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Kapitel 2

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Die Kindergruppe

Die Kindergruppe, nicht der Kindergarten.

Als ich sechs Jahre alt war, meldete mich Mutti im der Kindergruppe an. Erst viel später, ja eigentlich nach dem Krieg erst, wurde mir klar, dass es sich um einen „Kindergarten“ der nationalsozialistischen Partei handelte. Die Kindergärtnerinnen waren Mitglieder der Frauenschaft. Die Frauenschaft hatte es auf Mutti abgesehen; sie sollte unbedingt Mitglied werden. Ich erinnere mich, dass sie sich dagegen wehrte mit zu viel Arbeit im Haus und Garten usw. Sie hatte sowieso schon akzeptiert, wöchentlich die vielen Löcher in den Soldatenstrümpfen zu stopfen, die ihr das DRK ins Haus lieferte.

Doch zurück zur Kindergruppe. Für mich war das eine schöne Zeit. Wer spielt schon mit Einzelkindern zu Hause!

Wir sangen viel, natürlich lernten wir auch das Lied „Die Fahne hoch“ so nebenbei. Ich liebte die Volkstänze, die kleinen Bastelarbeiten, wie Untersätze aus Bast, die vielen kleinen Spiele, die kleinen Ausflüge, und ich liebte unsere Kindergärtnerin.

Zur Adventszeit studierten wir ein Singspiel ein, das im Ballsaal des Weserschlösschens“ aufgeführt werden sollte. Ich sollte „Schneewittchen“ spielen. Meine sieben Zwerge trugen eine rote Zipfelmütze. Sie saßen schlafend um einen großen Tisch herum. Singend ging ich drum herum, bis sie wach wurden und in mein Lied mit einfielen.

Selbst Oma machte den weiten Weg bis zum Weserschlösschen mit Opa im Rollstuhl, den er seit dem ersten Weltkrieg nicht mehr verlassen konnte, um diesem Schauspiel beizuwohnen. Ich erinnere mich, dass meine Stimme für den großen Saal wohl nicht laut genug war. Aber natürlich wollte ich auch nicht die sieben schlafenden Zwerge mit einer zu lauten Stimme wecken. Ich war ja erst sieben oder acht Jahre alt.

Im Jahr darauf sollte ich die „Pechmarie“ in dem Märchen „Frau Holle“ spielen, da ich dunkle Haare hatte; die „Goldmarie“ sollte ein ganz blondes Mädchen spielen. Ich lehnte die Rolle rundwegs ab. Die Pechmarie spielen, Pech haben im Leben, unartig sein... undenkbar. Ich sah schon, dass sich die Kindergärtnerin ein Lächeln verkniff. Aber da war nichts zu machen.

Zum Sommerfest lernten wir Volkstänze. Das fand im Garten des Parkhauses an der Hannoverschen Straße statt. Mein Partner war ein Junge, der knapp einen Kopf grösser war als ich. Er trug eine Uniform und ging mit seinen zehn Jahren schon in die Napolaschule. War ich stolz, gerade mit ihm zu tanzen!

„Ick sei Di, ick sei Di, fiderallarallaralla, un süste mi, so danz mit mi, un süste mi so danz mit mi...“

Als ich zehn Jahre alt war, mein letztes Jahr in der Kindergruppe, schenkte man mir ein Foto von Adolf Hitler. Ja und dann kam ich zu den „Jungmädchen“.

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