Читать книгу CoronaGate - Horst Karbaum - Страница 6
3 Vorbereitungen
ОглавлениеLaos in der Nähe von Pa Hang an der Grenze zu Vietnam ist das Ziel des Lastwagens mit den Schuppentieren. Cees dachte, dass sie nach Osten zu einem der vietnamesischen Häfen fahren würden, von wo aus es genügend Passagen nach China gibt. Stattdessen fahren sie in die entgegengesetzte Richtung nach Westen. Was haben die mit den Viechern vor?
Er zieht sich seine Kluft an, mit der er üblicherweise den Helikopter fliegt. Seine kleine Beretta 650 B 6,35 hat er sich in ein Holster gesteckt, dass er hinten innen in seinem Hosenbund befestigt hat. Die Pistole ist klein und Piet macht sich immer lustig darüber, weil sie für ihn eine Waffe für die Handtasche von Opernbesucherinnen ist. Cees geht nie an gefährliche Sachen, ohne sie dabei zu haben. Sie macht zwar nur kleine Löcher, aber die sind genauso tödlich wie große, wenn man schießen kann.
Und Cees kann schießen. Im Hubschrauber liegt noch ein automatisches Gewehr mit Zielfernrohr, aber das wird er wohl bei dieser Gelegenheit liegenlassen. Er will sich erstmal schlau machen!
Sein Flug ist angemeldet und genehmigt. Seine Flüge werden immer genehmigt. Dafür bezahlt er maßgeblichen Leuten hohe Beträge. Allerdings gilt das nur in Vietnam. Vor der Grenze muss er landen und sehen, wie er weiter auf laotisches Gebiet kommt. Dafür hat er auch Leute. In Laos ist der Opiumhandel eine große Einnahmequelle und Cees hat schon mit einigen von den Händlern zusammengearbeitet. Sie sind keine Konkurrenz und da, wo man sich helfen kann, hilft man sich.
Es ist alles vorbereitet und in drei Stunden wird er nahe der Grenze landen. Wie es dann weitergeht, wird sich zeigen.
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Sie sind nach gut fünf Stunden angekommen und werden schon erwartet. Alles ist gut gelaufen, nur an der Grenze hätte es fast Ärger gegeben. Einer der laotischen Grenzer wollte unbedingt ihre Ladung kontrollieren. Es war klar, dass er geschmiert werden wollte.
Mike hat vorgesorgt. In seinem Gürtel waren Dollarscheine, von denen er dem Grenzer einige abgab, Schein für Schein, solange bis dieser Sche...kerl nickte und Hand und Dollars in seiner Hosentasche verschwinden ließ.
Mike Fuller ist der Kopf der Gruppe. Er wurde von seiner Behörde vor drei Monaten mit zwei weiteren Agenten nach Pa Hang geschickt, um das Projekt abzuwickeln. Je schneller das erledigt ist, umso schneller können sie zurück in die USA fliegen und diesem Drecksloch zwischen der vietnamesischen Grenze und Pa Hang den Rücken kehren.
Was war es für ein Glück, dass sie auf diesen riesigen Holländer gestoßen sind. Es hatte ewig gedauert, bis sie die nötigen Kontakte hatten, aber kaum, dass sie Steenbrinck kennengelernt hatten, fügte sich eines ins andere. Den Burschen sollten sie sich warmhalten, der war hier in der Gegend Gold wert, was er auch weiß und sich fürstlich bezahlen lässt.
Aber Geld spielt keine Rolle. Bisher hat Mike sein Budget eingehalten und noch reichlich Rücklagen für Sonderfälle.
„Haut rein und ladet ab. Doc Shriver wartet schon in seinem Labor. Das muss jetzt ruckzuck gehen.
Bill sag mal, wann treffen wir die Leute für China?“
„Ich weiß nicht, wo sie im Moment sind, aber spätestens übermorgen sollten sie am Treffpunkt sein.“
„Ich bin froh, wenn wir den Scheißjob hinter uns haben. Mir ist immer noch nicht klar, was wir da machen. Aus Shriver ist nichts rauszuholen. Der Kerl geht mir auf’n Sack. So’n arrogantes Arschloch wie der, ist mir noch nie untergekommen.“
Mike spuckt aus und hinterlässt auf dem staubigen Weg zu dem windschiefen Haus einen großen, dunklen Fleck im lehmbraunen Staub. Während sie reden, laden einige laotische Arbeiter die Kisten ab, die sie von Cees Steenbrinck übernommen hatten.
Die Kisten bringen sie in das wacklige Haus mit dem eigenartigen Dach. Innen sieht es ebenfalls ziemlich verrottet aus. Wenn man aber weiter hinten durch eine quietschende Holztür geht, kommt man in einen Raum, der wie das Labor von Peter in Kanab aussieht, nur viel kleiner.
Es gibt eine Schleuse und hinter der großen Glasscheibe sieht man einen Mann in einem Schutzanzug sitzen, der mit allerlei Glasgefäßen hantiert.
Die Kisten werden in der Luftschleuse gestapelt und als alle drin sind, wird die Außentür hermetisch verschlossen. Es zischt, der Mann im Labor steht auf und geht zur Schleuse, um sich die erste Kiste zu holen.
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In Washington sitzen zwei Männer in einer Bar. Sie unterhalten sich sehr leise miteinander.
„Ich habe Anweisung von ganz oben erhalten, wir starten jetzt unsere Aktionen in Europa. Diese Kleinstaatler wollen doch wirklich gegen unsere Bemühungen zugunsten der USA Maßnahmen ergreifen! Bevor die übermütig werden, müssen wir ihnen den Rest geben.“
„Was meinst du, sollen wir dasselbe wie in China einleiten? Ich meine, wir müssen da anders vorgehen.“
„Natürlich! Es darf keine Ähnlichkeiten im Verfahren geben.
Der Chef hat von Anfang an ‚America first!‘ als Motto verkündet. Wenn wir es nicht aus eigener Kraft schaffen, gegen die anderen Erster zu werden, dann hindern wir sie daran, vor uns zu sein!
Wir destabilisieren die EU. Du reist nach Rom und gibst das Startsignal. Ich werde nach Ankara fliegen, um dieser Witzfigur ihren Einsatz zu befehlen. Der weiß Bescheid, bei seinem letzten Besuch hier hat ihn der Chef eingenordet, indem er ihn an seine Unterstützung bei den Kurden in Syrien erinnert hat. Der tut jetzt alles, was er soll. Wir greifen da an, wo sie am verletzlichsten sind.“
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Cees sitzt mit einem Rucksack auf dem Rücken nicht weit entfernt von dem Haus in Pa Hang. Er hat gesehen, wie sie die Ladung in die morsche Hütte gebracht haben. Was mag sich da drinnen abspielen? Er wartet die Nacht ab. Dann wird er sich ein Bild machen. Bis dahin geht er was essen. An der Grenze ist ein Kiosk, wo er sicher etwas bekommt.
Er ist mit einem alten, verbeulten Renault R4 unterwegs; das ist nicht das zuverlässigste Fahrzeug, wenn es serienmäßig ist. Sein R4 hat nur Karosserie und Bodengruppe vom Original. Das Fahrwerk, Motor und Getriebe sind durch Baugruppen von Toyota ersetzt worden. Sein R4 kann sehr schnell sein und vor allem, er hält durch. Da muss sich Cees keine Gedanken machen.
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In Rom sitzt Robert Finch draußen vor einem Straßencafé an der Piazza Navona. Obwohl es Januar ist, kann man ohne weiteres draußen sitzen und das Treiben auf dem schönen Platz genießen. Es heißt, dass der Platz in der Antike wurde und es gab nachgespielte Seeschlachten auf ihm.
Wie immer, wenn es Abend wird, gehen die italienischen Familien mit ihren Kindern auf den Platz. Es ist eine Freude zuzusehen, wie die Jungs mit ihren Tretrollern kreuz und quer über den Platz fahren. Kleine Mädchen schieben ihre Puppen in Kinderwägelchen, während sie neben ihren Müttern gehen. Die größeren Jungs haben am einen Ende des Platzes mit zwei Sweatshirts ein Fußballtor markiert, wo ein Riese den Torwart gibt. Vier andere flitzen hin und her und versuchen entweder den Ball zu erobern oder ihn zu verteidigen.
Doch Finch hat keine Augen für dieses idyllische Treiben. Er wartet auf einen Kollegen aus Washington, der das mitbringt, was er für seinen Einsatz benötigt.
Seit Dezember ist er hier und baut sich die nötigen Verbindungen auf. Die wichtigste ist die zu einem Werkstattleiter der Alitalia. Er hat Glück gehabt und bei einem illegalen Pokerspiel den Richtigen getroffen. Emilio Lombardi hat an dem Abend alles verspielt und so wie es schien, war es heute nicht das erste Mal. Einer von den „Gastgebern“ hat ihn beiseite genommen. Man konnte sehen, dass der ihm ein Ultimatum stellte, was Emilio sichtlich unglücklich machte. Mit hängendem Kopf schlich er zum Ausgang und Finch ist ihm gefolgt. Das alles inklusive Ultimatum war abgesprochen; nur Emilio wusste nichts davon.
Er stand auf der Straße und zündete sich mit zitternder Hand eine Zigarette an, als Finch ebenfalls aus dem Haus trat.
„Oh bitte, haben Sie mal Feuer?“
Finch hatte sich auch eine Zigarette in den Mund gesteckt und ging nun auf Emilio zu.
„Sie sehen aus, als wäre ihnen ein Geist begegnet. Ist was?“
„Ach nein, ich hatte eine Pechsträhne und habe viel Geld verloren.“
„Bei mir lief es auch nicht besonders gut, aber es war schnellverdientes Geld, was ich verloren habe. Da wo ich das her hatte, ist noch mehr. Mir macht es nicht viel aus zu verlieren. Ist ja nur Geld!“
„Sie sind gut! Ich bin am Ende. Ich muss dem Typen in zwei Tagen fünfzigtausend Euro zurückzahlen und habe keine Ahnung, woher ich die nehmen soll.“
„Passen Sie auf, wir gehen in die Bar da drüben und unterhalten uns bei einem Whisky. Ihr Problem lässt sich lösen.“
„Okay! Aber ich mache nichts Illegales!“
„Kommen Sie! Alles wird gut!“
Ja, so war das und während Robert Finch darüber nachdenkt, schüttelt er den Kopf. ‚Es war viel zu leicht! Ich muss wachsam sein! Wie läuft es wohl in Ankara?‘ Seinen Gesprächpartner aus Washington hat er seit damals nicht mehr gesehen. Sie haben sich getrennt und sind seitdem auf sich selbst gestellt. Er ist ein alter Hase, der schon so manches Mal Pech hatte und sicher geglaubte Abläufe im letzten Moment scheitern sehen musste.
„Diese Aktion wird nicht scheitern!“ sagt er sich halblaut.
„Was sagten Sie?“ Sein Termin ist eingetroffen. Ein kleiner, korpulenter Mann Mitte fünfzig ist an seinen Tisch getreten. Finch kennt ihn von einem früheren Einsatz.
„Ach nichts. Ich war in Gedanken. Hatten Sie einen guten Flug?“
„Ja, danke der Nachfrage und ich gehe davon aus, dass dabei nichts dergleichen passiert ist, was bald auf dem Flug nach Mailand passieren wird“ und er lacht, als hätte er einen sehr guten Witz gemacht.
„Also ich kann darüber nicht lachen, aber kommen wir zum Punkt: Haben Sie das Zeug dabei? Bei mir ist alles vorbereitet. Morgen bekommen wir Zutritt in die Werkstatt durch meinen Kontaktmann und Sie sollten eine passende Gelegenheit nutzen, um schnellstens das fragliche Teil zu präparieren. Der, den ich angeworben habe, darf nichts merken. Ich habe ihm zusagen müssen, dass er nichts Illegales für uns tut, jedenfalls nichts, was für ihn zu Gewissensbissen führen könnte.“
„Ich habe schon beim letzten Mal Ihre Großmut bewundern dürfen. Sie machen sich wirklich unnötige Gedanken und nehmen noch unnötigere Rücksichten. Wir gehen morgen da rein, Sie lenken ihn für zwei Minuten ab und ich gebe ein Tröpfchen meines Wundersafts auf das Teil. Fertig!“
„Kutcher, ich bin seit dreißig Jahren im Geschäft. Das was Sie unnötig nennen, ist manchmal überlebenswichtig. Schützen Sie alle, die beteiligt sind! Halten Sie sie soweit es geht aus der Sache raus! Sehen Sie zu, dass sie nicht wissen, was sie tun und worum es geht! Dann steigen Ihre Chancen exponentiell Erfolg zu haben und selbst heil aus der Sache raus zu kommen.“
Kutcher hört sich das an, zieht verärgert die Stirn in Falten und macht eine abfällige Handbewegung.
„Das habe ich jetzt nicht gesehen. Sollte durch Sie etwas daneben gehen, werden Sie für mich die berühmte heiße Kartoffel sein, die man fallen lässt. Also reißen Sie sich zusammen!“
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Paul Boronsky kommt gerade zufrieden aus dem pompösen Palast des türkischen Regierungschefs. Er hat natürlich nicht mit ihm selbst, sondern mit einem seiner Berater gesprochen. Als er ihm den Vorschlag seines Chefs präsentiert hat, ist der erst blass geworden, doch nach einer kurzen schweigsamen Pause begann er zu grinsen, sprang auf und verschwand.
Paul wurde ein zweiter Mokka gebracht und er wurde gebeten, unbedingt die Rückkehr seines Gesprächspartners abzuwarten. Er dauerte eine halbe Stunde, dann kam er zurück.
„Entschuldigen Sie, aber es hat etwas Zeit in Anspruch genommen, bis ich meinem Vorgesetzten das Szenario klarmachen konnte, das sich bei Befolgung Ihres Vorschlages ergeben wird. Ich wollte Sie nicht gehen lassen, ohne Ihnen Erfolg zu melden. Ich muss schon sagen, Ihr Amis seit wirklich kreativ, seit der neue Präsident im Amt ist.“
Paul erzählte seinem Gesprächspartner folgendes: „Ich appelliere an Ihr Kopfkino: Stellen Sie sich vor, Sie schauen bei einem Wettlauf über 100 m zu und kurz vorm Ziel reißt der Dritte den Zweiten um und hält den Ersten solange am Trikot fest, bis der entnervt aufgibt. So wird der ehemals Dritte plötzlich der Erste und gewinnt den Lauf.
Wenn also Einer heute „America first!“ sagt und das immer wieder wiederholt, dann kann er zwei Möglichkeiten im Kopf haben: 1. Er bringt sein Land zum Erfolg oder 2. Er hindert andere Länder solange daran Erfolg zu haben, bis sie relativ zu America hinten liegen.“
Sie hatten sich die Hand gegeben und Paul ist gegangen. Er wird noch über Nacht bleiben und morgen wird er sicher mit neuen Nachrichten seinen Weg nach Hause antreten können.
‚Ja, er hatte Recht, sie sind kreativ in einer unvorstellbaren und bösartigen Weise geworden! All die Jahre, die er dem einen oder anderen Präsidenten gedient hatte, gab es immer gewisse Tabus, die nicht angerührt wurden selbst dann, wenn sie überhaupt darauf gekommen wären. Man kam aber erst gar nicht auf solche Winkelzüge. Die lagen außerhalb jedes Horizonts bis zu dem man denken wollte und durfte. Das hat sich gehörig geändert.‘
Ihm ist nicht wohl dabei, aber die neue Strategie zeigt bereits Erfolge.
Tags drauf, bevor er im Taxi zum Flughafen saß, konnte er schon im Hotel die Rede sehen und hören. Der türkische Regierungschef hat angekündigt, Flüchtlinge in Richtung EU ausreisen zu lassen. Das wird das ohnehin geschwächte Griechenland an den Rand seiner Möglichkeiten bringen und der gesamten EU schwere Probleme bescheren vor allem, wenn es den anderen geschwächten Patienten in der EU, Italien, Portugal oder Spanien auch schlecht geht.
Gute Arbeit! Er wird sicher freudig empfangen werden. Hoffentlich gelingt Finch seine Mission ebenfalls.
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„Good morning, Mr. Lombardi!“ Kutcher kann kein Wort Italienisch. Finch hatte ihn und Emilio Lombardi gerade miteinander bekannt gemacht und sie waren auf dem Weg in Lombardis Reich.
„Meine Herren, Sie befinden sich hier an einer sehr empfindlichen Stelle in unserem Haus. Hier sorgen wir dafür, dass unsere Gäste während der Flüge mit hochqualitativer Atemluft versorgt werden.“ Lombardi spricht ausgezeichnet Englisch. „Ich muss darauf hinweisen, dass Sie nichts in diesem Bereich anrühren dürfen. Das dient der Sicherheit unserer Maschinen. Sie hier hereinzubringen ist am Rande der Legalität, aber für echte Fans der Luftfahrttechnik machen wir schon einmal eine Ausnahme. Bitte streifen Sie sich jetzt die Anzüge über, ziehen sie die Überschuhe an und setzen Sie sich die Hauben auf. Vielen Dank! Währenddessen erkläre ich Ihnen das Eine oder Andere.
Wir machen jetzt eine kleine Reise durch das Flugzeug auf dem Weg, den die Luft von außen in die Kabine nimmt.
Hier auf diesem Schaubild sehen Sie, wie und wo die Außenluft in die Turbinen kommt. Von Stufe zu Stufe wird sie mehr komprimiert, da es in den Höhen nur sehr dünne Luft gibt. Das dient zum einen der Turbine und zum anderen auch der Versorgung mit Atemluft in der Kabine, die hier abgezapft wird.“ Lombardi zeigt auf einer Schnittdarstellung einer Turbine den Bypass für die Innenluft.
„Ein geringer Teil der komprimierten Luft wird nach innen gedrückt und passiert mehrere Filterstufen. Innen wird sie dann in verschiedene Zonen aufgeteilt, unterschiedlich erwärmt und von oben in die Zonen eingespeist.
Das hört sich simpel an, ist aber eine komplexe Aufgabe. Sie erinnern sich sicher, dass eine Zeit lang von Kerosingeruch und Ähnlichem in der Kabine die Rede war. Das ist vorbei!“
Sie gehen nun an einer langen Werkbank entlang und Lombardi zeigt Ihnen Rohrleitungsstücke, Filtergehäuse und Filtereinsätze.
„Wir sind hier an den Komponenten eines Airbus A320, der morgen nach Mailand fliegen wird. Heute Abend ist alles wieder zurück im Flugzeug oder durch Neuteile ersetzt worden.
Aber zurück zu unserem Luftkreislauf: Hier sehen Sie den letzten Filtereinsatz, bevor die Luft auf die Zonen verteilt wird. An den Ausgängen jeder Zone gibt es erneut Filter, die den letzten Rest an denkbaren Gerüchen, Stäuben oder ähnlichen ungewollten Bestandteilen herausfiltern. Sehen Sie hier zum Beispiel einige Filter der Economy-Klasse.“
Finch hat die Hand gehoben. „Sie haben eine Frage, Mr. Finch?“
Finch nimmt Lombardi beiseite und deutet auf einen große Zeichnung an der Wand, die scheinbar das Rohrnetz für die Luft im Flugzeug zeigt.
„Sind das diese Filter, von denen Sie gerade sprachen, Signor Lombardi?“
„Genau! Ich sehe, Sie können unsere technische Zeichnung lesen. Sind Sie Ingenieur, Signor Finch?“ Lombardi freut sich sichtlich, einen einigermaßen kompetenten Gesprächspartner vorzufinden. Die Beiden vertiefen sich in die Besprechung der Zeichnung, die sie nach und nach mit dem Finger durchwandern.
„Das war sehr lehrreich. Ich bin zwar nicht so weit, dass ich bei Ihnen mitarbeiten könnte, aber ich habe alles verstanden. Mille grazie, Signor Lombardi!“
Als sich beide umdrehen, steht Kutcher mit dem Rücken zur Werkbank, gegen die er sich lehnt.
„Sorry, Mr. Kutcher, bitte gehen Sie einen Schritt von der Werkbank weg. Auch wenn Sie den Anzug tragen, könnte es zu Verunreinigungen auf der Arbeitsplatte kommen.“
„Äh, sure, sorry!“ Kutcher nimmt die leichte Zurechtweisung sichtlich ernst.
Die kleine Gruppe zieht weiter und nachdem sie in der Werft ein bis auf die Außenhaut zerlegtes Flugzeug angeschaut haben, endet die Führung.
Finch lädt die anderen zu einem Essen in einem naheliegenden Restaurant ein und sie reden noch während des Essens weiter. Echte Flugzeugfans könnte man meinen.
Lombardi hat die Führung großen Spaß gemacht. Nicht nur deshalb, weil er seine finanziellen Sorgen los ist.
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Es ist Nacht in Pa Hang. Schon am frühen Abend haben Fuller, Shriver und alle anderen das windschiefe Gebäude verlassen. Sie sind hier allein und sie fühlen sich sehr sicher, dass niemand von ihrer Anwesenheit in Laos und dem Grund dafür auch nur die geringste Ahnung hat.
Shriver ist fast fertig mit der Bearbeitung der Kisten. Sie haben sich eine Sause in einer der laotischen Etablissements verdient, die alles bieten, Essen, Trinken, Roulette, Poker und … jede Menge junger Mädchen, die für ein paar Dollars alles machen.
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Cees hat den Abend abgewartet und ist zurück zu dem alten Haus gefahren. Einen Kilometer vorher ist er ausgestiegen und zu Fuß auf unbefestigten Wegen, wo er allein war, hingegangen.
Das Außenschloss war ein Witz. Er konnte es mit einem gebogenen Draht leicht öffnen. ‚Die müssen sich total sicher fühlen!‘ Nun versucht er, sich an die Dunkelheit zu gewöhnen. Er hat eine Taschenlampe dabei, auf die er eine Pappe zum Bündeln des Leuchtkegels geklebt hat. Wenn er die geschickt hält, sieht man von außen kaum einen Lichtschein.
Den Durchgang zu dem Labor findet er schnell. Er sieht, dass es sich um einen gut improvisierten Reinraum handelt, der mit einer Schleuse vom Rest abgeteilt ist.
Es hat keinen Zweck da hinein zu gehen. Im Gegenteil, wer weiß was er damit riskieren würde. Er sieht durch das große Fenster, dass innen einige Petrischälchen auf der Arbeitsfläche stehen. Von den Kisten mit den Schuppentieren sind gut drei Viertel im Labor, der Rest steht außen.
‚Was machen die hier? Sieht fast so aus, als würden sie den Tieren etwas einimpfen oder so ähnlich. Warum machen die das? Wohin sollen die Kisten noch gehen?‘
Cees weiß genau, dass er hier nicht mehr herausfinden kann. Er muss sich auf seine Sender verlassen und später prüfen, wohin die Ladung gehen wird. ‚Außer Spesen nichts gewesen, jedenfalls nicht viel! Hat sich mein Hubschraubereinsatz gelohnt? Vielleicht kommt ich später dahinter.‘
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Cees ist zurück zur vietnamesischen Grenze gefahren und wartet dort auf die Signale, die er am nächsten Tag empfangen wird.
Morgens in Pa Hang beginnen sie die Kisten, die Doc Shriver aus dem Labor herausgegeben hat, auf den Lastwagen zu laden. Schon heute Nachmittag wird er in Richtung Yot Ou District im Norden abfahren. Sie werden zwanzig Stunden brauchen. Wenn sie den Schlenker durch Vietnam weiter westlich nehmen könnten, würden sie vier Stunden sparen. Der Weg ist aber zu gefährlich. Sie müssten zweimal eine Grenze überqueren und an Grenzen kann viel passieren.
Dort, nahe der chinesischen Grenze werden chinesische Schmuggler die Ware übernehmen. So ist es abgemacht. Wenn es erstmal so weit wäre. Dann könnte Mike mit seinen Männern endlich aus dieser Drecksgegend verschwinden und nach Hause fliegen.
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Zwei Tage später stellt Cees fest, dass die Ladung die chinesische Grenze überquert hat. ‚Also kommen die Tierchen doch noch dahin, wo sie geschätzt werden. Aber warum haben die diesen Umweg gemacht?‘ Er wird die Ohren aufhalten. Auf manchen der einschlägigen Märkte hat er Kontaktleute. Die wird er darauf ansetzen.
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Es vergeht einige Zeit, bis Cees eine Nachricht von einem seiner Kontaktmänner bekommt. Eine Ladung Schuppentiere ist in Wuhan angekommen. Sie wurde auf mehrere der einschlägigen Märkte verteilt. Dort werden sie schnellen Absatz an einige Reiche und bestimmte hochpreisige Restaurants finden.
Ihre letzte Bestimmung erreichen die Tierchen auf den Tellern von Männern, die daran glauben, dass ihnen enorme Lebenskräfte von dieser exklusiven Speise zuwachsen werden. Männern wie es Xing Seng Fei ist.
Mittlerweile ist es Anfang Dezember geworden und ein harter Winter zehrt an eben diesen Lebenskräften der Menschen in Wuhan.