Читать книгу Rette uns, Elaine! - Inga Kozuruba - Страница 3

Rückkehr in die Hauptstadt

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Die Tage zogen sich dahin und Elaine war in einem seltsamen Zustand gefangen. Wie schon einmal von ihren Freunden aus der Hauptstadt angedeutet, verblassten ihre Erinnerungen an die Erlebnisse dort immer mehr. Sie kehrten zwar schnell zurück, sobald Elaine nach einem der Geschenke griff, die ihr manchmal gute Dienste geleistet hatten, aber das Wissen hielt nicht lange an. Am besten klappte es immer noch mit dem Fotoalbum, das inzwischen beide Abenteuer dokumentierte, aber in letzter Zeit hatte sie immer weniger Lust, es aufzuschlagen. Irgend etwas stimmte nicht damit, aber sie wusste nicht was.

Zu allem Überfluss schlief sie sehr schlecht seit sie zurückgekommen war. Die wenigen Nächte, in denen sie ohne Alpträume durchschlafen konnte, schienen ein Segen zu sein. Aber diese Nächte waren rar geworden. In der Regel wachte sie mehrmals in der Nacht auf, erstarrt vor Angst, aber ohne Erinnerung daran, was ihr ein solches Grauen bereitet hatte. In der Universität schlief sie bei den langweiligeren Vorlesungen ein, und bei ihrem Nebenjob ging es ihr an manchen Tagen nicht anders.

Mindestens genauso schlimm war der jüngste Kommentar ihrer besten Freundin: „Was ist nur mit dir los? Ich erkenne dich ja kaum noch wieder.“

Elaine wusste nicht, was mit ihr los war. Ihre Mutter hatte ihr empfohlen, zum Arzt zu gehen, damit er ihr gute Schlaftabletten oder etwas dergleichen verschreiben würde. Sie hatte sicherlich auch schon genug Ratschläge gehört, was man alles tun konnte, um besser schlafen zu können. Sie klangen zwar nicht immer vernünftig und einleuchtend, aber immerhin waren sie lieb gemeint. Und dennoch wagte Elaine es nicht, einen von ihnen zu befolgen - nicht bevor sie wusste, warum sie jede Nacht aufwachte und als erstes nach dem Lichtschalter schlug. Sie konnte die Dunkelheit um sich herum nicht mehr ertragen.

Noch mehr Tage vergingen, nichts wurde besser. Elaine war froh, dass die Vorlesungszeit vorbei war. Ihre Kommilitonen freuten sich auf den Urlaub, oder gerieten wegen anstehender Prüfungen in Panik. Elaine existierte neben ihnen wie ein Gespenst. Nichts davon schien sie noch zu berühren. Alles schien unwichtig geworden zu sein. Manchmal merkte sie erst vor dem Schlafen gehen, dass sie den ganzen Tag nichts gegessen hatte. Ab und zu dachte sie daran, dass alle in ihrer Umgebung mit Sicherheit daran dachten, sie zu einer Therapie zu schicken. Aber sie trauten sich nicht, ihr den Vorschlag zu machen. Sie musste jedes Mal lachen, wenn sie daran dachte. Vermutlich hatte sie eine Therapie dringend nötig. Sie wartete immer noch auf ein Zeichen aus der anderen Welt. War das nicht Wahnsinn?

Sie hatte sich dabei ertappt, dass sie immer später zu Bett ging und immer müder dabei war. War das ein Versuch, die Alpträume zu überlisten? Vielleicht war es eine unbewusste Reaktion ihres Körpers darauf. Irgendetwas an diesem Gedanken gefiel ihr jedoch ganz und gar nicht, also zwang sie sich dazu, früher schlafen zu gehen und das Licht auszumachen. Vielleicht würde sie immer noch Alpträume haben, aber zumindest bestand die Möglichkeit, dass sie so insgesamt an mehr Schlafenszeit kommen würde. Diese Strategie zeigte Erfolge, allerdings anders als sie gedacht hatte. Sie begann, sich an ihre Alpträume zu erinnern.

Es war dunkel, feucht und warm. Ein seltsamer Moschusgeruch hing in der Luft, gewürzt mit Aromen, die schwächer und nicht mehr so leicht zu identifizieren waren, aber ihren Teil dazu beitrugen, dass ihr leicht schwindlig wurde. Sie fühlte sich seltsam leicht, auch wenn ihr Kopf alles andere als klar war. Und es war sicherlich mehr als nur das Gefühl, das sie von einem Alkoholrausch kannte. Mag sein, dass eine andere Droge diesen Zustand herbeiführen konnte. In diesen Dingen war Elaine jedoch gänzlich unerfahren. Nach einer Weile des wirbelnden Schwebens begriff sie, was genau für diese Leichtigkeit verantwortlich war. Jede Spur von Reue, Trauer, Bedauern, Schuld und Verantwortung waren von ihr abgefallen. Jede Sorge um einen Menschen, der ihr lieb war, war dahin, und alles was blieb, war eine ihr bis dahin nicht bekannte Form von Freiheit. Oder doch nicht?

Seit Elaine das erste Mal aufgewacht war und wusste, was sie geträumt hatte, war es gewöhnlich so, dass sie an genau diesem Augenblick ihres Alptraums mit weit aufgerissenen Augen und flacher Atmung erwachte. Sie erschrak erneut über die sie umgebende Dunkelheit und schlug nach dem Lichtschalter, damit das Licht ihre Angst vertrieb. Doch dieses Mal schlief sie weiter und sah hinter den Schleier, der sie vor der Erkenntnis trennte.

Sie bewegte sich im Traum. Sie konnte sich nur wenig rühren, nur eine Hand bewegen. Es war nicht viel, weil sie trotz der empfundenen Freiheit eine beinahe vollständig gefesselte Gefangene war, das wurde ihr schnell klar. Die Freiheit war nur ein Trugbild, das ihr von jemand oder etwas vorgegaukelt wurde, damit sie nicht auf die Idee kam, sich zu bewegen und sich der Gefangenschaft klar zu werden. Sie begriff, woher sie dieses täuschende Gefühl kannte. Sie hatte schon mal eine Kostprobe davon bekommen, unten in der Tiefe.

War das eine Nachwirkung ihrer Erlebnisse dort unten, die sie immer wieder aus dem Schlaf riss? Hatte sie Angst vor dem, das sie dort gekostet hatte? Grenzenlose Freiheit konnte nur ein Ungeheuer erfahren. Etwas wie Menschlichkeit und Gerechtigkeit standen ihr im Weg. Empathie und Mitgefühl gab es nicht. So wollte sie niemals sein, niemals werden. War das der Grund für ihre Angst? In einer späteren Nacht ging sie einen Schritt weiter und erkannte, dass da noch mehr war.

Ihre Hand stieß zum ersten Mal auf eine andere, fremde Hand. Sie spürte kurze, scharfe Fingernägel, unerwartet weiche Haut, eine runde Narbe von einem Einstich auf dem Handrücken. Sie bewegte sich ebenso behindert wie Elaines Hand und streichelte liebevoll und sanft mit ihren Fingerspitzen über die Hand, die sie berührte. Erneut breitete sich langsam kalt die zurückgedrängte Angst in Elaines Eingeweiden aus, gepaart mit Übelkeit. Sie erkannte, wem die andere Hand gehörte, und von welcher Hand sie glaubte, dass sie ihre war. Sie hatte Corrys Hand gefunden, und es war nicht Elaine, die in ihrem Traum gefangen war, sondern Irony.

Jetzt wachte Elaine auf, doch das Licht blieb aus. Sie starrte in die Dunkelheit, diesmal ohne jegliches Verlangen nach Licht. Diesmal könnte das Licht alles verscheuchen, das ihr helfen würde, in diesem Traum irgend einen Sinn zu finden. Das Problem war, dass dieser Traum keinen Sinn machte. Es dauerte zwar, bis sie sich daran erinnern konnte, aber dann war ihr auch klar, warum er nicht stimmten konnte. Waren Corry und Irony nicht im letzten Augenblick der Mutter entkommen? Waren sie nicht mit ihren Freunden zusammen an die Oberfläche zurückgekehrt? Hatten sie nicht den Prinzen zu Malvina zurückgebracht?

Warum träumte sie dann so etwas? Elaine setzte sich auf und machte doch noch Licht. Sie zog das Fotoalbum unter ihrem Kopfkissen hervor. Sie hatte genau einmal den Fehler gemacht und es offen sichtbar liegen lassen. Ihre Freundin hatte die Nase gerümpft, als sie ein Comicheft in Elaines Zimmer gesehen hatte. Seitdem versteckte Elaine das kostbarste aller Andenken unter dem Kopfkissen. Vielleicht half es ihr seitdem dabei, ihre Alpträume zu ergründen? Konnte es ihr vielleicht auch jetzt helfen? Es gab eine Unstimmigkeit in den Bildern, das wusste sie. Sie musste nur noch herausfinden, was so falsch war, dass es ihr schlaflose Nächte bereitete.

Der erste Teil war noch so wie sie ihn im Gefühl hatte. Ihr traten jedes Mal Tränen in die Augen, als ihr Blick von einem Foto zum nächsten sprang und die Geschichte sich erneut vor ihrem geistigen Auge entfaltete. Das verrückte Abenteuer in der Hauptstadt, das sie beinahe ihre geistige Gesundheit kostete, ihr aber vier wunderbare Freunde und womöglich die Liebe ihres Lebens schenkte. Das Abenteuer, das aus einer ganz normalen jungen Frau eine Träumerin machte, die über das Schicksal einer Welt entscheiden konnte. An diesem Teil war nichts auszusetzen. Alles stimmte darin, die Bilder, die Erinnerungen, die sie weckten, die Gefühle, die Elaine dabei empfand. Sie blätterte weiter zum zweiten, jüngeren Abschnitt.

Auch er war zunächst so, wie er sein sollte. Ihre zweite Reise in die Hauptstadt, diesmal durch einen Spiegel, um ihren Freunden zu helfen, eine große Aufgabe zu Ende zu bringen. Auch wenn sie niemals wirklich erfahren hatte, um welche Aufgabe es sich handelte. Plötzlich hatten sich die Ereignisse überschlagen und die Welt versank im Krieg. Wie klein erschien dabei das anfängliche Problem, wegen dem sie von Malvina in die Hauptstadt gerufen wurde. Sie dachte, dass ihre Freunde Schwierigkeiten damit hatten, sie selbst zu sein. Wie es sich herausstellte, war das nur eine Täuschung. Eine Täuschung, die von allen bereitwillig geschluckt wurde, die nicht in das Geheimnis eingeweiht waren. Wieso war es immer so einfach, jemanden zu täuschen, wenn er etwas bestimmtes erwartete oder darauf hoffte?

Gänsehaut kroch über Elaines Körper. Ihre Finger waren eiskalt, sie schaffte es kaum noch, die Seiten zu fassen. Jetzt sah sie eine Kleinigkeit, die ihnen allen entgangen war. Sie achteten nicht darauf, weil sie sich so sehr gefreut hatten, dass Corry und Irony wieder bei ihnen waren. Sie wollten nicht sehen, dass sie getäuscht wurden. Elaines Blick blieb starr an dem entscheidenden Bild hängen, das alles verändert hatte. Corry und Irony, wie sie zu ihnen zurückkehren, mit einem frechen Grinsen im Gesicht, und einem coolen Spruch auf den Lippen. Corrys Lippen waren nicht makellos schwarz. Sie schimmerten pink.

Es war nicht Corry, die zusammen mit ihnen in die Kasernen der Hauptstadt gekommen war. Elaine wusste zwar nicht, wie das möglich war, aber es war Ivana. Es konnte nur Ivana sein. Dieses irre Grinsen war selbst für Corry zu viel. Und der Mann bei ihr, jetzt erkannte Elaine, dass es nicht Irony war, sondern Alexandre. Sein Blick war ein anderer. Sein Gesicht mochte lächeln, aber die Augen waren eiskalt und berechnend. So war selbst der Berater des Prinzen nicht gewesen.

Mit zitternder Hand blätterte Elaine weiter. Wie geschickt, dieses verräterische Bild so zu platzieren, dass man es überblätterte, um zum großen Finale zu kommen, dem letzten Kuss des Grafen. So hatte sie natürlich auch das nachfolgende Bild nie genau betrachtet. Es zeigte die letzte Besprechung mit dem Grafen und Agent Mens. Auch hier erkannte Elaine bei genauerem Hinsehen, dass nicht Corry und Irony auf diesem Bild waren, sondern ihre gespenstischen Doppelgänger. Ihre Rollen hatten sie diesmal nicht einfach nur übernommen, sie hatten sie ersetzt. Und keiner von denen, die sie kannten, merkte etwas. Keiner wollte wahrhaben, dass so ein Schwindel passieren konnte, nicht einmal mehr Kryss. Er war schon einmal darauf reingefallen, dass sie ihm etwas vorgegaukelt hatten, er wollte es nicht wieder tun. Nur unterlief ihm nun der Fehler, nicht mehr paranoid genug gewesen zu sein.

Elaine seufzte. Liebe macht blind. Jetzt bemerkte sie das, was dem Grafen bereits damals aufgefallen war. Kryss hatte nur Augen für eine gehabt, für das wilde Mädchen, das sich darum gerissen hatte, die Kreaturen der Tiefe zu jagen. Jeder von ihnen wurde getäuscht, aus welchen Gründen auch immer. War sie die einzige, die diese Wahrheit erkannte?

Viel schlimmer war jedoch eine andere Frage: Wenn letztes Mal in einer Stunde über zehn Jahre verstrichen waren, kam dann diese Erkenntnis nicht schon viel zu spät? Nein, das konnte nicht sein. Elaine biss die Zähne zusammen und ballte die Fäuste, bevor sie vom bleiernen Gefühl der Hoffnungslosigkeit überwältigt werden konnte. Es konnte nicht zu spät sein. Selbst wenn sie keinen Einfluss auf die Zeit haben konnte, die in der Hauptstadt verstrich, so erinnerte sie sich an etwas anderes. Corry und Irony hatten ihr einmal erklärt, dass sie länger lebten als normale Menschen. Leo und Siren waren in über zehn Jahren keinen Tag gealtert, obwohl sie einen siebenjährigen Sohn hatten, der ganz normal herangewachsen war und in manchen Dingen sogar reifer als seine Altersgenossen zu sein schien. Und Boo war von einem vierzehnjährigen zu einem sechzehnjährigen Teenager geworden, obwohl er seiner eigenen Aussage nach hundert Jahre alt hätte sein müssen.

Es konnte nicht zu spät sein. Wäre es zu spät gewesen, dann hätte sie gar nichts bemerkt. Dann hätten die Alpträume irgendwann einfach von alleine aufgehört, und sie hätte vermutlich alles vergessen, selbst mit den Erinnerungshilfen, die in dieser Welt kaum noch einen anderen Nutzen hatten. Es war noch nicht zu spät, etwas zu tun, egal was es war.

Nur was sollte sie tun? Den Zug konnte sie nicht nehmen. Sie hatten den Tornado unter Steinen begraben zurückgelassen, damit er nicht in die Klauen der Kreaturen aus der Tiefe fallen konnte. Irgendetwas sagte ihr, dass er noch nicht gefunden und repariert worden war. Und egal wie oft sie in letzter Zeit an einem Spiegel vorbeigegangen war, sie hatte keinen einzigen Hinweis darauf gesehen, dass irgend jemand sie holen wollte. Es würde niemanden geben, der ihr eine Tür durch den Spiegel öffnen würde. Was konnte sie also noch tun?

Du bist eine Träumerin, Ellie. Sie haben einen Träumer gerade so bitter nötig wie noch nie. Vielleicht solltest du genau das tun, die Kontrolle über den Traum übernehmen, und sie so befreien. Es schien ihr eine gute Idee zu sein. Sie legte sich wieder hin und löschte das Licht. Doch der Schlaf kam nicht mehr. Sie wälzte sich von einer Seite zur anderen und wieder zurück, sie dachte an all die Themen, die sie bisher in der Universität zum Einschlafen gelangweilt hatten, und sogar an die letzten Formulare, die sie ausfüllen musste. Nichts half. Sie war hellwach, und wurde langsam panisch. Der Morgen würde bald dämmern. Was ist, wenn es dann zu spät war?

Dann lächelte sie. Vor ihrem geistigen Auge sah sie etwas, das sie bisher übersehen zu haben glaubte. Es hatte sich gelohnt, dass sie am Hofe gelernt hatte, auf Kleinigkeiten zu achten. Ihre Mutter hatte der Tochter in ihrer Sorge eine Packung Schlaftabletten in die Tasche gesteckt, als sie sich das letzte Mal verabschiedet hatten. Sie stand auf, und kramte im Dunkeln danach. Bingo! Da war die Schachtel.

Sie wollte sich nicht damit aufhalten, die Gebrauchsanweisung zu lesen. Ein paar Tabletten waren sicherlich nicht zu viel. Sie griff sie sich raus, warf sie in den Mund und spülte alles mit einem Glas Wasser nach. Iss mich, trink mich. Sie musste kichern. Sie legte sich hin und wartete darauf, dass die Medikamente zu wirken begannen. Es dauerte ihr viel zu lange, also warf sie sich noch zwei weitere Tabletten ein. Na also. Sie dämmerte dahin.

Den Geruch bemerkte sie als erstes. Er war deutlich intensiver als vorher. Das schien ein gutes Zeichen zu sein. Das letzte Mal waren sie an diesem Duft beinahe erstickt. Nein, er hatte sie beinahe verrückt gemacht. Einige Atemzüge mehr, und sie wären ohne nachzudenken übereinander hergefallen. Ob sie danach von Schuldgefühlen geplagt werden würden oder allesamt tot wären, würde sich niemals klären, weil es niemals dazu gekommen war. Dennoch sollte der Geruch stärker sein.

Und das wurde er auch. Stärker und stärker. Langsam bekam Elaine es mit der Angst zu tun, weil sie bis auf den Geruch nichts bemerkte. Wo war das Gewebe, die Fesseln? Wo war die Wärme und die Feuchtigkeit um sie herum. Halt, da war sie. Es wurde nass. Aber es war zu kalt. Irgend etwas stimmte nicht mit ihrem Traum. Er war zwar so lebhaft wie noch nie, seit sie sich erinnern konnte. Aber er war falsch.

Sie hatte immer noch die Augen geschlossen, fiel ihr auf. Darum konnte sie nichts sehen. Sie brauchte einige Augenblicke, bis sie es wagen konnte, sie zu öffnen und zu sehen. Irgendwie war ihr sehr mulmig zumute. Irgendetwas war schief gelaufen, auch wenn sie nicht wusste was. Es fühlte sich nicht so an, als wäre sie dort, wo ihre Freunde gefangen waren. Sie spürte einen kühlen, feuchten Windzug auf ihrem Gesicht. Er wehte Wassertropfen gegen ihre Haut. Regnete es etwa?

Sie öffnete die Augen. Sie blinzelte mehrmals, bis sie begriff, was sie sah. Sie stand auf einer Straße in der Hauptstadt. Die Aussicht kannte sie. Diese Straße war das erste, das sie bei ihrer Ankunft in der Hauptstadt gesehen hatte, als sie aus der unterirdischen Station des Tornado nach oben kam. Plötzlich traf der Lärm des Verkehrs sie wie ein Hammer, zusammen mit einem neuen Windzug. Gänsehaut breitete sich auf ihrem Körper aus, zugleich atmete sie erleichtert aus. So real konnte kein Traum sein. Sie war wieder in der Hauptstadt.

Nur sah sie anders aus als Elaine erwartet hatte. Sie wusste zwar nicht genau, was sie erwarten sollte, aber das verzerrte Spiegelbild der Stadt in der Tiefe ließ Ruinen und Leichen erwarten, aber keine intakte Stadt. Bis auf den wolkenverhangenen Himmel und die Kälte – es musste Herbst sein, keine Frage – bis auf die Jahreszeit also war die Stadt genau so, als wäre Elaine das erste Mal da. Langsam drehte sie sich um und sah nach hinten. Es gab noch etwas, das anders war. Der Eingang zur Station des Tornado war verschlossen. Ein Stahlgitter war davor, an manchen Stellen zwar angerostet, aber sicherlich stabil genug, um die Bürger der Stadt draußen zu halten. Mehrere Ketten wanden sich zwischen den Metallstäben, mit Vorhängeschlössern zusammengehalten.

Ein Schild hing an der Absperrung. Elaine ging näher hin und las: „Auf Grund einer baulichen Maßnahme ist diese Station bis auf weiteres gesperrt.“ Darunter war ein Zahlencode angegeben, vermutlich irgend eine Form der Kennzeichnung durch die Behörde. Elaine sah sich erneut um. Ein Schild? So etwas hatte sie in der Hauptstadt noch nie gesehen. War sie hier richtig? War sie nicht aus Versehen in eine von den Geschichten geraten, die Corry ihr als Ablenkung gezeigt hatte? Elaine war sich nicht sicher. Wenn es doch nur jemanden hier gäbe, der sie erkennen würde!

„Hey, Ellie! Was machst du denn hier?“, hörte sie eine jugendliche Stimme und ihr Herz machte einen Satz. Sie drehte sich um und sah Boo, der noch ein Stückchen älter geworden war, aber ansonsten der alte zu sein schien.

Er grinste sie an: „Und warum trägst du dieses niedliche Pyjama mitten auf der Straße?“

Elaines Augen weiteten sich und sie wurde rot. Sie hatte ganz vergessen, an angemessene Kleidung zu denken! Boo trug seine gewohnten schwarzen Sachen, nur diesmal hatte er Boots und seinen ausgefransten Mantel an.

Sie lächelte verlegen: „Ich habe geschlafen, darum. Aber es ist nichts, was sich nicht korrigieren lässt.“ Sie dachte an die Lieblingskleidung, die sie im Herbst trug – Jeans, leichter Pullover, Lederjacke, Stiefel.

Er nickte und grinste: „Siehst gut aus. Willkommen zurück.“

Elaine ging lächelnd zu ihm und umarmte ihn: „Ich habe dich vermisst.“

Boo erstarrte für einen Augenblick, drückte sie dann fest an sich: „Ich dich auch, Süße.“

Sie sah ihn fragend an – inzwischen war er ein wenig größer als sie – er grinste zurück: „Wollte nur sehen, wie du drauf reagierst. Mach dir keinen Kopf. Aber sag mal, wieso bist du hier?“

Sie war froh, dass er die Frage stellte, und gleichzeitig beunruhigt. Es gab also kein Problem hier? War sie doch falsch? „Ich bin mir nicht sicher, Boo. Und vor allem... ich hatte die Hauptstadt anders in Erinnerung, als ich das letzte Mal ging. Wie viel Zeit ist denn vergangen?“

Boo setzte sein markantes Grinsen auf, das zwar nicht mehr dasselbe war wie früher, als er noch jünger war, aber immer noch nach Boo aussah: „Eine Weile, schätze ich. Du weißt doch, hier ist die Zeit seltsam.“

„Hm... wenn ihr mich nicht erwartet habt, wieso bist du dann hier?“

Er grinste wieder: „Was für eine Frage – ich ging spazieren und hatte Glück, auf dich zu treffen.“

Das klang einleuchtend. Er hatte sie schon bei ihrer ersten Ankunft gefunden. Wieso nicht auch jetzt. Er sprach inzwischen weiter: „Ich sehe, du bist etwas verwirrt. Ich denke, du kommst am besten mit zu mir, und dann klären wir alles gemütlich bei einem Tee. Oder bei etwas anderem, wenn’s dir lieber ist.“

Er zwinkerte ihr zu und sie rollte die Augen. Sollte das eine Anspielung auf ihre letzten öffentlichen Begegnungen sein, in denen er nichts besseres zu tun hatte, als sie ins Bett zu bekommen? Er lachte als er ihren Gesichtsausdruck sah: „Keine Bange, Ellie, ich werde dich schon nicht auffressen. Aber vielleicht hast du einfach nur keine Lust auf Tee.“

Jetzt lachte sie auch. Was auch immer in der Zwischenzeit passiert war, Boo schien wieder Vernunft angenommen haben. Er bot ihr mit einem entwaffnenden Lächeln den Arm an, sie machte schmunzelnd einen Knicks und hakte sich bei ihm ein. „Hey, jetzt hast du keine Probleme mehr, mit mir Schritt zu halten“, bemerkte er.

Elaine nickte und war erleichtert. Auf die Verwirrung und die Schwierigkeiten ihres ersten Abenteuers konnte sie jetzt gut verzichten. Sie gruselte sich bei dem Gedanken, erneut Ivana oder Alexandre gegenüberstehen zu müssen. Sie erinnerte sich nur zu gut daran, wie die Agentin sie damals gewürgt hatte, um nicht aus Corrys Körper verbannt zu werden. Corry hatte ihnen nie gesagt, woran die Agentin gestorben war. Alexandre war nicht besser. Er hatte tatenlos zugesehen, während Ivana Sir Bason mit Drohungen und Gewalt befragt hatte, und war sogar begeistert von der Vorstellung, die sie geboten hatte. Ob die beiden an diesem Abend noch etwas miteinander hatten? Sie kamen viel zu spät zurück. Würden sie jetzt auch ein Paar sein? Mussten sie fast, wenn sie sich für Corry und Irony ausgeben wollten.

„Erde an Ellie – du grübelst wieder!“, rief Boo aus, „und außerdem sind wir fast zu Hause!“

Elaine blinzelte, und tatsächlich, sie standen vor dem Blockhaus Nummer 26 im Blauen Viertel. Sie sah, dass seine Haare ihm inzwischen durchnässt ins Gesicht hingen, und spürte, dass es ihr nicht anders ging. Er sah unverschämt gut aus in diesem Zustand. Und so wie er sie ansah, wusste er es ganz genau. Er hielt ihr die Tür auf, die noch immer kein Schloss hatte, und führte sie hinein.

„Na, Lust auf eine abenteuerliche Fahrt mit dem Aufzug, oder nehmen wir den langweiligeren Weg über die Treppe?“

Elaine musste tatsächlich für einen Augenblick nachdenken. Rauf ins siebte Stock zu laufen war für ihn mit seiner Ausdauer sicherlich kein Problem, aber auch sie als Läuferin sollte keine Mühe haben. Auf der anderen Seite sollte sie als Träumerin genug Kontrolle über einen Aufzug ausüben können, um ohne irgend welche Mätzchen nach oben zu kommen. Sie schmunzelte: „Lust auf eine Wette, Boo?“

Seine Augen weiteten sich und er stotterte bei den ersten Worten: „W-wie ma-meinst d-du das, Ellie? Und worauf?“

Sie grinste: „Darauf, dass ich uns im ersten Anlauf an unser Ziel bringe.“

Jetzt grinste auch er: „Ha! Jetzt werd' mal nicht übermütig! Da mach’ ich mit! Ich bekomme einen Kuss von dir, wenn du’s nicht schaffst.“

Elaine zog eine Augenbraue hoch: „Okay – einen Kuss. Und wenn ich richtig liege, dann hörst du endlich auf, mich mit deinem Pseudo-Geflirte zu nerven, okay?“

Er grinste und reichte ihr die Hand: „Fein. Dann zeig, was du drauf hast.“

Sie stiegen in den Aufzug, Elaine drückte den Knopf, die Tür schloss sich. Boo lehnte sich an die Wand und griff demonstrativ nach der Halterung, die man vorsorglich für ruckelige Fahrten angebracht hatte. Der Aufzug setzte sich langsam in Bewegung. Elaine konzentrierte sich. Der Aufzug fuhr ruhig nach oben. Komm schon, Mädchen, du bist schon so oft mit dem Aufzug gefahren, und der hat dich immer dort abgeliefert, wo du hin wolltest. Das heißt, einmal war es anders. Das eine Mal, als sie Sir Kalderick einen Besuch abgestattet hatten, um nach einem Hinweis über das Ziel ihrer Suche zu fragen. Corry hatte damals recht mit ihren Bedenken. Aber sie hatten keine andere Wahl, als sich der durchgeknallten Maschine zu überlassen, die sie einmal fast in den Himmel katapultiert, und das andere Mal fast in den Boden gerammt hätte, bevor sie ihre Gefangenen in die Freiheit entließ – viel zu viele Stockwerke von ihrem Ziel entfernt, aber wenigstens darüber.

Das ruhige Geräusch der Maschine geriet ins Stocken. Boo setzte ein fieses, triumphierendes Grinsen auf. Elaine schloss die Augen und hielt die Luft an. So cool die Erinnerung im Nachhinein auch war, die Situation selbst war damals unangenehm gewesen – und dieser Ausdruck war eine Untertreibung. Und jetzt hatte sie keine Lust auf ein derartiges Rodeo. Sie wollte einfach nur oben ankommen, und als netten Nebeneffekt endlich das Problem mit Boo aus der Welt schaffen. Konzentriere dich! Willenskraft, Ellie!

Das Licht in der Kabine flackerte kurz, dann ging es reibungslos weiter. Boo wirkte enttäuscht. Sie hörten das Ping, das ihre Ankunft ankündigte, dann gingen die Türen auf. Sie waren im siebten Stock. Elaine grinste Boo zu, und winkte ihm zu gehen. Er ließ ihr wiederum den Vortritt und schlenderte dann raus. Kaum hatte er seinen zweiten Fuß aus der Tür, schnappte sie zu und der Aufzug rauschte nach unten. Es wirkte so, als ob er wütend war.

Elaine blieb stehen und sah zu Boo: „Na, was habe ich gesagt? Was habe ich gesagt?“

Er rollte die Augen und grinste dann: „Fein, du hast gewonnen.“

„Ja, das habe ich. Denk an die Abmachung.“

Er hob feierlich die rechte Hand: „Okay, ich werde nicht mehr zudringlich sein. Es sei denn, du bittest mich darum.“ Er grinste wieder.

Sie rollte die Augen: „Unverbesserlich.“

Dann schnappte ihr Mund zu, und sie gab sich größte Mühe, sich nicht anmerken zu lassen, dass sie im Zusammenhang mit Boo ein Wort gesagt hatte, das bisher immer dem Grafen von Karpat vorbehalten war, an den sie aus einer unterschwelligen Angst nicht zu denken wagte. Wie es ihm wohl ergangen war?

Boo schloss die Tür auf, als sie ihn fragte. Er winkte sie rein, folgte nach, schloss die Tür ab – und sie war von Dunkelheit umgeben. Nein, beinahe. Ein paar Teelichter gab es in diesem Gang. Und aus dem Spalt unter der Küchentür kam ebenfalls etwas vom diffusen Herbstlicht. Der klaustrophobische Gang, sie erinnerte sich wieder. Jedenfalls war es zu dunkel, um auch nur eine Zeile der auf die Wände geschriebenen Gedichte zu lesen. Und für einige Augenblicke war sie wieder von der feuchten, süßen, warmen, stickigen, klebrigen Dunkelheit aus ihrem Traum umgeben und etwas leckte über ihre Wange. Dann aber war die Empfindung verschwunden, als Boo die Tür zur Küche öffnete und sie sich in der Wohnung ihrer Freunde wiederfand. Und zugleich strömten ihr Fragen in den Kopf, die sie vorher nicht stellen konnte.

„Also, Boo, was macht der Graf? Spielt er immer noch Krieg irgendwo oder hat es sich inzwischen alles erledigt? Wieso steht die Hauptstadt wieder? Wir haben gewonnen, oder? Hat man alles aufgebaut? Und was machen der Prinz und Malvina? War es ein Junge oder ein Mädchen?“, die Fragen sprudelten nur so aus Elaine.

Boo grinste: „Halt, halt, halt. Nicht so schnell. Setzen wir uns erst mal hin.“ Also tat sie genau das, während Boo den Tee aufsetzte. Er wartete ans Fensterbrett gelehnt, und sie sah ihn erwartungsvoll an.

„Also gut, wo fange ich an. Ja, richtig, wir haben gewonnen. Ist das nicht irre? Dabei hätte kaum jemand auf uns gesetzt. Sie haben die Stadt aufgebaut. Und – na ja, wir leben jetzt wie wir wollen. Die Agenten bewachen die Grenze, Kryss und Margot sind auch bei der Truppe, wobei das kaum noch wichtig ist. Die Tiefe wird Jahrhunderte brauchen, bis sie sich erholt. Die Behörde macht wieder ihren Job und weiter nichts. Und wenn mich nicht alles täuscht, dann sind’s bei Malvina Zwillinge geworden.“ Boo zwinkerte ihr zu und sah nach dem Teekessel.

„Tja, Corry und Irony sind jetzt Freelancer, wenn man es so sehen will. Die ziehen jetzt zusammen in der Weltgeschichte herum und lassen sich von Leuten anheuern, die Hilfe brauchen. Wobei“, er grinste, „mehr als ein Dach über dem Kopf und was zu essen verlangen sie nicht. Brauchen sie auch nicht. Leben von Luft und Liebe, oder fast, wenn du verstehst, was ich meine.“ Er grinste.

„Na ja, Leo ist natürlich bei seiner Familie. Er hat das Humpty Dumpty in Gedenken an Hank wieder aufgebaut und führt die Kneipe jetzt, und Siren singt jetzt immer dort. Irgendwie cool. Tja, und ich hüte die Wohnung hier, für den Fall dass unser dynamisches Duo mal wieder kommt. Oder du. Wobei wir die Hoffnung fast schon aufgegeben hatten. Immerhin ging es uns verdammt gut in letzter Zeit. Und das ist jetzt schon eine Weile, das kann ich dir sagen.“

Elaine nickte, und ließ sich von Boo den frischgebrühten Tee einschenken. „Boo, du hast noch jemanden vergessen.“

Er nickte und war wieder ernst: „Ich hab’ ihn nicht vergessen, Ellie. Ich fürchte nur, in dieser Hinsicht gibt es kein Happy End. Er hat’s selbst gesagt, die Adligen sterben mit Vorliebe durch brutale Gewalt.“

Elaine wurde blass und ließ beinahe ihren Tee fallen. Mit beiden zitternden Händen stellte sie langsam die Tasse ab. „Wie... wie ist es passiert?“

„Ich war nicht dabei, ich hab’s nur gehört. Er hatte es sich nicht nehmen lassen, selbst in den Kampf zu ziehen. Er wollte unbedingt als Anführer voranschreiten. Diejenigen, die diese Schlacht überlebt hatten – erstaunlich viele, aber er war nicht dabei – sagten, er hat deinen Namen gebrüllt, als er von diesen riesigen Biestern umzingelt wurde, zu denen jetzt auch Kryss gehört. Das war das letzte, das man von ihm gehört hatte.“

Elaine bedeckte ihr Gesicht mit den Händen und begann zu schluchzen. Selbst wenn sie es gewollt hätte, hätte sie die Tränen nicht aufhalten können. Hatte sie ihm nicht gesagt, er sollte nach ihr rufen? Sie wäre gekommen. Sie wäre gekommen, egal was danach passiert wäre. Sie hätte ihn erst gar nicht verlassen sollen. Sie hatte doch gewusst, welche Art von Tod ihm irgendwann bevorstand. War ihr denn nicht klar, dass ein Krieg solcher Ausmaße die perfekte Gelegenheit für ein unbeschreiblich grausames Ende war? Sie hätte seinen Tod verhindern können, und wer weiß was noch? Vielleicht wäre die Hauptstadt jetzt wirklich ein Traumland? Sie hätte nicht gehen sollen.

Eine Hand lag auf einmal auf ihrer Schulter, die tröstend sein sollte. Sie war es in gewissem Maße, aber es war nicht genug. Elaine hatte das Gefühl, sie würde niemals aufhören können zu weinen. Boo ging neben ihr in die Hocke und zog sie an sich. Er flüsterte irgend etwas auf sie ein, aber sie begriff den Sinn seiner Worte nicht. Nur sehr langsam versiegte der Tränenstrom. Wäre sie nicht schon von Kopf bis Fuß durchnässt gewesen, sie wäre es nun geworden. Aber schließlich konnte sie nicht mehr. Tränen gab es keine mehr, Elaine schluchzte dennoch weiter. Boo hielt sie immer noch im Arm, so lange, bis sie auch endlich zu zittern aufgehört hatte und nur noch dumpf vor sich hin starrte.

„Ich hätte es verhindern können, Boo. Das und noch so vieles mehr.“

Er drehte ihr Gesicht zu sich und sah in ihre Augen, und wäre sie nicht erschöpft gewesen, dann hätte sie bei diesem Blick erneut zu heulen angefangen. Sie wusste, dass er den Grafen als Vorbild genommen hatte, als er sich am Hofe unter die Leute gemischt hatte, um für Corry all das aufzuschnappen, was sie niemals bemerken sollte.

Er sah sie beinahe mit dem Blick an, den sie von Alexey kannte: „Mach dir keine Vorwürfe, Ellie. Er wollte, dass du in Sicherheit bist. Er wollte das, obwohl er dich am liebsten niemals gehen lassen hätte. Er hätte dich am liebsten bei sich ans Bett gekettet, und Hunderte von Wachen aufgestellt, damit du dort bleiben würdest. Er war von dir besessen, aber er hat dich fortgeschickt. Damit du sicher bist. Damit du lebst. Du kannst nichts dafür. Keiner von uns kann das.“

Sie wusste, dass er recht hatte, aber dennoch fühlte sie sich nicht besser. Zumindest nicht viel besser. Ihr gefiel die Richtung nicht, die ihre Gedanken nach seinem letzten Satz eingeschlagen hatten. Was war, wenn doch jemand von uns daran schuld war? Was ist, wenn es dieses vermaledeite dynamische Duo war, von dem Boo glaubte, sie wären seine besten Freunde?

Sie atmete tief durch. „Boo... was ist, wenn doch jemand von uns daran schuldig ist?“

Er sah sie entgeistert an: „Wovon redest du bitte? Er hat sich die Schlacht selbst ausgesucht.“

Ihre Bedenken ließen sich jedoch nicht so leicht zerstreuen: „Und warum hat er sie sich ausgesucht? Ich meine, er war doch ein guter Stratege, nicht wahr? Sonst hätte der Prinz ihm nicht die Leitung der Armee übertragen. Wer hat die Informationen besorgt, mit denen er zu dieser Entscheidung gekommen war?“

Boo stutze: „Willst du damit sagen... nein, das kann nicht sein. Die übrigen Agenten waren alle treu. Agent Mens hätte seinen Arm ins Feuer für sie gelegt. Selbst Arms, das Arschloch, hat uns letztlich geholfen. Gegen Bezahlung, aber trotzdem.“

Elaine schüttelte den Kopf: „Boo, da muss etwas dran sein. Welcher Agent war es? War es vielleicht Corry?“

Boo verlor das Gleichgewicht, fiel nach hinten und knallte mit seinem Rücken gegen die Wand: „Du hast recht... Corry war da selbst unterwegs gewesen... aber sie würde das niemals tun! Sie hätte ihn niemals reingelegt!“

Elaine sah ihm ernst in die Augen: „Corry hätte es nicht getan, das ist richtig.“

Er erwiderte verwirrt den Blick: „Was willst du damit sagen? Dass Corry nicht sie selbst war?“

Elaine schüttelte den Kopf: „Nein. Ich will damit sagen, dass Corry zu dem Zeitpunkt nicht einmal in der Nähe der Kasernen war. Sie war nicht einmal auf der Oberfläche. Boo, sie und Irony sind immer noch Gefangene der Mutter, und das dynamische Duo hier, das sind die Geister. Ich habe nicht die leiseste Ahnung, wie sie an neue Körper gekommen sind, oder wieso sie so aussehen wie Corry und Irony, aber es sind Ivana und Alexandre!“

Boo sah sie für einen Augenblick lang entsetzt an, dann brach er in schallendes Gelächter aus. „Du... du willst mich doch verschaukeln... komm schon, Ellie... das ist echt makaber...“, doch sein Lachen erstarb sehr schnell beim Blick auf ihr erstes Gesicht.

Sie verschränkte die Arme vor der Brust: „Das will ich keineswegs, Boo. Ich weiß nicht mehr, wie lange ich schon die Alpträume davon habe, dass die beiden immer noch in ihren Netzen hängen. Ich weiß es wirklich nicht mehr. Es scheint mir eine halbe Ewigkeit zu sein. So lange ist der Krieg hier inzwischen her, oder?“

Boo war schlagartig wieder ernst: „Darum bist du hier, oder? Du bist wegen der Alpträume hier.“

Sie nickte stumm.

Er griff sich an den Kopf: „Aber... das kann nicht sein. Sie stimmen nicht. Ich meine, die Gruselgestalten wären doch nie und nimmer zu Volkshelden geworden. Verdammt, ich hätte doch was gemerkt! Leo hätte was gemerkt!“

Elaine schüttelte den Kopf: „Ich glaube, keiner von uns hätte etwas gemerkt. Wir haben so sehr gewollt, dass sie es sind, die trotz allem zu uns zurückgekommen sind, dass wir es nie gemerkt hätten. Boo, was ist, wenn morgen schon der nächste Krieg droht? Ein schlimmerer als vorher, weil inzwischen alles hier von den beiden unterhöhlt wurde?“

Er schüttelte den Kopf: „Verdammt, das glaube ich nicht. Ich meine – okay, mal angenommen du hast Recht. Mal angenommen – rein hypothetisch – dass es wirklich die beiden Gespenster sind und nicht unsere beiden Freunde. Der Prinz ist jetzt König, Malvina seine Königin, und für die Nachfolge ist auch schon bestens gesorgt. Ich meine, sie haben Zwillinge, da kann doch nichts mehr schief gehen! Egal, was diese Gespenster noch anstellen wollen, sie kommen nicht gegen das Königspaar an. Außerdem – ich sag’s noch mal, Leo und ich hätten etwas gemerkt.“

Boos Argumente machten Sinn, keine Frage. Aber dennoch wurde Elaine die Bilder, oder besser die Gefühlsfetzen, aus ihren Alpträumen nicht los. Sie hatte sich nicht geirrt.

„Boo, ich weiß, dass du das nicht wahrhaben willst, aber es sind die Geister und niemand anderes. Selbst wenn sie nicht in der Lage sind, irgend etwas gegen die Hauptstadt zu tun – es ändert nichts an der Tatsache, dass Corry und Irony immer noch gefangen sind, seit einer halben Ewigkeit schon. Ich... ich weiß nicht, ob ich auch nur einen Monat unter diesen Bedingungen heil überstanden hätte. Sie könnten inzwischen... verrückt sein, oder schlimmeres. Vielleicht kann nicht einmal ich ihnen inzwischen helfen – aber wenn doch, dann müssen wir etwas unternehmen.“

Boo legte seinen Kopf schief und sah sie an: „Du glaubst wirklich daran? Okay, da gibt es nur eins: Wir suchen die beiden, und dann siehst du, dass mit ihnen alles okay ist.“

Elaine zog die Augenbrauen zusammen: „Ich weiß nicht, Boo. Was ist, wenn ich Recht habe, und die beiden kurzen Prozess mit uns machen?“

Er rollte die Augen: „Also bitte, du bist doch eine Träumerin. Aber gut, dann nehmen wir halt noch Leo mit. Wie wäre es damit? Zu dritt schaffen wir es schon. Außerdem, wenn sie wirklich deine Geister sind, dann müssen wir uns nicht so viele Sorgen machen. Die haben’s nicht so drauf wie die Originale.“

„Oder vielleicht doch?“, fragte sich Elaine. Wenn sie in der Lage waren, eine halbe Ewigkeit lang selbst den König und seine Königin Malvina zu täuschen... Erneut kroch Kälte über ihren Körper. Entweder wusste das Königspaar nichts von diesem Problem, oder aber er unternahm nichts. So oder so, die Lage war schlimmer, als sie dachte.

„Boo... wir... wir müssen zuerst zum Prinzen. Ich meine, zum König. Ich muss mich erst noch daran gewöhnen.“

Er grinste: „Gute Idee. Wenn dir jemand sagen kann, dass mit den beiden alles okay ist, dann er.“

Dann verschwand das Grinsen wieder von seinem Gesicht: „Da gibt es nur noch ein Problem. Wir können nicht zu ihm. Er hat die Regeln mit seiner Krönung so sehr gebeugt, dass er sich jetzt umso mehr daran halten muss.“

Elaine sah ihn fragend an: „Erklär' mir das bitte.“

Er nickte: „Das ist so – du erinnerst dich, wie schwer es damals für uns war, an ihn ranzukommen? Das Problem hätten wir selbst ohne die verfluchte Verschwörung gehabt. Regeln und Etikette, du verstehst. Jedenfalls, wenn es schon bei einem Prinzen so übel aussieht, ist es bei einem König nicht besser. Vor allem dann nicht, wenn er sich an jede klitzekleine Winzigkeit halten muss, damit die Sache reibungslos läuft. Wenn er jetzt auch nur einen Fehler macht, dann stürzt uns alles zusammen wie ein Kartenhaus.“

Elaine ließ die Schultern sinken: „Und... und wie lange wird das noch so weitergehen, Boo? Wie lange muss er wie ein Uhrwerk funktionieren, bis er endlich leben kann? Und dasselbe gilt sicherlich auch für Malvina, ich meine die Königin, nicht wahr?“

Er nickte: „Ja, sie hat dasselbe Problem. Und ich habe nicht die geringste Ahnung, wie lange das noch gehen wird. Vielleicht erleben wir es ja noch, vielleicht auch nicht. Aber – das ist nun mal seine Pflicht, verstehst du? Und unsere Verantwortung ist, ihn nicht dabei zu stören.“

Es kam ihr so eigenartig vor, solche Worte ausgerechnet aus seinem Mund zu hören. Es sah so aus, dass Boo tatsächlich und endgültig erwachsen geworden war.

„Also gut. Wir können also nicht zum König, und auch Malvina können wir nicht sehen... Dann ist es wirklich im Moment das beste, mit Leo zu sprechen. Vielleicht... vielleicht hat er doch etwas gemerkt, und wollte es nur selbst nicht wahrhaben, weil er der einzige war.“

Boo zog eine Augenbraue hoch: „Ich würde so sicher auf das Gegenteil wetten wie du beim Aufzug, Ellie. Du wirst sehen, er ist ganz genau meiner Meinung.“

Elaine nickte: „Kann sein. Trotzdem, Boo, ich muss mich versichern, dass diese Alpträume keine Bedeutung haben.“

Boo nickte nun auch und grinste: „Klar, das verstehe ich. Würde mir an deiner Stelle nicht anders gehen.“

Sie lächelte ihm leicht zu und dann wanderte ihr Blick zum Fenster.

Warum auch immer sie am Tag in der Hauptstadt angekommen war, er neigte sich nun offensichtlich dem Ende zu. Es goss immer noch in Strömen. Das Wasser floss die Fensterscheiben hinunter, so dass man gerade noch die Silhouetten der Häuser erkennen konnte, die schon bald mit der Dunkelheit des Himmels im Hintergrund verschmelzen würden. Hier und da waren verzerrte Formen der Fenster zu sehen, in denen inzwischen Licht brannte. Boo legte ebenfalls den Schalter um. Das gelbliche elektrische Licht ließ die Küche zugleich so angenehm normal und so trostlos gewöhnlich aussehen, dass Elaine nach der Teetasse griff, um ihre plötzlich kalt gewordenen Hände zu wärmen. Aber sie musste feststellen, dass der noch verbliebene Tee inzwischen ebenfalls kalt geworden war.

„Warte, hier, es ist noch etwas da“, lächelte Boo ihr zu und goss die Tasse randvoll auf. Sie lächelte ihm dankbar zu und nahm einen großen Schluck. „Ein Sauwetter, was? Ich an deiner Stelle würde das Treffen mit Leo auf morgen verschieben. Im Nassen herumzulaufen ist nicht schön, und in der kalten Dunkelheit erst recht nicht. Selbst ohne Kreaturen, die nach einem schnappen könnten.“

Elaine sah ihn fragend an. Er seufzte: „Na ja, wir haben den Krieg sicherlich gewonnen – aber bis die Grenze wieder stand hat es gedauert. Und es hat auch gedauert, bis hier oben auch die letzten Viecher ausradiert wurden, die sich hier eingenistet hatten. Die ersten Jahre wärest du dir hier wie in einem Alien-Film vorgekommen, nur dass man sich nie sicher sein konnte, wie das Alien hinter der nächsten Ecke oder dem nächsten Schuttberg aussieht.“

Daran hatte Elaine gar nicht gedacht. Die Stadt war vollkommen zerstört und mit Kreaturen überlaufen gewesen. Zum Glück kannte sie beides nur aus Geschichten – sei es reale Geschichte oder Fiktion. Boo und die anderen hatten es jedoch am eigenen Leib mitgemacht. Sie fragte sich, wie viele Narben er inzwischen hatte. Oder hatten sie noch einen so fähigen Arzt gefunden wie Dr. Stern?

„Hey, bitte schau nicht so. Es muss dir nicht leid tun. Wir haben alle getan, was getan werden musste. Aber jetzt ist alles im Lot. Ehrlich. Dass du dir wegen irgend welcher Alpträume Sorgen machst ist das einzige, das mich davon abhält, Freudensprünge zu veranstalten. Ich hab’ dich echt vermisst!“

Elaine lächelte. Wenn sie ihm irgendetwas glaubte, dann das. Ihr ging es da schließlich nicht anders. Am liebsten würde sie ihm auch glauben, dass wirklich alles in bester Ordnung war – nur konnte sie es nicht. Manchmal konnte sie gerade noch so, zwischen zwei Lidschlägen, den süßen, ekelhaften Duft der Mutter in der Nase spüren. Oder den Zug der Spinnenfäden. Oder den warmen Hauch des Atems in der Tiefe. Am liebsten wäre sie sofort aufgesprungen und losgerannt, nach unten, immer weiter nach unten, egal was kam. Am liebsten hätte sie eigenhändig die Netze zerfetzt, die ihre Freunde seit einer halben Ewigkeit gefangen hielten. Wer weiß, was sie ihnen in dieser Zeit alles angetan hatte?

Aber gleichzeitig sagte ein Teil von ihr, dass Boo recht hatte. Zumindest damit, dass es besser war, auf den neuen Morgen zu warten. Sie fühlte sich so müde und schläfrig. Konnte das die Wirkung der Tabletten sein, die sie genommen hatte? Oder war es einfach nur der Tee? Kryss hatte mal einen Tee gemacht, der hätte jeden ins Land der Träume geschickt. Elaine gähnte.

Boo lächelte: „Kein Wunder, dass du müde bist. Ich hab’ mal gehört, dass es praktisch unmöglich ist ohne jegliche Hilfsmittel zu wechseln.“

Elaine wollte ihm sagen, dass sie Hilfe hatte, dass sie etwas genommen hatte, aber sie ließ es bleiben. Vielleicht hatte er doch nicht Unrecht.

„Komm, ich bringe dich ins Bett. Oder willst du erst mal ’ne heiße Dusche zum Aufwärmen? Deine Lippen sind irgendwie blau.“

Elaine merkte nur, dass ihre Hände eiskalt waren, und sie nickte. Boo half ihr auf, aber sie bestand darauf, selbst zu gehen. Mit einem Teelicht in der Hand führte er sie zum kleinen Bad, das wiederum über elektrische Beleuchtung verfügte. Alle Zimmer bis auf zwei waren zu, bei einem von ihnen war die Tür angelehnt, dahinter war gerade noch ein unglaubliches Chaos aus Dingen und Kleidungsstücken zu sehen. Sie lächelte schwach: Endlich bekam sie Boos Zimmer zu Gesicht, wenn auch nur einen kleinen Ausschnitt davon. Das andere offene Zimmer wartete auf sie, das war ihr klar. Das tat es schon, seit sie die eine Nacht, ihre erste Nacht in der Hauptstadt, darin verbracht hatte.

Boo ließ sie einen Augenblick warten, dann überreichte er ihr einen flauschigen Bademantel im schönsten Smaragdgrün, das Elaine je gesehen hatte.

Sie zog die Augenbraue hoch: „Wo hast du das denn her?“

Boo grinste: „Ein Geschenk des Hotels in dem du die Comtessa gegeben hast. Es kam leider ein paar Tage zu spät, da warst du wieder weg. Und als du wieder da warst, da hatten wir ganz andere Dinge im Kopf als das. Siehst du, sie haben sogar deinen Namen einsticken lassen: Comtessa Ellie.“

Elaine hatte ihren Decknamen zwar etwas anders im Kopf, aber diese Interpretation war nicht schlechter. Wer weiß, vielleicht hätte sie sich hier ganz legitim Comtessa nennen können, hätte sie sich nicht vom Grafen fortschicken lassen. Sie war erneut den Tränen nahe, also schnappte sie sich den Mantel, und verschwand mit einem hastigen Dankeschön im Bad.

Als das heiße Wasser über ihre Haut perlte, hatten ihre heißen Tränen die beste Tarnung der Welt. Sie schluchzte lautlos. Irgend etwas war in der Zeit, in der sie fort war, furchtbar schief gelaufen. Das war kein Happy End. Es war nicht einmal ein richtiges Ende. So konnte diese Geschichte nicht enden. So durfte sie nicht enden. Elaine bemerkte erst daran, dass sie wie verrückt über ihre Haut schrubbte, dass erneut ein Anflug ihres Alptraums über sie gekommen war. Ein Anflug von genüsslichem Ekel. Wenn es irgendwo so etwas gab, dann in der Tiefe, in der Gegenwart der Mutter. Elaine war kurz davor, sich zu übergeben. Sie stellte das Wasser ab, stieg beinahe panisch aus der Wanne, trocknete sich hastig ab und hüllte sich in den Mantel ein. Beinahe war ihr, als ob jederzeit etwas anderes als Wasser aus dem Duschkopf kommen würde. Und egal was es gewesen wäre, sie wollte es nicht herausfinden.

Sie verließ in einem Dampfschwall das Bad, Boo wartete draußen immer noch auf sie. Er zog eine Augenbraue hoch: „Was ist los? Du... ich weiß nicht, du wirkst komisch.“

Elaine lächelte. Sie gab zwar ihr bestes, um ihm vorzugaukeln, dass alles in Ordnung war, hatte aber dennoch das Gefühl, dass ihr Gesicht irgendwie schief war. „Ich glaube, ich musste einfach raus, sonst wäre ich bei dem warmen Wasser eingeschlafen und du hättest eine Überschwemmung hier.“

Boo grinste und nickte, aber irgend etwas hartes blieb in seinem Blick. Doch Elaine fühlte sich in der Tat plötzlich wieder so müde, dass sie erleichtert war, von ihm gestützt und in ihr Zimmer geführt zu werden.

Das Zimmer war noch genau so, wie sie es am strahlenden Morgen des Sommertages verlassen hatte, als sie nichts böses ahnend mit ihren neuen Bekannten, die auf dem ihnen bevorstehenden Weg ihre besten Freunde werden sollten, ins Ungewisse aufgebrochen war. Auf der Suche nach Malvina, auf der Suche nach dem Nachhauseweg. Allerdings hatte sich kein einziges Staubkorn darin niedergelassen, und das war schon etwas besonderes. Staub gehörte hier noch mehr zum Leben als da wo Elaine herkam.

Sie versuchte zu sprechen, musste aber immer wieder gähnen: „Sag mal... Boo... wer hat hier... so gut... geputzt? Du... etwa?“

Er grinse: „Ich doch nicht. Es war Leo. Unglaublich, nicht?“

Sie nickte und ließ sich aufs Bett fallen.

Er zog die Decke über sie: „Es ist darunter warm genug, dass du den Mantel ausziehen könntest. Aber ich werde dich natürlich nicht dazu zwingen“, zwinkerte er ihr zu.

Sie war nicht mehr dazu imstande, die Augen zu rollen, weil sie ihr zufielen, und zwar endgültig.

„Wenn du nichts dagegen hast, bleibe ich noch etwas hier“, hörte sie ihn in ihrem Halbschlaf reden. Dann spürte sie noch, wie er sich an den Rand des Bettes setzte, und fiel in einen tiefen Schlaf.

Der letzte Gedanke, der ihr durch den Kopf schwirrte war: „Werde ich etwas träumen?“

Rette uns, Elaine!

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