Читать книгу Von Göttern und Dämonen in Afrika - Ineź Sytham - Страница 9

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Kapitel 3

Und sie lächelten, die Götter, und ich sah nicht den Teufel zwischen ihren Polstern sitzen…

Und ich fühle die Blicke der Männer und weiß, dass ich anders bin heute, schön und lebendig und ich unterhalte mich ein wenig mit einem Londoner an der Bar…er ist interessiert an mir und erzählt irgend etwas von einer Einladung zu ihm, und ich höre seinen Oxford-Akzent wie das ferne Rauschen einer Atlantik-Muschel, die mit dir von den Strömungen der Zeiten spricht, wenn du sie ans Ohr hältst…Denn hinter der Theke steht Shan und ich blicke in seine tiefen, herausfordernden und gleichzeitig leblosen Augen, wie flache Edelsteine erscheinen sie mir, hinter denen die geduckte Wut und Spannung eines gefangenen Tieres wartet.

Seltsam.

Lange dunkle Haare, Augenfältchen, wie angenehm. Meine Größe.

Ein Alt-Hippie, scheint mir, schlampiges Hemd, Indianertasche, Shorts, schmutzige Füße in den Sandalen.

Und ich davor im Tanzkleid.

Im Duft von „Passion Flower“.

Ich denke kurz zurück an seine fürsorgliche Art, in der er seine Gäste in der Tafelberg-Höhle bedient, jedem einzelnen Getränke nach geschenkt hat, seinen hochprozentigen Punsch leise jedem anbot.

Der Londoner flirtet jetzt auf unangenehme, plumpe Art, ich fühle seine schwitzende Hand an meiner Hüfte – ich lächle Shan vor mir an, irgendwie finden unsere Hände zusammen – und die eine, unerwünschte Männerhand löst sich gekränkt von meinem Körper.

Und ich danke Shan nochmals für die Atmosphäre, diesen Höhlenabend – den ich wie ein Weihnachtsgeschenk empfand.

Ich sage in Shans starre Augen hinein, dass ich etwas Besonderes in ihm fühle, ich erkenne hinter seinem Blick eine Tiefe und Traurigkeit, die ich kenne, spüre, die mir vertraut ist.

Seine rechte Hand berührt meine linke und wir reden. Reden und reden.

No lack of communication.

Er lädt mich zu weiteren Bieren ein, frägt mich, ob ich jetzt zu Brent Salsa tanzen gehen möchte, er würde mich fahren. Nein, sage ich, dieser Mann ist nur für Sex.

Ich möchte mit Dir reden, das ist mir wichtiger.

Sein Hund kommt, ein kleiner weißer Terrier: Jinni, - springt in seine Arme, Shan streichelt ihn.

Irgendwann dann seine Frage, er würde mich gerne mit sich nach Hause nehmen … dann tue es doch…ich lächle…wir gehen.

Zuerst will Shan nur ein Bad nehmen, sachte öffne ich mit meinem nackten Fuß die Badetüre und ich komme zu ihm, diesem nackten Mann, das Wasser strömt in kleinen erotischen Bächen über seine Haut…

…und meine Hände werden lebendig, zärtlich, sie streicheln und liebkosen, verteilen sanft Seifenschaum auf jedem Zentimeter Shan…meine Hände waschen mit größter Zärtlichkeit seine Haare, massieren, ein Strom von Liebe fließt von mir zu ihm.

Er hält still.

Sehr still.

Haben das schon oft Frauen mit Dir gemacht ?

Zuletzt habe ihn seine Mutter als Kind so verwöhnt, meint er.

Wie wunderbar – eine Premiere, die ich ihm als Frau schenken darf.

Dann ist er feurig, wild. Nicht zärtlich.

Und es ist mir recht. Da ist jemand, den ich so sehr mag, wie mit einem Urknall begehre, mir wünsche, alles, alles an ihm.

Danach halte ich noch einen Moment seine Hand fest:

just for a precious moment…

Schlafe ein, höre mich selbst tief atmen.

Morgens um fünf Uhr wecke ich ihn mit Küssen, begehre ihn, liebe ihn.

Ob er eine Idee hat für meinen letzten, meinen Abreise-Tag? Vormittags ja, dann muss er zu seiner Familie, Eltern, Geschwister.

O.K. Egal.

Und Shan reicht mir duftende Passionsfrüchte, die in seinem Garten wachsen.

Ihr Geschmack vermengt sich mit dem Panorama von CTs Hafen, mit der flirrenden Sonne, das zitronige Aroma ihres Saftes mit den farbigen Gerüchen in der Küche, dem Blick in den verwilderten Hinterhof.

Der Vormittag entwickelt sich zum Erlebnis. Er frägt nach meiner Traurigkeit, ich sage ihm, dass ich heuer meine beiden Schwestern und meinen Hund verloren habe.

Wie?

Ich will es nicht näher ausführen. Meine Geschichte wäre für die wenige, kostbare Zeit zu langwierig. Nicht jetzt. Ich will im Jetzt leben, jeden Moment mit Shan auskosten, nicht weiterdenken. Leben.

Er hat „Coelho“ in seinem Jeep liegen. Wie wunderbar – Er liebt gute Literatur. Ich bekomme das Buch als Reiselektüre – mir stehen immerhin 25 Stunden Busfahrt bis Durban bevor.

Shan parkt an einem Strandstück Nähe Simons Town. Wir laufen am Meer entlang, besuchen ein Antiquitäten-Geschäft, ein verspielter Papagei lässt sich dazu überreden, dass ich ihn streicheln darf…wir besuchen ein Lokal, das ins Meer hineingebaut ist – die Wellen krachen laut gegen die Mauern, die Gischt tobt um die Ecke des Restaurants, in dem wir sitzen. Möwen segeln kreischend umher – ich erlebe soeben ein Märchen.

Ein ganz besonderer Moment. Shan sieht mir gerade in die Augen.

Du träumst, sagt er, Du hast öfters `nein` gesagt im Traum heute Nacht;

was war da? Ich träume nie…

Deine innere Mauer ist zu hoch, erwidere ich, sie schützt Dich zwar vor neuen Verletzungen, aber Du lässt auch niemanden zu Dir hinein…Ich selbst habe lange gebraucht , um zusammen mit meinem Therapeuten meine Verletzungen zu erkennen, anzuerkennen, zu besprechen und zu verarbeiten. Suche Dir eine Person Deines Vertrauens und wenn Du Dich angenommen fühlst, sprich über alles – nur so kann Deine Seele heilen.

Dann kommen auch die Träume zurück.

Wir bestellen Guinness-Bier für ihn, Saft für mich.

Ich lade Dich ein, sage ich.

Essen? Ja

Er bestellt für sich Tintenfisch, ich will Muscheln. Hier, fangfrisch sind sie eine Delikatesse.

Es kommen Austern.

Ich bin entsetzt, Shan will sie zurückgehen lassen, unmöglich, leider.

O.K. Ich lächle. Das Leben ist ein Abenteuer.

Ich probiere es. Shan? No, I am scared about eating that.

Und mit Tabasco, Salz und Limette schlucke ich todesmutig die 6 sündhaft teuren Austern hinunter – der Rest bleibt ein wenig Meeres-Geschmack.

Nichts besonderes. Aber bei weitem auch nicht so grauslich, wie meine Phantasie mir vorgaukelte.

Mitten im Gespräch steht Shan plötzlich auf, fotografiert alte Leute, die gerne zusammen auf dem Bild sein wollen, kehrt zurück.

Doch – sagt er – ich habe Dir schon zugehört, mir ist schon wichtig, was Du sagst…

Ich zahle heimlich, Shan glaubt es nicht,

Du hast mich auch eingeladen, in die Höhle, zu herrlichem Essen und Champagner - und zu diesem wunderbaren Ausflug.

Er erzählt von Cecil Rhodes, dem reichsten Mann der Welt – von Rhodesien, seiner Heimat, erwähnt seine Familie, Schwester und Bruder, Nichten, Neffen.

Magst Du noch einen Kaffee bei mir?

Ja…mit drei Löffeln Zucker, por favor, Senor.

Shan: Wollen wir einen Wettbewerb machen, wer Ende des nächsten Jahres längere Haare hat? Lächeln…

Wieder die Badewanne.

Lass mich Dich waschen, es ist mein „Job“ solange ich bei Dir bin, Shan - -

Er ist wild, schläft danach sofort ein, kurz. Die Frauen nehmen den Männern die Kraft, Du siehst, wie müde es mich macht….Ich lächle.

Er sortiert Weihnachts-Geschenke für seine Familie. Mutter, Schwester, Nichten; Ich bekomme von ihm zwei wunderschön bedruckte afrikanische Kerzen.

Bald muss ich gehen.

Ich zünde sie an, wenn wir uns wieder sehen, Shan.

Nein, tu es jetzt, sagt er, wer weiß , ob wir morgen noch leben.

Dann geht alles wie in Zeitraffer.

Im Jeep – vor seinem Backpacker – Sorry, dass ich Dich jetzt nicht zum Bahnhof bringe.

Ist o.k. ich verstehe schon…

Küsse seine Wange.

Do you want keep contact?

Defenitely.

Und er fährt.

Ich packe.

Rufe ein Taxi.

Fühle mich wie in Trance.

Sitze wieder im „Inter-Cape“

Schreibe ihm eine sms, weil es mir so unnatürlich erscheint, jetzt wegzufahren –

Tired and without refreshing kisses from you…

Und er antwortet:

If you would be “enlightened “ you would know that my kisses are better than to take the bus.

I know. And I hate to leave, Shan.

Ich werde am Busbahnhof erwartet. Von Terry. jung, Bodybuilding-Figur, strahlendes Lächeln, ein wenig verliebt in mich seit unserer Begegnung in Durban; er will mich mit in seine Wohnung nehmen.

Terry – impossible. I am in love with someone.

Sein erwartungsfrohes Siegerlächeln erlischt.

I need being with myself. Nothing else. Sorry.

Es ist komplett unmöglich – ich bin voll von Shan.

Besorge mir einen Backpacker, eine erste Selbstverständlichkeit, ein wenig Routine, die sich beim Durchforschen ferner Kontinente, als Frau alleine - eingestellt hat, kommt mir jetzt zugute.

Nicht zu sehr nachdenken jetzt.

Gehe in ein Restaurant, als kühles Accessoire meine schwarze Lederjacke – sie ist meine „Mimikry-Schutzweste“, lässt mich cooler und stärker aussehen, als ich mich fühle.

Und in dieser Nacht werde ich krank.

Sehr krank, breche und schwitze und mein Bauch streikt. (In dem sollen ja die Gefühle zu Haus sein)

Rufe Shan morgens nochmals an.

Und er sagt: Miss you…Why are you gone?

Die Leitung ist schlecht. Er verspricht, mich morgens nochmals anzurufen. Nur Bruchstücke seiner Worte kann ich verstehen, weil das Blut so stark in meinen Ohren klopft, mein Herz rast, ich kann mich nicht mehr ausdrücken….sage, buye, bad connection…sorry.

Weine.

Er spricht mir auf Band.

Und ich kann es nicht abhören….Englische Anweisungen sind mir zu kompliziert.

Und mein Flug geht.

Rase mit dem Taxi zu einem Computerfachhandel. Lasse mir die Abrufe einstellen…Höre seine Stimme.

Endlich.

Shan wünscht mir einen guten Rückflug.

Der Teufel lächelt mich spöttisch an.

* * *

Von Göttern und Dämonen in Afrika

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