Читать книгу Mit Rad und Kegel zum Heiligen Jakob - Hermine Stampa-Rabe - Страница 7
ОглавлениеF R A N K R E I C H
Es ist 8.07 Uhr. Draußen sind die vielen dicken Regenwolken weiter gen Süden gezogen. Also, na ja, ich hoffe, dass es mit den Schauern nicht allzu schlimm wird. Habe mich mit der Fließ-Hose und den Regenfüßlingen präpariert.
„Kläuschen, ich vermisse dich.“
Nun bin ich hier auf der (D 52) in Frankreich und stehe vor Chalampe Richtung Mulhouse. Sechs Rennradfahrer überholen mich und rufen mir zu: „Hänge dich bei uns in den Windschatten!“
Das geht natürlich mit meinem bepackten Rad nicht. Am folgenden Kreisverkehr warten sie auf mich. Wir begrüßen uns und machen Fotos voneinander. Sie fragen mich: „Wohin willst du?“
„Quer durch Frankreich nach Santiago de Compostela in Spanien.“
„Was? Quer durch Frankreich? Bist du verrückt? Dann musst du laufend nur auf und ab über hohe Pässe und Berge radeln. Fahre man lieber wie wir auf fast platter Strecke von hier ans Mittelmeer, von dort aus dann gen Westen bis San-Jean-Pied-de-Port. Wir fahren mit Gepäckbegleitung.“
„Könnt ihr mir den genauen Weg erklären?“
Der Rädelsführer stellt sich mir als Uwe vor und zeigt mir sein Papier, auf dem die heutige Streckenführung eingezeichnet ist. Auf dieses Blatt schreibt er mir die ganzen Städte, durch die sie – und ich dann später auch – kommen werden. Während ich mir die Ortsnamen durchlese, stoße ich auf Genf. „Was? Durch Genf weiter gen Süden? Genf liegt doch nur in einem hohen Gebirgszug. Wie kann ich denn da auf flacher Strecke weiterradeln?“
„Im Genfer See entspringt die Rhone. Und dieser Fluss kann doch logischerweise nicht über ein Gebirge fließen, oder? Er besitzt ein flaches Flussbett. Daneben radeln wir und du dann auch. Du kannst uns vertrauen.“
Ich komme aus dem Staunen nicht raus ob dieser neuen Lage. Mir kommt es so vor, als sei es wieder ein „Fingerzeig Gottes“ und willige gern ein. Das Regentief liegt noch immer dick und fest über Zentral-Frankreich. Und hohe Pässe samt Regen sind nichts für mich. In St. Goar stellte ich ja schon fest, dass ich keine Pässe fahren kann. Das ist mir mit dem vielen Gepäck einfach zu schwer. Und nun bekomme ich die tollste Streckenführung. Mir ist es, als träume ich. Wir verabschieden uns und wünschen uns gegenseitig eine glückliche und sichere Fahrradtour. Wir wollten uns per Email schreiben.
So erfährt meine Streckenplanung wieder eine gravierende Änderung. Mein gestriges Gebet geht somit in Erfüllung: Ich glaube, der Himmel hat mir die Jungs geschickt. Vielen Dank.
Die „schnellen Jungs“ entschwinden flott meinen Blicken. Da nehme auch ich meine neue Strecke gen Süden auf. Mein heutiges Ziel ist also Basel.
Nun stehe ich hier irgendwo an der Straße eben hinter Kembs. In Niffer verfahre ich mich. Aber durch die Hilfe eines jungen Mädchens, das ein wenig Deutsch spricht, finde ich wieder auf die (D 468). Die Sonne scheint. Es ist wunderschön. Habe die Fließ-Jacke ausgezogen und fühle mich wohl. Da ich nicht weiß, ob ich in meinem Quartier, von dem ich noch nichts weiß, heute Abend auch etwas zu essen bekomme, werde ich heute Mittag nur einen Müsli-Riegel essen. Die beiden Brötchen bewahre ich mir für den Abend auf. Neben mir sehe ich einen Wegweiser mit der Aufschrift: 1 km bis Kembs und 18 km bis Basel.
Nach meiner kleinen Mittagspause radele ich weiter Richtung Basel und erreiche St. Louis, eine sehr große französische Stadt. Hier verfahre ich mich wieder und erhalte außerdem auf meine Frage auch noch eine verkehrte Antwort. So irre ich anderthalb Stunden in St. Louis herum,