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Vom Ladykiller zum Womanizer

Als Jungfräulichkeit noch als Tugend und nicht als Laune der Natur galt, wurden Männer, die nicht nur eine Frau liebten, sondern gleich das ganze Geschlecht, halb bewundernd, halb missbilligend „Ladykiller“ genannt. Heute hat sich im Sprachgebrauch der liebevollere Begriff des „Womanizers“ durchgesetzt, doch gemeint ist letztlich dasselbe – ob ein Mann Schlag bei Frauen hat und sie reihenweise flachlegt.

Die Top 10 der größten Stecher

1. Rod Stewart

Auf dem Höhepunkt seiner Karriere wurde der Schotte ob seiner Reibeisenstimme mit Greta Garbo, Zarah Leander und Marlene Dietrich verglichen. „Sein femininer Gestus“, so der Spiegel 1977, wirkte „überwiegend auf (nicht nur schwule) Männer“, und sein Repertoire stimmte „mit weiblicher oder homoerotischer Sicht“ überein. Von Long John Baldry wurde er „auf seine schwule Tour“ gerne Phyllis genannt, und das Groupie Dee Dee Keel will ihn sogar mal auf einer Party in flagranti dabei erwischt haben, wie er „einem echt niedlichen Typen“ einen blies.

Der Produzent Jimmy Horowitz hielt Gerüchte, Rod Stewart sei möglicherweise schwul, jedoch für abwegig: „Rod ist ziemlich hetero und zog immer mit langbeinigen Blondinen herum. Er ist sich seiner Heterosexualität so sicher, dass er solche Gerüchte einfach nur ziemlich lustig findet. Es wurde immer viel darüber geredet, aber das war kompletter Blödsinn.“

22 Jahre später beteuerte Rod Stewart immer noch, Frauen mit Haut und Haar zu lieben, gab aber im musikexpress zu, „heutzutage nicht mehr jede Lady flachlegen“ zu müssen, um sich zu beweisen, „was für ein toller Hecht ich bin“.

Rod Stewarts Beuteschema entsprachen Blondinen wie Britt Eklund, Kelly Emberg, Rachel Hunter und Penny Lancaster, mit denen er es bislang auf acht Kinder brachte. Zumindest Rachel Hunter hat ihn jedoch nicht allzu gut in Erinnerung. 1999 bezeichnete sie ihn als elenden Langweiler, der mit seinen Kameraden nur in der Kneipe hocke und alte Kriegsgeschichten erzähle oder daheim auf dem Dachboden mit seiner Eisenbahn spiele.

2. Robbie Williams

Von Robbie Williams kursierten eine Zeit lang Fotos im Internet, die ihn beim Liebesspiel mit Rod Stewarts damaliger Frau Rachel Hunter zeigten. Weil die sich von ihrem Mann offensichtlich vernachlässigt fühlte, hatte sie mit Williams angebandelt, der als Sexsymbol gilt, seit er die Boy Group Take That verlassen und seine Männlichkeit auch schon mal in einem Video-Clip angedeutet hat.

Für größeres Aufsehen sorgte Robbie Williams allerdings, als er 2004 in Argentinien in einem Radio-Interview protzte: „Mir fehlt nur noch eines der Spice Girls. Dann hatte ich sie alle.“ Was Mel B, Victoria Beckham und Emma Bunton prompt dementierten.

Mittlerweile hat Williams erkannt, dass „seelenloser Sex“ zu „Selbsthass“ führt, hat geheiratet und sich wieder Take That angeschlossen.

3. Gene Simmons

Der Kiss-Bassist hatte angeblich schon Sex mit 4.600 Frauen und sammelt Polaroids von allen, mit denen er im Bett war. „Ich bin eben wie ein Tourist – ich mache Fotos von allen Orten, an denen ich mich wohl fühle. Wenn ich mal alt bin und mir die Zähne ausfallen, werde ich nur noch meine Erinnerungen haben“, erklärte er 1998 im musikexpress.

4. Bill Wyman

Der langjährige Bassist der Rolling Stones war nach einer 30-jährigen Ehe vorübergehend mit dem 33 Jahre jüngeren Model Mandy Smith zusammen, das erst 14 war, als sie erstmals mit ihm ausging. Als sie ihn fünf Jahre später heiratete, fungierte Wymans Sohn Stephen, Jahrgang 1962, als Trauzeuge. Die Ehe wurde bereits zwei Jahre darauf wieder geschieden, doch familiäre Bande bestanden fort: Zwei Jahre später heiratete Stephen Wyman die 46-jährige Mutter von Mandy Smith, sodass Bill Wyman nicht nur der Schwiegervater seiner Ex-Schwiegermutter wurde, sondern auch der Stiefvater seiner ehemaligen Gattin.

Bereits 1984 hatte Wyman im musikexpress geprahlt: „Ich kann jede Frau haben. Ich habe nur nie darüber gesprochen, weil ich Männer hasse, die mit so was hausieren gehen. Aber tatsächlich hatte ich mehr Mädchen als jeder andere Rolling Stone – wahrscheinlich sogar mehr als alle zusammen.“

5. Justin Timberlake

Das ehemalige Mitglied der Boy Group *NSYNC war mit Britney Spears zusammen, wurde angeblich von Fergie (The Black Eyed Peas) entjungfert und lebte ein paar Jahre mit den Schauspielerinnen Cameron Diaz (2003–2007) und Jessica Biel (2007–2011) zusammen. Nicht schlecht, oder?

6. Vince Neil

Der Frauenkonsum des Mötley-Crüe-Sängers war stets so groß, dass er den Rahmen der Band-Biografie The Dirt sprengte und Neil sich veranlasst sah, seine eigene Autobiografie Tattoos & Tequila zu schreiben, um allen Damen halbwegs gerecht zu werden…

7. Michael Hutchence

Der Sänger der Pop-Band INXS war der Katalysator für das „sexuelle Erwachen“ von Kylie Minogue, die wie Hutchence ebenfalls aus Australien stammt. Obwohl ihre Beziehung nur von 1989 bis 1990 andauerte, verdankte Minogue ihr letztlich die Loslösung von den Instant-Pop-Produzenten Stock-Aitken-Waterman und einen Image-Wechsel vom Teenie-Star zur „Sex Kylie“.

Von 1991 bis 1994 lebte Hutchence mit dem dänischen Model Helena Christensen zusammen, das nicht zuletzt deshalb berühmt wurde, weil es in Chris Isaaks Video zu „Wicked Game“ nackt zu sehen war. Anschließend spannte er dem Afrika-Helfer Bob Geldof die Frau aus, was einen Rosenkrieg zur Folge hatte, unter dem nicht nur Paula Yates und Geldof, sondern auch Hutchence zu leiden hatten. Sozusagen auf dem Höhepunkt des Streits verunglückte er beim Versuch, sich zu strangulieren und auf diese Weise sexuell zu stimulieren, in einem Hotelzimmer in Sydney tödlich.

8. Lenny Kravitz

Dem Retro-Rocker eilt der Ruf voraus, nichts anbrennen zu lassen, und er verfügt offensichtlich über einen exzellenten Geschmack. Nachdem seine Ehe mit der Schauspielerin Lisa Bonet („Angel Heart“) in die Brüche gegangen war, hatte er u.a. eine Affäre mit dem Model Adriana Lima. Außerdem wird ihm nachgesagt, dass er eine Liaison mit Madonna hatte, mit der zusammen er ihren Hit „Justify My Love“ schrieb.

9. Tommy Lee

Sein Rosenkrieg mit Pamela Anderson sorgte monatelang für Schlagzeilen, und als sich Pink Ende 2003 vorübergehend von ihrem Mann Carey Hart trennte, war der Mötley-Crüe-Drummer zur Stelle, um sie über die Trennung hinwegzutrösten. Ein Jahr später konzentrierte sich Lee, dessen sexuelle Eskapaden ausführlich in The Dirt beschrieben wurden, wieder stärker auf die Musik, die ihm „so viel mehr“ gibt, weil sie nicht von so kurzer Dauer sei wie Sex, der zwar Spaß mache, aber – hört, hört – nicht großartig sei.

10. Iggy Pop

Iggy Pop hatte alles, was Nico laut Danny Fields gut fand: „Er war verletzlich, brillant, zerbrechlich, aber hart wie Stahl, wahnsinnig und verrückt.“ Und er vögelte mit ihr „praktisch den lieben langen Tag“, als sie sich bei ihm im „Fun House“ in Ann Arbor, Michigan, einquartierte.

Die Liaison mit dem deutschen Model, das bei Velvet Underground gesungen hatte, war bald zu Ende, und nach dem dritten Stooges-Album Raw Power hatte Iggy Pop nicht nur seine künstlerische Perspektive, sondern offenbar auch seinen Verstand verloren, als er sich erst bei einem Radio-Interview die Klamotten vom Leib riss und auf Sendung einen runterholte und dann auch noch versuchte, David Bowies Pressesprecherin Cherry Vanilla im Fahrstuhl des Senders zu vergewaltigen.

In den 1980ern kam er etwas zur Ruhe, wurde aber auch nicht zum Kostverächter. Als ein Spiegel-Reporter ihm 2001 erzählte, dass im Film Trainspotting ein junger Mann von seiner Freundin vor die Wahl gestellt werde, den Abend mit ihr zu verbringen oder sich ein Iggy-Pop-Konzert anzusehen, für das er bereits eine Karte besaß, und er sich für das Konzert entscheide, meinte Iggy Pop nur trocken: „Der Mann hat eine gute Wahl getroffen. Denn Frauen, die Iggy Pop nicht mögen, kannst du vergessen.“

Außer Konkurrenz: Mick Jagger

Für das Groupie Pamela Des Barres war Mick Jagger „der personifizierte Penis“. In ihrer Pubertät vertraute sie ihrem Tagebuch an, dass sie ihn eines Tages „berühren und fühlen“ wolle. Was sie dann ja auch getan hat.

Dabei hatte der Sänger der Rolling Stones mit solchen Erwartungshaltungen schon immer seine Probleme: „Wenn man dir nachsagt, du seist der Hengst des Jahrhunderts, ist es klar, dass jede Frau nach der ersten Nacht mit dir enttäuscht ist. Es ist Tatsache, dass der Abenteuerspielplatz hinter meinem Reißverschluss unter Groupies ein Mythos ist.“ Auch die Titulierung als „Frauenheld“ gefiel ihm nicht, weil diese Bezeichnung in seinen Ohren klang, als wäre er ein Zuhälter.

Dass Frauen eine große Faszination auf ihn ausüb(t)en, hat er jedoch nie bestritten. „Ich liebe sie wirklich sehr“, gestand er 1999 im musikexpress, „und weil die Frauen das instinktiv zu merken scheinen, lieben sie mich eben auch. Deshalb habe ich vermutlich diesen Ruf als Womanizer weg.“

Bereits anderthalb Jahrzehnte zuvor hatte er im stern bekannt, dass er sich nicht mehr „mit Drogen und anderen schlimmen Sachen“ vollpumpe, sondern lieber „mit einem schönen Mädchen“ ins Bett gehe. Weshalb er von neidischen Journalisten oft als sexsüchtiger Ladykiller oder notorischer Fremdgeher gebrandmarkt wurde. Dabei hatte er, wie er dem Schweizer Blick 2003 gestand, nie vorgehabt, eine monogame Beziehung zu führen: „Bianca und ich haben es versucht, aber wir waren nicht glücklich.“ Sie habe ebenso wenig treu sein können wie er, rückte er die Dinge zurecht.

Mal davon abgesehen, dass natürlich nicht jede seiner Affären ans Licht gekommen ist, scheint der Stones-Boss aber durchaus zu längeren Beziehungen fähig zu sein. In den fast 50 Jahren, in denen er nun schon im Fokus der Öffentlichkeit steht, hatte er gerade mal zehn Ehen, Techtelmechtel oder One-Night-Stands, die bekanntgeworden sind. Entweder war Jagger also äußerst diskret – oder er ist auch nur ein Mann wie du und ich.

Mick Jaggers höchstpersönliche Top 10

1. Chrissie Shrimpton

Die Schwester von David Baileys Lieblingsmodel Jean Shrimpton war die Favoritin seiner Eltern, Jagger verließ sie jedoch 1966 wegen Marianne Faithfull. Zuvor hatte er ein paar hochkarätige Songs über sie geschrieben, in denen er sie – „zu Unrecht“, wie ihre Nachfolgerin an seiner Seite meinte – als „dumme Kuh“ darstellte, die nur durch Boutiquen und Diskotheken ziehen wollte: „Under My Thumb“, „Stupid Girl“ und „19th Nervous Breakdown“. Als sie ihre Erinnerungen an die Zeit mit ihm veröffentlichen wollte, ließ er ihr das allerdings gerichtlich untersagen.

2. Marianne Faithfull

Einem Presse-Info ihrer Plattenfirma zufolge hatte die dem österreichisch-ungarischen Adelsgeschlecht der Sacher-Masochs entstammende Sängerin und Schauspielerin Marianne Faithfull „mit dreien von den Rolling Stones geschlafen“, bevor sie sich für ihn entschied. Auf ihn aufmerksam geworden war sie, als er sich mit Chrissie Shrimpton wüst gestritten hatte und ihr „in der Hitze des Gefechts“ die falschen Wimpern abgegangen waren. Kurz darauf schneiderten ihr die Glimmer Twins Mick Jagger und Keith Richards den Song „As Tears Go By“ auf den Leib, der ihr erster Hit als Songwriter-Duo wurde. Der Stones-Manager Andrew Loog Oldham hatte ihnen nur mitgeteilt, dass Marianne aus einer Klosterschule komme und er einen Song wolle, „der rundum von Backsteinmauern umgeben sei, mit hohen Fenstern und ohne jeden Sex“.

Laut Marianne Faithfull hegte Mick Jagger die Illusion, dass sie tatsächlich „die etwas durchgeknallte aristokratische, jungfräuliche Kindtroubadura war“, die Andrew Loog Oldham erfunden hatte, und seine „Püppchenfixierung“ verdankte er offensichtlich ihrem anfänglichen Image. Zur Abwechslung war sie mal mit jemandem zusammen, der sie verwöhnte, und als seine Freundin brauchte sie auch nicht mehr zu arbeiten, um für sich und ihren Sohn Nicholas den Unterhalt zu verdienen.

Im Urlaub in Tanger nahm sie eine marokkanische Prostituierte mit ins Hotel, um Mick anzuturnen, und ließ eine Phantasie wahr werden, die ihm gefiel: „Mit zwei Frauen im Bett – welchem Mann gefällt das nicht?“ Und es störte sie auch nicht, „dass Mick mit Männern schlief“ – angeblich hatte er was mit dem Stones-Manager Andrew Loog Oldham und dem Ballett-Star Rudolf Nurejew. Denn ansonsten verhielt er sich „in fast jeder Hinsicht“ vorbildlich: „Er war gut zu Nicholas und wunderbar zu meiner Mutter.“ Allein, dass er während der Dreharbeiten des Films Performance mit Keith Richards’ Freundin Anita Pallenberg geschlafen hatte, nahm sie ihm übel, weil diese auch ihre Freundin war – „meine einzige Freundin“; was sie im Übrigen bewog, sich zu rächen, indem sie mit Richards ins Bett ging.

Wenn sie dahinterkam, dass Mick Jagger hinter ihrem Rücken eine Affäre hatte, sagte sie jedoch nichts: „Sich über ein bisschen Herumvögeln aufzuregen, war nicht hip, sondern spießig. Außerdem war er Mick Jagger.“ Als sie ein Gespräch belauschte, in dem Ahmet Ertegun, der Chef von Atlantic Records, dem neuen Label der Stones, Jagger riet, sie gehen zu lassen, weil sie ein Junkie sei und den 30-Millionen-Dollar-Deal zwischen beiden Parteien gefährden könnte, machte sie Schluss mit ihm. In ihrer Autobiografie Faithfull resümierte sie: „Jedes kleine Mädchen möchte wissen, wie es ist, eine Märchenprinzessin zu sein, die Freundin von Mick Jagger. Das Leben mit Mick war aber nie ein Märchen. Zum Schluss weinte ich die ganze Zeit.“ Mick Jagger ertrug es gelassen, dass sie ihn verließ, und schrieb einen Song darüber: „You Can’t Always Get What You Want“.

3. Uschi Obermaier

Das deutsche Fotomodell, das nach ihrem Auszug bei den Eltern beim Trampen von der Krautrock-Band Amon Düül mitgenommen wurde und so in Kontakt zur Studentenbewegung der sechziger Jahre kam, war nur ein Sidestep in Jaggers Karriere als Ladykiller, doch der veränderte ihr Leben. „Das Gesicht der freien Liebe“, das eine Zeit lang zusammen mit Rainer Langhans in der Berliner Kommune 1 gelebt hatte und sich freizügig für die Titelbilder von Twen, stern und Playboy fotografieren ließ, hatte nicht nur eine angebliche Liaison mit Jimi Hendrix, sondern befeuerte auch die Rivalität zwischen Mick Jagger und Keith Richards. Als sie auf ihrer Bettkante saßen, ließ sie es die beiden unter sich ausmachen, wer über Nacht bei ihr bleiben durfte. „Schließlich blieb Mick“, erzählte sie 2006 der Welt am Sonntag, „der hatte ältere Rechte. Am nächsten Tag kam Keith.“

Über ihre kurze Affäre mit den Glimmer Twins hat Uschi Obermaier immer wieder lang und breit Auskunft gegeben, und ihre Autobiografie Das wilde Leben wurde sogar verfilmt, mit Victor Norén, dem Sänger der schwedischen Band Sugarplum Fairy, als Mick Jagger.

4. Marsha Hunt

In der Endphase seiner Beziehung mit Marianne Faithfull lernte Jagger Marsha Hunt kennen, eine schwarze Sängerin mit einem beeindruckenden Afro-Look, die im Musical Hair die Rolle der Dionne spielte und im November 1970 seine Tochter Karis zur Welt brachte. Von ihr inspiriert, schrieb er den Song „Brown Sugar“ (der allerdings auch als Song über Heroin interpretiert werden kann), und sie blieben auch dann noch befreundet, als er längst mit Bianca zusammen war, mit der gemeinsam er auch schon mal auf Karis aufpasste, wenn Marsha Hunt Proben hatte. Erst als „die glühende Feministin“ vor Gericht eine Vaterschaftsklage einreichte, brach Jagger den Kontakt ab. Laut Keith Richards’ Chauffeur und Drogendealer Tony Sanchez regte Jagger sich darüber maßlos auf – nicht seinetwegen, sondern weil seine Mutter erst aus der Presse erfahren hatte, dass er bereits seit zwei Jahren Vater war: „Warum musste Marsha auch so verdammt blöd sein? Schließlich hätte ich Karis und sie nicht verhungern lassen!“

5. Bianca de Macías

Die aus Nicaragua stammende Bianca Pérez Moreno de Macías war Jagger vom französischen Schallplatten-Mogul Eddie Barcley bei einem Stones-Konzert in Paris als dessen zukünftige Frau vorgestellt worden, und er behandelte sie nach Aussagen von Sanchez „mit ausgesuchter Höflichkeit“. Bianca hatte in Paris an der Sorbonne Politik studiert, war der Mittelpunkt der linken Schickeria und bereits mit der gemeinsamen Tochter Jade schwanger, als Mick Jagger sie 1971 im Jetset-Paradies St. Tropez heiratete.

Obwohl die beiden eine offene Ehe führten, war Jagger mitunter stocksauer, wenn sie ihn, das Sexsymbol Nr. 1, der Lächerlichkeit preisgab und attraktive Männer wie Warren Beatty, David Bowie, Rod Stewart oder Helmut Berger um den Finger wickelte, ohne mit ihnen wirklich ins Bett zu gehen. Vielleicht schrieb er ja deshalb nur einen Song über sie – „Luxury & Respectable“.

Keith Richards hatte ihm abgeraten, zu heiraten, woraufhin Jagger einen Ehevertrag aufsetzen ließ. Bei der Scheidungsverhandlung machte Biancas Anwalt Marvin Mitchelson, der zuvor bereits Marsha Hunts Vaterschaftsprozess gegen Jagger gewonnen hatte und parallel Sara Dylans Scheidung verfocht, jedoch geltend, dass Bianca zum Zeitpunkt der Hochzeit bereits mit Jade schwanger gewesen sei. Nach kalifornischem Recht hätte Bianca die Hälfte seines Vermögens zugestanden, Jaggers Anwälten gelang es jedoch, das Verfahren nach London zu verlegen und die Forderung von fünf Millionen Pfund auf ca. eine Million zu drücken. Nach einer dreitägigen Verhandlung wurde die Ehe am 5. November 1980 geschieden.

6. Jerry Hall

Das texanische Fotomodell war mit Bryan Ferry liiert und zierte das Cover des Roxy-Music-Albums Sirens, als es Mick Jagger 1977 backstage bei einem Stones-Konzert kennen lernte. Es dauerte jedoch zwei Jahre, bis sie Ferry verließ, mit fliegenden Fahnen zu Jagger überwechselte und ihm vier Kinder gebar.

Bei einer fünfstündigen Hindu-Hochzeit auf Bali, die nie rechtskräftig wurde, hatte Jagger fünf Hühner mit dem Schwert für sie geschlachtet. Als feststand, dass ihr Mann der Vater des Kindes von Luciana Morad war, war das jedoch dann „der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte – ein Kind von einer anderen Frau, das war schlicht und einfach zu viel“.

Jerry Hall wurde zur „Botschafterin für ein gesundes Liebesleben“ und klärte darüber auf, dass eine „erektile Dysfunktion“ nicht nur ein Thema für den Mann sei, sondern auch seine Partnerin etwas angehe: „Frauen können eine wichtige Rolle spielen, wenn es darum geht, dieses Problem anzusprechen.“ Zugleich betonte sie aber, dass sie die Schauspielerei vorziehe, weil die „besser als Sex“ sei.

In London spielte sie in einer Bühnenadaption des Mike-Nichols-Films Die Reifeprüfung eben jene den Freund ihrer Tochter verführende „Mrs. Robinson“, die Simon & Garfunkel in ihrem Song weltberühmt gemacht hatten, während Mick Jagger daheim auf die Kinder aufpasste. Und im Song „Around The Table“ spielte sie auf den Esstisch der Jaggers daheim in Richmond an: „Wir lieben uns auf ihm. Unsere Kinder kratzen ihre Namen hinein. Das Feuer beleuchtet unsere Leidenschaft. Und der Wein betäubte unsere Traurigkeit. Dann bringst du andere Frauen nach Hause, während ich in der Stadt bin, und ich spüre es jedes Mal, wenn eine Fremde da war.“ Letztlich waren beide aber stolz darauf, dass sie es geschafft hatten, sich in Freundschaft zu trennen, und im Alter von 49 Jahren erkannte Jerry Hall, vielleicht etwas spät: „Sex macht mir mit Ende 40 mehr Spaß als jemals zuvor.“

7. Carla Bruni

Lange bevor das italienische Fotomodell den französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy heiratete, wurde der 1968 in Turin geborenen Schönheit eine Affäre mit dem damals 55-jährigen Mick Jagger nachgesagt. Bruni, die später zur Gitarre griff und selbst Chansons komponierte, hielt sich, was das betraf, aber bedeckt: „Ich weiß nicht, was dieser ganze Wirbel soll. Es gibt da etwa 7.000 Frauen.“

8. Sophie Dahl

Auch der Enkeltochter des Schriftstellers Roald Dahl, der ihr das Buch Sophiechen und Riese gewidmet hatte, wurde eine Affäre mit Mick Jagger nachgesagt, als der noch mit Jerry Hall zusammen war. Dahl war als Model entdeckt worden, als sie in London mit ihrer Mutter auf offener Straße stritt. Die Kleider mussten für sie aber extra geweitet werden, und als Steven Meisel sie 1999 nackt für das Parfüm Opium fotografierte, gingen beim britischen Werberat 960 Beschwerden ein, weil sie mit gespreizten Beinen auf dem Rücken lag.

9. Luciana Giménez Morad

Das Fotomodel spanisch-libanesischer Abstammung wurde 1969 in Sao Paulo geboren und brachte mit 30 Jerry Halls Scheidungsgrund zur Welt, Jaggers Sohn Lucas Maurice. Heute moderiert sie für den brasilianischen Sender Rede TV ihre eigene Show Superpop.

10. L’Wren Scott

Seit 2001 ist Jagger mit der englischen Stylistin L’Wren Scott liiert. Und seitdem er am 12. Dezember 2003 für seine Verdienste um die populäre Musik von Prince Charles zum Ritter geschlagen wurde, ist es, zumindest was sein Liebeslieben betrifft, auch deutlich ruhiger geworden um Sir Mick Jagger.

Männer sind Schweine I

Ungefähr zu der Zeit, als Ina Deter, die Kölner Liedermacherin mit dem Sex-Appeal einer Strumpfhosenverkäuferin, forderte: „Neue Männer braucht das Land“, gingen auch die Deutsch-Rocker Herbert Grönemeyer und Marius Müller-Westernhagen in sich und reflektierten ihre Männlichkeit. Während der „dünne Hering“ Westernhagen dem Publikum in wenigen Zeilen weiszumachen versuchte, er sei „ein Mann, ein ganzer Mann“, zumindest „zwischen den Zeilen“, listete Grönemeyer so ziemlich alle Eigenschaften auf, die Männern gemeinhin zugeschrieben werden: „Männer baggern wie blöde“ usw.

Erst Die Ärzte nannten die Dinge auch beim Namen und redeten nicht länger um den heißen Brei herum, sondern sangen 1998 im Stil alter Motown-Singles: „Männer sind Schweine, traue ihnen nicht, mein Kind. Sie wollen alle das eine, weil Männer nun mal so sind.“ Der Erfolg war ihnen mit dieser ironischen Verbeugung vor der Frauenbewegung sicher – die Single „Ein Schwein namens Männer“ katapultierte sie in bis dahin nicht gekannte Charts-Höhen.

Männer sind Schweine II

Gäbe es eine Wahl der größten Chauvinisten im Pop-Business, würde der 2006 gestorbene James Brown wohl problemlos in die Endrunde kommen. Brown war nicht nur der „Godfather of Soul“, sondern auch dafür bekannt, dass er Angestellte sexuell belästigte und seine Frauen schlug. Und außerdem verkündete er 1999 im musikexpress voller Überzeugung: „Die Frau ist dazu geboren, dem Mann zu dienen. Das ist ihre Rolle, sie hat sich den Wünschen ihres Meisters zu beugen. Dafür haben Frauen immer eine Menge von mir bekommen. Ich war und bin ein großer Lover. Man nennt mich nicht umsonst die ,Sex Machine‘.“

Auch dem Kiss-Bassisten Gene Simmons geht es „nur um eins – Arsch und Titten“. BHs wurden ihm zufolge nur deshalb erfunden, „damit die Brüste größer aussehen und sie dadurch den Männern auffallen“. Und die Rollen von Mann und Frau sind seiner Meinung nach bereits seit der Steinzeit definiert: Der Mann geht auf die Jagd, und die Frau verdient sich ihre Nahrung mit Sex. Zwar räumt er ein, dass es heutzutage auch Frauen gebe, die mehr leisten und verdienen würden als Männer, allerdings weigerten sie sich, „dem biologischen Verlangen nachzugeben, das die Natur ihnen mitgegeben hat“. Letztlich lässt sich sein als Lebenshilfe verbrämtes Gefasel, das er 2006 unter dem Titel Sex Money Kiss zusammengefasst hat, auf den Nenner bringen: „Frauen sind vom Mars, Männer haben einen Penis.“ Und wenn er ihm nicht abgefallen ist, benutzt er ihn noch heute – zum Denken.

In der Rolle des Chauvis gefiel sich auch der Ronald-Reagan-Fan Johnny Ramone, der immer dagegen war, Freundinnen mit auf Tour zu nehmen, weil eine Band sich besser verstehe, wenn keine Frau in ihrer Nähe sei: „Egal wie mies die Stimmung zwischen uns war – sie war ohne Frauen immer noch ein bisschen besser, weil wir freier reden konnten. Mädchen sind der Niedergang der meisten Gruppen.“ Der bisexuelle Ramones-Manager Danny Fields war diesbezüglich durchaus seiner Meinung: „Ich bin da wie Johnny. Mädchen bedeuten nichts. Sie sind auswechselbar. Sie ist ein Mädchen, hat nette Titten – also fick sie kurz hinten im Truck.“

Nicht so eilig hatte es da Gabi Delgado López, der einst beim NDW-Duo DAF den „Mussolini“ tanzte und 1996 mit Daf/Dos das Album Allein, zu zweit, mit Telefon produzierte, auf dem er über einem treibenden Techno-Rhythmus sang: „Ich glaub, ich fick dich später, ich will jetzt lieber tanzen.“

5 Chauvis zum Schwarzärgern

1. Dieter Bohlen

2. Bushido

3. Sido

4. Kid Rock

5. Vince Neil


Sex, Love & Rock'n'Roll

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