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Kapitel 3 – Einsatz, Herr Doktor!
Оглавление„Ja? Doktor Reich hier...“
„Anneliese wirft!“
Was? „Wie bitte?“
„ANNELIESE WIRFT!“
Ja, glaubt der denn, ich bin bescheuert? „Ja, ich habe sie verstanden. Aber das heißt Auswurf. Beruhigen Sie sich erstmal, das ist nicht schlimm. Ist er grün?“
„Was?“
Na also: ein Landei, keine Ahnung von nichts. „Ob der Auswurf grün ist?“
„Keine Ahnung.“
Oh Gott, das zahlt mir doch keiner. „Aber sie müssen sich das doch anschauen, bevor sie anrufen. Also gucken Sie noch einmal in Ruhe nach, ob der Auswurf grün ist und rufen Sie dann wieder an.“
„Woher soll ich wissen, ob er grün ist? Da ist ja noch nichts zu sehen!“
Na toll, erst Auswurf, dann wieder nichts. „Und warum rufen Sie dann an?“
„Na, wegen Anneliese. Sie kriegt ein Junges!“
Ach Du Schande! „Eine Geburt?“
„Ja klar, habe ich Ihnen doch vorhin schon im Flur erklärt!“
Vorhin? Oh Gott, der Schnaps! „Ach ja. Wie oft kommen denn die Wehen?“
„Hä?“
Wer auch immer, aber es war ein Schwachsinniger am anderen Ende der Leitung. „Die WEHEN. Wie oft kommen die?“
„Keine Ahnung.“
Das zahlt mir doch keiner. Also erst einmal Zeit gewinnen. „Dann setzen Sie sich mal mit einer Uhr neben Ihre Anneliese und messen die Abstände der Wehen. Und dann rufen Sie wieder an.“
„Ich brauche doch keine Uhr. Ihre Zitzen sind schon ganz geschwollen!“
Dieses Detail will ich eigentlich gar nicht kennen. Schlimm genug, dass ich der Frau offenbar bald bei einer Geburt helfen soll. Und dann diese Ausdrucksweise. Landeier. „Also glauben Sie, dass es dringend ist?“
„Sonst würde ich doch nicht anrufen!“
Das zahlt mir doch keiner. Vielleicht kann ich es ja bis morgen rausschieben. „Vielleicht sollten Sie noch eine Runde spazieren gehen und dabei die Wehen beobachten!“
„Was? Spazieren? Sie sind mir ja ein Spaßvogel, hahaha. Also Herr Doktor, kommen Sie jetzt, oder nicht?“
Oh, Mann, das kann ja heiter werden. Und wer soll das bezahlen? „Wohin denn überhaupt?“
„Na, zu mir. Hinnerk Bauer. In den Stall.“
IN DEN STALL??? „Ääääh...“
„Ich muss rüber, Anneliese schreit wieder... Bis gleich, Herr Doktor...“
Ich starre den Hörer an. Was war das denn? Bin ich wirklich so betrunken gewesen, dass ich mich nicht mehr erinnern kann, was mir der Bauer erzählt hat? Ein weiterer Gedanke schießt mir in den Kopf und lässt mich langsam auf die Handschuhpackung in meiner anderen Hand blicken.
„Nee, oder?“
Ich gerate in Panik und werfe den Hörer verzweifelt wieder auf die Gabel. „Ganz ruhig, Karsten. Das redest Du Dir jetzt nur ein. Keine Sorge, Du kannst alles. Also auch eine Geburt!“ Jetzt führe ich schon Selbstgespräche.
Ich sammele alles zusammen, was ich brauchen werden sollte und renne los. Die langen Handschuhe habe ich vorsichtshalber dabei.
Zwei Schritte führen mich durch den Eingangsbereich der Praxis zum Hinterausgang des Hauses, der als Praxiseingang dient. Auch hier ist eine kleine Terrasse vorgelagert, die ich mit einem Satz übersprinte. Zwei Stufen auf einmal nehmend lande ich also mit einem Schritt auf Mutter Erde und sprinte weiter.
Da mein Haus am Anfang des Dorfes liegt, gibt es nur eine Richtung für mich. Und den Stall werde ich schon finden. Immerhin soll da „die Anneliese“ ja schreien.
Und tatsächlich: Nach kurzer Zeit sehe ich eine Scheune, deren Tür weit offen steht. Davor hat sich schon eine Gruppe Schaulustiger versammelt, zum Teil schauen sie in den Stall, zum Teil in meine Richtung. Hat da etwa jemand eine Stoppuhr in der Hand?
Was mache ich hier eigentlich? Ich renne. Ein Arzt rennt nicht, das wirkt panisch. Psychologie, erstes Semester. Ich hätte ja auch mit dem Auto kommen können. Aber die Benzinkosten hätte bestimmt auch keiner bezahlt.
„Na endlich, Herr Doktor“, werde ich schon von weitem begrüßt.
Ich zwinge mich zu einem Lächeln, mehr ist nach diesem Spurt auch zunächst nicht drin. Vor Aufregung nehme ich meine Umgebung kaum wahr, sondern vernehme nur die Worte: „Ihre Patientin ist im Stall, die Box geradeaus.“ Ich höre die kursive Betonung des Wortes Patientin und einzelne unterdrückte Lacher.
Aufrechten Schrittes schreite ich durch die Menge in den Stall. Solange es geht, will ich meine Würde bewahren.
Was ich im Stall sehe, lässt meine Gesichtszüge dann aber doch entgleiten. Ein paar Bauern stehen mit Bierflaschen in der Hand an einem Gatter und schauen auf eine Kuh, die im Stroh liegt. Die Kuh ist so dick, dass ich kurzzeitig Angst habe, mein Hemd würde bei der bevorstehenden Explosion völlig von Blutspritzern ruiniert. Als mir bewusst wird, was wohl von mir erwartet wird, erscheint mir dieses Szenario allerdings erträglich.
„Ach, der Herr Doktor. Schön, dass Sie so schnell kommen konnten.“ Der ironische Unterton entgeht mir, das Grinsen der Umstehenden auch. Ein grobschlächtiger Mann mit schütterem Haar kommt auf mich zu. Das ganze Auftreten lässt nur einen Schluss zu: „Herr Bauer, nehme ich an?“
„Aber Herr Doktor, jetzt tun Sie mal nicht so. Wir haben immerhin schon zusammen getrunken, also nennen Sie mich Hinnerk, wie alle anderen auch!“
„Haha, ja klar!“ Nichts ist klar. Dieser Typ mit Schlapphut, ganz in dreckig grau gekleidet, unrasiert und stinkend, war vorhin mein Saufkumpan? Oje, ich scheine meinen Ruf ja sehr schnell aufs Spiel setzen zu wollen.
„Na, Herr Doktor, dann mal los. Stehen Sie hier nicht rum, Anneliese wartet schon auf Sie!“
Eine Gasse in Richtung Gatter wird frei gemacht und ich gehe – zögerlich, aber aufrecht – hindurch. Der Satz: „Wenn Sie dann gefühlt haben, ob das Junge richtig liegt, kriegen Sie auch erstmal ein Bier“, lässt mich kurz stocken. Hoffentlich hat das keiner gemerkt. Wenn ich das hier schon gratis mache, soll wenigstens meine Ehre keinen Kratzer abbekommen.
Ok. Wie geht es weiter? In einer Tierdoku habe ich mal gesehen, wie ein Tierarzt bis zur Schulter in einer Kuh steckte. Damals dachte ich: „Ach, Du Scheiße!“ Heute weiß ich: Richtig!
Vor Aufregung nähere ich mich der Kuh so, wie ich bin. Doch plötzlich höre ich ein Flüstern: „Handschuhe nicht vergessen! Die langen!“
Verwundert blicke ich zur Seite und sehe, dass sich Frau Hufschmied neben mich gezwängt hat. Ihr Kostüm hat sie gegen ein Zelt aus Wolle getauscht, Jeans und Gummistiefel runden das Bild ab.
Gummistiefel. Ich muss mir merken, mir welche neben die Tür zu stellen.
„Natürlich, was glauben Sie denn?“ Denkt die, ich bin doof?
Ich kremple die Ärmel meines Armani-Hemdes hoch und streife die Schulterlangen Handschuhe über. Zögerlich nähere ich mich der Kuh, wobei ich spüre, dass mich Frau Hufschmied sanft und unauffällig, aber bestimmt, leitet. Ich werde gezwungen, der Kuh zunächst freundlich ins Gesicht zu schauen, bevor ich mich ihrem Hinterteil nähere. Irgendwie sind Kühe uns Menschen wohl doch ähnlicher als ich bisher dachte.
„Und Herr Doktor, können Sie von außen schon was sehen?“ Der Ruf ist so laut, dass auch die Menschen vor der Scheune beginnen, zu lachen.
Ich knie mich hinter die Kuh und beginne mit der Untersuchung. Neben mir raunt es: „Wenn Kopf und Füße Richtung Ausgang liegen, ist alles gut!“
„Alles gut! Jetzt warten wir weiter!“, rufe ich erleichtert, als ich meinen Arm wieder aus der Kuh ziehe. Schaut die mich jetzt etwa an? Was soll dieser Gesichtsausdruck denn heißen? Ganz ruhig, Karsten, das ist nur eine Kuh!
Schnell richte ich mich auf. Und schon habe ich das angedrohte Bier in der Hand. Der erste Schluck ist schon genommen, als ich merke, dass ich die Flasche in der Hand halte, die kürzlich noch in der Kuh steckte.
Mein Husten fehlinterpretierend ruft Hinnerk: „Nana, Herr Doktor, mal nicht so gierig!“ Das bringt ihm wieder zahlreiche Lacher ein. Und mir die Gelegenheit, mein Bier unauffällig ins Stroh fallen zu lassen.
Anneliese schreit. Ich zucke zusammen. Die Blicke der versammelten Gemeinde werden ernster und richten sich erwartungsvoll auf mich.
Ich drehe mich zur Kuh um und versuche, mich zusammenzureißen. So, Karsten, stell Dir vor, das wäre eine ganz normale Geburt. Was wäre zu tun?
„Frau Hufschmied, können Sie bitte die Stoppuhr aus meiner Tasche holen?!“, wage ich in forschem Ton zu sagen.
„Aber klar, Herr Doktor“, gibt sie zufrieden zurück.
Auch wenn ich keine Ahnung von Kühen habe und sie eigentlich ja nur in verarbeiteter Form mag, mache ich ab jetzt meine Arbeit. Unbezahlt, deshalb nur mit halbem Herzen, aber ich mache sie.
„Muuuh!“ Stoppuhr an. „Muuuh!“ Stopp.
Und was soll mir das jetzt sagen? Keine Ahnung, es ist eine KUH. Also müssen Vergleichswerte her. Ich messe den Abstand zwischen den Wehen. Langsam wird das meditativ, sodass ich mir die Zwischenüberlegung erlaube, ob das bei Kühen überhaupt „Wehe“ heißt. Und ob der Vater jetzt wohl nervös im Nachbargatter hin und her läuft. Als ich den Blick hebe und in die Nachbargatter sehe, lasse ich vor Schreck fast die Uhr fallen. Ungefähr zehn Kühe starren mich kauend an. Da ich ihren Blick nicht deuten kann, würde ich sagen: gleichgültig neugierig. KONZENTRATION, Herr Doktor Reich!
Die Wehen kommen immer schneller hintereinander. Oje.
Das ist doch meine erste Geburt. Genauer gesagt: Die erste Geburt für die ich als Arzt verantwortlich bin. Ojeoje.
Ok, Karsten, ganz ruhig, was hast Du gelernt? „Halt! Nicht mehr pressen. Hecheln...“
Ich spüre die Blicke der anderen. Familie und Helfer blicken alle zu mir, als ich schweißgebadet vor mich hin murmele. Ich bin nervös und angespannt. Aber was soll ich machen? Diese Geburt muss klappen. Wenn das schiefgeht, habe ich keine ruhige Minute mehr. Ich wäre am Ende, bevor ich überhaupt richtig angefangen habe. Die Geburt ist sozusagen meine persönliche Taufe. Das kann doch nicht so schwer sein. Sogar Gynäkologen können das.
„So, wieder pressen...“
Erneut spüre ich die Blicke. Auch die werdende Mutter guckt mich nun an. Ihre großen, dunklen Augen sprechen Bände: „Nun halt endlich die Klappe und mach einfach Deine Arbeit!“, scheinen sie mir entgegenrufen zu wollen. Vertraut sie mir? Ist sie auch skeptisch? Starrt sie vielleicht einfach nur durch mich hindurch und denkt gar nichts?
Nicht ablenken lassen, Karsten.
„...nicht mehr pressen... ruhig atmen...“
Bald wird die nächste Wehe kommen. Wie lange dauert so eine Geburt bei Kühen denn?
Immer mehr Schweiß rinnt meine Stirn herunter. Immer bohrender werden die Blicke der anderen. Lachen die mich etwa aus? Egal!
Die nächste Wehe. „Pressen!“
Die werdende Mutter blickt mich wieder an. Ihr Blick versenkt sich in meinen. Sie reißt die Augen weit auf.
„MUUUUUUUUUUUUUUUUH“. Plötzlich flutschen ein Kopf und zwei Vorderhufe aus der Kuh. In einer Blase aus Schleim und Blut.
Fast muss ich mich übergeben, doch ich kann an mich halten.
„Bei der nächsten Wehe ziehen Sie das Kalb an den Hufen raus“, raunt mir Frau Hufschmied zu.
„Na klar!“ Glaubt die, ich bin doof?
Ein Blick auf meine Sekretärin zeigt mir: Ja, genau das denkt sie! Schmunzelnd kniet sie neben mir und nickt leicht.
„Keine Sorge, da muss hier jeder Arzt durch“, flüstert sie freundlich. „Irgendwann erzähle ich Ihnen die Geschichten von allen Urlaubsvertretungen, die ich in den letzten zwanzig Jahren hier gesehen habe.“
Vielleicht hält sie mich doch nicht für doof. Jetzt halte ich mich für doof.
Gerade möchte ich etwas Nettes sagen, als Anneliese unruhig wird. Schnell packe ich die Vorderhufe des Kalbes und ziehe, während Anneliese drückt. Das ist Teamwork auf dem Lande.
Plötzlich rutscht das Kalb aus seiner Mutter heraus. Der Schwung lässt mich nach hinten stürzen, mein Kopf knallt an etwas Hartes und ich bin kurz etwas benommen.
Das Lachen der Umstehenden lässt mich sofort wieder klar werden und aufspringen. Frau Hufschmied drückt mir eine Schere in die Hand und blickt unauffällig zwischen mir und der Nabelschnur hin und her.
„Dann trenne ich die beiden mal“, töne ich selbstbewusster als ich in diesem Moment bin. „Oder will der Vater vielleicht...“, versuche ich sogar einen Scherz. Dieser kommt aber so offensichtlich nicht an, dass ich mich schnell hinknie und meine Arbeit verrichte. Keine Sekunde zu früh, denn auch Anneliese beginnt mit ihrer Arbeit als Mutter und schiebt mich grob zur Seite.
Also verlasse ich das Gatter und lasse der Natur ihren Lauf.
Viele Schulterklopfer, noch mehr Schluck Bier und viele abgelehnte Schnäpse später sitze ich an meinem neuen Schreibtisch und habe den Kopf in die Hände gestützt. Mein Hemd ist ruiniert, aber die Dorfbewohner scheinen zufrieden mit meiner Arbeit zu sein.
Ein dezentes Hüsteln lässt mich aufschrecken. Frau Hufschmied tut, als hätte sie meine verzweifelt erschöpfte Haltung nicht gesehen und bringt mir einen Tee.
„So, Herr Doktor. (ZUFRIEDENE PAUSE) Das war doch den Umständen entsprechend gar nicht sooooo schlimm, oder?“
Erst jetzt fällt mir auf, dass Frau Hufschmied vorhin die ganze Zeit nicht einmal so elend langsam gesprochen hat, viel mehr: keine Pausen für sich hat sprechen lassen. In Stresssituationen wird sie also schneller und präzise. Gott sei Dank!
„Ja, danke, Frau Hufschmied. Fanden Sie es denn so schlimm? Ich hatte ja in keinem Moment das Gefühl, dass es Probleme geben würde.“ Mein Selbstvertrauen kehrt schneller zurück als die Landeier hier meine Rechnungen begleichen können.
Ein kurzes Lächeln scheint über Frau Hufschmieds Gesicht zu huschen. „Nein, natürlich nicht. (WISSENDE PAUSE) Also ganz ohne Zweifel hatten Sie alles im Griff. (AUSLACHENDE PAUSE) Alle fanden Ihre Arbeit ganz toll.“
„Gut, dann schreiben Sie mal die Rechnung, danach können Sie nach Hause gehen“, herrsche ich sie an.
Jetzt ist es an ihr, ihre Gesichtszüge entgleiten zu lassen. „Rechnung? (VERWIRRTE PAUSE) Rechnungen gibt es hier nicht für sowas! (ERKLÄRENDE PAUSE) Die anderen Ärzte haben zumindest nie eine Rechnung dafür geschrieben. (BESÄNFTIGENDE PAUSE) Aber wenn Sie wollen... (FRAGENDES AUSKLINGEN LASSEN)“
Na toll. Das habe ich ja schon befürchtet, aber diese Bauerntrampelkuh muss es mir auch noch bestätigen. KEINER bezahlt mir das.
Mit einem demonstrativen Aufstöhnen wedele ich genervt mit der Hand und entlasse Frau Hufschmied damit aus meinem Zimmer. Gerade will ich meinen Kopf wieder in meine Hände betten, als ein Klopfen ertönt.
„Was denn noch?“, brülle ich.
Die Tür öffnet sich Hinnerk Bauer betritt fast schüchtern das Zimmer. In der Hand hat er einen Korb, der mit einem Geschirrtuch abgedeckt ist.
„Herr Doktor, ich weiß, dass Sie nur noch Ihre Ruhe haben wollen, aber meine Frau wollte unbedingt, dass ich Ihnen das noch heute vorbeibringe.“ Sprach’s, stellte den Korb auf meinen Tisch und verschwand schnell wieder durch die Tür.
Ich war so perplex, dass ich erst, als auch die Außentür ins Schloss fiel, „Danke“ rufe.
Wofür „Danke“? Nach einem Scheck sieht das ja nun einmal nicht aus. Und Bargeld wird hier wohl nicht in solchen Mengen vorhanden sein, dass meine Arbeitszeit auch nur annähernd gerecht entlohnt werden könnte. Es bleibt mir also nichts anderes übrig, als unter das Tuch zu schauen.
Dort sehe ich einen Haufen Kartoffeln, Eier und Würste. Am Rand steht eine Flasche mit einer trüben Flüssigkeit und der Aufschrift „Hinnerks Bester“. Wahrscheinlich muss man das Zeug trinken, bevor man die Würste isst, damit man überlebt. Oder die Würste essen, damit man das Zeug überlebt.
Wie auch immer, ich bin fast gerührt. Diese Landeier sind zwar dumm und rückständig, aber anscheinend doch ganz nett. Im Rahmen ihrer Möglichkeiten. Verhungern werde ich jedenfalls nicht.
Ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass es schon nach zehn Uhr abends ist. Ich beschließe, den Tag zu beschließen. Vorher will ich aber noch kurz im Internet die Stellenbörsen durchsehen. Vielleicht gibt es ja noch etwas angemesseneres, das mich schnell hier wegholt.
Nach einer Stunde zahle ich dem anstrengenden Tag – oder dem Alkohol – Tribut und schlafe auf der Tastatur ein.
Bis schon wieder das Telefon klingelt. Ein Blick auf die Uhr sagt mir, dass es halb drei Uhr ist. Offenbar mitten in der Nacht, denn es ist noch dunkel.
Wenn ich in den letzten Jahren etwas gelernt habe, dann, dass Telefone maximal 25-mal klingeln. So auch hier. Da meine Schlafposition allerdings nicht wirklich bequem ist, beschließe ich, in mein Bett zu gehen.
Als ich gerade an der Bürotür angekommen bin, beginnt das Telefon erneut zu stören.
Was zum Henker...