Читать книгу Funkelsee – Versunken in der Pferdebucht (Band 2) - Ina Krabbe - Страница 6

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3. Kapitel

Im nächsten Moment hatte Papilopulus sich wieder gefangen und stand aufrecht. War er gestolpert? Malu starrte mit klopfendem Herzen aus dem Fenster. Nein, irgendetwas stimmte ganz und gar nicht da unten. Papis Beine begannen wieder zu zittern und dann brach er von einem Moment auf den anderen zusammen!

Malu hörte sich selbst laut aufschreien. Sie raste die Treppe herunter, immer zwei Stufen auf einmal nehmend. In der Küche prallte sie fast gegen Edgar, der vor dem Küchentisch stand und in dem Päckchen wühlte, das er vom Postboten bekommen hatte. Blitzschnell verschwanden seine Hände hinter dem Rücken und er blickte seine Schwester schuldbewusst an. »Was ist denn mit dir los?«, stammelte er.

Malu registrierte das alles nur im Vorbeilaufen. »Papi, er braucht Hilfe!«, keuchte sie und war schon aus der Haus­tür. Sekunden später war Edgar neben ihr und sie erreichten den Offenstall gleichzeitig.

Das große dunkelbraune Pferd lag hilflos auf der Seite, sein Atem ging schnell und stoßweise. Das Fell war schweißnass und seine Beine zuckten unkontrolliert. Panik stand in seinen Augen. Malu zerriss es fast das Herz, ihren Freund so leiden zu sehen! Sie schluchzte laut auf, als sie sich neben seinen riesigen Kopf fallen ließ und ihm über den weißen herzförmigen Fleck auf dem Nasenrücken strich. »Ganz ruhig, Papi, ruhig, mein Dicker«, murmelte sie. »Es wird alles gut. Was hat er nur, Edgar?« Sie warf ihrem Bruder einen verzweifelten Blick zu.

Doch der schüttelte nur ratlos den Kopf. »Ich ruf den Tierarzt«, stieß er hervor und rannte zurück zum Haus.

Wenig später kam Gesine über den Schlossplatz gelaufen, die imposante Frau mit den kurzen grauen Haaren war trotz ihres stolzen Alters noch recht agil. Gesine von Funkelfeld war die Großtante von Malu und Edgar und wohnte mit ihrem alten Kakadu Rosa im rechten Neben­trakt des Schlosses. Als sie den liegenden Papilopulus im Offenstall entdeckte, hielt sie sich erschrocken die Hand vor den Mund. »Malu, was ist passiert?« Automatisch war ihre Stimme nur noch ein Flüstern, als könnte ein lauter Ton das Leiden des Pferdes verschlimmern.

Malu zuckte hilflos mit den Schultern und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. »Ich weiß es nicht, er ist plötzlich zusammengebrochen. Edgar ruft gerade den Tierarzt.«

Gesine von Funkelfeld war zwar eine alte Frau, aber sie hatte ihr ganzes Leben mit Pferden verbracht, schließlich war Schloss Funkelfeld früher ein bekanntes Gestüt gewesen, da hielt sie sich nicht lange mit Jammern auf. »Er muss aufstehen. Komm Malu, du musst mir helfen. Hol sein Halfter.«

Malu strich ihrem Freund noch einmal über den nassen Hals, dann sprang sie auf und holte Halfter und Führstrick. Sie zwängten es dem geschwächten Pferd über den Kopf, während Malu entschuldigend auf ihn einmurmelte. Hoffentlich wusste Gesine, was sie tat!

Die alte Dame gab ihr Anweisungen, wie sie Papilopulus in eine aufrechte Haltung bekommen konnte und Malu hatte alle Mühe ihnen zu folgen. Sie zerrte Papilopulus’ Kopf nach oben, damit er gezwungen war, aufzustehen. Mühsam drückte das alte Pferd seine Vorderbeine durch, aber so sehr es sich auch bemühte, es bekam sein Hinterteil einfach nicht hoch. Malu verschwamm die Welt vor Augen. Wieso musste sie Papi so quälen? War das richtig, was Gesine da verlangte?

»Wartet, ich helfe euch!« Mit einem Satz sprang Edgar über den Zaun und stemmte sich mit Gesine gegen den Pferdehintern. Und endlich stand Papilopulus. Mit zittrigen Beinen zwar, aber er stand!

Doch zum Verschnaufen blieb keine Zeit. »Wir brauchen Wasser, schnell!« Gesine scheuchte Edgar, während Malu den Pferdekopf am Halfter nach oben hielt, bis ihr Bruder mit einem Eimer Wasser zurück war. Dann versenkte Papilopulus sein Maul darin und sog die Flüssigkeit gierig ein.

Edgar klopfte dem alten Pferd beruhigend den Hals. »Das wird schon wieder, mein Alter. Doktor Wellhorn hat versprochen sofort loszufahren«, berichtete er Malu, die immer noch krampfhaft den Strick umklammerte.

Magnus Wellhorn war schon seit Ewigkeiten Tierarzt der von Funkelfelds und obwohl er seit ein paar Jahren in Rente war, gab es noch ein paar alte Lieblingskunden, die er weiterhin besuchte. Und dazu gehörte auch Gesine. (Malu hatte sogar das Gefühl, dass ihre Großtante seine allerliebste Lieblingskundin war!)

Es kam Malu wie Stunden vor, bis endlich Doktor Well­horns hellblauer VW-Bus durch das Schlosstor fuhr und vor dem Holzzaun zum Stehen kam – dabei hatte der Tierarzt den Weg in sensationellen zehn Minuten geschafft. Ein hagerer Mann mit halblangen grauen Haaren sprang aus dem Wagen, schnappte sich seinen abgeschabten Arztkoffer vom Rücksitz und eilte auf die kleine Ansammlung im Offenstall zu. Ein kurzes Kopfnicken musste als Begrüßung reichen, dann stand er schon neben dem keuchenden Pferd.

Malu beobachtete angespannt, wie er das Tier mit seinen sehnigen Händen abtastete, mal hier und mal da drückte, während Gesine ihm in knappen Worten erzählte, was passiert war. Dann holte er ein Stethoskop aus der Tasche und horchte Papilopulus’ Bauch ab. Nach einem Blick ins Maul schüttelte er leicht den Kopf.

In Malu krampfte sich alles zusammen. »Was ist mit ihm?« Ihre Stimme klang ganz heiser vor Angst.

Der Tierarzt strich sich die Haare aus dem Gesicht und sah das Mädchen ernst an. »Das sieht ganz nach einer Vergiftung aus. Hat dein Pferd irgendetwas anderes gefressen als sonst? Habt ihr das Futter gewechselt?« Mit der letzten Frage wandte er sich direkt an Gesine, doch die schüttelte den Kopf. »Nein, es ist alles wie immer.«

»Ich werde ihm jetzt erst mal eine Injektion geben, die seinen Kreislauf stabilisiert.« Doktor Wellhorn wühlte in seiner Tasche und holte eine riesige Spritze und ein Fläschchen mit einer hellen Flüssigkeit heraus, die er aufzog und Papilopulus unter das Fell spritzte. »Und dann werde ich ihm noch eine Portion Kohle verabreichen, die saugt das Gift aus dem Magen. Aber das Wichtigste ist ...«, der Doktor verstaute Spritze und Flasche mit geübten Griffen wieder in der Tasche und ließ sie zuschnappen, »das Wichtigste ist, dass wir die Giftquelle finden. Er darf auf keinen Fall mehr davon zu sich nehmen.«

»Wo soll denn hier Gift herkommen?« Malu sah sich verzweifelt um.

»Was ist denn mit Konstantinopel los?«, rief eine Stimme hinter ihr. Lenka! Die hatte ihr gerade noch gefehlt. Malu hatte ihre Großcousine gar nicht kommen gehört. Ob sie schon länger dort gestanden hatte?

Lenka warf ihre langen blonden Haare zurück und schaute Edgar auffordernd an. »Was ist passiert?«

»Papilopulus hat scheinbar etwas Giftiges gefressen«, erklärte er dem Mädchen und zuckte dann mit den Schultern. »Wir wissen aber nicht, was das gewesen sein könnte.«

Lenka zog die Augenbrauen hoch und betrachtete das alte Pferd abschätzend. »Vielleicht sind das ja auch nur Alterserscheinungen und er wird ein bisschen tatterig.«

Bevor Malu sich auf sie stürzen konnte, ging Gesine dazwischen und wies das Mädchen zurecht. »Das ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt zu streiten. Und Lenka, unterlass bitte deine unpassenden Bemerkungen!«

»Wir sollten mal einen Blick in den Futtertrog werfen«, schlug der Tierarzt vor und stiefelte in den Offenstall.

Gesine ließ sich stöhnend auf einen Strohballen sinken. Seit die alte Dame vor ein paar Monaten eine Operation am Fuß gehabt hatte, konnte sie nicht mehr allzu lange stehen. »Geht ihr mal, ich bleibe bei Papilopulus«, sagte sie.

Malu strich ihrem Pferd über den Hals und drückte ihr Gesicht an das weiche Fell. Sie konnte immer noch seine Anspannung spüren und das Zittern in seinen Muskeln. Aber sie hatte das Gefühl, dass er schon wieder etwas sicherer auf den Beinen stand. Also drückte sie Gesine den Strick in die Hand, warf Lenka einen wütenden Blick zu und folgte dann Edgar und Magnus Wellhorn in den Stall.

Der Tierarzt schnaubte und hielt einen angeschlabberten Pflanzenrest in die Höhe, den er aus dem Trog gezogen hatte. »Da haben wir doch schon den Übeltäter.«

Edgar fuhr sich durch seine strubbeligen blonden Haare. »Das soll ihn vergiftet haben?«, fragte er skeptisch. »Die Blumen wachsen hier doch überall.«

»Papi steht schon seit Jahren auf dieser Wiese und er hat die noch nie gefressen«, bekräftigte Malu die Aussage ihres Bruders.

»Es sieht aber so aus, als ob er jetzt damit angefangen hat.« Der Doktor holte noch mehr von dem Zeug hervor. »Das ist Hahnenfuß. Ist wirklich sehr verbreitet, diese Pflanze, aber in größeren Mengen hochgiftig für Pferde. Eigentlich wissen die das und fressen schön drum herum. Aber eben nicht immer.«

Malu starrte entsetzt auf die Wiese vor dem Offenstall. Tatsächlich wuchsen hier überall riesige Büschel dieser gelben Blumen. Hahnenfuß! Nie hätte sie gedacht, dass diese kleinen, harmlosen Blümchen giftig sein könnten. Wenn sie das gewusst hätte, hätte sie jede Blume einzeln ausgerissen!

»Damit hat der sich vergiftet?« Lenka war hinter sie getreten und betrachtete das angesabbelte Grünzeug angeekelt. »Nur gut, dass Mariellas Pferde auf der Weide hinter dem Schloss stehen, da wächst das nicht.«

Malu warf ihr einen vernichtenden Blick zu. Von Lenka hatte Papilopulus kein Mitleid zu erwarten, das war klar. Sie und Malu hatten sich vom ersten Tag an nicht leiden können und das hatte sich bis jetzt nicht großartig geändert. Zu schade, dass sie mit ihrem Vater auch auf Schloss Funkelfeld wohnte. Malu hätte gut darauf verzichten können! Aber Edgar wollte die alte Familientradition weiterführen, die allen Funkelfelds Zuflucht und ein lebenslanges Wohnrecht auf dem Schloss zusicherte.

»Am besten stellt ihr das Pferd auf eine andere Weide«, schlug der Tierarzt vor.

Edgar betrachtete Rocco und Alibaba besorgt, die weiter hinten nebeneinander auf der Weide standen und grasten – zum Glück neben den Blumenbüscheln. »Wo sollen wir sie hinbringen?« Er sah Malu fragend an. »Zu Luxor und Palisander können wir sie nicht stellen, die vertragen sich nicht.«

Ganz am Anfang hatten sie alle fünf Pferde zusammen auf eine Wiese gelassen, aber Alibaba hatte sich gleich mit Palisander angelegt. Und da Mariella Angst um ihre kostbaren Pferde hatte, hatte sie danach auf getrennten Weiden bestanden. Zum Glück gab es hinter dem Schloss noch eine Grünfläche, die nicht an einen Bauern verpachtet war.

Aber es gab ja noch eine andere Möglichkeit, wo Papi­lopulus, Alibaba und Rocco stehen konnten und die würde den Pferden bestimmt gefallen. »Wie wär’s mit ...« Aber bevor Malu den Satz beenden konnte, stand der Tierarzt vor ihnen und drückte Edgar einen Trichter in die Hand, an dessen Ende ein dicker Schlauch baumelte. »Wir machen noch eine Magenspülung, damit das Gift rauskommt«, be­stimmte er.

Die nächste halbe Stunde war ziemlich furchtbar für Malu. Sie musste mit ansehen, wie der dicke Schlauch durch Papilopulus’ Nüstern bis in seinen Magen geschoben wurde. Und obwohl Doktor Wellhorn ihr mehrmals versicherte, dass Papilopulus dabei keine Schmerzen hatte, fand sie den Anblick grauenhaft. Aber Hauptsache, Papilopulus wurde geholfen! Durch den Trichter, den Edgar hochhalten musste, wurde Wasser in seinen Magen gepumpt und auf dem gleichen Weg lief es auch wieder heraus. Eine ziemlich stinkende Angelegenheit! So war Malu aus mehreren Gründen froh, als es endlich vorbei war. Papilopulus ließ den Kopf hängen und starrte apathisch vor sich hin.

»Jetzt müssen wir abwarten«, sagte der Tierarzt und klopfte dem Pferd auf den Hintern. »Er muss auf jeden Fall weiterhin viel trinken.«

Malu nickte. Dafür würde sie schon sorgen!

»Komm, Magnus. Ich mach uns einen Kaffee.« Gesine erhob sich schwerfällig von ihrem Strohballen, von dem aus sie die ganze Prozedur beobachtet hatte und hakte sich bei dem Tierarzt unter, der ihr galant den Arm hinhielt.

»Es ist mir eine Freude, meine Liebe«, sagte er und strahlte Gesine an, als hätte sie ihn gerade zu einem Fünf-Gänge-Menü eingeladen.

Malu musste trotz allem grinsen, als sie den beiden alten Herrschaften nachblickte. Nachher musste sie sich unbedingt noch mal bei ihrer Großtante bedanken, denn wenn die nicht so schnell reagiert hätte, hätte Papilopulus das Ganze vielleicht nicht so gut überstanden!

Aus den Augenwinkeln sah sie Lenka winken, die während der stinkenden Magenspülung hinter den Holzzaun geflüchtet war. Ihre Freundin Mariella stieg gerade aus einem schneeweißen Geländewagen, der mitten auf dem Schlossplatz geparkt hatte, und kam jetzt mit großen Schrit­ten auf Lenka zu. Die halblangen pechschwarzen Haare schwangen dabei elegant um ihr schmales Gesicht mit der hellen, fast durchscheinenden Haut. Und diese Reitkleidung, die hatte bestimmt ein Vermögen gekostet! Na toll, jetzt hatten sie also noch eine weitere Zuschauerin. Malu drehte sich zu Edgar – sie würde versuchen die beiden so gut es ging zu ignorieren. (Was ungefähr genauso gut funk­tionierte, wie drei Wochen keine Schokolade zu essen!)

»Hallo Edgar«, rief das schwarzhaarige Mädchen in ihrem Rücken. »Kommst du gleich mal? Ich muss etwas mit dir besprechen.«

Der Junge lächelte. »Hi Mariella. Es dauert noch einen Moment, ok?«

»Okidoki«, säuselte sie und zwinkerte ihm zu.

Wenn Malu nicht schon schlecht gewesen wäre, dann wäre ihr spätestens jetzt speiübel! Das war ja nicht zum Aushalten. Sie pikte ihren Bruder in die Seite, um ihn wieder auf den Boden der Tatsachen zu holen. Dann kam sie auf ihre Idee zurück, die sie vor Papilopulus’ Behandlung gehabt hatte. »Ich dachte, wir bringen die drei auf die Wiese am See. Da habe ich die gelben Blümchen noch nie gesehen und groß genug ist sie auch.«

Die Seewiese hinter dem Schlosspark war Malus absoluter Lieblingsplatz. Leider war das aber auch genau der Platz, den der Tauchlehrer hatte mieten wollen und so musste sie ihn jetzt mit Mario Scherz und seiner Tauchbasis teilen.

»Ob das die Leute von der Tauchschule nicht stört?« Edgar sah sie skeptisch an. Aber etwas Besseres fiel ihm auch nicht ein. »Ich rede mal mit Mario«, schlug er vor. »Wir könnten vor dem Bootsanleger ein Seil als Ab­­grenzung spannen, wenn er das möchte. Jedenfalls bis wir diese Horrorblumen los sind.«

Papilopulus schnaubte leise, als wollte er auf sich aufmerksam machen. Malu schlang ihre Arme um seinen Hals und fuhr mit den Händen unter der Mähne entlang. »Jetzt wird alles wieder gut. Du wirst sehen, Papi.«

»Ich hole Rocco und Alibaba«, sagte Edgar, schnappte sich zwei Stricke vom Haken und stapfte über die Wiese. Auf dem Weg kickte er wütend in die Büschel mit den gelben, so harmlos aussehenden Blümchen. Mistzeug!

Aber komisch war es schon. Dieser Hahnenfuß wuchs hier auf der Wiese, seit Malu das Schloss kannte. Bisher hatte Papilopulus nie davon gefressen – und jetzt auf einmal so viel, dass er sich vergiftet hatte?!

»Wie süüüüüß!«, hörte sie die schnippische Stimme von Lenka, die sich jetzt extralaut mit Mariella unterhielt, damit Malu auch ja jedes Wort mitbekam. »Was für ein rührender Abschied. Der Tierarzt wird den alten Klepper ja jetzt wohl einschläfern.«

»Der Arme!« Das war Mariella. »Aber alles andere wäre bestimmt eine Quälerei für das Tier, oder?«

Malu spürte, wie etwas ganz heiß in ihr hochstieg, sie spielte kurz mit dem Gedanken sich auf ihre Großcousine zu werfen und ihr ein paar Pferdeäpfel in den Mund zu stopfen. Nein – sie würde sie einfach ignorieren. (Cool bleiben!) Es war ja Quatsch, niemand würde Papilopulus einschläfern! Sollte die doofe Lenka doch reden. Am besten würde sie Papi jetzt auf die Wiese am Funkelsee bringen, dann wäre sie die beiden Puten auch los!

Aber würde Papilopulus den Weg dahin schon schaffen? Oder war er noch zu schwach und sollte sich erst ein bisschen ausruhen? Das musste sie Doktor Wellhorn fragen. Ob sie Papi kurz alleine lassen konnte? Sie warf den beiden Mädchen einen misstrauischen Blick zu und betrachtete dann den Wallach, der ganz ruhig mit hängendem Kopf dastand. Ach, was sollte denn passieren? Sie würde schnell zu Gesine herüberlaufen und wäre in zwei Minuten wieder da. Edgar war schon mit den beiden anderen Pferden durch den Torbogen verschwunden, der in den Schlosspark führte und von dort zur Seewiese.

Ohne Lenka und Mariella weiter zu beachten, sprang sie über den Zaun und flitzte zu dem Nebentrakt, in dem ihre Großtante wohnte. Gerade wollte sie an die blaue Haustür klopfen, da hörte sie Magnus Wellhorns Stimme durch das gekippte Fenster: »... soll ich ihn einschläfern. Begeistert bin ich davon nicht, das kannst du dir vorstellen.«

Gesine stöhnte laut auf. »Das ist ja furchtbar. Und da kann man nichts machen?«

Stille.

»Das darf ich gar nicht Malu erzählen, ich weiß nicht, was sie dann tut ...«

So heiß wie Malu eben noch gewesen war, so kalt wurde ihr jetzt. Lenka hatte tatsächlich recht gehabt!

Funkelsee – Versunken in der Pferdebucht (Band 2)

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