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Tradition der Irrationalität

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Der damalige medizinische Entwicklungsstand beziehungsweise die damalige Impf-Praxis lassen sich mit heutigen Standards nicht vergleichen. So etwa hatten die damaligen Ärzte keine Ahnung von den Ursachen der Infektionskrankheiten, gegen die sie antraten. Die sogenannten Koch‘schen Postulate, mit denen Ursache und Wirkung in der Beziehung zwischen einem Parasiten und seinem Wirt nach bestimmten Regeln nachvollziehbar und experimentell überprüfbar und abgrenzbar wurden, gab es damals noch nicht.

Selbst als diese Postulate in der Medizin Einzug hielten, ab dem Jahr 1890, existierten wichtige Erkenntnisse der modernen Infektologie, etwa über Viren und symptomfreie Krankheitsüberträger, noch nicht. »Good Manufacturing Practice« und »Good Clinical Practice«, beides Regelwerke, nach denen heute medizinische beziehungsweise pharmazeutische Produkte hergestellt werden, waren ebenfalls noch nicht geschrieben.

Der französische Chemiker, Physiker, Biochemiker und Mitbegründer der medizinischen Mikrobiologie Louis Pasteur verwendete bei seinen ersten Tollwutimpfungen noch getrocknetes Kaninchen-Rückenmark. Heute eine grauenvolle Vorstellung, die Impfung hatte oftmals schwere Nebenwirkungen.1 Selbst die sechzig Jahre alte ursprüngliche Schluckimpfung gegen Kinderlähmung (Poliomyelitis, auch kurz Polio genannt) bekäme heute vermutlich keine Zulassung mehr, weil sie in einem von 400.000 Fällen nicht vor Kinderlähmung schützte, sondern diese schlimme Krankheit auslöste.2 In beiden Fällen war aber der Nutzen für die Bevölkerung trotz dieser Nebenwirkungen vielfach höher: Polio steht heute ganz knapp vor der Ausrottung.

Kurz gesagt: Die Ärzte und Wissenschaftler zur Zeit Maria Theresias wussten selbst nicht, warum etwas funktionierte, wenn es funktionierte. Verglichen mit dem heutigen medizinischen Fachwissen, den heutigen Möglichkeiten und den heutigen Verfahren herrschte damals also noch eine Art medizinische Steinzeit, und umso unbegreiflicher war das alles der Bevölkerung.

Doch eines lässt sich sehr wohl vergleichen: Die Emotionalität und die Irrationalität, mit der die Impfdiskussion geführt wird, die Brandreden und die Beschwörungen der Befürworter, die auf die Behauptungen der Zweifler stoßen, bis niemand mehr Fakten von Fake News und begründete Zweifel von Verschwörungstheorien unterscheiden kann.

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