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Charles Babbage (1791-1871)

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Babbage wurde wahrscheinlich in London geboren, als eines der vier Kinder des Bankteilhabers Benjamin Babbage und seiner Frau Elisabeth Plumleigh Teape. Als Kind litt er öfters unter schwerem Fieber, seine Schulkarriere gestaltete sich daher etwas unregelmäßig: Er besuchte Schulen in Exeter, Enfield, Cambridge und Totnes und wurde auch privat unterrichtet. Seine Mutter ging mit dem Jungen oft in Maschinenausstellungen. Schon früh interessierte er sich für Mathematik und studierte u.a. die anspruchsvollen Werke von Leonhard Euler und Gottfried Wilhelm Leibniz.

1810 schrieb sich Babbage am Trinity College in Cambridge ein. Dort zeigte er sich vom Mathematikunterricht schwer enttäuscht und gründete daraufhin u.a. mit dem späteren berühmten Astronomen John Herschel und anderen 1812 die Analytische Gesellschaft. Im gleichen Jahr wechselte er ans Peterhouse College in Cambridge, 1817 erhielt er den Titel eines Magister artium. Er engagierte sich weiter als fortschrittlicher Organisator der Naturwissenschaften gegen die dominierende, aber altmodische Royal Society, indem er sich an der Gründung der Astronomischen Gesellschaft (1820), der Britischen Vereinigung für die Förderung der Naturwissenschaften (1831) sowie der Statistischen Gesellschaft (1834) beteiligte. Im Lauf seines Lebens verfasste Babbage sechs Bücher und mehr als 80 Beiträge, beispielsweise über Lebensversicherungen, den Niedergang der Naturwissenschaften in England sowie eine Autobiografie (»Passages from the Life of a Philosopher«, 1864). Dies zeigt die Vielfalt seiner Interessen und Kenntnisse. Als Autor bekannt machte ihn 1832 das Buch »On the Economy of Machinery and Manufactures«, das in drei Jahren vier Auflagen erreichte. Babbage machte sich darin Gedanken über die Folgen des Einsatzes von Maschinen in der Industrialisierung und entwarf das Konzept einer weitgehenden Arbeitsteilung zur Kostensenkung für die Unternehmer. Damit wurde er zu einer wichtigen Quelle für den jungen deutschen Nationalökonomen und Philosophen Karl Marx.

Noch während seines Studiums in Cambridge beschäftigte sich Babbage mit dem Gedanken, langwierige Rechenoperationen von einer Maschine durchführen zu lassen, etwa die Erstellung von Tabellen für Lebensversicherungen und nautische Positionsbestimmungen. Letztere waren für die Seemacht Großbritannien von besonderer Bedeutung. Die Tafeln, welche damals für Berechnungen verwendet wurden, enthielten tausende Fehler, die beim Errechnen, der Übertragung der Zahlen oder beim Druck entstanden waren. Um diesen Mängeln mit einem mechanischen Mittel abzuhelfen, begann Babbage mit dem Bau einer »Difference Engine«, die er 1822 erstmals schriftlich erwähnt. Sie sollte aus nicht weniger als 25.000 Teilen bestehen und mehrere Tonnen wiegen. Mit der Ausführung beauftragte Babbage den Mechaniker und technischen Zeichner Joseph Clement. Wirklich gebaut wurde nur rund ein Siebtel der Maschine, teilweise mit Geldern des Staates, der dafür über 17.000 Pfund aufbrachte. 1833 wurden die Arbeiten daran eingestellt. Gründe dafür waren Babbages schwieriger Charakter, persönliche Feindschaften, ein Streit mit Clement, mehrere Regierungswechsel sowie unklare Vorstellungen über die Nützlichkeit einer solchen Maschine. Dieser Rückschlag traf Babbage tief, wie aus seinen Lebenserinnerungen hervorgeht.

Bald darauf entwickelte er aber Pläne für eine zweite, eine »Analytical Machine«, deren Grundgedanke eine Programmsteuerung war. 1840 hielt er auf einem wissenschaftlichen Kongress in Turin darüber einen Vortrag, der von Federico Luigi Menabrea, einem Professor für Mathematik und hohen Offizier, mitgeschrieben wurde. Menabreas Abschrift wurde 1842 auf Französisch publiziert. Diesen Beitrag übersetzt die Gräfin Ada Augusta Lovelace, eine Tochter des berühmten Dichters George Lord Byron, ins Englische. Die hochbegabte Mathematikerin versah Menabreas Bericht mit sehr ausführlichen Kommentaren und entwickelte dabei erstmals Ansätze zu einer Programmsprache. Ada Lovelace verstarb mit nur 36 Jahren. In Erinnerung an ihre Leistung wurde 1979 die Programmiersprache Ada nach ihr benannt.

1846 beendete Babbage die Konzeption der Analytical Engine. In den folgenden Jahren entwarf er genauere Zeichnungen für eine zweite Difference Engine. 1852 bot er diese der Regierung an, doch wurde kein Versuch unternommen, sie zu bauen. Erst anlässlich der Feiern zu Babbages 200. Geburtstag 1991 ließ das Londoner Science Museum eine solche Apparatur nach seinen Plänen fertigen. Neben seiner Arbeit an diesen Maschinen hatte Babbage von 1828 bis 1839 einen vom Parlamentarier Henry Lucas gestifteten Lehrstuhl für Mathematik in Cambridge inne, doch hielt er in dieser Funktion keine öffentlichen Vorlesungen ab. Er interessierte sich außerdem für mathematische Geheimcodes und entwarf Dechiffriersysteme für das Militär. 1832 und 1834 kandidierte er im Wahlkreis Finsbury für das Parlament, unterlag jedoch beide Male anderen Kandidaten.

Babbage befasste sich auch mit anderen technischen Neuerungen. Nach der Eröffnung der ersten großen englischen Eisenbahnlinie von Manchester nach Liverpool stellte sich die Frage, was man gegen Hindernisse auf den Gleisen tun könnte. Babbage schlug dafür wahlweise eine schräge, pflugähnliche Vorrichtung vor den Lokomotiven bzw. eine starke Lederschürze als »Kuhfänger« vor; diese Ideen wurden bald realisiert. Darüber hinaus erfand Babbage ein Ophtalmoskop, einen Augenspiegel.

Babbage zeigte tragikomische Züge eines Exzentrikers. Damit stand er in der englischen Gesellschaft keineswegs allein: Auch brillante Naturwissenschaftler wie Henry Cavendish fielen durch sonderbares Verhalten auf, das aber doch in höherem Maß toleriert wurde als auf dem Kontinent. Babbage machte sich gelegentlich die Mühe, die Berichte von Straßenbettlern über die Ursachen ihrer Notlage auf ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen. Einen von ihnen, dessen Geschichten seinen Nachforschungen nicht standhielten, brachte er sogar vor Gericht. In seiner Autobiografie widmete Babbage außerdem ein ganzes Kapitel den in London recht verbreiteten Musikkapellen, die sein Nervenkostüm nachhaltig strapazierten: Italiener belästigten ihn mit Leierkästen, Deutsche mit Blaskapellen, Inder mit Trommeln und die Engländer mit Fiedeln, der Anpreisung von Waren sowie mit religiösen Predigten und Liedern. Babbage berechnete, dass er in zwölf Jahren ein Viertel seiner Arbeitskraft für die Beseitigung solcher Belästigungen aufgewendet habe. Immer wieder verließ er sein Haus, um Musikanten zu vertreiben; er beschwerte sich über sie bei Polizisten, Friedensrichtern und sogar beim Innenministerium. Für einen Prozess gegen einen dieser Peiniger gab er über 100 Pfund aus, den Jahreslohn eines Arbeiters. Mit solchen Aktionen erwarb sich Babbage jedoch wider Willen einen Bekanntheitsgrad, der zur Folge hatte, dass ihm auf der Straße viele Erwachsene und Kinder erst recht nachstellten, ihm übel tönende Katzenmusiken darbrachten und ihn gelegentlich sogar bedrohten.

1814 heiratete Babbage Georgiana Whitmore. Das Paar übersiedelte bald darauf nach London. Sie hatten mindestens acht Kinder, von denen aber nur zwei Knaben und ein Mädchen das Erwachsenenalter erreichten. 1827 war ein Katastrophenjahr für Babbage: Damals starben seine Frau Georgiana, sein Vater und zwei Kinder; er erlitt daraufhin einen nervlichen Zusammenbruch und begab sich auf eine längere Reise auf den europäischen Kontinent. Er starb mit 79 Jahren an Nierenversagen, ausgelöst durch eine Blasenentzündung.

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