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Die Spur des Schönen

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Ist etwas schön, weil jemand entzückt ist? Gibt es nachvollziehbare Kriterien für das Schöne? Warum sind sich bei manchen Kunstwerken Menschen über verschiedene Zeitepochen und Kulturen hinweg einig in ihrem Urteil über ihre Schönheit? Die Sache mit dem Schönen oder der Schönheit ist nicht ganz so einfach. Dem Problem einer Bestimmung zu entgehen, indem es als Geschmackssache definiert wird, wäre jedoch allzu einfach.

Der Blick auf die Kunst, die im religiösen Raum geschaffen wurde, könnte ein Hinweis darauf sein, was als schön gelten, bzw. wie man Schönheit verstehen kann. Sakralkunst, die Darstellung religiöser Themen und Inhalte weist zunächst einmal darauf hin, dass sehr viel Zeit und Geld investiert wurde für einen Zweck, der keine offensichtliche Rendite bringt. Hierin scheint ein gewisser Sinn zu liegen, dass man für etwas investiert, was als solches nicht von Nutzen ist. Die horrenden Preise, die manche Kunstwerke erzielen, sind auch wohl dadurch zu erklären, dass es keinen Bezug zu einem Zweck gibt. Kunst ist natürlich auch eine Handelsware und Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis.

Dass Kunst teuer sein kann, ist noch kein Kriterium für das Schöne. Doch auf der anderen Seite scheinen Menschen bereit zu sein, für etwas sehr viel Geld auszugeben, weil sie es für schön halten. Es scheint demnach ein wesentliches Kriterium des Schönen zu sein, dass sich in ihm etwas zeigt, was sich der Sprache entzieht, es lässt sich lediglich in Annäherungen beschreiben, intuitiv jedoch besteht eine Gewissheit für das Schöne. Es entzieht sich einer normalen Realität, es Transzendenz zu nennen, wäre jedoch auch nicht ganz richtig, denn ein Kunstwerk ist ja real. Das Schöne ist dabei meist etwas von Menschen Geschaffenes. Zwar kann eine Landschaft schön sein, doch löst eine solche Naturschönheit andere Assoziationen aus. Bei einem Kunstwerk denkt man mit, dass ein Mensch dieses Werk geschaffen hat und fragt sich, wie dieser Mensch das schaffen konnte.

Ein Künstler beherrscht zunächst einmal sein Handwerk, er ist besser als andere, die es amateurhaft versuchen. Auf der einen Seite ist es Erfahrung und Kunstfertigkeit, auf der anderen Seite gehen wir von einer besonderen Begabung des Künstlers aus. Doch Begabung und Kunstfertigkeit reichen noch nicht aus, um Schönheit denken zu können. Es kommt etwas Drittes hinzu und das ist unberechenbar. Es entzieht sich der genaueren Definition und Begrifflichkeit. Dennoch sind wir davon überzeugt, dass es ein weiteres Element gibt. Eingebung nennen manche dieses Dritte. Doch was ist eine Eingebung? Woher kommt eine solche Eingebung?

Nun kann man sich fragen, ob gesellschaftliche Verhältnisse einen Einfluss auf die Empfindung für das Schöne haben. Gab es vielleicht Epochen in der Kulturgeschichte, die das Schöne in besonderer Weise verehrten und entstehen ließen? Und hat die Entwicklung der Technik einen Einfluss auf die Herstellung des Schönen. Andy Warhol steht vielleicht für die massenhafte Produktion des Schönen und möglicherweise ist er gleichzeitig der Protagonist für den Untergang des Schönen. Denn irgendwie ist etwas Schönes immer auch singulär, es hebt sich heraus.

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