Читать книгу Funkelsee – Der Ruf der wilden Pferde (Band 4) - Ina Krabbe - Страница 5

Оглавление

2. Kapitel

Gerade als Edgar das Schloss erreichte, preschte ein pechschwarzes Pferd um die Ecke. Wild bäumte es sich auf, als es Edgar plötzlich vor sich stehen sah. Malu dachte, ihr Herz würde stehen bleiben. Ihr Bruder bewegte sich kein Stück und starrte wie gebannt auf die wirbelnden Hufe. Dann jagte das Tier mit wilden Sprüngen an Edgar und Malu vorbei.

Es war das schönste Pferd, das Malu jemals gesehen hatte. Das schwarze Fell glänzte wie poliert in der Sonne und die Mähne wehte malerisch von seinem perfekt gebogenen Hals. Fast schon kitschig.

»Hast du dieses Pferd gesehen«, hauchte Edgar.

»Es wäre schwer gewesen, es nicht zu sehen«, erwiderte Malu trocken. »Alles ok bei dir?«

Ihr Bruder nickte schwach. Auch seine Beine zitterten.

Im nächsten Moment stürmte ein kleiner, hagerer Mann in hellen Jeans und schwarzem Shirt um die Ecke. Seine dunklen Augen funkelten wütend. »Mierda! Bleib stehen, du Bastard«, fluchte er keuchend. In seiner Hand hielt er ein Halfter mit einem Führstrick umklammert. »Wenn ich dich erwische ...« Was er dann machen würde, hörten Malu und Edgar nicht mehr, der Mann war schon an ihnen vorbei und rannte dem Rappen hinterher.

»Hoffentlich läuft es nicht auf die Landstraße«, sagte Malu leise. Sie musste an Flash denken. Der Vater von Edgars Pferd war auf diese Weise ums Leben gekommen. Ein LKW hatte ihn überfahren.

Edgar schluckte. Sein Hals war ganz trocken. »So fängt der das Pferd nie ein. Du hast recht, er treibt es direkt auf die Straße zu.«

»Komm, wir versuchen ihm den Weg abzuschneiden.« Malu hatte den Satz noch nicht beendet, da rasten die Geschwister schon zum Stall zurück und schnappten sich die Trensen. Auf Edgars Pfiff erschien Rocko, ein gutmütiger Schimmel. Mit geschicktem Griff hatte der Junge das Pferd aufgetrenst und sprang auf seinen Rücken.

Als Malu Schneechen gerade die Trense überstreifte, galoppierte Edgar auf Rocko schon hinter dem schwarzen Pferd her.

»Angeber«, murmelte Malu und zog den Kinngurt an. »Aber wir lassen uns nicht abhängen, oder, Schneechen?«

Die Schimmelstute guckte Malu an, als wollte sie sagen, lass die Verrückten doch, wir zwei futtern erst mal gemütlich ein Häppchen Gras.

»Von wegen, los geht’s.« Malu schwang sich auf Schnee­chens Rücken und trieb die Stute zum Tor. Von den anderen war nichts mehr zu sehen, als sie den Feldweg erreichte. Edgar versuchte bestimmt die Abkürzung über die Felder zu nehmen, dann konnte er mit etwas Glück noch vor dem durchgegangenen Pferd an der Straße sein.

Malu beschloss den Weg zu nehmen, die beiden würde sie sowieso nicht mehr einholen. Sie drückte der Schimmelstute die Fersen in die Flanken und trieb sie in einen schnellen Trab. Noch immer fiel es Malu nicht leicht, ohne Sattel zu reiten. Sie bemühte sich das Gleichgewicht zu halten und presste die Oberschenkel zusammen. Nicht so fest, du musst locker bleiben, hörte sie Edgars Stimme in Gedanken. Seit knapp einem Jahr versuchte er ihr das Reiten beizubringen. Nachdem sie ihren Bruder unter sehr ungewöhnlichen (um nicht zu sagen mysteriösen!) Umständen kennengelernt hatte, hatte sich ihr Leben komplett auf den Kopf gestellt. Sie war mit ihrer Mutter aus einer kleinen Wohnung ins Schloss zu ihrer Großtante gezogen und – sie hatte drei eigene Pferde: das alte Rennpferd Papilopulus, Schneechen, die einäugige Schimmelstute, und Lapislazuli, das hübscheste Fohlen, das die Welt je gesehen hatte.

Malu gab Schneechen das Kommando zum Galopp. So ließ es sich wesentlich leichter auf dem Pferderücken sitzen als beim harten Trab. Sie beugte sich über den Hals der Stute und genoss das Gefühl der Freiheit – es gab einfach nichts Schöneres, als im Galopp dahinzufliegen!

Doch dann wurde Malu abrupt in die Wirklichkeit zu­­rückgeholt. Ein paar hundert Meter vor ihr rannte der dun­­kelhaarige Mann, der allerdings inzwischen merklich langsamer geworden war. Der Rappe hatte anscheinend eine Pause eingelegt und stand mitten auf dem Weg. Sein Kopf ruckte immer wieder nervös nach oben.

Da ertönte plötzlich ein lautes Hupen hinter Malu. Schneechen machte vor Schreck einen Satz zur Seite und beschleunigte ihr Tempo. Malu kam auf dem glatten Pferderücken ins Rutschen, panisch klammerte sie sich an die Mähne, versuchte das Gleichgewicht wiederzuerlangen und gleichzeitig Schneechen zum Anhalten zu bewegen. Das Hupen wurde heftiger. Motorgeräusche waren zu hören. Endlich hatte Malu die Kontrolle über Schneechen zurück, sie brachte die Stute zum Stehen und wendete das Pferd.

Ein rotes Cabrio ruckelte über den holprigen Feldweg auf sie zu. Von der Frau am Steuer war nicht viel mehr zu sehen als eine riesige Sonnenbrille und ein pinkes Kopftuch mit Blumenmuster. Wieder drückte die Fahrerin mit aller Kraft auf die Hupe. Was war denn mit der los? Die hatte ja wohl nicht mehr alle Tassen im Schrank. Malu dachte nicht daran den Weg freizumachen. Mit ihrem Lärm würde die Wahnsinnige das Pferd erst recht zur Straße scheuchen.

Das Cabrio hielt einen Meter vor Schneechen, die unruhig auf der Stelle tänzelte. Die Frau zog sich mit beiden Händen an der Windschutzscheibe ein Stück nach oben. »Caramba! Du da, was fällt dir ein, mach den Weg frei«, schimpfte sie und wedelte mit der Hand, als wäre Malu eine lästige Fliege.

»Hier können Sie jetzt nicht lang fahren. Ein Pferd ist weggelaufen und mein Bruder und noch jemand versuchen es einzufangen«, erklärte Malu.

»Was glaubst du, warum ich hier bin?! Das ist mein Pferd. Also weg da!«

Malu stutzte. Dieses wunderschöne Pferd gehörte dieser furchtbaren Frau?! Das Leben war einfach ungerecht!

»Wenn Sie weiterfahren und nicht mit dieser Huperei aufhören, treiben Sie Ihr Pferd auf die Landstraße. Und da wird es mit ziemlicher Sicherheit überfahren. Oder wollen Sie es vielleicht loswerden?«

Das Gesicht der Frau wurde fast so pink wie ihr Kopftuch. »Du unverschämtes Kind! Geh sofort zur Seite.« Sie ließ sich zurück in den Sitz fallen und drückte aufs Gaspedal. Das Auto machte einen Satz nach vorne und Malu musste sich mit Schneechen auf dem Grasstreifen in Sicherheit bringen. Die Frau war doch total verrückt! Wenigstens hatte sie aufgehört zu hupen, während sie den Weg herunterbretterte. Aber auch das nützte nichts. Als das schwarze Pferd das Cabrio näherkommen sah, bäumte es sich auf, machte kehrt und galoppierte in wilden Sprün­gen davon.

Der fremde Mann, der das Pferd schon fast erreicht hatte, drehte sich erbost um. Aber als er das rote Cabrio entdeckte, veränderte sich sein Gesichtsausdruck augenblicklich zu einer undurchdringlichen Miene. Eine Staubwolke hüllte das Auto ein, als die Frau abrupt bremste und den Mann einsteigen ließ, dann brausten sie weiter, dem Pferd hinterher.

Malu drückte Schneechen die Fersen in die Flanken und nahm die Verfolgung auf. Jetzt konnte sie nur noch hoffen, dass Edgar schnell genug gewesen war und die Landstraße schon erreicht hatte.

Als Malu die Kurve um das Wäldchen nahm, durchströmte sie eine Welle der Erleichterung. Ihr Bruder stand mit Rocko quer auf dem Weg und hatte so den Zugang zur Landstraße blockiert. Der schwarze Ausreißer hatte in gebührendem Abstand gestoppt und lief unruhig hin und her. Auch die Frau hatte wohl langsam begriffen, dass sie sich keinen Gefallen damit tat, wenn sie ihr Pferd weiter vor sich herjagte und hatte den Motor abgestellt. Jetzt zog sie Kopftuch und Sonnenbrille ab, strich sich ihre schwarzen Haare aus dem Gesicht und nahm dem Mann auf dem Beifahrersitz das Halfter aus der Hand.

Malu ließ Schneechen anhalten und beobachtete die Frau, während sie aus dem Auto stieg. Sie war vielleicht etwas jünger als ihre Mutter und machte einen sportlichen, aber trotzdem ziemlich eleganten Eindruck. Der karamellfarbene Hosenanzug saß wie angegossen und die goldenen Ohrringe glänzten mit den Nieten an ihren schwarzen Stiefeln um die Wette. Zielstrebig ging sie auf das nervöse Pferd zu. Ob die wirklich glaubte, dass sie das Tier so einfangen konnte?

Die Frau schien daran allerdings keinerlei Zweifel zu haben und wusste anscheinend genau, was zu tun war. Sie senkte den Kopf und redete beruhigend auf den Rappen ein, während sie sich ihm seitlich näherte. So schaffte sie es, nah genug an das Pferd heranzukommen. Sekunden später hatte sie ihm das Halfter übergestreift und klopfte dem Tier auf den Hals. Dann warf sie dem Mann im Auto einen triumphierenden Blick zu.

Malu war hin- und hergerissen zwischen Bewunderung und Ablehnung. Für Edgar schien das keine Frage zu sein. Er trabte auf Rocko heran und seine Augen funkelten vor Begeisterung.

»Wahnsinn, wie Sie das gemacht haben. Und was für ein wunderschönes Pferd!« Er konnte seine Augen gar nicht von der schwarzen Schönheit lassen. »Gehört das Ihnen?«

»Oh ja.« Sie drehte sich zum Wagen und schnippte mit den Fingern. »Pedro, bring Dahab zurück.« Dann wandte sie sich wieder Edgar zu. »Danke, dass du ihr den Weg ver­sperrt hast. Nicht auszudenken, wenn sie auf die Straße ge­­raten wäre.«

Wie um ihre Worte zu unterstreichen, raste ein Lastwagen mit viel zu hoher Geschwindigkeit an ihnen vorbei.

»Keine Ursache. Hab ich doch gern gemacht.« Edgar sprang vom Pferd. »Ich bin übrigens Edgar von Funkelfeld.«

»Ah, der junge Schlossherr höchstpersönlich.« Die Frau lächelte und hielt ihm geziert ihre Hand entgegen. »Alba Sofia Horapez. Ich logiere für eine Woche im Reithotel. Und die Araberstute hier heißt Dahab, das bedeutet auf Arabisch Gold.«

»Ein passender Name«, säuselte Edgar.

Malu verdrehte die Augen. Sie hatte sich ganz klar dafür entschieden, die Frau nicht leiden zu können, auch wenn die sich noch so gut mit Pferden auskannte. Und wenn ihr Bruder so weitermachte, dann konnte er ihr auch gestohlen bleiben. Ich bin übrigens Edgar von Funkelfeld – Pah, offiziell hieß ihr Bruder immer noch Edgar Buchheim, denn er hatte sich gar nicht umbenannt, nachdem er he­­raus­­gefunden hatte, dass er ein echter Funkelfeld war. Noch dazu war es ihre Idee gewesen, der Stute den Weg ab­­­zu­­schneiden!

Aber jetzt wusste sie wenigstens, mit wem sie es zu tun hatte. Das war also die Besitzerin der wertvollen Araber­herde, die den Sommer auf der Pferdeinsel verbringen sollte. Wenn die Tiere nur halb so edel aussahen wie diese Dahab, war das bestimmt ein prachtvoller Anblick!

Der junge Mann hatte das Pferd übernommen und führte die Araberstute, die sich anscheinend in ihr Schicksal gefügt hatte, hinter sich her zum Schloss zurück.

Malu wendete Schneechen und trat ebenfalls den Rück­weg an. Das konnte ja heiter werden – der erste Gast im Reithotel Funkelfeld und dann gleich so eine eingebildete Tussi. (Hoffentlich war das kein Zeichen!)

Malu hatte Schneechen gerade die Trense abgenommen, als Edgar mit Rocko am Offenstall eintraf.

»Was für ein Wahnsinnspferd!« Mit einem Satz sprang er ab. »Was würde ich dafür geben, wenn ich so eins hätte.«

»Halt dir die Ohren zu, Rocko«, sagte Malu an den Schimmel gewandt.

Edgar lachte und gab Rocko einen Klaps aufs Hinterteil, als Zeichen dafür, dass er gehen konnte. »Nichts für ungut, mein Alter.«

»Wusstest du, dass heute schon jemand anreist?«, fragte Malu ihren Bruder.

»Nö.« Edgar wusch das Mundstück im Wassereimer aus und hängte die Trense zurück an den Haken. »Aber so einen edlen Gast beherbergen wir doch gerne, oder?« Grinsend verschwand er Richtung Schloss.

Malu hoffte nur, dass er von dem Pferd gesprochen hatte und nicht von dieser überkandidelten Tante.

Als sie kurze Zeit später auf den Schlossplatz kam, hievte Edgar gerade zwei riesige Koffer aus dem roten Cabrio. Dahinter stand ein ebenso roter Pferdeanhänger mit herun­tergelassener Klappe. Darin war wohl die edle Dahab transportiert worden. Das Pferd hatte Pedro inzwischen in den Stall gebracht, der den Gastpferden zur Verfügung stand.

Alba Sofia Horapez stand neben dem Auto und war mit Gesine und Rebekka in ein Gespräch vertieft. Malu verspürte nicht die geringste Lust sich dazuzugesellen. Am besten würde sie heimlich in ihr Zimmer verschwinden und nachsehen, ob CharlyBee online war. Da konnte sie direkt die ganze Geschichte mit der schwarzen Araberstute und der komischen Besitzerin zum Besten geben. Oder sie würde mal hören, was Lea machte, aber der brauchte sie mit ihren Pferdegeschichten gar nicht erst zu kommen. Auch wenn sie wirklich allerbeste Freundinnen waren, wenn es um Pferde ging, konnten sie nicht unterschiedlicher sein. Während es für Malu nichts Schöneres gab, waren Lea diese riesigen, sabbelnden Tiere einfach nicht geheuer. Einzig Vanille, das kleine weiße Pony, hatte sie (Wenn das bei Lea und Pferden überhaupt ging!) ins Herz geschlossen.

Das war mit CharlyBee einfach anders, die war genauso pferdeverrückt wie Malu und mit ihr konnte sie sich stundenlang über nichts anderes unterhalten. (Jedenfalls so lange, bis Rebekka den Laptop einkassierte )

Aber Malu kam gar nicht bis zur Haustür, denn auf halber Strecke traf sie auf Kalle. An seiner Seite stiefelte ein schlaksiger Junge, ungefähr im gleichen Alter wie Edgar. Die Hände hatte er in den Hosentaschen seiner schlabbrigen grauen Jogginghose vergraben und ein verwaschenes grünes T-Shirt, das mal einen Aufdruck besessen hatte, den man aber nicht mehr entziffern konnte, hing an ihm herunter. Seine halblangen schwarzen Haare fielen ihm so ins Gesicht, dass Malu sich fragte, ob er überhaupt sehen konnte, wohin er ging.

»He, Malu. Schön, dat ick dir treffe. Det is der Vincent.« Kalle deutete auf den Jungen neben sich, der aber weder Anstalten machte zu grüßen noch Malu überhaupt anzugucken. Verdrossen starrte er auf die Kieselsteine, mit denen der Schlossplatz ausgelegt war.

»Er is jestern Abend anjekommen und hat schon mal ’nen bisschen Stallluft jeschnuppert, wa Vinc.« Er klopfte seinem Sohn auf die Schulter. Immer noch keine Regung.

Kalles Sohn Vincent sollte während der Sommerferien im Reitstall arbeiten, denn mit den Pferden der Gäste würde es einiges mehr zu tun geben.

Malu musterte den Jungen skeptisch. Der sah nicht gerade danach aus, als ob er sich freuen würde, seine Ferien mit Stallarbeit zu verbringen. Irgendwie hatte sie sich Kalles Sohn ganz anders vorgestellt. Kalle selbst war offen, nett und eigentlich immer gut drauf, außerdem aß er gerne und das sah man auch. Vincent schien das komplette Gegenteil von seinem Vater zu sein. Na ja, sie würde hoffentlich nicht allzu viel mit ihm zu tun haben. Sollte Edgar sich um den unfreundlichen Kerl kümmern. Oder ihre Mutter, die hatte ja auch zugestimmt, dass Vincent den Ferienjob bekam, ohne ihn mal einen Tag lang Probe arbeiten zu lassen. Selber schuld.

Malu wollte sich gerade verdrücken, da schob Kalle sie zur Schlosstreppe weiter. »Rebekka meint, et jibt in der Küche ’nen Problemchen wegen Ratten«, erklärte er auf dem Weg. »Det wolln wir uns ma ankiecke, wa.«

Malu nickte seufzend und führte Kalle in die Speise­kammer hinter der Küche, Vincent folgte ihnen mit ein paar Metern Abstand. Es hatte sich noch niemand erbarmt und die rote Glassplitterpampe weggewischt. Das würde natür­­lich an ihr hängen bleiben!

Kalle inspizierte die Abstellbretter, lugte unter die Regale und in die hintersten Ecken. Aber nirgendwo in dem kleinen Raum gab es Spuren von Ratten, weder angefressene Tüten noch Köttel auf dem Boden.

»Det war wohl doch eher der Schlossjeist, wa«, grinste Kalle. »Keene Ratte weit und breit.«

Rebekka würde erleichtert sein, dachte Malu. Eine Sorge weniger.

Malu war froh, als der Tag zu Ende ging und sie endlich in ihrem Zimmer war. Das einzig Gute war, dass Vincent auf Kalles Befehl hin die Speisekammer hatte sauber machen müssen – vielleicht war es ja doch nicht so schlecht, dass er da war, dann musste sie wenigstens nicht sämtliche fiesen Arbeiten alleine erledigen, bis nächste Woche die Küchenhilfen kamen. Warum musste ihre Mutter auch schon vor der Eröffnung Gäste aufnehmen, wo noch gar keine anderen Mitarbeiter hier waren?! Erst heute diese eingebildete Kuh und morgen sollte noch ein Ehepaar mit zwei Pferden anreisen.

Beim Abendessen hatte Rebekka ihrer Tochter noch mal ans Herz gelegt, dass sie besonders freundlich zu Señora Horapez sein sollte. Ausgerechnet zu der! Aber die Miete, die die Señora für die Pferdeinsel zahlte, war wohl eine beachtliche Summe und dafür hatte Gesine der Dame im Gegenzug absolute Ruhe und Abgeschiedenheit auf der Insel garantiert. Wie oft ihre Mutter ihr das im letzten Monat eingetrichtert hatte, konnte Malu schon nicht mehr zählen. Es musste also wirklich um eine Menge Geld gehen!

Leider war CharlyBee nicht im Chat und Lea ging nicht ran, als sie versuchte anzurufen. (Was war nur los? Lea war doch IMMER am Handy!) Malu war megafroh, dass Lea die nächsten zwei Wochen bei ihr wohnen würde. Schnell schrieb sie ihr noch eine Nachricht: Bin so happy, wenn du morgen hier bist. Alle sind dooooof!!!

Bevor sie ins Bett ging, riss Malu das Fenster weit auf. In der Nacht würde es ja hoffentlich etwas abkühlen.

Als sie schon fast eingeschlafen war, riss sie eine vertraute Musik aus ihrem Dämmerzustand. HEY GIRL, LET ME KNOW. Lea.

Malu tastete nach ihrem Handy und wischte zu den Nachrichten.

Lea:

War bis eben noch mit Mama bei Tante Gerda, du weißt ja, absolutes Handyverbot!! Hab alles gepackt. Freu mich!!! Die Ferien werden der Hammer - ich habe DIE Idee. Alles Weitere morgen. See you

Malu:

Bin super gespannt!!! Schlaf gut und bis morgen!!

Lächelnd legte Malu das Handy zurück und drehte sich zur Seite. Typisch Lea. Was mochte ihre Freundin wieder für verrückte Pläne haben? Kurz darauf war sie schon eingeschlafen.

Als Malu hochschreckte, war es draußen noch dunkel. Ihr T-Shirt klebte an der Haut. Was hatte sie geweckt? Sie lauschte. Leises Grillengezirpe drang durch das offene Fenster, aber davon war sie wohl kaum aufgewacht. Vielleicht hatte sie schlecht geträumt. Schnell zog sie sich ein trockenes T-Shirt an und legte sich wieder hin.

Es war immer noch unerträglich heiß im Zimmer. Ihre Hoffnung, dass die Luft sich in der Nacht abkühlte, hatte sich nicht erfüllt. Malu zog gerade das dünne Laken über die Schultern (ganz ohne konnte sie trotz Hitze nicht schlafen), als sie ein langgezogenes, schauderhaftes Heulen hörte. Kalt lief es ihr den Rücken herunter. Was zum Teufel war das?

Funkelsee – Der Ruf der wilden Pferde (Band 4)

Подняться наверх