Читать книгу Von Friedland in Ostpreußen an den Jakobsweg - Ingrid Stahn - Страница 9

Erinnerungen an die Flucht

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Max musste für die Flucht im Schulranzen Speck und Brot tragen. Das Baby war inzwischen geboren und sechs Monate alt, sie hieß Sibylle, lag im Kinderwagen, ahnungslos, was für eine furchtbare Zeit jetzt auf sie alle zukommen würde.

Die Mutter war bepackt mit einer Handtasche, in der sie Fotos, die Familiendokumente und die Todesurkunde vom Vater aufbewahrte. Jeder musste so viel Kleidung wie möglich anziehen, der Winter hatte begonnen, aber sein härtestes Gesicht hatte er noch nicht gezeigt, das sollten alle erst in den nächsten Wochen spüren. Sie konnten nicht viel Gepäck mitnehmen, was nicht angezogen werden konnte, musste zu Hause bleiben. Die Mutter hatte die drei Kinder als „Gepäck” und konnte nichts mehr schleppen. Wenn noch etwas getragen wurde, dann war es etwas zu Essen oder für die Versorgung des Babys notwendig.

Andrea wurde immer wieder an den Griff des Kinderwagens gepresst, in dem Sibylle lag. „Festhalten”, sagte die Mutter, „damit du uns nicht verloren gehst.” Sie liefen tags im Flüchtlingstreck, der sich kilometerlang von Ost Richtung West durch die Gegend zog.

Nachts wurden sie in Sammelstellen untergebracht, wo Tee und Zwieback, oder Suppe ausgeteilt wurde. Sie schliefen auf Stroh, die Decken gab es vom Roten Kreuz oder vom Militär.

An den Wegrändern lagen Leichen und Tierkadaver … Bei über 20 Grad Minus waren die Toten steif gefroren. Manche von ihnen hatten einen Arm durch Frost oder Leichenstarre in die Höhe gestreckt, als wollen sie mit einem letzten Gruß noch winken. In furchterregenden Positionen waren sie teilweise vom Schnee bedeckt, so dass nur ein herausragendes Körperteil den Toten zeigte. Verendete Pferde und Hunde säumten die Wege des Flüchtlingstrecks, deren Kadaver oft angefressen oder aufgefressen waren. Die Flüchtlingstrecks zogen an ihnen vorbei, wie an Kilometersteinen. Die Toten konnten nicht beerdigt werden, der wochenlange Frost hatte den Boden zu Stein gefroren, dazu kamen die herannahenden russischen Truppen, deren Geschosse die Flüchtlinge schon fast neben sich spürten. Das ließ keinen langen Abschied zu.

Der Gauleiter Ostpreußens, Erich Koch, hatte die Räumung Ostpreußens verboten. So konnten große Teile der Bevölkerung nicht rechtzeitig vor der Kriegsfront in Sicherheit gebracht werden und ein geordneter Rückzug stattfinden. Erst spät, fast zu spät, traute sich die Bevölkerung den Weg der Flucht anzutreten, vor allem, als bekannt wurde, dass der Gauleiter Koch sich selbst bereits in Sicherheit gebracht hatte. Koch hatte der Bevölkerung Strafe angedroht, für ein Verlassen der Heimat aus Angst vor der Kriegsfront. So ballten sich die Flüchtlingstrecks zu spät und die Flucht verschärfte sich dramatisch in den letzten Wochen des Jahres 1944 zur Evakuierung. Als die sowjetischen Truppen den Landweg noch durch weiträumige Umfassung von Süden her abschnitten, brach für die Flüchtlinge eine hoffnungslose, ungeordnete Flucht an.

Die Flüchtlinge wurden erst auf dem Landweg westlich getrieben. Sie waren zu Fuß, oder mit einem Handwagen, auf dem das nötigste Gepäck liegen konnte, oder mit dem Pferdegespann unterwegs. Andreas Mutter musste mit ihren Kindern diesen Marsch zu Fuß gehen. Das Ziel war Danzig, denn von hier hatten sie die Hoffnung mit einem Schiff schneller von der Kriegsfront Ostpreußen wegzukommen. Dann wurden die Flüchtlinge jedoch entgegengesetzt, wieder nord-östlich auf dem Landweg von deutschen Soldaten flankiert getrieben, Richtung Pillau, da der Landweg nach Danzig durch die Fronteinkreisung von Süden bereits abgeschnitten war. So wurden die Flüchtlinge auf den langen Marsch wieder Richtung Osten über das Frische Haff gelenkt. Von Pillau konnten noch viele Flüchtlinge auf dem Seeweg nach Danzig oder Gotenhafen gebracht werden. Nördlich von Heiligenbeil mussten die Flüchtlinge auf dem Eis der Ostsee das Frische Haff überqueren, um auf der kleinen Landzunge, die” Frischen Nehrung” genannt, Pillau zu erreichen. Es war ein langer und grausamer Marsch, wochenlang zu Fuß bei Minus 20°Grad. Die kilometerlangen Märsche ohne Nahrung und ohne Getränke, laugten die Flüchtlinge aus. Sie wurden kraftlos und erschöpft. Die Kinder konnten oft nur mit Drohungen und Angst zum Weiterlaufen getrieben werden. Ihre Kleidung konnte sie vor dieser dauerhaften Kälte nicht mehr schützen. Ihre Glieder, die Nase und die Ohren waren gefühllos vor Kälte oder schmerzten erbärmlich. Sie mussten oft den ganzen Tag marschieren, ehe sie sich einmal hinsetzen oder legen konnten. Die Wangen von Max fielen jeden Tag tiefer ein, seine Gesichtsknochen traten heraus, sein Körper wurde so mager, dass die Mutter ihn jeden Tag ängstlich betrachtete, mit der stillen Frage: Wird er morgen noch leben? Die Vorstellung, dieses Kind eventuell auf diesem Marsch zu verlieren, ließ sie fast verrückt werden. Die Ohnmacht und Hilflosigkeit, in die sie als Flüchtlinge gezwungen wurden, nahm ihr den Lebenswillen. Nur der Wunsch, den Kindern das Überleben zu ermöglichen, gab ihr immer wieder ein wenig Kraft, um durchzuhalten. Jeder Tag begann mit der bangen Frage: Haben wir heute Nacht eine geschützte Unterkunft, oder werden wir im Freien erfrieren? Bisher waren es Scheunen, Schulen oder aufgestellte Zelte, in denen sie vor der Nacht Schutz erhielten. Auf ausgelegtem Stroh, manchmal auch eine Decke zum Zudecken für die Nacht, ließ sie wieder Kraft schöpfen, für den nächsten grausamen Tag. In den Unterkünften, wenn die Menschen etwas zur Ruhe kamen, spielten sich dann tragische und elende Geschehen ab, die am Tag von den Flüchtlingen nicht zugelassen werden konnten. Sie trauerten laut und jammernd um ihre verlorenen Angehörigen, sie stöhnten und schrien vor Schmerzen durch Erfrierung, Krankheit und Elend, manche drehten auch einfach nervlich durch, weil sie das Elend nicht mehr ertragen konnten.

Baby Sybille wurde zusehend apathischer, es gab für sie keine Nahrung, nur ein bisschen Tee und Zwieback. Sie konnte unterwegs nicht gesäubert werden und lag in ihrem Kot und Urin. Ihr Kinderwagen war mit dem nassen Bett durch ihren Urin bei der klirrenden Kälte kein Schutz mehr, das Bett war zu Eis gefroren und hielt ihre Körperwärme nicht mehr schützend im Bett. Andreas Mutter musste hilflos zusehen, wie ihr Kind langsam starb. Eigentlich hätte sie auch gerne ihr Elend heraus geschrien und geweint, wie es so viele taten.

Als die Familie hinter Heiligenbeil das Eis der frischen Nehrung betrat, war Sybille bereits tot. Sie war verhungert und erfroren. Ganz langsam nahm ihr das wochenlange Elend und die klirrende Kälte täglich ein Stück von ihrem jungen und hoffnungsvollen Leben.

Das Flüchtlingselend wurde auf dem Eis noch größer und lebensgefährlicher. Die kilometerlangen Trecks der Flüchtlinge hatten auf dem Eis gefährliche Furchen geschaffen. Während die Flüchtlinge auf dem Landweg schon mit dem erschreckenden und grausamen Anblick von Verstorbenen (überwiegend Kinder und alte Menschen) und Tierkadaver fertig werden mussten, so war das Eis ein perfektes Bild an Grausamkeit und Unbarmherzigkeit. In Abständen flogen russische Tiefflieger Angriffe auf die Flüchtlinge. Die Flüchtlingskolonnen waren auf dem weißen Eis, ohne jede Möglichkeit einer Deckung ein gutes Ziel. Sie wurden mehrmals am Tag durch diese Tiefflieger beschossen. Wehrlos und als Zielscheibe ausgeliefert, wurden die Menschen und ihre Pferde von den Flugzeugen beschossen, das Eis durch Bomben gesprengt. Pferdegespanne, ganze Panjewagen, beladen mit dem Hab und Gut der Flüchtenden, brachen durch das morsch gefahrene oder zerbombte Eis in die Fluten. Die Familie, die auf dem Panjewagen saß, versank hilflos mit in der eisigen Flut. Die Pferde, die an die Wagen gekettet im Geschirr hingen, kämpften mit ihrer letzten Kraft um ihr Leben, aber ihre festgespannten Körper an die Wagen hatten keine Chance da heraus zu kommen. So versank vor den Augen hunderter Flüchtlinge ein ganzes Gespann, samt Menschen, Haustier, sowie Hab und Gut. Helfen konnte keiner. Das brüchige Eis an dieser Unglückstelle hätte alles in die Tiefe gezogen. Der Anblick war grausam, wie die Tiere und die Menschen mit letztem Kraftaufwand diesem Todesstoß versuchten zu entkommen. Ihre markerschütternden Schreie waren Zeuge für ihren Lebenswillen, letztendlich hatten sie sich ihrem Schicksal zu fügen und nach wenigen Minuten ließen nur noch ein paar glucksende Luftblasen und ein gewaltiges Loch im Eis etwas von dem entsetzlichen Drama ahnen. Die vom Unglück davon gekommenen Flüchtlinge mieden die brüchige Eisfurte und tasteten sich vorsichtig einen neuen sicheren Weg auf dem Eis aus. Sie waren froh, nicht selbst die Opfer dieses grausigen Schauspiels gewesen zu sein.

Nach zwei Tagen hatte die Natur ganze Arbeit geleistet. Die Einbruchstelle war in der eisigen Kälte wieder vollkommen zugefroren. Das Ungeheuer Meer hatte seine Mahlzeit geschluckt und niemandem Zeugnis von seinem Mahl hinterlassen. Ahnungslose Flüchtlinge zogen dann über die Versunkenen hinweg, ohne auch nur einen Hauch der Tragik unter ihren Füßen zu spüren. So zogen auch Andrea mit Mutter und Bruder weiter. Sie wollten Leben, sie wollten überleben, sie hatten ihr eigenes Leid.

Sybilles Mutter ließ ihre verstorbene Tochter im Kinderwagen liegen und nahm sie mit, wohin sie auch getrieben wurden. Die Mutter weigerte sich, ihr Kind so einfach an den Rand des Weges zu legen.

Andrea war oft erschöpft, denn mit ihren knapp vier Jahre alten Beinchen konnte sie diese unendlichen Kilometer noch nicht bewältigen. Sie waren nun schon fast vier Wochen in dieser eisigen Kälte unterwegs. Die grausame Kälte, brachte den kleinen Körper immer wieder an den Rand des Erfrierens. Ihre Hände, ihre Füße und die Schenkel schmerzten unerträglich. Die Mutter setzte sie dann auf den Kinderwagen zu Sybille. Versuche sie zu wärmen, sagte die Mutter, vielleicht wacht sie wieder auf, aber Sybille war weiß, kalt, steif und es war Andrea unangenehm sie zu streicheln.

Über das Frische Haff erreichten die Flüchtlinge endlich wieder festes Land unter den Füßen, die „Frische Nehrung”. Es war ein schmaler Streifen Land, zwischen dem Frischen Haff und der Danziger Bucht. An der Spitze der Nehrung vor Pillau war sie durch den Königsberger Kanal unterbrochen. Dieser Kanal ermöglichte den Seeweg bis Königsberg. Andreas Mutter mit den Kindern wurden mit kleinen Boten zum Hafen nach Pillau über den Kanal gesetzt und tatsächlich, sie bekamen dort ein Schiff angewiesen, auf das sie sofort einzusteigen hatten. Die Flüchtlinge wurden gedrängt und sofort verladen. Sie sollten nach Danzig gebracht werden. Im Schiffsrumpf lagen sie dann zusammen gepfercht mit anderen Flüchtlingen auf dem Bretterboden. Die tote Schwester Sybille wurde als schlafendes Baby nicht geweckt. Es war noch steif gefroren. Die Kinder bekamen eine Wolldecke zum wärmen, gegen den kalten Boden des Schiffsrumpfes. Helferinnen in Uniform, Haube und weißer Armbinde und einem roten Kreuz auf der Armbinde betreuten die Flüchtlinge. Sie taten ihr Möglichstes um das Elend der Menschen mit bescheidenen Hilfeleistungen zu lindern. Sie teilten heißen Tee und Zwieback unter den Flüchtlingen aus. Sie wollten auch für Sybille noch heißen Tee in einer Flasche reichen, aber die Mutter bat das kranke Kind nicht zu stören. Am dritten Tag hatten die Helferinnen verstanden, das Sybille nicht mehr lebte. Sie duldeten das tote Kind im Kinderwagen bis zur Ankunft in Danzig.

Als die Familie endlich in Danzig eintraf, mussten alle von Sibylle Abschied nehmen, dort wurde sie in einer Sammelstelle abgegeben. Die Mutter weinte, als sie ihr jüngstes Kind aus dem kalten Kinderwagen hob und den Geschwistern entgegen hielt zum Abschied. Sie musste es in einem Raum abgeben und erhielt an einem Klappfenster, einem Fahrkartenfenster der Eisenbahn ähnlich, die Todesurkunde ausgehändigt. Von hier aus wurde eine Beerdigung in einem Massengrab organisiert. Wer den Hafen von Danzig erreicht hatte, hoffte ein Schiff nach Stettin zu bekommen, um den näherrückenden Geschossen zu entkommen. Die Menschenmassen lagerten bei eisiger Kälte am Hafen, damit sie nicht den Zeitpunkt verpassten, falls unverhofft ein Schiff ablegen würde.

Ob überhaupt ein Schiff ablegen konnte, wusste keiner. Der Beschuss durch die Russischen Truppen war fast pausenlos.

Sie hatten gehört, dass die Gustloff das letzte Schiff war, was ablegen konnte.

Ein Teil der Familie hatte es geschafft, dieses Schiff noch zu erreichen. Das Gerücht ging um, die Gustloff sei untergegangen. Genauere Angaben konnte keiner machen, die Flüchtlinge hofften, dass es nur Feindpropaganda war, so wurde es ihnen nachrichtlich vermittelt. Die Mutter setzte sich auf die vereisten Treppen und weinte. Sie jammerte in ihrer Hoffnungslosigkeit, weil sie nun keinen Ausweg mehr sah. Die Front kam immer näher und ihre Angst in das Geschehen zu geraten nahm ihr jeden Lebensmut.

Nach zwei Tagen ging doch plötzlich ein Schiff nach Stettin, von dort dann ging es in offenen Viehwaggons nach Berlin. Bei sternenklarem Himmel und eisiger Kälte drängten sich die Menschen zusammen, um zu überleben. Einige hatten hohes Fieber und lagen in dieser sternklaren Nacht auf dem Boden des Waggons, jeder wusste, dass sie am Morgen nicht mehr leben werden. Einige Flüchtlinge hatten schwerste Durchfallerkrankungen und wanden sich vor Krämpfen. Sie hatten wenigstens immer die gleiche Ecke zum Entleeren benutzt, aber wenn der Zug schlenkerte, fielen die in der Nähe Lagernden haltlos in die Fäkalien hinein. Der Gestank in diesem Waggon war trotz offenem Dach entsetzlich. Die vom Durchfall betroffenen Flüchtlinge hatten in Stettin, nach ihrer Ankunft mit dem Schiff, einige Stunden Aufenthalt, bevor dieser Viehwagen den Weitertransport übernahm. Nichts war planmäßig organisiert, alles war zufällig. So hatten einige Flüchtlinge vor Stettin auf leerstehenden Höfen Kühe gehört. Die hungrigen Flüchtlinge auf der Suche nach etwas Essbarem, freuten sich über das Kuhgebrüll, sie hofften auf Milch, die sie den Kühen abmelken konnten, was sie dann auch taten. Die Kühe jedoch schrien vor Schmerzen, da ihre Euter seit Tagen nicht abgemolken und nun vereitert und entzündet waren. Die Milch, durchsetzt mit Eiter verursachte bei den Flüchtlingen, die davon getrunken hatten, schwerste Durchfallerkrankungen und Krämpfe. Hinzu kam, dass der Zug in Abständen von Tieffliegern beschossen wurde. Er musste anhalten, damit die Flüchtlinge sich rechts und links der Bahnschienen Deckung suchen konnten. Jeder Flüchtling fuhr ziellos irgendwohin und hoffte, erst einmal unterzukommen.

In Berlin lebte noch Verwandtschaft, Tante Pauline und Onkel Hans. Sie hatten keine Kinder und wollten immer eins von Großmutters 12 Kindern. Die jüngste Schwester von Andreas Mutter wurde 1938 Tante Pauline anvertraut. Sie war 14 Jahre und hieß Elisabeth. Sie sollte in Berlin eine bessere Chance für ihre Zukunft erhalten, als in Ostpreußen beim Junker zu dienen. Andreas Mutter sagte immer: Es gab für uns in Ostpreußen nur zwei Möglichkeiten, entweder beim Junker zu dienen oder beim Juden. Großmutter Anna wollte ihrer Jüngsten durch Paulines Entscheidung eine bessere Lebensperspektive einräumen. Hinzu kam, dass ihr jüngstes Kind von außergewöhnlicher Schönheit war und sie schon deshalb viel Aufmerksamkeit und Beachtung erhielt. Als Elisabeth dann in Berlin eintraf, hatte sie sich mit Typhus infiziert und war bereits daran erkrankt. Sie hatte im Zug von Königsberg nach Berlin aus dem Wasserhahn der Zugtoilette Wasser getrunken. Zehn Tage später musste Großmutter Anna im gleichen Zug nach Berlin fahren, zum Begräbnis ihres Kindes. Elisabeth war an ihrer schweren Erkrankung gestorben.

Tante Pauline trug Pelze, Schmuck und eine lange Zigarettenspitze im Mund, Onkel Hans trug immer dunkle Jacken und spielte wunderschön Klavier. Die beiden blieben nach dem tragischen Tod Ihrer Nichte Elisabeth weiterhin kinderlos.

Andrea mit Mutter und Bruder durften eine Nacht dort bleiben, aber für länger wollten sie die Verwandtschaft aus dem Osten nicht beherbergen. Sie sagten, dass sie nichts zu Essen hätten, außerdem stünde der Kampf um Berlin bevor, so dass alle lieber aus Berlin abreisen sollten. Die Mutter bemühte sich um einen Weitertransport aus Berlin.

Als sie sich zwei Tage später von Onkel und Tante verabschieden wollten, war die Wohnung versiegelt. Sie hatten sich das Leben genommen. Tante Pauline und Onkel Hans wollten das Kriegsende mit seinen Auswirkungen auf die Bevölkerung nicht erleben.

Von Friedland in Ostpreußen an den Jakobsweg

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