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Geleitwort zur Ausgabe von 1986

Der beeindruckendste Aspekt dieser Arbeit über phantastische und mit populärer Phantasie erfüllte (populistischer oder Pop-) Architektur ist der hohe Grad ihrer Ernsthaftigkeit — und gerade jetzt scheint es an der Zeit zu sein für eine ernsthafte Arbeit über die Bedeutung populären Ausdrucks und der darauf basierenden Kunst. Diese Ernsthaftigkeit ist nicht zu verwechseln mit derjenigen der würdevollen Versuche spätmarxistischer Kritiker, welche alle Überreste populärer Begeisterung verbannen wollen aus einer Art gereinigten, "rationalen" Kunst und Architektur für das Volk, aber natürlich nicht durch das Volk.

Die Architekturbeispiele in dieser Arbeit scheinen mir einer solchen Kunst diametral entgegenzustehen. Sie zeigen den Aufwand enthusiastischer Energie, der zum „Überleben" einer Leistung notwendig ist — was die rein „rationale" Leistung nicht vermag. Was die Beispiele Horst Relleckes anscheinend gemein haben, ist das Vergnügen, das der jeweilige Autor in ihrer Realisation fand. Natürlich ist es einfacher und effektiver, Energie in eine Aufgabe zu investieren, wenn der Investor daran Spaß hat, schwerer, wenn er damit gelangweilt ist. Vergnügen schließt jedoch nicht Ernsthaftigkeit aus, wie uns Mozart hätte sagen können. Wohl setzt es uns der Möglichkeit des Kitsches aus, was denselben Rationalisten einen richtigen Schrecken versetzt. Es ist schwer für mich, einzusehen, warum: Wenn man Kitsch ansieht als populäre „Kunst", in der der Aufwand menschlicher Energie nicht ausreicht, um das Ergebnis lebendig werden zu lassen, so dass dabei schließlich eine Gattung des Schwindels herauskommt, dann gibt es sicherlich ein paralleles Phänomen unter den reinen unpop(ulären) Bauten, den endlosen Wiederholungen dieser leblosen, energielosen, uninteressanten Gebäude. Mit anderen Worten: Kitschgebäude genauso wie die öden Bauten aus mehr „rationalistischer" Überzeugung sind, wie in der Tat die meisten Gebäude auf unserem Planeten, Versager. Sie sind Versager, nicht weil sie versuchen, menschliche Gefühle zu berühren, sondern weil sie es daran fehlen lassen.

Fast alle Exempel Horst Relleckes hingegen (obwohl natürlich jeder von uns die Linie zwischen Versagen und Erfolg leicht verschieben würde) erfreuen uns durch ihren Erfolg. Das Vergnügen wird sogar noch gesteigert, gerade weil diese Beispiele auf eine gefährliche Weise erfolgreich sind, indem sie manchmal am Abgrund trüber Sentimentalität tanzen, manchmal des Chaos, der kurzlebigen Kunst des Augenblicks und des Spaßes aus den Klauen des Kitschs. Dies ist reife und ernsthafte Materie.

Charles Moore, Sea Ranch 1981

Der Glaselefant

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