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Johann Friedrich Böttger (1682-1719)

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Böttger stammte aus der Grafschaft Schleiz im Vogtland. Die Reichsgrafen von Reuß-Schleiz ließen ihre Münzen von fremden Fachleuten erzeugen, u.a. von Johann Adam Böttger aus Magdeburg, dem Sohn eines Goldschmieds. Dieser hatte mit seiner Frau Ursula Pflug drei Söhne und eine Tochter, Johann Friedrich war das dritte Kind. Im Jahr seiner Geburt zog die Familie wieder nach Magdeburg, bald darauf starb Böttgers Vater. 1685 heiratete Ursula Pflug Jost Friedrich Tiemann, einen Aufsichtsbeamten für Vermessungen und Festungsbau, der zwei weitere Kinder in die Ehe brachte. Von seinem Stiefvater erhielt Böttger Unterricht in Geometrie, Festungsbaukunst und Feuerwerkerei, außerdem lernte er früh schreiben und lesen und besuchte wahrscheinlich eine Lateinschule.

Im Alter von 14 Jahren trat Böttger eine Lehre beim renommierten Berliner Apotheker Friedrich Zorn an. Dort interessierte er sich aber weniger für die Pharmazie, vielmehr studierte er die Werke berühmter Alchemisten und befasste sich mit Goldmacherei und der Suche nach dem »Stein der Weisen«. Deshalb geriet er in Streit mit seinem Lehrherrn und riss zweimal aus, um dann wieder zurückzukehren. Er nahm Kontakt mit Johann Kunckel von Löwenstjern auf, einem bedeutenden Naturforscher, der sich erfolglos als Goldmacher versucht und danach die Leitung einer Glashütte übernommen hatte. 1701 wurde Böttger als Lehrling freigesprochen. Bald darauf fand bei Friedrich Zorn eine Zusammenkunft mehrerer Personen statt, bei der Böttger angeblich 15 silberne Zweigroschenstücke in Gold verwandelte. Das sprach sich in Berlin bald als Sensation herum; auch der berühmte Philosoph Gottfried Wilhelm Leibniz erwähnte diese Begebenheit in einem Brief. Der preußische Herrscher Friedrich I., der damals in großen Finanznöten steckte, befahl Böttger daraufhin zu sich. Dieser floh aber zunächst aus Berlin und setzte sich dann nach Wittenberg in Sachsen ab. Friedrich schickte ihm einen Trupp Soldaten nach und verlangte seine Auslieferung. Dadurch wurde der sächsische Kurfürst August I. der Starke auf Böttger aufmerksam. Weil auch er sich von der Goldmacherei Gewinn erhoffte, lehnte er eine Auslieferung ab und veranlasste Böttgers Transport in die Residenzstadt Dresden.

Damit wurde Böttger zum Spielball politisch-ökonomischer Interessen. Sachsen war damals einer der größeren und reicheren Staaten in Deutschland. Ab 1697 regierte der sächsische Kurfürst als König August II. auch Polen. Dadurch wurde er auf der Seite Dänemarks und Russlands in den Nordischen Krieg verwickelt. Nach militärischen Niederlagen verlor er 1706 die polnische Königskrone, und Schweden besetzte große Teile Sachsens. Infolge der Niederlage Karls XII. von Schweden in der Schlacht bei Poltawa erhielt August 1709 den polnischen Thron zurück. Die hohen Kosten, die diese Kriege verursachten, wie auch jene für seine luxuriösen Feste und anderen kostspieligen Neigungen wollte er mit Hilfe des Goldmachers Böttger wettmachen. Sachsen hatte u.a. im Erzgebirge große Lagerstätten an verschiedenen Metallen und daher auch viele Bergbau-, Hütten- und andere Fachleute für technisch-naturwissenschaftliche Versuche, darunter Ehrenfried Walther von Tschirnhaus. Er war nicht nur einer der führenden Philosophen der deutschen Aufklärung, sondern auch innovativer Besitzer einer Glashütte. Tschirnhaus erfand ferner eine Schleif- und Poliermaschine sowie Holz sparende Öfen und ließ einen starken Brennspiegel fertigen, mit dem er eine Reihe von Experimenten anstellte. Als 1706 schwedische Truppen in Sachsen einfielen, ließ Kurfürst August Böttger auf die Albrechtsburg nach Meißen bringen. Dort erhielt er für seine Experimente fünf Berg- und Hüttenleute sowie einen Ofenmaurer aus dem Bergbaurevier Freiberg beigestellt. Wahrscheinlich auf Anregung von Tschirnhaus begann er nun Versuche mit einer hochgebrannten Keramik. Als die Schweden näherrückten, wurde Böttger anonym auf die Festung Königstein gebracht. Erst im September 1707 konnte er nach Dresden zurückkehren.

Im Jahr darauf starb Böttgers Mentor Tschirnhaus. Dieser hatte seine Aufmerksamkeit in eine Richtung gelenkt, die in der Erfindung des europäischen Porzellans münden sollte. In China war dieser Werkstoff über einen langen Zeitraum allmählich kultiviert worden; die Anfänge reichen ins erste Jahrtausend v. Chr. zurück. Seit dem 7. Jahrhundert n. Chr. entstand das sogenannte weiße Porzellan im engeren Sinn. In Europa wurde erst im 15./16. Jahrhundert versucht, diese chinesische Erfindung nachzumachen. Seit dem Aufkommen neuer heißer Modegetränke wie Tee, Kaffee und Kakao im 17. Jahrhundert wurden Widerstandsfähigkeit und Aussehen von Porzellangefäßen hoch geschätzt, und viele Fürsten, darunter auch August von Sachsen, legten um viel Geld Sammlungen an. Der damals bereits hohe Erschließungsgrad der sächsischen Rohstoffquellen, die beruflichen Erfahrungen vieler Fachleute und die Zusammenarbeit zwischen Tschirnhaus und Böttger bildeten die Grundlage für eine neue Qualität der Forschung. Systematisch wurden weißbrennende und leichtschmelzende Rohstoffe aufgesucht und in ihren Eigenschaft erprobt. Dazu kamen neuartige Brennöfen für hohe Temperaturen über 1400 Grad Celsius, die auch neues feuerfestes Material erforderten, geeignete Glasuren und schließlich eine Zweiteilung des Brandes in Glüh- und Glattbrand.

Böttger orientierte sich zunächst am chinesischen roten Steinzeug sowie am weißen Porzellan. 1709 behauptete er, Letzteres erfunden zu haben, und ersuchte um seine Freilassung. Kurfürst August forderte aber nach wie vor Gold von ihm. Im gleichen Jahr ließ der preußische König Friedrich den italienischen Goldmacher Cajetano an einem Galgen hinrichten, der mit Flittergold behängt war, und Böttger wurde ein ähnliches Schicksal angedroht. Anfang 1710 erließ August ein Patent, in dem er die Gründung einer Porzellan-Manufaktur bekanntgab. Böttger übernahm ihre Verwaltung. Die Manufaktur wurde in der Meißener Albrechtsburg betrieben, Böttger blieb aber meist in Dresden. In seinem Gründungsjahr beschäftigte der Betrieb neun Töpfer, je zwei Gold- und Silberschmiede, drei Emaillierer, zwei Maler, einen Glasmaler sowie 30 Glasschneider und -schleifer aus Dresden und Böhmen. Zunächst wurden überwiegend Gefäße, Figuren, Reliefs und Medaillons aus rotem Steinzeug geformt, allein bis 1713 waren es über 10.000 Stück. Anschließend trat das weiße Porzellan aus dem Rohstoff Kaolin in den Vordergrund.

1713 forderte August erneut einen Beweis Böttgers, dass er künstlich Gold erzeugen könne, sonst werde er in Ungnade fallen. Daraufhin verwandelte dieser in seinem Labor auf der Jungfernbastei in Gegenwart des Kurfürsten und weiterer Personen angeblich Kupfer in einen Silber- und Blei in einen Goldklumpen. Obwohl die erhofften großen Lieferungen an Edelmetall ausblieben, gab August Böttger im Jahr darauf endlich die Freiheit zurück, dieser durfte aber das Land nicht verlassen und musste das Geheimnis des Porzellans hüten. Inzwischen war er aber durch seine vielen Experimente am Brennofen sowie durch den Umgang mit Quecksilber und Arsen gesundheitlich angeschlagen, zudem schwächte hoher Alkoholkonsum seine Konstitution. Schließlich starb Böttger, der Junggeselle geblieben war, mit nur 37 Jahren an »verzehrendem Fieber«. Sein Ableben besiegelte auch das Schicksal des Alchimisten Hector von Klettenberg, der dem sächsischen Kurfürsten ebenfalls Gold versprochen hatte. 1719 wurde er auf der Festung Königstein gefangengesetzt und ein Jahr später enthauptet.

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