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Prolog

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In dieser Nacht regte sich nichts in den Gassen der Stadt Buchborden. Niemand war mehr unterwegs, und in den Fenstern der Häuser waren längst die letzten Kerzen erloschen. Nur vom Schloss herunter flackerten immer wieder gelbe, rote und blaue Lichter auf und umgaben so das riesige Gebäude mit einem bunten Schein. Es lag hoch über der Stadt auf einem steilen Hügel, sodass es schon von Weitem sichtbar war.

Auf der schmalen Treppe, die zum Schloss hinauf führte, tastete sich ein dunkler Schatten entlang. Er gehörte zu einem alten Mann, dem das Aufwärtsgehen sichtlich Mühe bereitete. Vorsichtig setzte er Schritt für Schritt. Hin und wieder blieb er stehen, um zu den Schlossmauern empor zu blicken, als wären diese ein unerreichbares Ziel für ihn.

Sibelius Donnerhall lebte seit langer Zeit auf dem Schloss. Genauer gesagt, seit zwei Jahrhunderten, denn seine Zauberkraft ließ ihn nur langsam altern. Doch seit einer geraumen Weile spürte er, dass auch seine Kräfte nun allmählich nachließen.

Es begann leicht zu regnen. Bald würden die Stufen glitschig werden, und Sibelius hatte seinen Gehstock nicht mitgenommen. Da er es nicht riskieren wollte auszurutschen, versuchte er möglichst rasch nach oben zu steigen. Mit jedem Treppenabsatz pochte das Herz des Zauberes ein wenig schneller. Sein lautes Keuchen durchdrang die Stille der Nacht.

Je näher er dem Schloss kam, desto mehr konnte er die Zauberkraft spüren, die von dem Gebäude ausging. Von den trutzigen Mauern leuchteten immer wieder bunte, rechteckig geformte Lichter auf. Dieses magische Leuchten vermittelte Sibelius ein Gefühl der Sicherheit, aber es schenkte ihm auch die Kraft, die letzten Stufen zu erklimmen.

Beinahe leichtfüßig durchschritt der Zauberer den kleinen Garten, der vor dem Schloss lag. Als er vor dem wuchtigen Tor stand, befiel ihn für einen kurzen Moment die Angst, dass es ihm nicht gelingen würde, das schwere Portal aufzustemmen, doch dann fiel ihm ein geeigneter Zauber ein. Wie von selbst öffneten sich die Torflügel, und Sibelius trat mit hoch erhobenem Haupt ein.

Als Sibelius die Halle des Schlosses betrat und seinen weiten Umhang ablegte, kam ein dünner, ausgemergelter Körper zum Vorschein. Nach Hunderten von Jahren war seine Zeit wohl bald gekommen. Er fürchtete sich nicht vor dem Tod, doch es stimmte ihn traurig, dass niemand seine Arbeit fortführen würde. Um sich von seiner Traurigkeit abzulenken, beschloss der Zauberer, noch ein wenig in der Bibliothek zu stöbern. Es war zwar schon spät, aber schlafen konnte er in letzter Zeit ohnehin nur mehr schlecht. Bevor er Stunde um Stunde wach lag und sich im Bett hin- und herwälzte, konnte er genauso gut noch etwas lesen.

„Vater?“, erklang eine krächzende Stimme aus den oberen Stockwerken.

Sibelius seufzte. Er hatte gehofft, dass seine Tochter schon schlief.

Eine junge Frau stolperte die Treppe hinab, in ein wallendes weißes Nachtgewand gehüllt, sodass sie wie ein Schlossgespenst aussah. Sie blickte böse und kniff ihre Lippen zu einem dünnen Strich zusammen.

„Da bist du ja endlich, Vater! Ich habe auf dich gewartet. Wie konntest du einfach weggehen, ohne mir vorher etwas zu Essen zu beschaffen?“, keifte sie. „Ich hatte heute einen schweren Tag hinter mir. Bis Mittag ist es mir nicht gelungen aufzustehen. Beinahe den ganzen Tag musste ich im Bett verbringen. Ich konnte nicht einmal die Kraft aufbringen, auch nur das Fenster zu öffnen, um frische Luft einzulassen.“

Sibelius nahm einen Stock, der an der Wand lehnte, um sich darauf zu stützen. Ihm schien, als raubte ihm das Verhalten seiner Tochter die letzte Energie. So konnte es nicht weitergehen. Es musste sich etwas ändern. Und so fasste Silbelius einen Entschluss. Es würde nicht leicht werden, doch irgendwann musste er es ihr sagen.

„Sibelia, mein Kind. Setz’ dich doch. Ich muss dir etwas mitteilen.“

Sibelia glotzte dümmlich und ließ sich auf einen Stuhl fallen.

Veanis

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