Читать книгу Sonne satt am Rentnerpool - Holm Roch - Страница 7
ОглавлениеSeliges Nichtstun
Das Schönste am Urlaub ist: Nichts tun zu müssen. Ich kann bis halb neun schlafen, oder schon um acht zum Frühstück gehen. Ich kann noch einen zweiten Tee trinken – oder es auch lassen. Es gibt keine Termine, so gut wie keine Verpflichtungen und erst recht nichts, was ich ohnehin nicht gerne mache.
Kürzlich habe das Gustav Lübke Museum in Hamm besucht. In der ägyptischen Abteilung haben mich besonders die Uschebtis beeindruckt, kleine Figuren, die den Toten mit ins Grab gegeben wurden und im Totenreich als Stellvertreter tätig wurden. Das ägyptische Jenseits war nämlich kein Paradies für Faulenzer, sondern eher eine Art Arbeitslager. Wohl dem, der da einige Uschebtis dabei hatte. Wurde man früh am Morgen durch einen Aufseher, der eine Nilpferdpeitsche schwang und dabei „Elender Hund, warum bist du nicht beim Steineklopfen!“ brüllte, unsanft aus dem Schlaf geweckt, sagte man einfach: „Wenden sie sich doch bitte an meinen Uschebti, der erledigt das für mich!“ Dann drehte man sich um und schlief einfach weiter.
Leider lässt sich so ein strukturloses „in den Tag hinein leben“ auch nicht lange durchhalten. Nach ein paar Tagen trinke ich dann doch wieder regelmäßig um acht einen Tee, gehe anschließend zum Schwimmen, dann zum zweiten Frühstück und sitze danach bis zum Mittagessen auf der Hotelterrasse und schreibe Texte wie diesen. Und kein Uschebti hilft mir dabei.
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