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COMEBACK UND SPÄTE JAHRE

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Die Hoffnungen, die sie in ihre Rückkehr gesetzt hat, erfüllen sich aber nur langsam. Ihr Theaterstück „Zagreb 1945“ wird zwar in Luzern aufgeführt, bleibt sonst aber unbemerkt. Das Theater und die Schauspielstile haben sich verändert. Die Rollen, für die Tilla vor ihrer Flucht berühmt war, kann sie aufgrund ihres Alters nicht mehr spielen. Für sie kommen jetzt die Rollen der Mütter und Schwiegermütter, der Tanten und der Großmütter infrage. Sie spielt sie mit Humor, verschmitzt und gleichzeitig temperamentvoll im Theater, in Hörspielen, in Filmen und im Fernsehen. Da es nicht gelingt, wieder in ein Ensemble Aufnahme zu finden, spielt sie in Bremen, Wiesbaden, Hannover, Wien, Darmstadt, München, Essen, Luzern und Münster – mit der Folge, dass sie dem Publikum in den verschiedensten Rollen an verschiedenen Orten präsent bleibt und zum unbestrittenen Liebling der deutschen Bühnen wird. Sie lebt hauptsächlich in Hotels, und als die Schauspielerin Inge Lange sie in einem Gespräch fragt, ob dies nicht anstrengend sei, antwortet sie: „Anstrengend? (…) Ich kann mir nichts Schöneres denken, als jeden Abend mit einer Rolle, die man gern hat, auf der Bühne zu stehen und jeden Morgen in einer anderen Stadt wach zu werden.“49


Tilla Durieux als Marie Bornemann in „Langusten“

Noch mit 89 Jahren geht Tilla Durieux auf Gastspielreise. Ihre beiden letzten Premieren sind 1969 die Claire in dem bürgerlichen Epos „Durch die Wolken“ von François Billetdoux und die Mary-Anne Carter in der Komödie „Zwei ahnungslose Engel“ von Erich Ebermayer. Ein großer Erfolg gelingt ihr mit der Darstellung der Marie Bornemann in Fred Dengers Monodrama „Langusten“, in dem sie neunzig Minuten alleine auf der Bühne steht. Gustav Gründgens, der die Vorstellung 1962 in Hamburg gesehen hat, schreibt in einem Brief:

„Ich sah sie gestern in ,Langusten‘. Ich bin kein überschwänglicher Mensch, aber hier darf ich meine ehrliche Begeisterung nicht in mich hineinfressen. Das war eine ganz herrliche, mit großem künstlerischem Geschmack und einer bewundernswerten Selbstdisziplin vorgetragene Leistung. Man ist heutzutage so glücklich, wenn man etwas aus vollem Herzen bejahen kann – und so glücklich war ich gestern Nachmittag.“50 Tilla Durieux erhält Ehrungen und Auszeichnungen und wird Ehrenmitglied verschiedener Berliner Ensembles. Zu ihrem neunzigsten Geburtstag wird ihr das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen. Sie stirbt am 21. Februar 1971 an den Folgen eines Oberschenkelhalsbruchs. Ihr Todestag ist der 100. Geburtstag Paul Cassirers. Ihre Ruhestätte auf dem Städtischen Waldfriedhof Berlin-Charlottenburg befindet sich neben seinem Grab.

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