Читать книгу Besondere Vorkommnisse in meiner 50-jährigen beruflichen Tätigkeit in der Landwirtschaft - Horst Kempa - Страница 7
EIN GESPANN KALTBLÜTER HAUT ALLES KURZ UND KLEIN
ОглавлениеIm Frühjahr 1955, ich war im ersten Lehrjahr, wurde ich zur Maschinenhacke eingeteilt. Im Gut Kohren hatten die Landmaschinen, wie Drille, Hackmaschine oder Düngerstreuer eine Arbeitsbreite von vier Metern. Sie waren damit doppelt so breit wie die bei den Bauern üblichen Geräte. Gezogen wurden sie von Pferden.
Das Hacken der Rüben mit eine vier Meter breiten Maschine war eine Aufgabe für Spezialisten. Erfahrung und Können, besonders aber ein ruhiges exaktes Arbeiten waren die Grundlage für eine saubere Arbeit. Neben den Menschen wurden an die Pferde die gleichen Anforderungen gestellt. Nur ein ruhiges ausgeglichenes Gespann konnte die Hackmaschine ziehen.
Reinhard M. mit seinen Kaltblütern, der Rotschimmelstute Susi und dem Fuchswallach Fritz, waren dafür bestens geeignet. Sie hatten auch schon jahrelange Erfahrungen mit der Hackmaschine. Dazu kam der Maschinenführer Arthur H.
Dieser Truppe wurde immer ein Lehrling zugeteilt. Der war für die Beseitigung der auftretenden Verstopfungen an den Hackmessern verantwortlich. An dem besagten Tag im Frühjahr 1955 hatte ich diese Aufgabe.
Die Arbeit auf dem Rübenfeld kurz vor Walditz war am frühen Nachmittag abgeschlossen. Die Hackmaschine sollte mit auf den Hof genommen werden.
Die Hackmaschine hatte eine lenkbare Vorderkarre, dort war auch der Haken, in den die Spannwaage der Pferde eingehangen wurde. Gelenkt wurde über eine lange Verbindungsstange von hinten. Wir drei, der Kutscher, der Maschinist, der gelenkt hat, und ich liefen hinter der Maschine. Als wir vom Feld auf die Straße einbogen, kam die Maschine schon etwas ins rollen. Die Straße von Walditz, etwa 1 km, hat ein leichtes Gefälle, sie ist schmal und von beiden Seiten mit alten Kirschbäumen eingegrenzt. Die Maschine kam immer mehr ins rollen. Dadurch schlug die Spannwaage den Pferden in die Fesseln, sie wurden unruhig und erhöhten das Schritttempo. Jetzt ging alles sehr schnell, die Hackmaschine schlug den Pferden an die Hinterbeine. Die fingen an zu galoppieren.
Bei der abgebildeten Drillmaschine sieht man deutlich die Vorderkarre und die nach hinten gehende Lenkstange (das gleiche Prinzip wie bei der Hackmaschine.
Reinhard konnte das Gespann nicht mehr halten und musste die Zügel loslassen. Die Maschine schlug rechts und links gegen die Bäume und jedes Mal blieb ein Stück von ihr dort liegen. Die Maschinenteile waren von Walditz bis Kohren am Straßenrand verstreut. Susi und Fritz rasten auf den oberen Hof vor den Pferdestall. Dort wurden sie abgefangen. Von der angehängten Hackmaschine war nichts mehr zu sehen. Die war in Einzelteile zerlegt und nur noch Schrott. Als wir im Hof ankamen, waren die Kaltblüter noch sehr aufgeregt. Das sonst ruhige und ausgeglichene Gespann, das durchgegangen war, hat gezeigt, dass man beim Umgang mit Tieren immer größte Vorsicht walten lassen sollte.
Glücklicherweise sind bei diesem Ereignis keine Personen zu Schaden gekommen.