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Episode 3

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Eik:

Das wird eng. … dahinten … ein freier Zipfel. Bei dem …? Mit einem Bein? Der hat keine Chance.

Mark:

Hey, was machst du da?

Eik:

Das siehst du doch. Ich will …

Mark:

Mensch, hau ab! Such dir einen anderen Platz, verstanden! Hier ist nichts mehr zu holen, klar!

Eik:

Das sehe ich anders. Hier ist genug Platz. Sieh her, ich werde meinen Hintern genau hierhin platzieren und du kannst gar nichts dagegen machen. Also hör auf, so mit deinen Krücken herumzufuchteln. Du machst mich nervös. Es gibt wirklich keinen Grund sich so aufzublasen. Zwei dünne Ärsche wie wir passen hier locker nebeneinander. Und ’ne Flasche Duftspray dazwischen.

Mark:

Sehr witzig. Ungeheuer witzig. Aber bei dir braucht man mindestens ein Fass Essigsäure, um deinen Gestank abzutöten.

Eik:

Kannst es ja mal versuchen. Aber nimm jetzt endlich deine Krücken runter! Ich bleibe so oder so. … na also, geht doch! Übrigens ich bin Eik. Und du …? Na was, hast du keinen Namen? … Oh, sind wir etwa beleidigt? Du bist vielleicht drollig; im Grunde bin ich es, der beleidigt sein müsste. Schließlich wolltest du mich loswerden. Nicht umgekehrt.

Mark:

Tja, was man nicht ändern kann muss man wohl akzeptieren … Also, ich bin Mark.

Eik:

Ja Mark, wir sind jetzt Nachbarn.

Mark:

Zwangsläufig.

Eik:

Sei nicht so stur! Wir haben andere Probleme. Die Straße ist ziemlich voll. Wir werden Mühe haben unseren Anteil abzugreifen.

Mark:

Hä, ich lach mich tot. Wirklich weise Erkenntnis. Da wäre ich so niemals drauf gekommen. Ja verdammt, es ist von vorne bis hinten zum Kotzen voll hier. Und du … musst unbedingt auch noch deinen Arsch hier reinquetschen. Ein Gestank weniger hier ist besser. Versuchs woanders.

Eik:

Sieht schlecht aus. Hast du das etwa nicht gehört: sie haben wieder Straßen eingeebnet.

Mark:

Sie haben schon wieder Straßen plattgemacht? Woher willst du das wissen?

Eik:

Das ist ja nichts Neues. Die alte Praxis. Die wollen die Bevölkerungszahl überschaubar halten und dabei hilft ihnen wie üblich das Programm. Da gibt’s doch immer Verluste. Im Übrigen, wüsste ich auch gern wie weit die jetzt sind. Genmanipulationsprogramm 4 oder 5; oder vielleicht schon GMP 7 …? Wer weiß das schon genau? Aber beschweren wird sich da keiner, schließlich wollen wir ja alle dahin. Verluste sind mit einkalkuliert. Bei weniger Ausschuss wird’s auch irgendwann wieder neue Straßen geben. Aber jetzt und die nächsten Tage, darauf kannst du dich verlassen, werde ich hier bleiben und du wirst dich endlich damit abfinden.

Mark:

Jähh, … gut, gut, wenn das so aussieht. Dann müssen wir wohl auf die nächsten Straßen warten, was?!

Eik:

Endlich, du hast es kapiert. Ich habe auch keine Lust, das noch mal mit dir durchzukauen. Ich bin jetzt hier. Hier in dieser Straße.

Mark:

Ja, ja, ist schon gut. Alle haben’s verstanden.

Eik:

Klingt zwar nicht überzeugend … Aber mal ein anderes Thema: was hältst du im Übrigen von diesem aufgeblasenen Barockstil? Ausnahmsweise haben sie ja mal nichts anderes dazwischen gesetzt. Ich jedenfalls …

Mark:

Hör bloß auf! Seit Monaten habe ich hier dieses riesige Rundbogenfenster im Kreuz. Der Rahmen, die Verstrebungen; alles mit Goldfarbe beschmiert. Und dann noch diese Girlanden rundherum …

Eik:

Akanthusranken. Das sind Akanthusranken, mein Lieber! Da ärgert man dich vollkommen stilgerecht.

Mark:

Interessiert mich herzlich wenig. Stilgerecht oder nicht; man hätte das Kraut besser gleich weggelassen. Aber mich fragt ja niemand. Wenn man wenigstens durch das Fenster sehen könnte, würde ich die Ranken sogar noch akzeptieren. Stattdessen dieses ätzend grüne Landschaftsplakat. Keine Durchsicht und eine Beleidigung fürs Auge. Da frag mich doch mal, was ich davon halte. Nichts, absolut gar nichts.

Eik:

Da bin ich ganz deiner Meinung, Mark. Man hat’s wieder mal gründlich übertrieben.

Mark:

Was die Straßenkulisse betrifft auf alle Fälle. Aber eine Sache, … ja, dass muss ich zugeben, da bin ich ganz scharf drauf. Ist vielleicht ein bisschen sentimental oder so was. Ich versteh’s auch nicht ganz, aber …

Eik:

Na, was denn?

Mark:

Also abends, wenn es dunkel geworden ist, ziehen sie dort oben leuchtende Putten entlang. Dort oben am Seil.

Eik:

Was …?

Mark:

Du hast richtig gehört. Die ziehen leuchtende Putten die Runde rum. Manchmal auch mehrere Runden. Du wirst es erleben.

Eik:

Nein, nicht das noch. Ich hasse Putten.

Mark:

Nicht jedermanns Sache, sicher, aber für mich eine gelungene Bespaßung. Prall und saftig drehen sie ihre Runden; eine schöne Aufführung.

Eik:

Du lässt dich einlullen von dicken Kinderbäuchen?

Mark:

Sie wecken Träume und helfen beim Einschlafen. So rund und ganz möchte ich auch mal wieder sein.

Eik:

Du Armer.

Mark:

Damit haben sie mir wirklich eine Freude gemacht.

Eik:

Das scheint ja so. Du warst mir schon fast sympathisch.

Mark:

Lass es auf dich zukommen. Wenn ich dein Gesicht sehe, hast du auch den Traum vom Ganzen nötig. Wie hast du das denn hingekriegt? Dein Gesicht … Siehst herbe aus, Eik. Diese Narben …

Eik:

Nimm die Finger weg!

Mark:

Ja, ja, schon gut. Da warst du garantiert selbst dran. Das sehe ich doch.

Eik:

Ganz richtig geraten. Bevor ich mich bei anderen unters Messer lege, schneide ich mir doch gleich selbst die Klinge durchs Fleisch. Da weiß ich wenigstens wie’s hinterher aussieht.

Mark:

Das kann man wohl sagen. Das sieht nach ganzer Arbeit aus. Schlimmer geht’s nicht. Ziemlich dicke Wulst da neben deiner Nase. Beeindruckend, Eik. Wirklich sehr beeindruckend.

Eik:

Ach was, übertreib nicht. Wenn ich mir dein Bein so ansehe, dann hast du dich keinesfalls geschont. Ein ordentlicher Stumpf, dein rechtes Bein oder was davon noch übrig ist. Verrats mir, ein Unfall?

Mark:

Unfall! Schön wär’s! Da müsste man schon mächtig Glück haben, dass es einen genau so trifft. Genau an dieser Stelle. Das habe ich also machen lassen. Die übliche Operation. Nicht ganz billig, aber, muss ich sagen: alles sauber verheilt. Hier sieh: nur vollständig abgeheilte Narben.

Eik:

Hast recht Mark, saubere Arbeit. Da gibt’s nichts zu meckern. Und im Ganzen …? Lass dich mal ansehen. Dreh dich mal! Jaa, … jaa …! Und deine Krücken? Ausgezeichnet. Passen wie die Faust aufs Auge. Das Ganze könnte nicht besser sein. Ja wirklich, da machst du was her. So wie du aussiehst bist du der König hier.

Mark:

Von wegen. Sieh dich um! Die da hinten! Die biegt ihre Beine nach hinten durch. Mir ein Rätsel wie die das anstellt. Extrem dehnbare Gelenke oder was Angeborenes, eine seltene Krankheit, wer weiß? Sie schlottert, stakst, ihr ganzer Körper wackelt, eine Gymnastik, die hier niemand auch nur annähend so hinkriegt. Manch einer hat’s versucht. Alle sind gescheitert. Du siehst, ich bin hier also nichts Besonderes. Das kann sich nun wirklich jeder machen lassen. Einfach absägen und fertig der Stumpf.

Eik:

Ok, aber wir beide. Das ist mir gerade so durch den Kopf geschossen. Eine Idee. Du mit deinem Bein und ich mit meinem verkorksten Gesicht. Wir beide zusammen könnten gemeinsam abgreifen was abzugreifen ist. Wir beide sollten zusammenarbeiten.

Mark:

Äh, was …?

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