Читать книгу Die Überquerung der Feuerzangenbowle - Hildegard Becker - Страница 7
Eiskaltes FRIntermezzo
ОглавлениеFür die Weihnachtsferien folgte Klaus-Willi der Empfehlung eines Kollegen. Wir fuhren in die Steiermark zu einem gewissen Pucki, der dort eine Pension betrieb. Ich kenne kaum jemand der seinen Beruf so verfehlt hat wie dieser Typ. Aufgrund der negativen Ereignisse muss ich dieses Reiseintermezzo komprimieren, vor allem aber würde sonst der Frost aus den Zeilen kriechen.
Bereits bei unserer Ankunft nach einer langen Fahrt, machten wir dem Wirt Umstände: Wir störten beim Mittagessen! Statt der Tageszeit kam ein: „Auf dem Ploatz könnt´s net bloabe! Des is unsrer!“ Falsch geparkt hatten wir also auch noch, dabei war alles frei. Nur dem kommunikativen Wesen meines Gatten hatten wir es zu verdanken, dass wir wenigstens noch ausladen durften. Danach ließ sich der Hausherr dazu herab, uns unser Zimmer zu zeigen. Es war ein winziges Loch, für ziemlich viel Geld. Er sparte nicht mit Lobhudeleien über seine Renovierungskunst, seine Investitionen und seine hohen laufenden Kosten. Was will er uns damit sagen, dachte ich während ich mir zum x-ten Mal den Knöchel an seinem hässlichen Schleiflackkonsölchen stieß. Wahrscheinlich war das Zimmer vor dem Umbau schöner als jetzt, kam mir in den Sinn, und kalt ist es auch. Im nächst größeren Ort stürmen wir die Konditorei. Gewärmt und genährt bummelten wir danach durch das weihnachtliche Örtchen und traten den Heimweg an. Unser Zimmer war immer noch kalt. Die Gaststube war kalt. Man bat uns im riesigen Speisesaal Platz zu nehmen. Der Speisesaal war kalt. Kalt war auch die geschmacklieblose Einrichtung, von der 40jährigen, nie neue Farbe gesehenen Wandgestaltung ganz abgesehen. Wir saßen dort alleine. Das machte alles noch kälter.
Doch dann ging die Sonne auf. Sie hieß Viktor. Ohne Viktor wären wir am nächsten Tag abgereist. Viktor war Ungar, hatte dort irgendwo ein Hotel, das er aber nur in den Sommermonaten betrieb. Viktor arbeitete während der Wintersaison bei Pucki und kochte für die Pensionsgäste. Und wie! Viktor riss alles heraus. Er stellte unglaublich schmackhafte Menüs zusammen, die er anschließend persönlich in gelbschwarzgestreifter Weste formvollendet servierte. Dabei war er auf eine diskrete Art amüsant und verstand es, Wünsche von den Augen abzulesen. Warum Viktor ausgerechnet in diesem Laden gelandet war, konnten wir nicht ergründen. Die Lage spitzte sich zu. Da das Haus in einem Tal lag, in das von Anfang Dezember bis Ende Januar kein Sonnenstrahl drang, wurde es von außen nicht aufgeheizt. Bedauerlicherweise galt dasselbe für innen. Mich beschlich allmählich der Eindruck, dass unser Wirt beim Heizen geizte. Er stritt es ab, indem er eine defekte Heizungsanlage vorgab: „Jo, heuer, do krieg i doch koi Gscheiten füra moi Anlagn.“ Täglich kamen nun neue Gäste an. Fast kam es zum Eklat, denn wer will schon gegen Bezahlung frieren? Lediglich die Stammgäste fanden es normal, denn Pucki sei nun mal ein kleiner Revoluzzer. Soso, die hatte ich mir bisher allerdings anders vorgestellt- darüber hinaus wunderte ich mich, dass es überhaupt Menschen öfter als einmal an diesen Ort zog. Vielleicht wollten sie zu Weihnachten gequält werden, oder waren heiß auf die goldene Treuenadel- für loyales Bibbern.
„Pass mal auf, wie durch Wunderhand wird es ab morgen warm“, gab ich meine Prognose ab.
„Du meinst, weil er ab dann ausgebucht ist“, fragte Klaus-Willi.
„Klar, diese miese Knallcharge heizt erst, wenn es sich lohnt, alles andere war bislang Hinhaltetaktik.“
Genauso war es. Plötzlich wurde es warm, ganz ohne Handwerker. Unser Gastwirt des Jahres leistete sich noch den einen oder anderen Lapsus, so schaltete er zwanzig Umsatz fördernden Gästen in seinem Schankraum den Fernseher vor der Nase aus, als sie ein Skirennen verfolgten. Das könne er sich heuer nicht ansehen, da er sich in der letzten Saison beim Dorfskirennen eine Gehirnerschütterung zugezogen habe. Vielleicht hätte der Dorfpsychologe mal einen Hausbesuch bei Pucki machen sollen, aber nur im dicken Mantel.
Nach diesem Urlaub freute ich mich regelrecht auf die Schule, auf zu Hause, aber in erster Linie auf die neue Küche. Besonders begeistert war ich von meiner ersten Spülmaschine. Dieser bislang nie gekannte gute Geist der Spültechnik bekam dank seiner zuvorkommenden Eigenschaften einen Patenonkel.
Wir nannten sie Viktor.