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Prolog

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Certaines promesses de la vie ne se réalisent pas, mais les oiseaux chantent encore dans les abres. (Einige Versprechen für das Leben verwirklichen sich nicht, aber die Vögel singen noch in den Bäumen.)

Es ist Mitte Mai. Ich stehe in Gedanken verloren im Garten auf der oberen Wiese, dort, wo sich der Komposthaufen befindet, und setze die Kerne ein, die du zu Halloween aus einem dicken, orangefarbenen Kürbis aus deinem Heimatland Belgien pultest, um aus dessen Fruchtfleisch einen köstlichen Auflauf zu kreieren. Kochen konntest du, das muss man dir lassen – allerdings hinterher das Chaos in der Küche zu beseitigen, blieb allein meine Aufgabe.

Du nanntest mich von Anfang an ma petite, sobald du aufgehört hattest, mich „gnädige Frau“ zu nennen. Du nanntest alle deine Lieben ma petite, was zwar nicht sehr originell, aber im Nachhinein verständlich war. So kamst du nie in Verlegenheit mit den Vornamen deiner vielen Amouren.

Heute werde ich also den Nachlass unserer Beziehung in die Erde stecken. Kürbisse sollen wunderbare Blüten treiben und anschließend die herrlichsten Früchte tragen. Na zauberhaft, chéri, genauso wie du und deine blühende Fantasie!

Deine Geschichte war so abenteuerlich, entbehrte allerdings auch nicht einer gewissen Komik, sodass gute Freunde zu mir sagten: „Mach doch ein Buch daraus. Du als Autorin heiterer Romane kommst bestimmt am besten darüber hinweg, wenn du dir den Typen von der Seele schreibst.“

Die haben gut reden. Ich frage dich: Soll ich mal so richtig heiter vom Leder ziehen? Soll ich auspacken? Wird es mir dann besser gehen?

Ich weiß, ich weiß: Jeder, der heute etwas auf sich hält, schreibt seine Memoiren, das ist in und soll très chic sein. Besonders junge, attraktive Witwen neigen dazu, das Leben ihres mehr oder minder berühmten, wesentlich älteren Mannes – ohne Gefühl dafür, dass sie sich und den teuren Verblichenen der Lächerlichkeit preisgeben – posthum an die Öffentlichkeit zu tragen, die dann staunend von den absurdesten Kosenamen wie Puppa, Bärchen oder Hase erfährt und Liebesbriefe liest, die ausschließlich für die Schreiberinnen bestimmt waren und selten literarischen Wert besitzen, dafür aber vor Eigenlob nur so zum Himmel stinken. Immerhin aber bringt es, dank eines heute weit verbreiteten Voyeurismus, im besten Fall eine Menge Geld ein, und ihre Männer können sich nicht mehr wehren; die sind ja tot!

Da fällt mir ein: Ich besitze nicht einmal einen richtigen Liebesbrief von dir. Im Zeitalter des Fax, der Mails und der SMS existiert auf meinem Handy nur noch eine Nachricht: „Ma petite, bin in geheimem Auftrag unterwegs. Rufe bald wieder an.“ Dieser Anruf kam, wenn ich mich recht erinnere, schließlich nach gefühlten zwei Monaten, in denen ich sehnsüchtig, besorgt und auch zornig jede einzelne Stunde zählte und, in Erwartung eines Zeichens von dir, das Handy auch nachts nicht aus der Hand legte.

Nun, kurz gesagt: Ich denke, dass das Schreiben von Memoiren nur dann Vergnügen bereitet, wenn man selbst günstig in ihnen davonkommt, und ich weiß nicht, ob ich das tue, es sei denn, ich würde lügen. Und das, chéri, habe ich während unserer Beziehung ausschließlich dir überlassen. Also habe ich lange darüber nachgedacht und unsere Geschichte erst einmal ad acta gelegt.

Doch nun ist meine Verlegerin an mich herangetreten mit der Bitte, unsere abenteuerliche Liebesgeschichte zu Papier zu bringen, oder, besser gesagt, in den Computer, und ich habe meine Meinung geändert. Vielleicht tut es gut, nach Jahren noch einmal über dich, mich und die ganze Geschichte zu reflektieren. Mach dir auf deiner Wolke keine Sorgen, mon ami: Für den Fall, dass es eine Veröffentlichung gibt, habe ich alle Schauplätze und die Namen sämtlicher Mitwirkender geändert, sogar die meiner beiden Rauhaardackelchen.

Anna

Geheimagent à la Carte

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