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Kapitel 3 – Heiß wie Wüstensand
ОглавлениеGegen Mittag versammelte sich das gesamte Team am Shuttle zur Lagebesprechung. Keiner von ihnen war auf einen Einwohner gestoßen, aber einige hatten sich beobachtet gefühlt, obwohl ihre Handcomputer nichts angezeigt hatten.
»Hier leben auf jeden Fall Menschen«, erklärte ihnen Rock, als sie unter einem Pavillon im Schatten zusammensaßen und Lasis leckeren Eintopf verschlangen. »Zwar habe ich auf meinem Erkundungsflug keine bewohnte Insel gefunden, nichts, was auch nur annähernd Paradisia sein könnte, aber am Ufer des Festlandes habe ich intakte Fischerboote und aufgespannte Netze gesehen. Außerdem hat der Explorer mehrere Lebenszeichen in diversen Gebäuden registriert. Aber nicht viele. Vermutlich verstecken sich die meisten Bewohner tagsüber tief unter der Erde. Dort können sie die Sensoren nicht erfassen.« Er wischte sich mit einem großen Stofftaschentuch über seinen Glatzkopf, auf dem zahlreiche Tropfen glänzten. »Es ist auch einfach viel zu heiß, die Anzeigen haben nach einer Weile verrückt gespielt. Ich werde morgen vor Sonnenaufgang noch einmal starten.«
Verox stimmte ihm nickend zu, Nuka ebenfalls. Hier war es kaum besser als im feuchtheißen Dschungel. Zwar trockener, aber sie hatten leider gerade ein extremes Klima erwischt. Zu anderen Jahreszeiten sollte es angeblich nicht ganz so heiß sein – behaupteten zumindest die Einsatzunterlagen, die das Computergenie Tay ihnen rübergeschickt hatte. Diese äußerst wichtige Aufklärungsmission hatte jedoch nicht warten können. Es wäre eine Sensation, wenn sie hier Paradisia finden würden und jene Verbrecher, die für so viel Leid in den Kuppelstädten verantwortlich waren.
Jeder Zentimeter von Nukas Haut schien zu glühen. Normalerweise zog er nie vor anderen das T-Shirt aus, aber heute warf er alle seine Prinzipien über Bord und hängte es über seinen Klappstuhl. Wie erwartet, brannte nun nicht nur die Hitze des Tages auf seinem Oberkörper, sondern auch Tyrs Blick. Er hinterließ überall ein wohliges Prickeln, und das war ein schönes Gefühl – eines, das er schon viel zu lange vermisst hatte. Jedoch wusste Nuka nicht, ob er es genießen durfte, denn er kam sich irgendwie mies vor, wenn er an Bow dachte. Dabei hätte es sein Liebster bestimmt gewollt, dass er nicht ewig um ihn trauerte, das Leben genoss, Spaß hatte, heiße Stunden mit einem anderen Kerl verbrachte … Außerdem musste er endlich etwas tun, um die grausamen Ereignisse seiner Vergangenheit hinter sich zu lassen. Er wollte auf keinen Fall aus dem Team fliegen!
Während er mit dem Löffel die letzten Essensreste aus dem Teller kratzte, spähte er möglichst unauffällig zu Tyr, der neben ihm auf einem Klapphocker saß. Er trug wie fast alle anwesenden Männer wegen der unsäglichen Hitze kein Oberteil, und seine gestählten Muskeln spielten unter der sonnenverwöhnten, schimmernden Haut. Über seiner rechten Schulter waren vier parallel verlaufende, helle Narben zu erkennen. Laut Tyrs Erzählungen hatten ihn dort einmal die Krallen eines Pumas erwischt. Er war dem Raubtier gerade noch entkommen.
Als vor Nukas innerem Auge die blutigen Lefzen eines tollwütigen Löwen auftauchten, lenkte er den Blick hastig höher auf die leicht verstrubbelten, kurzen braunen Haare, die wie so oft in alle Richtungen abstanden. Auch wenn Tyr für einen Mann recht klein war, sah er gut aus, zum Anbeißen.
Als Tyr aufstand, um zur offenen Laderampe zu schlendern, weil er dort seinen Becher mit frischem Trinkwasser an einem großen Tank auffüllte, beobachtete Nuka ihn weiterhin heimlich. Tyr trank mit großen Schlucken, ein Wassertropfen perlte über sein Kinn und landete auf der Brust. Nuka konnte kaum den Blick davon abwenden, genau wie von dem flachen, gut definierten Bauch … bis er spürte, dass Tyr ihn angrinste.
Fuck, er hatte wohl zu intensiv gestarrt!
Schnell drehte er das Gesicht weg und verfluchte sich, dass er nicht besser aufgepasst hatte. Aber in seinem Magen kribbelte es angenehm. Tyr besaß ein ganz besonderes Lächeln, frech und verführerisch. Würde der Kerl nicht eindeutig auf Männer stehen, hätte er sicher an jedem Finger mindestens drei Verehrerinnen.
Als sich Nuka seinen Teampartner mit einer ganzen Frauenschar vorstellte, unterdrückte er ein Grinsen. Nuka wollte ihm nicht das Gefühl geben, sich über dessen anzügliche Blicke zu freuen. Tatsächlich musste er sich eingestehen, dass es ihm sehr wohl gefiel, begehrt zu werden. Er mochte Tyr auch wirklich gern, bloß … Er seufzte leise. Womöglich wurde es endlich Zeit, die Trauer um Bow loszulassen und sich in ein neues Abenteuer zu stürzen. Nur verlieben wollte er sich nie mehr. Noch einmal würde er einen solchen Verlust nicht verkraften.
Tief atmete er durch, stellte den Teller auf den Boden und nahm seinen Becher. Es konnte doch nicht so schwer sein, ein einziges Mal unverbindlich Spaß zu haben? Es einfach auszutesten? Nuka stand auf und gesellte sich zu Tyr an den großen Wassertank, um seinen Becher ebenfalls zu füllen. Während sie tranken, ließen sie sich nie aus den Augen, und das Kribbeln kroch bis in Nukas Magen.
Tyr baggerte ihn schon ewig an, Nuka müsste ihm nur ein winziges Zeichen geben … Doch wäre es klug, mit seinem Teampartner ins Bett zu gehen? Würde das ihre Zusammenarbeit beeinflussen?
Nuka musste fast über seine Frage lachen, wenn er ihr restliches Team anblickte.
Trotzdem – die anderen Paare waren fest zusammen, Partner fürs Leben. So etwas plante er aktuell gewiss nicht.
Leise seufzend und gefangen in seinen Gedanken, lehnte er sich fürs Erste dicht neben Tyr ans Shuttle und hörte Verox zu.
»Wir werden uns noch ein wenig umsehen und versuchen, morgen Kontakt zu den Einheimischen aufzunehmen. Falls die nichts von Paradisia wissen, bieten wir ihnen wie immer unsere Hilfe an und schicken Unterstützungs-Trupps, wenn nötig. Für den Anfang sollten wir sie vielleicht nicht zu sehr erschrecken. Sicher haben sie noch nie fliegende Transporter oder bewaffnete Krieger gesehen. Besser, wir parken das Shuttle und den Explorer heute Nacht in der Wüste, dort sind wir auch vor Überraschungen sicher. Morgen Früh, kurz vor Sonnenaufgang, kehren wir zurück.«
Jeder stimmte Verox’ Plan zu, danach machten sie sich daran, schon einmal alles abzubauen. Es war viel zu heiß, um noch länger draußen zu sitzen, selbst unter dem Pavillon. Sogar der Wolf Shadow, der mit Vorliebe in der Gegend herumstrich, hatte sich ins klimatisierte Shuttle verkrochen.
Während Lasi ihnen den Abwasch abnahm, zogen sie noch einmal los, um sich einen besseren Überblick über die halb vom Meer, halb von der Wüste eingenommene Ruinenstadt zu verschaffen. Diesmal marschierten Nuka und Tyr in Richtung Binnenmeer. Eine warme, salzige Brise wehte ihnen durch die Häuserschlucht entgegen, und Nuka konnte das in der Sonne schimmernde Wasser bereits vor ihnen sehen. Das Meer hatte die halbe Stadt erobert und den fast weißen Sand hereingespült. Doch überall ragten noch riesige Stahlskelette aus dem türkisfarbenen Nass. Dieses Farbenspiel fand Nuka wunderschön. Verstärkt wurde es noch von den wenigen, erhaltenen Glasscheiben der Ruinen, die das Licht reflektierten, es hin und her warfen, sodass Nuka alles nahezu unwirklich vorkam – fast so, als würde er sich auf einem anderen Planeten befinden.
Als sie ans Ufer gelangten und sanfte Wellen leicht schäumend vor ihren Einsatzstiefeln ausrollten, wischte sich Tyr mit dem Unterarm über die Stirn. Er ging in die Knie, um eine etwa drei Zentimeter große, glattgeschmirgelte grüne Glasscheibe aus dem flachen Wasser zu holen, die die Form eines Tropfens besaß. »Ich könnte langsam ein Bad vertragen.«
»Lieber nicht.« Nuka legte ihm kurz die Hand auf die Schulter und deutete auf eins der kleinen Fischerboote in der Nähe. Es bestand aus Metall und machte einen sehr robusten Eindruck, trotzdem sah es aus, als hätte ein riesiges Tier mit messerscharfen Zähnen daran genagt. »Wir wissen nicht, was alles im Meer lebt.« Nachdenklich betrachtete er die fast spiegelglatte Wasseroberfläche, die zwischen den Stahlskeletten schimmerte. In den Ruinen könnten sich gefährliche Tiere verstecken, sowohl an Land als auch unter Wasser. Nuka musste zugeben, dass das Meer wirklich einladend aussah, aber er traute dem Frieden nicht.
Als er bemerkte, dass Tyr neben ihm aufgestanden war und ihn angrinste, drehte Nuka ihm das Gesicht zu. »Was ist?«
Dessen verschmitztes Lächeln wurde noch breiter. »Ich habe vorhin sehr wohl mitbekommen, wie du mich angestarrt hast.«
Hitze kroch plötzlich in seine Wangen, und er marschierte schnurstracks auf das Fischerboot zu, um es zu inspizieren, weil er gerade nicht wusste, wie er darauf reagieren sollte. »Sieht aus, als wäre es regelmäßig in Gebrauch.« Er versuchte, Fußspuren im Sandboden zu erkennen, um ihnen zu einem Unterschlupf folgen zu können, aber der sanfte Wind hatte sie natürlich längst verweht.
Seufzend steckte Tyr die Glasscheibe in die Hosentasche, ohne seine Frage zu wiederholen. Er sammelte auf all ihren Touren Souvenirs ein. Es interessierte Nuka, wo er die Sachen aufbewahrte. Wahrscheinlich irgendwo in Oasis. Dort sollte Tyr in der Baumhaus-Siedlung ein kleines Zimmer bewohnen. Nun kannten sie sich schon so lange, aber Nuka wusste nicht einmal, wie sein Teamkollege die Freizeit verbrachte. Nuka besuchte meistens seinen Bruder Kian in White City und hielt Abstand zu jedem, der ihm zu nahe kommen wollte, egal auf welcher Ebene. Dabei würde ihm Abwechslung sicher guttun. Aber sobald er sich mit anderen Kriegern traf, fragten ihn viele oft nach Bow. Unter den Warrior hatte sich die grausame Story natürlich längst herumgesprochen. Doch diese ständige Fragerei hielt er nicht aus. Kian, der ihn als sein Bruder natürlich am besten kannte, sprach das Thema nie an.
Falls es Kians Job als Leibwächter nicht zuließ, dass sie sich trafen, bewohnte Nuka immer noch eine der provisorischen Zeltunterkünfte in Oasis. Er verspürte einfach kein Bedürfnis, sich nach einer festen Bleibe umzusehen, denn irgendwie fühlte er sich nur während ihrer Expeditionen wirklich zu Hause.
Seine freien Stunden verbrachte er am liebsten mit Lesen. Viele der in Ruinen oder ehemaligen Bunkern gefundenen Bücher waren mittlerweile digitalisiert worden, aber ab und zu ging er auch in die kleine Bücherei der Siedlung, um sich einen der alten Schätze auszuleihen.
»Alles okay bei dir?« Stirnrunzelnd blickte Tyr ihn an.
»Ja, alles bestens!«, sagte er schnell, damit sein Partner nicht dachte, er hätte einen seiner Flashbacks. »Ich habe mich nur gefragt, wo du all deine Errungenschaften aufbewahrst.«
Tyr grinste spitzbübisch. »Du kannst ja gerne mal bei mir zu Hause vorbeisehen, wenn wir zurück in Oasis sind, und dann zeige ich dir jede einzelne.«
Nuka räusperte sich leise und fuhr sich über den Nacken, ohne Tyr anzublicken. Stattdessen betrachtete er eingehen das angeknabberte Boot und murmelte: »Ja, das können wir mal machen.« Dann marschierte er schnell weiter, immer am Ufer entlang, wobei er die Umgebung akribisch im Auge behielt.
Tyr schloss sofort zu ihm auf. »Habe ich mich gerade verhört, oder haben wir allen Ernstes ein Date?«
»Kein Date!«, stieß Nuka eine Spur zu harsch hervor, woraufhin seine laute Stimme zwischen den Häuserruinen hin und her hallte. »Ich will einfach nur sehen, wie du so lebst und wie es so ist in einem Baumhaus. Vielleicht suche ich mir dort ja auch eine Unterkunft.«
Tyr grinste immer noch schelmisch. »Alles klar. Ich zeige dir, was du willst.«
Nuka unterdrückte ein Schmunzeln, was ihm nicht ganz gelang, weshalb Tyrs grüne Augen noch vergnügter funkelten.
»Ich mag es, wenn du mal aus dir rauskommst, Spitzohr. Wurde auch langsam Zeit.«
»Bitte nenn mich nicht ständig so«, murmelte Nuka, nun wieder neutral. »Ich sag ja auch nicht Kleiner zu dir.«
»Würde mir aber absolut nichts ausmachen, solange es aus deinem Mund kommt.«
Nuka seufzte innerlich. Der Kerl änderte sich wohl nie. Seltsamerweise genoss er die Touren mit Tyr, auch wenn der ihn ständig anbaggerte. Wenn Nuka seinen Bruder besuchte, ging ihm Tyr oft nicht aus dem Kopf. Nuka überlegte ernsthaft, das nächste Mal tatsächlich in Oasis zu bleiben, um sich von ihm sein Zimmer und die Umgebung zeigen zu lassen. Sie könnten etwas zusammen unternehmen. Und vielleicht würde sich dann mehr ergeben … Aber eins nach dem anderen. Zuerst musste er sich auf diese Mission konzentrieren.
***
Am späten Nachmittag überflogen sie eine Wüste aus verschiedenfarbigem Sand. Obwohl es sonst nicht viel zu sehen gab, musste Tyr sich natürlich wieder ständig über Nukas Schoß beugen, um besser nach draußen blicken zu können.
»Tyron, warum setzt du dich nicht eine Reihe weiter vorne hin, dann hast du einen Fensterplatz ganz für dich allein«, murmelte Nuka, der ebenfalls angestrengt durch die Scheibe starrte.
»Neben dir ist es aber schöner«, erwiderte Tyr mit einem treuherzigen Augenaufschlag. Nuka nannte ihn meist nur dann bei seinem vollen Namen, wenn er wirklich genervt von ihm war. Das schien aber hoffentlich jetzt nicht der Fall zu sein. Nach Nukas heißen Blicken hatte Tyr neue Hoffnung geschöpft, schließlich doch noch bei dem süßen Spitzohr landen zu können. Er spürte deutlich, dass sich etwas zwischen ihnen geändert hatte, auch wenn es nur eine winzige Nuance ausmachte. Nuka zeigte plötzlich ein wenig Interesse an ihm.
Verox landete ihr Shuttle einige Meilen entfernt von der Ruinenstadt am Fuße eines Gebirges. Dort wollte ihr Team die Nacht verbringen. Die Luft war in der Wüste viel trockener und daher gefühlt weniger heiß als in Küstennähe. Doch die Landschaft wirkte auch hier sehr karg und staubig, bis auf den grünen Streifen inmitten zweier Sanddünen, der vom Berg aus in die Wüste führte. Eine Oase!
Rock hatte am Nachmittag, als er ein zweites Mal mit dem Explorer gestartet war, um die Wüste zu überfliegen, fast 60 Grad Außentemperatur gemessen. Dabei war er auch auf diesen Platz gestoßen, an dem wegen des Wassers und des Gebirgskammes etwas moderatere Temperaturen herrschten.
Als sie das Shuttle verließen, stand die Sonne schon so tief, dass sie hinter den turmhohen Dünen verschwunden war. Tief holte Tyr Luft und freute sich über das angenehmere Klima. Außerdem roch es leicht süßlich. Ob der Duft von den gelben und violetten, eiförmigen Früchten kam, die in großen Trauben zwischen den ausladenden Palmwedeln hingen?
»Das sind Datteln«, erklärte Lasi erfreut. Der alte Inder zeigte grinsend sein Lückengebiss. »Wenn mir jemand ein paar Früchte vom Baum holt, kann ich daraus eine süße Nachspeise backen.«
Rock zögerte nicht lange, holte eine Machete aus dem Laderaum und kletterte flink wie eine Ameise den dicken Stamm nach oben, um die traubigen Fruchtstände abzuschlagen. Wow, diese Leichtfüßigkeit hätte Tyr dem riesigen Kerl gar nicht zugetraut. Der dicke Baumstamm bog sich jedoch beachtlich.
Als die Früchte auf dem Boden aufschlugen, verströmten sie ihren Duft noch intensiver. Tyr lief jetzt schon das Wasser im Mund zusammen und er konnte den Datteln nicht länger widerstehen. Genau wie ein paar andere, pflückte er die kleinen Früchte von den Trauben und schob sie sich in den Mund. Hmm, wie süß sie schmeckten. Ja, in dieser wunderschönen Oase ließ es sich aushalten.
Nahe des Grünstreifens befanden sich teilweise verfallene, aus sandfarbenem Stein errichtete Gebäude, die mit ihren Rundbögen und Zacken orientalisch anmuteten – ähnlich wie das Innere der Pyramide von Resur, das Tyr einmal besucht hatte. Früher mussten hier einige Menschen gelebt haben.
Während Chaz und Anka sicherheitshalber noch einmal zu Fuß die Umgebung checkten, baute Lasi die mobile Küche vor dem Shuttle auf, die mehr Möglichkeiten bot als die winzige Bordküche, um ihnen ein Abendessen zuzubereiten. Die anderen besuchten in Zweierteams nach und nach die Oase, um sich zu erfrischen. Als Tyr mit Nuka loszog, staunte er über den schmalen Wasserfall – der eher einem Rinnsal glich –, der in ein kleines, natürliches Becken plätscherte. Das Wasser darin schimmerte grünlich-türkis, und Tyr konnte bis auf den Grund sehen. Lebewesen entdeckte er auf den ersten Blick keine darin.
Leise pfiff er durch die Zähne und schielte kurz zu Nuka, der neben ihm stand. »Das sieht doch sehr verlockend aus.«
Von Menschen vor vielen Jahrzehnten, wahrscheinlich sogar Jahrhunderten, in den Stein gehauene Felstreppen führten direkt in das einladende Becken. Tyr hielt nichts mehr. Er schlüpfte aus seiner Kleidung, die er achtlos auf einen abgerundeten Felsen warf, und lief splitternackt in den Mini-See. Da ihm das Wasser nur bis zur Brust reichte, ließ er sich rückwärts hineinfallen, sodass er untertauchte, und genoss das lauwarme Nass sowie die angenehme Stille, die ihn nun umhüllte. Erst als er ein Platschen hörte, tauchte er auf.
Nuka trieb ganz in der Nähe mit geschlossenen Lidern auf dem Rücken, und Tyr traute seinen Augen kaum. Zum ersten Mal zeigte sich Nuka völlig ungeniert nackt vor ihm! Ansonsten hatte er Tyr immer den Rücken zugedreht oder war allein losgezogen, um sich zu waschen.
Langsam schlich Tyr durch das Wasser näher heran, damit er das süße Spitzohr eingehend betrachten konnte. Diese Chance musste er schließlich ergreifen! Wie ein junger, schwebender Gott sah er aus mit den weißen Haaren, dem wie aus Stein gemeißelten Gesicht mit den kantigen Wangen und der ideal geformten Nase. Sie war weder zu groß noch zu klein und passte optimal zu Nuka. Dessen genau nach seinem Geschmack geformte Männerbrust schien zu rufen: »Streichel mich!«, und der flache Bauch bestand aus einem astreinen Sixpack. Darüber würde Tyr zu gerne einmal seine Zunge gleiten lassen. Ein bisschen beneidete er die Warrior für ihre perfekten Körper, die sie zum Großteil ihren Super-Genen verdankten. Tyr würde es niemals im Leben schaffen, dass sein Bauch nur aus Muskeln bestand, aber das wollte er auch nicht. Dazu müsste er auf Lasis Süßspeisen verzichten – keine Chance!
Sein Penis zuckte unter Wasser, während er Nuka betrachtete. Der Kerl war heißer als Wüstensand! Wenn er noch länger in dem kleinen Becken herumtrieb, würde das Wasser darin zu kochen anfangen!
Zu den Hüften hin verschmälerte sich Nukas Oberkörper, und die Muskelstränge an den Lenden schienen ein V zu bilden. Tyr hatte schon öfter die sexy Pobacken seines Kameraden bewundern dürfen, aber nun hielt er die Luft an, weil er zum ersten Mal dessen Penis sah. Sogar dort besaß Nuka weißes Haar, aber er hatte es fast komplett gestutzt, sodass sein Geschlecht ziemlich gut zur Geltung kam. Selbst im schlaffen Zustand wies es eine beachtliche Länge auf, wobei … So sah kein entspannter Penis aus, auch nicht der eines Warrior. Nuka war leicht erregt!
Tyr wollte zu gerne die Hand ausstrecken, um das immer noch weiche Geschlecht in einen stahlharten Ständer zu verwandeln. Ob Nuka das zulassen würde? Sicher nicht, Tyr würde wahrscheinlich seinen Arm einbüßen. Aber Nuka musste ihn doch bemerken! Ließ er die Musterung bewusst zu?
In Tyrs Magen sprang ein ganzes Rudel Flöhe wild hin und her. Er wusste nicht, wohin er schauen sollte, denn von den Zehen- bis zu den Haarspitzen lag vor ihm der attraktivste Mann, den er je zu Gesicht bekommen hatte. All seine früheren Traummänner verblassten neben Nuka. Deshalb ließ Tyr den Blick ständig über dessen gesamte Gestalt schweifen. Nur an der Körpermitte verweilte er stets ein wenig länger, denn er bildete sich ein … Ja, jetzt hatte Nukas Penis gezuckt und sich ein Stück aufgerichtet!
Oh verdammte Hacke, der Kerl wusste sehr wohl, dass er beobachtet wurde – und es gefiel ihm!
Als sich Tyr dicht neben ihm befand, nahm er all seinen Mut zusammen und fragte keck: »Soll ich dir helfen, den Wüstensand aus der Ritze zu waschen?«
Sofort riss Nuka die Augen auf und tat, als wäre er überrascht von Tyrs plötzlicher Nähe, wobei er für einen kurzen Moment mit dem Gesicht untertauchte. Prustend stellte er sich hin, sodass feine Rinnsale von seinem Oberkörper liefen, aber vom Bauchnabel abwärts lag alles unter Wasser.
»Hast du mich die ganze Zeit begafft?«, fragte Nuka, allerdings hörte sich seine Stimme nicht vorwurfsvoll an. Eher herausfordernd.
Tyr seufzte verträumt. »Du siehst so unglaublich heiß aus, dass ich heute Nacht bestimmt nur von dir träumen werde.«
Nukas Mundwinkel zuckten. »Tust du das nicht ohnehin immer?«
»Du bist ganz schön von dir überzeugt.«
Nun grinste Nuka. »Nee, aber ich kenne dich langsam.«
»Du weißt fast nichts von mir«, flüsterte Tyr verschwörerisch und kam noch näher, sodass sich unter Wasser beinahe ihre leicht erregten Geschlechter berührten. Eine bisher nie dagewesene erotische Stimmung schien zwischen ihnen zu flirren wie heiße Wüstenluft.
»Und was machen wir jetzt, Spitzohr?«, fragte Tyr und musste sich räuspern, weil seine Stimme wie ein Reibeisen klang.
Abrupt verfinsterte sich Nukas Miene. »Nenn mich nicht immer so! Ich sag ja auch nicht Winzling zu dir!« Er schlug vor Tyr auf die Wasseroberfläche, sodass ihm ein ordentlicher Schwall ins Gesicht spritzte.
Was hatte er falsch gemacht? Tyr stutzte, wollte aber versuchen, das Ruder noch herumzureißen. »Na warte!«, rief er vergnügt, legte beide Hände aneinander und schaufelte Nuka eine Riesenportion Wasser ins Gesicht.
Noch ehe Tyr wusste, wie ihm geschah, versuchte Nuka, ihn an den Schultern herunterzudrücken. Tyr grinste. »So, du willst es also auf diese Weise austragen?« Er stemmte sich dagegen und schaffte es, Nuka von sich zu stoßen, sodass der auf seinem Hintern landete und kurz untertauchte. »Für einen Winzling bin ich ganz schön stark. Findest du nicht?«
»Pah!«, stieß Nuka hervor, offensichtlich überrascht, wie viel Kraft Tyr tatsächlich besaß.
Der schlang einen Arm um Nukas Nacken, sodass sich ihre Gesichter ganz nah kamen. »Wenn ich gewinne, darf ich dich nennen, wie ich möchte!«
Sie rangen am Beckenrand miteinander, tauchten abwechselnd unter und prusteten, bevor sie neue Luft holten. Ihre nackten Körper rieben aneinander, umschlangen sich, erhitzten sich. Nuka verletzte ihn nicht, sondern wollte nur seine Kraft demonstrieren. Tyr lag mittlerweile in Ufernähe auf dem Rücken unter ihm und hob angestrengt den Kopf, um ihn über Wasser zu halten. Nuka hatte als Warrior den längeren Atem, das wussten sie beide. Ewig würde er nicht durchhalten.
Um das Spitzohr aus der Fassung zu bringen, beschloss er, zu unlauteren Mitteln zu greifen. Damit ging er ein Risiko ein, setzte vielleicht sogar ihre berufliche Partnerschaft aufs Spiel, aber er konnte nicht länger warten. Der Kampf erregte ihn auf nie gekannte Weise, und Nukas erhitzte Gestalt auf seinem Körper zu spüren, brachte ihn fast um den Verstand! Außerdem schien nicht nur ihn die Rangelei zu erregen, denn Nuka bewegte leicht die Hüften, rieb sein hartes Geschlecht an Tyrs Oberschenkel, an seiner Erektion. Deshalb drückte er kurzerhand die Lippen auf den sündhaft schönen Mund des sexy Kriegers, den dieser gerade verbissen zusammenpresste, und wunderte sich, als dieser nicht zurückwich. Stattdessen lockerte sich der harte Griff um Tyrs Arme, und als ein erregtes Knurren aus Nukas Kehle drang, stöhnte Tyr in dessen Mund.
Plötzlich schienen ihn Nukas Hände überall berühren zu wollen, sie streichelten und küssten sich. Tyr stöhnte erneut, ihre nackten Körper rieben aneinander und pure Lust schoss in seine Lenden.
Träumte er auch nicht? Er konnte sein Glück kaum begreifen!
Mit beiden Händen griff Nuka an seine Wangen, als hätte er Angst, Tyr würde den Kopf wegdrehen, und keuchte in seinen Mund, stieß wie von Sinnen die Zunge in ihn – und Tyr wusste überhaupt nicht, wie ihm geschah. Er schwebte wie auf Wolken und genoss die ungewohnten, lange nicht mehr gespürten Zärtlichkeiten, drückte die Hände auf Nukas harten Arsch, knetete ihn, streichelte ihn.
Nuka blieb auf ihm liegen, schlüpfte jedoch mit einem Arm zwischen ihre Körper, um seine und Tyrs Erektion zu umfassen.
Fuck, was für ein unglaublich intensives Gefühl!
Hart und ungestüm verschaffte Nuka ihnen beiden Lust, als ob die ewig unterdrückte Libido schlagartig hervorzubrechen schien. Nicht mehr lange, und Tyr würde abspritzen!
Nuka keuchte heftiger in seinen Mund, als würde auch er jede Sekunde zum Höhepunkt kommen, alles ging so schnell, war so verdammt intensiv, als sie sich zeitgleich ergossen.
Danach starrte Nuka ihn schockiert an, seine Lippen bewegten sich, als wollte er etwas sagen. Doch er riss sich stumm von ihm los, stapfte aus dem Wasser, schnappte sich seine Kleidung und verschwand.
Was war das denn jetzt?, dachte Tyr grinsend, während er Nukas hellen Arschbacken in der Dämmerung hinterher starrte. Es war fast ganz dunkel geworden – noch ein paar Minuten, und er würde die Hand nicht mehr vor Augen sehen. In der Wüste konnte einen die Nacht sehr schnell überraschen. Oder ein sexy Krieger.
Weiterhin selig grinsend strich sich Tyr mit zwei Fingern über die Lippen, auf denen immer noch Nukas heiße Küsse brannten. Er sollte das Spitzohr öfter reizen, wenn so die Belohnung aussah. Der Sex war zwar etwas zu schnell gegangen, doch für ihr erstes Mal gab es nichts zu meckern. Schließlich hatte Tyr überhaupt nicht mehr damit gerechnet.
Frohen Mutes marschierte er aus dem Wasser und schlüpfte in seine Hose. Vielleicht erfüllte sich sein größter Wunsch ja doch noch, Nukas Herz zu erobern. Wenn er dazu erst über dessen Körper gehen musste, sollte ihm das recht sein. Schon zu lange hatte er auf körperliche Nähe zu einem anderen Menschen verzichtet, und er sehnte sich unendlich nach streichelnden Händen, festen Umarmungen und wilden Küssen. Nukas Küssen. Diese ungestümen Intimitäten würde er wohl nie mehr vergessen können …