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Fledermäuse geben Rätsel auf und machen Hoffnung

Wer chronische Entzündungen vermeiden, länger leben und gefährliche Folgen von Viruserkrankungen wie COVID-19 vermeiden möchte, hat zwei Wege: Entweder eine Infektion völlig ausschließen, was praktisch nicht möglich ist, oder die Erfolgschancen der Krankheitsabwehr auf die speziellen Bedrohungen einstellen. Dabei bietet sich der Wissenschaft das Immunsystem von Fledermäusen als Studienobjekt an.

Fledermäuse werden seit Langem verdächtig, Quellen von Viruserkrankungen wie Tollwut, Ebola und Sars-CoV-2 zu sein. Wie können sie derart gefährliche Erreger übertragen, ohne selbst daran zu Grunde zu gehen?

In der Regel stehen die Größe eines Lebewesens und seine Lebensspanne in einer logischen Beziehung. Je kleiner ein Organismus ist, desto kürzer lebt er. In dieser Hinsicht leisten manche Fledermausarten mit einer Lebensdauer von 30 bis 40 Jahren Enormes (Quelle: „Cell Metabolism“, Juli 2020). Sie erreichen das durch die Fähigkeit ihres Immunsystems, Viren zu bekämpfen ohne zerstörerische Entzündungsprozesse.

Im menschlichen Organismus können Viren derartige Antworten auslösen, und es ist häufig diese inflammatorische Stressreaktion, die tötet, und nicht das Virus selbst. Ziel ist die Beseitigung des Virus und die Unterdrückung der Infektion. Jedoch häufig stürzt die vom Körper gewählte Abwehrmethode den Organismus schicksalhaft in einen Überlebenskampf mit ungewissem Ausgang. Inflammatorischer Stress hat eine mitentscheidende Rolle beim Altern und bei der Krankheitsentstehung.

Warum ist das Immunsystem von etwa 1.000 Fledermausarten für uns Menschen doppelt interessant? Einerseits sind sie besonders stark gefährdet. Es sind die einzigen unter den 6.399 Säugetierarten, die fliegen können. Sie sind häufig unterwegs und bringen neue Substanzen mit sich zurück. Sie leben in engen, dunklen Kolonien, übertragen Erreger und bieten Viren beste Infektionsmöglichkeiten. In diesem Zusammenhang müssen sie im Stande sein, Temperaturunterschiede rasch auszugleichen, ihren Stoffwechsel explosionsartig zu steigern und zu drosseln und Gewebeschäden rasch zu beheben. Diese Anpassungen werden kontinuierlich aktualisiert, und das scheint sie zu schützen (Quelle: „Could Bats Hold Clues to COVID Treatments?“ HealthDay. 16. Juli 2020).

Die Frage ist offen, wie das auch uns Menschen gelingen könnte.

Der Immun-Kompass

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