Читать книгу Funkelsee – Flucht auf die Pferdeinsel (Band 1) - Ina Krabbe - Страница 6

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3. Kapitel

Ein Ruderboot. Und es hielt direkt auf die Insel zu! Aber was wollte jemand auf der Pferdeinsel? Sie gehörte den Fun­kel­felds und befand sich auf ihrem Anwesen, eigentlich hatte dort niemand Zutritt. Plötzlich fiel Malu der fremde Junge wie­der ein, der vor Papilopulus’ Weide im Gebüsch gehockt hat­te. Sie hatte immer noch niemandem etwas von ihm er­zählt – wie auch?! Das musste sie unbedingt nachholen. Zu­min­­dest mit ihrer Mutter würde sie nachher darüber sprechen.

DUBI-DÜLÜT-DUBIDUU – Lea:

Stell dir vor, Merle hat ein Piercing!!!! Mit vierzehn!!!! Und du darfst raten, wo. Da siehst du’s, du verpasst alles Wichtige!

Malu musste trotz allem grinsen und tippte zurück.

Egal wo, ihre Eltern bringen sie um oder lassen sie ein Jahr nicht mehr vor die Tür! Habe auch Neuigkeiten, allerdings traurige: Sybill von Funkelfeld ist gestorben.

DUBI-DÜLÜT-DUBIDUU – Lea:

Oh, die war aber ja auch schon ziemlich alt, oder? Nun rat schon.

Malu starrte auf ihr Handy. Klar, Lea hatte recht, Sybill war alt gewesen. Trotzdem war der Tod so endgültig und jetzt lag er wie eine dunkle Decke über dem Schloss. Plötz­lich hatte Malu ein schlechtes Gewissen, dass sie ihre Mutter allein bei Gesine zurückgelassen hatte. Bestimmt konnte sie ihr helfen oder sich irgendwie nützlich machen.

Muss jetzt los. Augenbraue?, tippte sie noch schnell, dann schnappte sie den Führstrick und gab Papilopulus einen Klaps auf den Hintern. »Komm Papi, du musst auf der Weide weiterfuttern. Ich hab noch was zu tun.« Sie warf einen letzten Blick auf den See, aber das Ruderboot war verschwunden. Vielleicht war es auch bloß ein Angler gewesen, der verbotenerweise zur Insel gerudert war.

Als sie Papilopulus auf die Koppel gebracht hatte und ihm das Halfter abnahm, ertönte wieder ein DUBI-DÜLÜT-DUBIDUU.

Lea:

Zunge! Voll eklig, oder?

Bah! Malu schüttelte sich. Merle hatte echt einen Knall! Sie schickte noch schnell ein Smiley mit rausgestreckter Zunge, dann stellte sie ihr Handy auf Lautlos und lief zur Wohnung zurück.

Die Haustür war immer noch angelehnt und Malu trat zaghaft in den kühlen Flur. Ihre Mutter lief auf und ab, hatte das Handy am Ohr und bedeutete ihr still zu sein. Sie schien mit einer Kollegin zu telefonieren. Malu hörte gerade noch ein Super, wenn du heute für mich einspringen könn­test, dann verschwand Rebekka hinter der Küchentür. Malus Mutter arbeitete in einem Altenheim, aber da das Geld hin­ten und vorne nicht reichte, kümmerte sie sich noch nebenbei um die beiden Funkelfeld-Schwestern und den alten Herrn Müller, der seit einem Jahr im Rollstuhl saß. Sie putzte bei ihnen, half im Haushalt oder ging für sie einkaufen.

So kamen Malu und ihre Mutter ganz gut über die Runden, nur große Urlaube oder besondere Klamotten waren eben nicht drin. Aber das war Malu egal, solange sie zu Papilopulus konnte – na ja, es war ihr natürlich nicht immer egal. Wenn sie mit Lea in der Stadt unterwegs war, nervte es sie schon, dass sie jedes Mal überlegen musste, ob sie sich ein T-Shirt leisten oder einen Eisbecher bestellen konnte oder besser nicht.

Doch dann musste sie über sich selber stöhnen. Andere hatten echte Sorgen und sie dachte über Eisbecher nach!

Während sie darauf wartete, dass ihre Mutter fertig telefoniert hatte, sah Malu sich die Bilder an, die an den Flur­wänden hingen. Sie liebte die alten Schwarz-Weiß-Fotos, die Menschen in altertümlicher Kleidung neben herausgeputzten Pferden zeigten. Es gab sogar Bilder von Frauen im Damensattel – das stellte sie sich absolut unbequem vor. Wie konnte man nur so reiten!

»Alles in Ordnung mit dir, Malu?« Ihre Mutter kam aus der Küche und sah ihre Tochter besorgt an.

Malu nickte. »Ja, ich war gerade noch mal bei Papi­lo­pulus. Was wird jetzt mit ihm?« Ihre Mutter konnte sie das ja fragen. Sie wusste, wie viel das Pferd ihrer Tochter be­deutete.

Rebekka zuckte mit den Schultern. »Man wird sehen. Ich habe den Anwalt der Familie Funkelfeld angerufen. Er wird gleich hier sein und sich um alles Weitere kümmern.«

»Und wie geht es Gesine?«

Ihre Mutter lächelte. »Sie hat gesagt, eine Funkelfeld hält immer den Kopf oben. Sie schafft das schon. Na komm.« Sie legte ihrer Tochter den Arm um die Schulter und schob sie ins Wohnzimmer.

Der Raum war nicht besonders groß, aber gemütlich eingerichtet mit einem geblümten Sofa und einer Vitrine, in der Pokale und Pferdestatuen standen. An den Wänden hingen Ölgemälde auf denen (Überraschung!) Pferde zu sehen waren.

Gesine von Funkelfeld hatte sich inzwischen wieder ein wenig gefangen, sie stand vor einem Bücherregal und schien etwas zu suchen. Als sie Malu und ihre Mutter he­reinkommen hörte, drehte sie sich um und brachte ein Lächeln zustande. »Ah, Malu, du bist auch hier. Das ist gut. Ich suche unsere Familienchronik, ich muss Sybills Todes­tag eintragen. Ich dachte, ich hätte das Buch noch hier, aber wahrscheinlich ist es doch in der Bibliothek. Wärst du so lieb und holst es mir eben?«

»Ja klar, gerne.« Malu war froh, dass sie sich nützlich machen konnte.

»Warte, ich gebe dir den Schlüssel.« Die alte Dame schlurfte in den Flur und nahm einen Schlüsselbund vom Haken. »Hier, das ist der Schlüssel für das Hauptgebäude.« Sie friemelte einen großen eisernen Bartschlüssel hervor. »Die Bibliothek ist ...«

»Ich weiß schon, wo sie ist«, unterbrach Malu sie. »Ich war doch mit meiner Mutter schon dort.«

»Ach ja.« Gesine nickte. »Die Chronik ist ziemlich groß, hat einen roten Ledereinband und vorne drauf ist das Funkelfeld-Wappen. Sie steht im Regal hinter dem Steh­pult.«

Malu nickte. »Ich finde sie schon. Bin gleich wieder da.« Sie spurtete aus der Tür und lief über den Schlossplatz zum Hauptgebäude. Vor der großen Freitreppe blieb sie kurz stehen und sah an der Fassade hinauf, während sie dem ersten Löwen die Mähne tätschelte. Sie stutzte. Was war das? War da nicht hinter dem Fenster im zweiten Stock ein Schatten entlanggeglitten? Malu schüttelte unwillig den Kopf. Sah sie jetzt schon Gespenster? Und schon wieder kam ihr der blonde Junge aus dem Gebüsch in den Sinn, aber im gleichen Moment musste sie über sich selber lachen. Ja klar, der ruderte über den See und gleichzeitig schlich er im Schloss herum und wahrscheinlich war er auch daran schuld, dass der Turm von Pisa schief war. Schluss jetzt! Immer zwei Stufen auf einmal nehmend lief sie die Treppe hoch.

Die dicke Holztür schwang schwerfällig auf und gab dabei ein unwilliges Quietschen von sich. Malu trat andächtig in die große Halle und sah sich – wie jedes Mal – bewundernd um. Das Sonnenlicht fiel gedämpft durch die hohen Fenster auf den Fliesenboden, der wie ein überdimensionales Schachbrett wirkte. Die Decke über ihr wölbte sich bis ins dritte Stockwerk und vor ihr schwang sich eine breite Holztreppe mit einem verschnörkelten Geländer in die Höhe. Riesige Ölgemälde in breiten goldenen Rahmen bedeckten die Wände. Die meisten zeigten Landschaften oder Reitgesellschaften, nur eines stellte einen jungen Mann mit Spitzbart in Lebensgröße dar. Baron von Funkelfeld 1897 – 1956, las Malu auf dem kleinen goldenen Schildchen, das unten auf dem Rahmen angebracht war. Das musste der Vater von Gesine und Sybill sein.

Mit einem lauten KRACH fiel die Holztür hinter ihr ins Schloss. Erschrocken drehte Malu sich um, aber sie war allein. Eine gespenstische Stille erfüllte die Halle, als ob alles Lebendige ausgeschlossen war.

Malus Blick blieb auf dem Boden vor der Treppe hängen, aber sie sah nichts, was daran erinnerte, dass Sybill von Funkelfeld gestern hier hinuntergestürzt war. Trotzdem machte sie einen weiten Bogen um die Stelle, wo sie vermutlich gelegen hatte, und dann einen großen Schritt auf die unterste Treppenstufe, als sie sich auf den Weg in die Bibliothek machte.

Die Treppenstufen knarrten bei jedem Schritt und Malu blieb immer wieder stehen, um zu lauschen. Auch wenn sie eben noch über den Schatten am Fenster gelacht hatte, war sie sich plötzlich doch nicht mehr so sicher, ob sie sich das nur eingebildet hatte. Vielleicht gab es doch Gespenster und Sybill geisterte jetzt durchs Schloss? Sie musste an Lea denken, die sich sicher kaputtgelacht hätte, wenn sie Malu jetzt so hätte sehen können. Und recht hätte sie. Gespens­ter, also wirklich!

Die Tür zur Bibliothek war nur angelehnt und Malu stieß sie vorsichtig auf. Still und unversehrt lag der Raum vor ihr. Das Einzige, was sich bewegte, waren die unzähligen Staubpartikel, die im Sonnenlicht tanzten, das durch das hohe Fenster fiel. Deckenhohe Holzregale zogen sich rundherum an den Wänden entlang und in der Mitte teilte eine breite Regalwand den Raum. Zwei niedrige Sessel mit einem Tischchen daneben luden zum Lesen ein, aber es gab wohl niemanden mehr, der die Einladung annahm.

Um an die obersten Bücher in den Regalen zu kommen, gab es eine kleine, fahrbare Leiter, die Malu gerne benutzt hatte, wenn sie mit ihrer Mutter hier gewesen war, um die Bücher abzustauben. Wenn man sich kräftig an einer Wand abstieß, konnte man damit einmal quer durch den Raum gleiten.

Aber jetzt ließ Malu die Leiter links liegen und ging zu dem kleinen Stehpult am Fenster. Es war nicht leer wie sonst, ein kleiner Holzkasten mit geöffnetem Deckel stand darauf. Papiere quollen daraus hervor. Als Malu sie näher anschauen wollte, entdeckte sie die zierliche Lesebrille, die obenauf lag. Die Bügel waren aufgeklappt, so als ob sie nur mal eben jemand zur Seite gelegt hätte ... Malu schluckte und sah sich hastig um. War jemand hier gewesen? Oder noch schlimmer: War hier immer noch jemand? Sie lauschte angespannt. Aber es war kein keuchender Atem zu hören und auch kein Gerassel. Nein, sie schüttelte den Kopf. Viel wahrscheinlicher war ... Sie nahm die Brille hoch und sah sie sich genauer an. Ja, das war die Brille von Sybill von Funkelfeld. Sie musste also gestern in der Bibliothek gewesen sein. Vielleicht hatte sie etwas gesucht? Aber warum hatte sie dann ihre Brille nicht wieder mitgenommen, als sie gegangen war? Und sie hatte die Papiere einfach so liegen lassen. Das passte gar nicht zu der ordentlichen alten Dame, bei der ihre Mutter immer alles supergründlich bis in die kleinste Ecke putzen musste.

Nein, bestimmt war sie durch irgendetwas gestört worden, hatte ihre Brille abgelegt, um nachzusehen ... Malu legte die Brille aufs Stehpult zurück, ging zur Tür und trat ins Treppenhaus. Und dann? Hatte Sybill von unten ein Geräusch gehört? Oder jemanden gesehen? Dann wollte sie vielleicht die Treppe heruntergehen und ist gestolpert. Oder war hier oben jemand gewesen und hatte sie erschreckt? Ganz klar, das war der rote Junge aus den Büschen. Wie praktisch! Tatatata! Malu musste grinsen. Die Superdetektivin Malu Baumgarten hatte das Rätsel gelöst. Sie las wohl eindeutig zu viele Krimis!

Malu schüttelte den Kopf und ging zurück zum Stehpult. Die Brille faltete sie vorsichtig zusammen und legte sie an die Seite. Dann warf sie neugierig einen Blick auf die Zettel in der Schatulle. Ja, natürlich schnüffelte man nicht in den Sachen von anderen Leuten herum. Aber das hier war ja irgendwie ein Sonderfall. Sie nahm sich das oberste Papier und versuchte die spitze Handschrift zu entziffern.

Hosenmoppel und Losenpoppel

Gingen zum Dosenzottel,

Um nach dem Riesentrottel

Einen Mottenkottel zu werfen.

Häh?! Was sollte das denn? Malu griff nach dem nächs­ten Zettel.

Am Feldesrand der schwarze Baum,

Der stand da nur in meinem Traum.

Gesichter guckten draus hervor,

Es war kalt hier und ich fror.

Gestrandet hier im Niemandsland,

Nur der Körper lag im kalten Sand.

Die Seele war schon fortgegangen,

War nicht länger hier gefangen.

Oh, wow! Ob das aus der Feder des Barons stammte oder gab es etwa noch mehr Dichter in der Familie Funkelfeld? Hatte Sybill von Funkelfeld versucht, ihrem Vater nachzueifern? Und dann ihre Gedichte hier versteckt? (Was vielleicht auch besser so war.)

Das nächste Gedicht war wieder lustiger.

Ein Riesenkakadu

Sagte zur bunten Kuh:

Hier haste den Schuh.

Die wollte aber vier,

Da schrie das Tier

Nicht mit mir!

Und so ging es weiter. Unzählige Verse lagen in dem Kasten, manche fröhlich und verrückt, viele auch etwas unheimlich. Aber das alles gab keinerlei Hinweis darauf, ob Sybill von Funkelfeld von jemandem gestört worden war. Vielleicht war sie auch einfach ein bisschen wunderlich im Alter geworden und hatte ihre Brille hier vergessen, dachte Malu und seufzte. Also doch kein großes Rätsel.

Sie räumte die Zettel in die Schatulle, legte die Brille oben drauf und schloss den Deckel behutsam. Das Käst­chen würde sie für Gesine mitnehmen, vielleicht sagten ihr die merkwürdigen Gedichte ja etwas und sie wollte sie vielleicht gerne als Andenken an ihre Schwester haben.

Die Familienchronik hatte Malu schnell gefunden. Der rote Lederband stand direkt im Regalbrett hinter dem Stehpult, so wie Gesine gesagt hatte. Sie stellte das Käst­chen darauf und machte sich dann auf den Rückweg. Der Wälzer war verdammt schwer und sie musste ihn unten in der Halle kurz ablegen, um eine Pause zu machen und ihre Arme auszuschütteln.

Als sie die schwere Holztür aufschob, traf die Hitze sie wie ein Schlag. Es war ihr gar nicht aufgefallen, wie kühl es hinter den dicken Mauern gewesen war. Sie legte ihre schwere Fracht vorsichtig auf der obersten Stufe ab und zog die Tür sorgsam hinter sich zu. In diesem Moment fuhr ein silberner Audi auf den Schlossplatz und ein kleiner, dicker Mann mit schwarzem kurzgelocktem Haar stieg aus. Er holte einen Aktenkoffer vom Rücksitz und sah sich suchend um. Als er Malu entdeckte, winkte er ihr kurz zu und verschwand dann in der Wohnung von Gesine von Funkelfeld. Das war wohl der Anwalt, von dem ihre Mutter gesprochen hatte.

Malu schnappte sich wieder das Buch und die Schatulle und folgte dem Mann langsam ins Haus. Frau von Fun­kelfeld und ihre Mutter standen noch mit dem Anwalt im Flur, als Malu durch die Haustür trat. Sie hörte seine Bei­leidswünsche und dann bat die alte Dame ihn ins Wohn­zimmer.

Malus Mutter wollte sich gerade mit ihrer Tochter in die Küche zurückziehen, da hielt Gesine sie zurück. »Rebekka, komm doch bitte mit. Ich fühle mich noch etwas schwach.« Dann lächelte sie Malu zu. »Du kannst auch gerne dabei sein, Malu. Es ist kein großes Geheimnis, was Herr Maus­witz mir zu sagen hat.« Sie hakte sich bei dem Mann unter und ging mit ihm vor. »Herr Mauswitz ist schon seit Jahr­zehnten der Anwalt der Funkelfelds, wie schon vor ihm sein Vater, nicht wahr, mein Lieber? Auch wenn jetzt nicht mehr viele von uns übrig sind.«

Der dicke Mann tätschelte etwas unbeholfen Gesines Hand. »Aber, aber, meine Teuerste. Dafür werden wir be­stimmt noch Ihren Hundertsten feiern.«

Herr Mauswitz schien nicht so begeistert, als Malu und ihre Mutter den beiden ins Wohnzimmer folgten, aber Malu war froh, dass sie mitdurfte. Vielleicht hatte Sybill ja auch einen letzten Willen über Papilopulus hinterlassen. Und mein treues Pferd Papilopulus hinterlasse ich Malu Baumgarten, denn da ist es am besten aufgehoben. So etwas in der Art. In ihren Büchern wäre das jetzt jedenfalls so gewesen. Sie seufzte. Aber das hier war eben die Wirk­lichkeit. Trotzdem, manchmal geschahen ja auch Wunder!

Malu legte die Familienchronik und die Holzkiste auf dem kleinen Sekretär ab, der neben dem Fenster stand.

Dann nahmen alle Platz. Gesine von Funkelfeld und Rebekka auf dem geblümten Sofa, Herr Mauswitz sank in den tiefen Ohrensessel gegenüber und Malu setzte sich auf den Stuhl, der zum Sekretär gehörte.

Der Anwalt räusperte sich. »Liebe Gesine, ich habe Arno schon angerufen ...«

Malu schaute überrascht auf. Von einem Arno hatte sie noch nie gehört. Und hier im Schloss hatte sie nie jemand anderen gesehen als die beiden Schwestern.

»... Er wird morgen kommen und sich um die Be­erdigung seiner Mutter kümmern«, redete Herr Mauswitz weiter.

Sybill hatte also einen Sohn!

Gesine von Funkelfeld sah den Anwalt aufmerksam an. Sie schien nicht überrascht zu sein. Aber klar, dieser Arno war dann ja ihr Neffe, das war natürlich nichts Neues für sie.

»Das ganze Anwesen und Sybills Besitz gehen dann jetzt auf ihn über, wie es bei den Funkelfelds seit jeher Brauch ist«, erklärte Herr Mauswitz.

Gesine von Funkelfeld nickte. »Aber auch das Wohn­recht für alle lebenden Funkelfelds ist Brauch«, betonte sie. »Ich hoffe, Arno hat das nicht vergessen.«

Der Anwalt rutschte unruhig in seinem Sessel hin und her. »Das ist ihm klar, aber ... er hat mich gebeten ...« Er holte ein Taschentuch hervor und tupfte sich die Stirn ab. »Also, er bat mich, Sie darauf vorzubereiten, dass er das Anwesen ... verkaufen möchte.« Jetzt war es raus und Herr Mauswitz sank erleichtert in seinen Sessel zurück.

Malu sah den Mann entsetzt an. Verkaufen?! Das Schloss?! Aber was würde dann mit der alten Dame und mit Rosa geschehen? Und was mit Papilopulus?

Funkelsee – Flucht auf die Pferdeinsel (Band 1)

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