Читать книгу Am Ende - die Hölle: Texas Wolf Band 69 - Horst Weymar Hübner - Страница 7

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Fast sieben Jahre zurück …

Die große Fiesta von San Antonio war vorüber, und in der Stadt hatte sich viel Geld angesammelt, insbesondere bei Mr. Arbuckle, dem fast ein ganzer Straßenzug mit Saloons und Spielhallen und öffentlichen Häusern mit willigen, aber keineswegs billigen Mädchen gehörte.

Da in den Jahren davor wiederholt auf Mr. Arbuckle geschossen worden war und er auch richtig eine Kugel an die Birne bekommen hatte, wollte er das Risiko mindern, schaffte sich einen Geldschrank an und stopfte sein Geld da hinein.

Ein Geschäftsfreund aus dem fernen St. Louis, der für die Fiesta zu Besuch gekommen war und von dem er sich regelmäßig neue Mädchen vermitteln ließ, machte ihn auf Gefahren aufmerksam, die auch einem Geldschrank drohten. Ihm selbst war so ein Ding von einer Bande einfach weggetragen worden, und einem Bekannten war es passiert, dass sich zwar der Geldschrank als zu schwer erwiesen hatte, dafür aber mit Dynamit geknackt worden war. In diesem Falle war der Schaden noch größer gewesen.

Denn erstens war das eingelegte Geld weg. Zweitens war der teure Geldschrank hin. Und drittens war noch das halbe Haus bei der Explosion fortgeflogen.

Da Mr. Arbuckle ohnehin keinen guten Glauben an die Menschen hatte – was durch seinen Beruf bedingt war – sann er darauf, wie er seinen Geldschrank schützen könnte. Und da verfiel er auf Pike Leverty.

Das war ein junger Mann, der einen guten Leumund hatte. Außerdem hatte Pike bereits zwei Revolverkämpfe überlebt, was bewies, dass er mit der Waffe umgehen konnte.

Ausschlaggebend für die Wahl aber war, dass Pike Leverty schon mehrmals Geldtransporte begleitet hatte – aus San Antonio hinaus und in die Stadt hinein, und dass er diese Transporte sicher ans Ziel gebracht hatte, obwohl Banden dem Wagen aufgelauert hatten.

Pike hatte dabei nicht das Schießen übernommen – für diese Tätigkeit war eine extra angeworbene Revolvermannschaft zuständig. Nein, er hatte sozusagen als Scout die Transporte geführt. Und das recht eigenwillig, denn er hatte jeweils die Wagen vom Weg genommen und quer durch die Wildnis geführt. Vorbei an den Hinterhalten, wo den Transporten aufgelauert wurde. Die Zeiten waren nicht gerade rosig, böse Mäuler behaupteten, es gäbe mehr Banditen als anständige Leute.

Pike verlor jedenfalls keinen Transport und keinen Mann, er schaffte es mit List und Geschick sogar, seine Begleitmannschaft aus jeder Schießerei herauszuhalten.

In einer Zeit, wo man in San Antonio am hellen Tag vor der eigenen Haustür ausgeplündert werden konnte, waren Pikes Taten natürlich eine stolze Leistung. Verschiedentlich wurde gemunkelt, er stehe mit dem Teufel oder sonst wem im Bunde. Seiner Beliebtheit tat das aber keinen Abbruch.

Und deshalb sagte sich Mr. Arbuckle, dass nur ein Mann seinen Geldschrank beschützen konnte – der beste Mann der Stadt. Nämlich Pike.

Eines Abends ging er zu ihm und sagte: „Pike, nimm deinen Revolver, ich habe eine Arbeit für dich!“

Pike blinzelte den reichen Mann irritiert an und schüttelte den Kopf. „Das mache ich nicht, Sie müssen den Burschen selber erschießen!“

„Unsinn! Niemand soll erschossen werden! Du sollst meinen neuen Geldschrank bewachen. Ich habe mir einen angeschafft, ich habe es satt, dauernd Kugeln an meinen Ohren zu hören.“

„Das“, sagte Pike, „ist natürlich etwas anderes.“ Er langte den Revolvergurt vom Haken und ging mit Mr. Arbuckle, um den neuen Geldschrank zu besichtigen.

Der schwere Eisenkasten beeindruckte ihn sehr. Sicher kam er ihm auch vor.

Er sagte zu Mr. Arbuckle: „Ich will nicht unfair sein und Ihnen Geld fürs Aufpassen abknöpfen, wo das ganz überflüssig ist. Das Ding ist gepanzert, und das Geld liegt darin so sicher wie in Abrahams Schoss.“

„Man kann ihn wegtragen“, widersprach Mr. Arbuckle, „einem guten Freund ist das passiert. Sechs Männer genügen, denn zu sechst haben sie ihn auch hier hereingeschleppt. Reichen dir hundert Dollar in der Woche, Pike? Essen und Trinken bekommst du extra, und Munition, soviel erforderlich ist.“

Das war eine Menge Geld. Hundert Dollar in der Woche konnte Pike schon gebrauchen. Die brachten ihn seinem Ziel ein ganzes Stück näher. Er hatte nämlich im San Pedro-Viertel ein kleines Grundstück erworben und wollte darauf ein kleines Haus für Sugar und sich bauen. Mit den eigenen Händen.

Aber das kostete Geld. Für Adobelehmziegel. Für Holz. Und dann musste ein Haus ja auch wohnlich eingerichtet werden. Mr. Arbuckles Angebot war jedenfalls außerordentlich verlockend.

Dennoch sagte Pike: „Es käme Sie billiger, wenn Sie Ihr Geld in die Bank geben.“

„Ich bin Geschäftsmann“, antwortete Mr. Arbuckle, „ich unterhalte Spielhallen und muss ständig flüssig sein. Und es wäre auch nicht gut, wenn die Bank erfährt, was bei mir über die Fiesta so zusammenkommt, verstehst du?“

Pike verstand es zwar nicht, aber er nickte und sagte: „Sie haben Ihren Mann. Das Geld brauche ich nämlich.“

Mr. Arbuckle lächelte gewinnend. „Das ist vernünftig, denn ein Mann muss in die Zukunft blicken. Du willst bald heiraten, nicht wahr?“

„Ich will erst ein Heim schaffen.“

„Wer ist es?“

„Sugar – Sugar Eckroat. Die Familie ist vor ein paar Jahren vom Missouri zugezogen.“

„Die Eckroats, sieh einer an!“, machte Mr. Arbuckle. „Brave Leute. Hatten allerdings Pech da oben. Na, dann viel Glück für dich, Pike. Du kannst heute Abend anfangen.“

„Ist das ein Job für die Nacht?“

„Sicher. Tagsüber sind meine Leute da, niemand wird so verrückt sein, ins Haus zu stürmen und zu schießen anzufangen. Wenn etwas passiert, dann nachts. Da ist die Stadt ruhig, und die meisten Leute sind müde und schlafen fest.“

Das leuchtete Pike ein.

Mit einem Händedruck wurde das Geschäft besiegelt.

An diesem Abend setzte er sich mit einem Stuhl vor Mr. Arbuckles Officetür und trug den umgelegten Gurt mit dem Revolver gut sichtbar. Das Office befand sich im größten aller Saloons von Mr. Arbuckle, und es grenzte direkt an den Schankraum. Die Gäste konnten Pike auf dem Stuhl sitzen sehen. Für sie war das so in Ordnung.

Denn jedermann wusste, dass Mr. Arbuckle wiederholt mit Kugeln bombardiert worden war. Stadtgespräch war auch, dass er sich nun endlich einen dicken Geldschrank zugelegt hatte. Und dass Pike Leverty jetzt mit dem Schießeisen vor der Tür thronte, machte allen klar, dass Pike das Amt eines Wächters übernommen hatte und auf Mr. Arbuckles Geldschrank aufpasste.

Und auf jeden ballerte, der sich unbefugt an dem Eisenkasten zu schaffen machte.

Der Saloonbetrieb schlief gegen Mitternacht ein, um ein Uhr räumte der Keeper zusammen, und der Hausdiener trug die Spucknäpfe hinaus und stellte die Stuhle hoch. Um zwei Uhr kamen Mr. Arbuckles Angestellte aus den anderen Etablissements mit schweren Ledertaschen und rechneten mit dem Boss die Einnahmen ab.

Um drei Uhr ging Mr. Arbuckle selber – müde, aber vergnügt und mit einer dünnen Zigarre im Mundwinkel. Er löschte die Lampen und rief von der Vordertür her: „Dann mache deine Sache gut, Pike! Es ist niemand mehr im Haus.“ Er schloss ab.

Pike sah ihn an den großen Vorderfenstern vorbeigehen.

Um vier Uhr tränten Pike vom kalten Tabakqualm die Augen. Und gegen fünf Uhr, als es vor den Fenstern schon vage hell zu werden begann, hörte er ein winziges Geräusch. Wie das Nagen einer hungrigen Maus.

Sofort spannte sich in Pike alles.

Lautlos glitt er vom Stuhl hoch, legte die Hand auf den Revolverkolben und lauschte mit vorgerecktem Kopf.

Das Geräusch wiederholte sich. Es schien von überall zu kommen.

Erst dachte Pike wirklich, dass eine Maus oder ein anderes Nagetier unterwegs war. Vielleicht wohnte unter dem Dach sogar ein Opossum. Die Beutelratten eroberten vom Fluss aus die Häuser und richteten sich darin wohnlich ein.

Schon wollte sich Pike wieder setzen, als er etwas über Glas kratzen hörte.

Nun glaubte er nicht einmal mehr an ein Opossum. Er konnte sich nicht vorstellen, dass eine Beutelratte nachts durch einen Saloon geisterte, sich an den Flaschen zu schaffen machte und sich womöglich noch einen einkippte.

Das Kratzen auf Glas wiederholte sich ebenfalls. Eindeutig kam das Geräusch jetzt aber hinter der Tür hervor, die er zu bewachen hatte.

Machte sich da wirklich jemand an Mr. Arbuckles Geldschrank zu schaffen?

So leise und bedächtig und umsichtig, wie Pike seine Geldtransporte durch die Wildnis zu führen pflegte, öffnete er die Tür, glitt hinein und schloss sie wieder.

Er drückte sich an die Wand und atmete leise und flach. Und er wartete. Mit der beinahe grenzenlosen Ausdauer eines Indianers. Falls jemand im Raum war, musste er sich irgendwann bemerkbar machen.

Jemand, der in ein fremdes Haus eindrang und krumme Absichten hegte, war aufgeregt weil er einmal eine Entdeckung fürchtete und weil er andererseits nicht wusste, ob sein Fischzug auch erfolgreich verlief. Dachte sich Pike jedenfalls.

Sehen konnte er niemanden. So hell war‘s draußen immer noch nicht. Und wo überall Mr. Arbuckle die Möbel stehen hatte, hatte er sich nicht so genau eingeprägt. Er wusste nur ganz genau, wo der Geldschrank stand.

Auf den konzentrierte er sich.

Aber von dort kam nicht mal ein winziges Geräusch.

Sicherheitshalber glitt Pike auf den Außenkanten der Stiefelsohlen an der Tür vorbei und der Wand entlang zum Geldschrank. Das Ding stand an seinem Platz. Und als Pike darüber strich, stellte er fest, dass der klobige Eisenkasten unversehrt und verschlossen war. Jedenfalls war die Tür zu.

Er lehnte sich wieder an die Wand und überlegte, ob er sich vielleicht geirrt hatte. Vielleicht war ein Skunk hinter dem Haus in den Abfallhaufen geraten. Die Stinktiere gruben gern in den Abfällen nach Nahrung. Sogar Waschbären verirrten sich in die Stadt, räuberten in den Hühnerställen und Lagerhäusern und Stores, und falls die kein Schlupfloch aufwiesen, plünderten sie die Pecan-Bäume leer oder machten den Skunks an den Abfallhaufen Konkurrenz. In jedem Falle waren solche unerwünschten Besuche mit ziemlich viel Lärm verbunden, und manchem schreckhaften Stadtbewohner war schon fast das Herz stehen geblieben.

Da machte Pike eine bedeutsame Entdeckung. Mr. Arbuckle war mit einer brennenden Zigarre als letzter gegangen. Der kalte Rauch lag noch immer im Raum. Falls also jemand eingedrungen war, hätte das nur durch das Fenster geschehen können.

Durch das geöffnete Fenster wäre aber der alte Rauch abgezogen. Und sicher hätte Pike dann auch einen Zug der kühlen Nachtluft gespürt.

Er spürte aber gar nichts.

Seine Aufmerksamkeit war jedoch jetzt auf das Fenster gelenkt. Unhörbar glitt er auf die andere Seite des Raumes und duckte sich schneller als ein Blitz nieder, als er draußen an der Scheibe eine Bewegung wahrnahm.

Sein Herz klopfte bis zum Hals hinauf.

Vor dem Fenster war jemand!

Jetzt hörte er ein schwaches Tuscheln. Der unbekannte Kerl war nicht mal allein!

Und das Kratzen und Nagen rührte davon her, dass die Hundesöhne versuchten, Mr. Arbuckles Fenster hochzuschieben!

In der Hocke arbeitete sich Pike an die Fensterwand heran und stand im toten Winkel neben dem Fenster auf. Er riskierte mit einem Auge einen Blick und wollte sehen, wer sich am Fenster versuchte.

Im Hintergrund sah er eine dritte Gestalt. Sie gestikulierte und sagte dann etwas. Pike verstand es nicht, so wenig wie die Antwort der zwei Halunken, die jetzt wieder am Holzrahmen des Fensters arbeiteten. Irgendwie dumpf hörte es sich an.

Pike dämmerte es, dass sie sich Tücher vor das Gesicht gebunden hatten. Klar, sie wollten nicht erkannt erden, falls zufällig ein Frühaufsteher in den Hof hinter dem Saloon kam.

Oder hatten sie sich gar seinetwegen unkenntlich gemacht? Er konnte das auch nicht von der Hand weisen. Immerhin hatten genügend Gäste gesehen, wie er den ganzen Abend und die halbe Nacht vor der Officetür gesessen hatte. Herumgesprochen hatte sich außerdem, dass sich Mr. Arbuckle einen Wächter verschrieben hatte.

Die Halunken brauchten ihr Gehirnschmalz nicht sonderlich anzustrengen, um sich zu sagen, dass er, Pike, auch für den Rest der Nacht Wache hielt. Vor der Tür, wo sonst?

Aber er konnte etwas hören und nachsehen kommen. Deshalb hatten sie sich unkenntlich gemacht.

Auf die Idee mit dem Fenster wäre er nie gekommen. Die Burschen schon. Und sie waren bloß zu dritt. Mr. Arbuckle hatte aber gesagt, dass sechs Mann erforderlich gewesen waren, den Eisenkasten abzuladen und ins Haus zu schaffen.

Pike dachte auch darüber nach und kam zu dem Schluss, dass die drei finsteren Vögel den Geldschrank nicht forttragen wollten – weil sie es nicht konnten. Sie wollten ihn an Ort und Stelle aufmachen und leeren!

Jetzt sah er ein gebogenes Eisen am Glas. Es kratzte darüber hinweg. Er hörte wieder jenes Geräusch, das ihn an einen Skunk oder ein Opossum zwischen den leeren Flaschen auf dem Abfallhaufen hatte denken lassen.

Die Kerle hatten Mühe, einen Ansatzpunkt für den Eisenhebel zu finden.

Aber nun klappte es. Pike hörte Holz knirschen. Unten am Fenster klaffte ein kleiner Spalt und wurde rasch größer. Eine Hand erschien, noch eine. Draußen richtete sich ein Kerl auf und zog das Schiebefenster in die Höhe. Es lief nicht gut, es klemmte irgendwo.

Die Öffnung war aber groß genug, um einen Mann durchkriechen zu lassen.

Kühle frische Morgenluft strömte ins Zimmer.

Pike starrte düster auf die hölzerne Fensterbank und dachte, dass Mr. Arbuckle ein recht leichtsinniger Mann war, dass er einen oder einen halben Dollar für ordentliche Riegel innen am Schiebefenster eingespart hatte. Geiz mochte er ihm nicht unterstellen, wo er ihm doch hundert Bucks für die Woche bezahlte.

Jetzt murmelten die Burschen draußen wieder. Durch die Öffnung hörte Pike jetzt besser.

„Alles ruhig!“, sagte der Kerl mit dem gebogenen Sternmeisen unter dem Halstuch hervor.

So ganz überzeugt war der zweite Mann nicht „Und wenn er was gehört hat? Schließlich hockt er genau vor der Tür!“

Ihr werdet euch wundern, wo ich hocke!, dachte Pike ergrimmt.

Der dritte Mann trat näher. „Bestimmt schläft er. Und wenn nicht, dann muss er erst mal zusehen, wie er aus dem Haus kommt. Arbuckle hat vorne abgeschlossen, und wie ich ihn kenne, hat er auch die Officetür verrammelt. Durch die kommt Leverty also schon mal gar nicht herein. Ich passe hier draußen schon auf, falls er durch ein Fenster klettert und Krach schlagen will. – Also, was ist jetzt, fangen wir an?“

„Ja doch, Mann!“, knurrte der Gauner mit dem Eisen und zwängte sich durch die Öffnung. Nur eine Armlänge von Pike entfernt stand er und ließ sich ein Bündel hereinreichen, in dem es verhalten klirrte.

Die Burschen rückten mit einem ganzen Sortiment Werkzeug an.

Geräuschlos zog Pike den Revolver. Langsam hob er den rechten Arm in die Höhe und beobachtete den zweiten Mann, der sich jetzt unter dem Fenster hereinzwängte. Der war rundlicher und schnaufte wie ein alter Bulle.

Pike musste den richtigen Augenblick abwarten. Sonst verdarb er alles. Oder er starb. Er wusste nicht, wie hartgesotten die Eindringlinge waren und ob sie Waffen mitbrachten.

Als der zweite Mann im Raum war, schlug er zu.

Der Bursche mit dem Werkzeugbündel fiel steif wie ein Brett gegen den anderen Halunken.

Pike machte einen Schritt nach vorn und schlug wieder mit dem Revolverlauf zu. Noch ehe der erste Mann auf den Boden prallte.

Er erwischte auch den zweiten Halunken sauber. Nur auffangen konnte er keinen. Es gab ein ziemlich lautes Getöse.

Der dritte Mann vor dem Fenster bekam wohl ungute Ahnungen. Statt weiter das Aufpassen zu besorgen, warf er sich herum und lief los.

Pike ging in die Hocke, zielte zu der Öffnung hinaus und rief: „Eine Kugel ist schneller, als ein Mann rennen kann! Bleib stehen, Mister, schnall ab, und dann kommst du her und streckst die Arme bis zum Dach hinauf! Oder ist noch etwas unklar?“

Um seine Worte eindrucksvoll zu unterstreichen, zog er mit dem Daumen den Hammer zurück und ließ ihn hart einrasten. Dieses Geräusch drang weithin durch den Morgen. Und es war bekannt.

Der Kerl blieb stehen. Wie im Krampf zog er die Achseln hoch. Dann wandte er sich langsam um, nestelte vor dem Bauch herum und ließ tatsächlich einen Waffengurt zu Boden rutschen.

Hart schnaufend kam er näher.

„Was hast du schon davon?“, fragte er Pike. „Er zahlt dir ein paar lumpige Dollar, dabei schwimmt er im Geld. Und in seinem Geldschrank liegt ein Vermögen. Es reicht auch für vier.“

„Davon will ich nichts wissen. Ich habe einen Job übernommen, und den führe ich durch. Hierher und zum Fenster herein!“ Pike dirigierte den Burschen mit dem Revolverlauf.

Als der Mann halb im Raum war, haute ihm Pike den Revolver auf den Hut.

Fünf Minuten brauchte er, um die drei Strolche zu verschnüren. Er rollte sie auf die Seite, damit ihm einer nicht versehentlich erstickte.

Dann schloss er das Fenster und hockte sich wieder auf den Stuhl vor der Tür.

Um acht Uhr kamen Angestellte und der Hausknecht.

Der Mann, der für Mr. Arbuckle den Saloon führte, blickte grinsend auf Pike. „Ein schön ruhiger Job und nicht anstrengend. Haben Sie gut geschlafen?“

„Geschlafen nicht, aber sonst ist die Arbeit doch ziemlich ruhig“, antwortete Pike kühl und strich sich über das stachelige Kinn, „Lassen Sie nach Mister Arbuckle schicken.“

„Jetzt? Sind Sie verrückt? Um die Zeit schläft er wie ein Bär im Winter!“

„Er wird schnell munter sein, wenn er hört, dass in seinem Office drei Besucher auf ihn warten.“

„Besucher? Jetzt? Machen Sie Witze?“ Der Mann stieß die Tür auf und schnaufte erschrocken, als er drei gefesselte und vermummte Gestalten auf dem Boden erblickte.

Nachdem er den schlimmsten Schrecken überwunden hatte, eilte er selber fort und kam nach einer halben Stunde mit Mr. Arbuckle zurück.

Der reiche Geschäftsmann sah noch ziemlich zerknittert aus, und die Sorge, seinem Geldschrank und dem Inhalt könnte etwas zugestoßen sein, ließ seine Hakennase spitzer als sonst aus dem Gesicht ragen.

„Was höre ich, Pike?“, lärmte er. „Was ist passiert?“

Gemächlich schraubte sich Pike vom Stuhl hoch, gähnte und sagte trocken: „Zuerst lassen Sie wohl den Schmied kommen, damit er zwei Riegel innen am Fenster anbringt. Sonst wird das noch der reine Taubenschlag. Und danach könnten Sie nach dem Sheriff schicken.“ Er gähnte wieder und fügte hinzu: „Ich lege mich jetzt hin.“

„Aber – aber zum Teufel, Pike, wer sind die Burschen?“, regte sich Mr. Arbuckle auf.

„Sehen Sie doch nach“, schlug Pike vor. „Ich für meinen Teil bin nicht neugierig.“ Damit ging er.

Am Ende - die Hölle: Texas Wolf  Band 69

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