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Die blaue Dahlie
(The Blue Dahlia) 1946

Die blaue Dahlie ist ein klassischer Film noir aus den 40er-Jahren, der sich am Rande auch mit der schwierigen Situation der Kriegsheimkehrer aus dem Zweiten Weltkrieg befasst. Der berühmte Krimiautor Raymond Chandler verfasste das Drehbuch.

Hollywood, 1945: Johnny Morrison (Alan Ladd) kehrt zusammen mit seinen beiden Freunden und ehemaligen Untergebenen Buzz Wanchek (William Bendix) und George Copeland (Hugh Beaumont) aus dem Krieg nach Hause zurück. Buzz hat bei einer Schlacht im Pazifik eine schwere Verwundung am Kopf erlitten und ist deshalb leicht reizbar und oft verwirrt.

Johnny verabschiedet sich von seinen Freunden und fährt zu seiner Frau Helen Morrison (Doris Dowling), die nichts von seiner Heimkehr ahnt. Sie feiert gerade eine feucht-fröhliche Party mit ihren Freunden und ist von seiner Ankunft nicht sonderlich begeistert.

Als Johnny sieht, wie Helen den Nachtclubbesitzer Eddie Harwood (Howard Da Silva) küsst, ohrfeigt er diesen. Anschließend kommt es zu einem handfesten Streit zwischen den Eheleuten, in dessen Verlauf Helen gesteht, dass ihr gemeinsamer Sohn ums Leben kam, weil sie betrunken Auto gefahren ist.

Johnny Morrison verlässt daraufhin wütend und enttäuscht das gemeinsame Apartment. Er irrt durch den strömenden Regen, als ihn zufällig Harwoods getrennt lebende Frau Joyce (Veronica Lake) sieht und ein Stück in ihrem Auto mitnimmt. Beide ahnen jedoch nichts von der Identität des anderen.

Am nächsten Morgen wird Helen Morrison tot aufgefunden. Als Hauptverdächtiger gilt Johnny, der daraufhin untertaucht und auf eigene Faust versucht, den Mörder seiner Frau aufzuspüren...

„Das Leben hat sich hier sehr verändert.“ Johnny Morrison angesichts der Party, die seine Frau veranstaltet

Sagenumwobene Entstehungsgeschichte

Um die Entstehung von Die blaue Dahlie ranken sich eine Menge Legenden, die ursprünglich von Produzent John Houseman in die Welt gesetzt wurden. Demnach musste die Produktion des Films begonnen werden, bevor das Drehbuch fertig war, da der Hauptdarsteller Alan Ladd kurz darauf zum Militärdienst eingezogen werden sollte.

Der Autor des Drehbuchs, der berühmte Krimiautor Raymond Chandler, soll während des Drehs – so die Legende weiter – eine Schreibblockade erlitten haben. Er soll anschließend erklärt haben, dass er das Buch nur fertigstellen könne, wenn er – ein trockener Alkoholiker – wieder zur Flasche greifen würde.

Er bestand darauf, von zu Hause aus zu arbeiten, was im Hollywood der damaligen Zeit eher ungewöhnlich war, und vom Studio Chauffeure, Sekretärinnen und medizinische Betreuung rund um die Uhr zu erhalten. Chandler soll daraufhin eine Woche lang im Dauerrausch geschrieben haben, ohne viel zu essen und zu schlafen. Dabei sei sein Hauptproblem gewesen, dass er selbst nicht wusste, wer am Ende der Mörder war. Erst im letzten Moment sei Chandler mit dem Drehbuch fertig geworden.

Schlichtere Realität

In Wirklichkeit war die Entstehungsgeschichte von Die blaue Dahlie aber wohl weniger dramatisch, als sie später von Houseman geschildert wurde.

Fest steht, dass Houseman als Produzent für Paramount Pictures tätig und ein Bekannter von Raymond Chandler war. Chandler erzählte Houseman von einem Buch, an dem er gerade arbeitete und das sich auch in ein Drehbuch umarbeiten ließe. Houseman war von dem Stoff sehr angetan und Paramount kaufte die Rechte an dem halbfertigen Buch. Es sollte das einzige Originaldrehbuch von Chandler werden, das verfilmt wurde.

Dass Chandler eine Woche im Vollrausch geschrieben hat, gilt heute hingegen als Übertreibung von Houseman. Es stimmt wohl, dass Chandler sich unter oben genannten Bedingungen in seine Villa zurückzog, aber heute wird eher angenommen, dass Chandler nie ganz trocken war und durch seine „heroische Selbstopferung“ eher eine Ausrede fand, um in Ruhe von zu Hause aus arbeiten zu können und sich dabei das ein oder andere Glas zu genehmigen.

Nicht richtig ist jedenfalls die Geschichte, dass Chandler überlegen musste, wer der Mörder war. Dies stand für Chandler früh fest. Allerdings musste er den Schluss kurzfristig ändern, da die Navy, die den Dreh überwachte, Paramount drohte, nie wieder zu kooperieren, falls im Film ein Soldat der Mörder sein sollte.

Auch darüber hinaus scheint die Entstehung des Films nicht ganz unproblematisch gewesen zu sein, denn Chandler war mit der Erfahrung beim Filmdreh alles andere als zufrieden: Den Regisseur George Marshall – einen Filmemacher der ersten Stunde in Hollywood – bezeichnete er als „abgehalftert“ und Veronica Lake unterstellte er, ausschließlich geheimnisvoll dreinschauen zu können.

Bekannter Star als Hauptdarsteller

Für die Hauptrolle des Films stand von Anfang an Alan Ladd fest, der in den 40er-Jahren einer der bekanntesten Hollywood-Stars war. Ladd war bereits 1943 zum Militärdienst eingezogen worden, hatte aber vor allem Publicity-Aufgaben übernommen und war aus gesundheitlichen Gründen bereits ein Jahr später wieder entlassen worden.

Dass im Frühsommer 1945, als Die blaue Dahlie gedreht wurde, ein erneuter Einzug von Ladd zum Militär bevorstand – wie Houseman es erzählte – ist deshalb eher unwahrscheinlich.

Da Ladd körperlich nicht sehr groß war – wohl nur etwa 1,65 m oder 1,68 m – hatte das Filmstudio Probleme, geeignete Partnerinnen zu finden, die ihn nicht zu klein erschienen ließen.

Blonde Ikone mit Seitenscheitel

Bereits in dem Film Die Narbenhand (This Gun for Hire, 1942) hatte Paramount Ladd die junge Schauspielerin Veronica Lake zur Seite gestellt, die mit ihren 1,51 m angeblich die einzige Schauspielerin bei Paramount war, die kleiner war als Ladd.

Veronica Lake hieß eigentlich Constance Frances Marie Ockelman und war fast zehn Jahre jünger als Ladd. Dennoch entwickelten die beiden auf der Leinwand eine eindrucksvolle Chemie, sodass sie insgesamt in vier Filmen Seite an Seite spielten. Die blaue Dahlie war der dritte davon. Das Markenzeichen von Lake war ihr Seitenscheitel, der damals von vielen Frauen imitiert wurde.

Im Los Angeles der beginnenden Nachkriegszeit

Die blaue Dahlie liefert ein interessantes Bild von Los Angeles am Ende des Zweiten Weltkriegs. Während die Soldaten noch an der Front waren, boomte in Los Angeles das Nachtleben.

Die erste Szene zeigt die Ankunft der drei Veteranen in Hollywood, wo sich gleich mehrere Bars aneinanderreihen. Weite Teile des Films spielen dann am Sunset Strip, einem Abschnitt des Sunset Boulevards, wo sich auch der fiktive Nachtclub „The Blue Dahlia“ befindet.

Weitere Szenen des Films entstanden an der Küste von Malibu. Obwohl sich das fiktive „Royal Beach Inn“ im Film nördlich von Malibu befindet, liegt der dort im Hintergrund sichtbare Küstenabschnitt in Wirklichkeit im Süden von Malibu.

Gedreht wurde der Film außerdem in den Fairmont Miramar Hotel & Bungalows. Außerdem ist in einer Einstellung die City Hall von Los Angeles zu sehen, wo sich damals auch in der Realität die Polizeizentrale befand.

Namensgeber für einen realen Mord

Der Film wurde 1946 veröffentlicht und war damals äußerst populär. Für die anhaltende Bekanntheit des Films sorgte im Jahr 1947 ein realer Mord: Die 22-jährige Elizabeth Short wurde grausam verstümmelt in Los Angeles aufgefunden.

In Anlehnung an den Filmtitel erhielt sie in der Presse den Namen „Black Dahlia“. Die Umstände ihres Todes unterscheiden sich aber deutlich von dem im Film geschilderten Mord.

Infos zum Film

 Regie: George Marshall

 Drehbuch: Raymond Chandler

 Darsteller: Alan Ladd (Johnny Morrison), Veronica Lake (Joyce Harwood), William Bendix (Buzz Wanchek), Howard Da Silva (Eddie Harwood), Doris Dowling (Helen Morrison), Hugh Beaumont (George Copeland)

 DVD: Koch Media, 2008

Los Angeles im Film noir

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