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 Vorgeschichte Mehmet Coscun

Ahmet Coscun entschloss sich nicht ganz freiwillig, den weiten Weg nach Deutschland zu wagen. Die Eltern sowie alle anderen Dorfbewohner des kleinen Ortes in der Provinz Konya erwarteten einfach, dass jeder Junge in seinem Alter den Weg auf sich nahm und in der Ferne gutes Geld verdiente, um seine Familie Zuhause zu unterstützen.

Ahmet war 21 Jahre alt und alle Gleichaltrigen des Ortes waren schon gegangen oder hatten die Fahrkarte bereits in der Tasche, so dass es für den eher unwilligen Ahmet keine Ausrede mehr geben konnte. - So nahm er denn das Wagnis auf sich und verabschiedete sich im März 1973 von Familie und Dörflern, um ebenfalls die Reise nach Deutschland anzutreten.

Elf Jahre hatte Ahmet im ‚Farbenbau‘ der großen Chemiefabrik in Ludwigshafen gearbeitet, hatte in einer billigen Wohnung im Stadtteil Hemshof gewohnt, hatte jeden Monat Geld nach Hause geschickt, um die Angehörigen Zuhause zu unterstützen und die Möglichkeit zu haben, später einmal zurück in die Heimat zu kehren und dort ein angenehmes Leben zu fristen.

Diese Hoffnung zerschlug sich bei seinem letzten Besuch Zuhause, als sich herausstellte, dass der Vater an Krebs erkrankt war und nur eine teure Behandlung im Ausland ihn noch retten könne. Somit wurden die Ersparnisse für die Behandlung des kranken Vaters aufgebraucht, der dann letztendlich doch nicht zu retten war und im Jahre 1986 verstarb. - Ahmet war zugegen zu der Beerdigung seines Vaters und nahm, als er zurückfuhr, das Foto einer Frau mit, welche seine Eltern gerne als Ahmets Ehefrau gesehen hätten. Nun, da der Vater nicht mehr lebte, konnte der Sohn diesen Wunsch unmöglich ignorieren und setzte, zurück in Deutschland, Hebel in Bewegung, um seine zukünftige Frau nachkommen zu lassen.

Im Jahr 1988 war es endlich soweit. Ahmet heiratete und am 14. Oktober 1992 wurde sein Sohn Mehmet geboren. Dieser erwies sich als ruhiges, überlegtes Kind, das sich schon früh über alles mögliche Gedanken machen und unentwegt Fragen stellen wollte, bis seine Neugier endlich befriedigt war.

Mehmet war, ob seiner ruhigen, überlegten Art, einerseits beliebt bei den Mitschülern, andererseits jedoch gab es auch eine Sorte, die Gutmütigkeit und Vernunft als Schwäche auslegen wollte und den ruhigen Mehmet bei jeder Gelegenheit, ob passend oder nicht, verspotten und auf den Arm nehmen wollte. Mehmet hatte sehr wohl erkannt, dass dies auch mit seiner Herkunft zu tun hatte, da andere türkisch-stämmige Mitschüler noch weitaus mehr drangsaliert wurden – und einige von Diesen, bei jeder sich bietenden Gelegenheit, auch das gleiche bei ihren ‚deutschen‘ Mitschülern taten.

Schon bald hatte Mehmet verinnerlicht, dass bei letztgenanntem Menschenschlag Vernunft nicht fruchtete, so dass er - im Alter von 15 Jahren - die Eltern bat, im nahen Mannheim eine Schule für Kampfsport besuchen zu dürfen.

3. März 2008. Mehmet hatte seine erste Stunde in der Karateschule, welche er für die nächsten sechs Jahre besuchen sollte, beendet und stand an der Straßenbahn-Haltestelle, um mit der Bahn zurück nach Ludwigshafen zu fahren...

Stirb, Iblis..!!

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