des Apokalyptikers (vgl. die Einleitung S. 336f.), zugleich aber daraus, daß er hier wie 5,50ff. bereits geformte Stoffe aufnimmt. Ebenso werden mehrfach aus verschiedenen Traditionen die „Zeichen der Zeit“ angegeben: 4,51-5,12. 6,11-28 und andererseits die der Sache nach völlig von vorn einsetzende Aufzählung 9,3f. — Eine ähnliche Frage wie die obige findet sich in der Oratio Moysi, Texts and Studies II,3, S. 172: ostende mihi, quanta quantitas temporis transiit, et quanta remansit.

65. ↑ Aus der biblischen Chronologie.

66. ↑ Ofen und Rauch im Gesichte auch Gen. 15.

67. ↑ ὑετὸν ὁρμῇ πολύν Hilg.

68. ↑ πλεονάζει Volkmar.

69. ↑ Aeth Ar¹.² quid, Lat Syr quis.

70. ↑ Diese Frage ist in den Worten: „Was wird in jenen Tagen geschehen?“ enthalten; was in jenen Tagen (unmittelbar vor dem Ende) geschieht, ist dem Kundigen ein Zeichen, daß das Ende da ist; vgl. 9,1f.

71. ↑ Das apokalyptische Judentum zeigt sich mehrfach von den beiden entgegenstehenden Interessen bestimmt: 1) von dem Wunsche, die Zeit des Endes möglichst genau zu erkennen, 2) zugleich von dem Eindruck, daß eine allzu genaue Kenntnis ein Eingriff in Gottes Rechte sein würde.

72. ↑ Nichtwissen der Engel, speziell über Eschatologisches Mark. 13,32. 1 Petr. 1,12. Eph. 3,10.

[] Die Zeichen aber sind[1]: Siehe, Tage kommen, da werden die Erdenbewohner von gewaltigem Schrecken[2] erfaßt,

’das Gebiet‘[3] der Wahrheit wird verborgen sein,

’und das Land des Glaubens ohne Frucht‘[4].

2 Da wird der Ungerechtigkeit viel sein, mehr noch, als du jetzt selber siehst, und als du von früher gehört hast. 3 Das Land aber, das du jetzt herrschen siehst, wird wegelose Wüste[5] sein; man wird es verlassen sehen: 4 fristet dir der Höchste das Leben, so[6] wirst du es nach dreien Zeiten[7] in Verwirrung sehen.

Da wird plötzlich die Sonne bei Nacht scheinen

und der Mond am Tage.

5 Von Bäumen wird Blut träufeln[8];

Steine werden schreien[9].

Die Völker kommen in Aufruhr,

die ’Ausgänge‘[10] in Verwirrung;

6 und zur Herrschaft kommt, den die Erdenbewohner nicht erwarten[11]. Die Vögel wandern aus[12]; 7 das Meer von Sodom bringt Fische[13] hervor[14] und brüllt des Nachts mit einer Stimme[15], die viele nicht verstehen, aber alle vernehmen[16].

8 An vielen Orten[17] thut sich der Abgrund auf[18],

und lange Zeit bricht das Feuer[19] hervor.

Da verlassen die wilden Tiere ihr Revier. Weiber gebären Mißgeburten[20]. 9 Im süßen Wasser findet sich salziges[21]. Freunde bekämpfen einander plötzlich[22].

Da verbirgt sich die Vernunft,

und die Weisheit flieht in ihre Kammer[23];

10 viele suchen sie und finden sie nicht.

Der Ungerechtigkeit aber und Zuchtlosigkeit wird viel sein auf Erden. 11 Dann fragt ein Land das andere und spricht: Ist etwa die Gerechtigkeit, die[24] das Rechte thut, durch dich gekommen? und es wird antworten: nein[25]!

12 In jener Zeit werden die Menschen hoffen und nicht erlangen,

sich abmühen und nicht zum Ziele kommen[26]. —

13 Diese Zeichen dir zu sagen, ist mir erlaubt worden; wenn du aber nochmals betest und wie heute weinst und sieben Tage lang fastest[27], wirst du aufs Neue Dinge erfahren, die größer sind als diese[28].

Schluß

14 Da erwachte[29] ich: mein Leib schauderte gewaltig, und meine Seele ward ohnmächtig vor Ermattung[30]. 15 Aber der Engel, der mir erschienen war, der mit mir[31] sprach, hielt mich fest, stützte mich und stellte mich auf die Füße[32].

16 In der folgenden Nacht aber kam der Fürst des Volkes, Phaltiel[33], zu mir und sprach zu mir: Wo warst du? Weshalb ist dein Antlitz so verstört? 17 Oder weißt du nicht, daß Israel im Lande seiner Verbannung dir anvertraut ist? 18 Steh also auf, iß ’einen Bissen‘[34] Brot und laß uns nicht im Stich, dem Hirten gleich, der seine Herde den bösen Wölfen preisgiebt! 19 Ich sprach zu ihm: Verlaß mich und komm vor sieben Tagen nicht wieder; wenn du dann zurückkehrst, ’will ich dir Aufschluß geben‘[35]. Als er dies hörte, verließ er mich.

Das dritte bis sechste Buch Esra

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