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Römische Kaiser als Katastrophenhelfer

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Ptolemaios trug den richtigen Beinamen. „Euergetes“ war das griechische Wort für „Wohltäter“. Und als euergesía pflegten die Griechen damals die Verpflichtung der Herrschers zu bezeichnen, sich in allen Lebenssituationen großzügig zu zeigen. Freigebigkeit war eine herrschaftslegitimierende Kategorie, geradezu notwendig, um als Monarch allgemeine Akzeptanz zu finden. Die euergesía gehörte demzufolge in der Zeit des Hellenismus zu den elementaren Herrschertugenden. Naturkatastrophen waren eine gute Gelegenheit, um zu beweisen, dass man bereit war, die Erwartungen zu erfüllen und sich als „Euergetes“ zu betätigen. Und so nutzte man auch gerne das Erdbeben von Rhodos, um seine Freigebigkeit zu demonstrieren.

Auf die Bereitschaft zur Hilfe von Seiten des Staates konnten auch die Bewohner des Römischen Reiches bauen, vor allem in der Kaiserzeit. Auch hier achtete der Kaiser ganz persönlich darauf, dass die Opfer von Naturkatastrophen in ihrem Unglück nicht allein blieben. In aller wünschenswerten Deutlichkeit zeigte sich dies bei einem schweren Erdbeben, dass 17 n. Chr. weite Teile Kleinasiens erschütterte. Dieses Erdbeben ist als das „12-Städte-Beben“ in die Chroniken eingegangen, weil nicht weniger als zwölf große Städte in Mitleidenschaft gezogen wurden. Der römische Historiker Tacitus weiß darüber Folgendes zu berichten (ann. 2,47):

„In diesem Jahr wurden 12 bekannte Städte in Kleinasien von einem Erdbeben getroffen. Da es zur Nachtzeit eintrat, war das Unheil noch überraschender und furchtbarer. Es half auch das bei solchen Unglücksfällen übliche Rettungsmittel der Flucht ins Freie nicht viel, da die Bewohner von klaffenden Erdrissen verschlungen wurden. Man erzählt, es hätten sich hohe Berge gesenkt, in steiler Höhe sei erschienen, was vorher Ebene gewesen war, und unter den Trümmern seien Flammen hervorgeschossen.“

Kaiser in Rom war zu dieser Zeit Tiberius, der Nachfolger des großen Augustus. Erst drei Jahre zuvor hatte er die Herrschaft angetreten, doch beim 12-Städte-Beben stellte er unter Beweis, dass er (jedenfalls in dieser Phase seiner Regierung noch) das Einmaleins des erfolgreichen Kaisers beherrschte. Kaum war die Nachricht von dem verheerenden Erdbeben in Rom angekommen, wurden Tiberius und seine Zentrale aktiv. Am schwersten hatte es die Stadt Sardes, die einstige Metropole der lydischen Könige, getroffen. Die Bewohner erhielten für Maßnahmen zum Wiederaufbau einen sofortigen Betrag in Höhe von 10 Millionen Sesterzen zugewiesen. Außerdem wurden ihnen für einen Zeitraum von fünf Jahren die sonst an die römische Staatskasse zu zahlenden Steuern erlassen (dieses Privileg erhielten auch die übrigen elf von der Naturkatastrophe heimgesuchten Städte). Außerdem schickte er einen Mann seines Vertrauens nach Kleinasien, der vor Ort die anstehenden Arbeiten koordinieren sollte.


Nach dem 12-Städte-Beben ließ sich Kaiser Tiberius auf Münzen als Katastrophenmanager feiern

War bei den hellenistischen Herrschern das Motiv zu helfen die Erfüllung der Erwartungen, die man mit ihnen in ihrer Eigenschaft als „Wohltäter“ verband, so handelte der römische Kaiser gemäß der patronalen Verpflichtungen, die ihm seine Position auferlegte. Er war der Patron aller Römer, er war der „Vater des Vaterlandes“ (pater patriae), der seine Schutzbefohlenen niemals im Stich lassen durfte. Im Gegenzug revanchierten sich diese mit absoluter Loyalität und Treue zum Herrscher.

Von der patronalen Pflichterfüllung des Kaisers profitierten 17 n. Chr. die Städte in Kleinasien, die ihrerseits wussten, wie sie sich dem hilfsbereiten Herrscher erkenntlich zu zeigen hatten. Sie stifteten ihrem Patron eine kolossale Statue, die auf dem Caesar-Forum in Rom aufgestellt wurde. Tiberius wusste seine Unterstützung ebenfalls in angemessener Weise publik zu machen. Er ließ Münzen in Umlauf bringen, die mit der Legende Civitatibus Asiae Restitutis (etwa: „Nach der Wiederherstellung der Städte Asiens“) an seine segensreiche Tätigkeit erinnerten.


Auch die allegorischen Frauenfiguren auf der Basis eines Altars aus Puteoli (Kampanien) sollten die Fürsorge des Kaisers nach dem 12-Städte-Beben in Kleinasien dokumentieren

Katastrophen in der Antike

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