Читать книгу Wahre Gerechtigkeit - Ino Weber - Страница 8
1) Grundgedanken zum Thema
ОглавлениеEs gibt eine sehr einfache Regel, die fast jeder kennt, aber sie wird leider in der Praxis gewöhnlich nicht so ernst genommen. Der bekannte Merksatz ist in der Bibel enthalten und drückt erstaunlich genau aus, worum es beim Karma geht. Genial einfach formuliert, schwingen in dem Satz mehrere Bedeutungen mit. Doch unbestreitbar kennzeichnet er eine allgemeine Beziehung zwischen Ursache und Wirkung:
>>> Was man sät, wird man ernten! <<<
Diese Aussage gilt buchstäblich, also nach naturwissenschaftlichen Maßstäben und zugleich auch in qualitativer Hinsicht. Nicht so sehr die Menge ist gemeint als vielmehr die Qualität des Saatguts. Natürlich geht es hier nicht lediglich um das Korn oder einen biologischen Prozess, sondern vor allem um einen geistigen Vorgang und unser alltägliches Verhalten gegenüber den Mitmenschen.
Wir haben hier eine sehr klare Regel, die uns daran erinnert, was man im Leben grundsätzlich zu beachten hat. Denn im übertragenen Sinn sät der Mensch alles Mögliche in seine Umwelt, er setzt Ursachen, und sei es nur mittels bestimmter Gedanken oder Denkweisen, und muss mit entsprechenden Wirkungen rechnen. Wer den kraftvollen Satz akzeptiert, in seiner tieferen Bedeutung, hat bereits den entscheidenden Punkt erfasst, der alle karmaproduzierenden Prozesse auszeichnet.
Karma ist ein Begriff aus der alten indischen Sanskritsprache und bedeutet soviel wie Tat oder Handlung. Im Unterschied zu unserer üblichen Auffassung von einer „Tat“ werden aber in der indischen Philosophie auch Absichten, Worte und sogar Gedanken als Handlungen gewertet. Daraus folgt: Nicht nur die konkreten Handlungen in der sinnlich wahrnehmbaren Realität des Alltags, sondern auch die feineren Vorgänge im geistig-seelischen Bereich spielen eine Rolle! Von herausragender Bedeutung ist die komplette Lebenseinstellung und Weltanschauung, welche sich ein Mensch angewöhnt hat.
Wir definieren kurz und bündig:
Karma wird erzeugt durch menschliche Handlungen in der sinnlich wahrnehmbaren Realität, aber auch durch bestimmte Verfassungen und Vorgänge im geistig-seelischen Bereich.
Hierzu ist der Hinweis erforderlich, dass die sinnlich-reale Welt nur einem kleinen Ausschnitt unserer Lebenswirklichkeit entspricht. Wahre Realisten berücksichtigen diesen bedeutenden Unterschied, nur leider halten die meisten Menschen allein harte Fakten und mit Händen Greifbares für „real“.
Natürlich sind nicht sämtliche Worte, Gedanken und Willensimpulse mit Karma verknüpft. Schließlich geistert uns ja im normalen Alltag so manches belanglose und unnütze Zeug durch den Kopf, das keinem schadet, allenfalls uns selbst. Wie kann es denn uns selbst schaden? Sehr einfach: Dieses „Herumgeistern“ ist eigentlich eine Zeitverschwendung (unsere Lebenszeit ist kostbar!), außerdem hindern uns die wirren Gedankenfetzen stark daran, Situationen zutreffend zu beurteilen, Chancen wahrzunehmen und zu guten Entschlüssen zu kommen.
Gutes oder schlechtes Karma entsteht vor allem dann, wenn bei unseren Handlungen und Verhaltensweisen universelle moralische Prinzipien betroffen sind. Wenn ich beispielsweise jemandem Gewalt antue, körperlich oder seelisch, dann ist dies gewiss kein feines Benehmen, es verletzt die üblichen Moralvorstellungen und ggf. sogar die bestehenden staatlichen Gesetze.
Wer mit voller Absicht, also mit Vorsatz und sehr bewusst handelt, erzeugt grundsätzlich die größte Portion Karma. Anders gesagt: Unter diesen Bedingungen wiegt das frisch erzeugte Karma am schwersten.
Umdenken als Großtat
Mit besserem Wissen und besseren Absichten werden wir verstärkt gutes Karma erzeugen. Aber es reicht nicht, hier und da einmal etwas besser zu machen und sonst alles beim Alten zu belassen. Worauf wir uns eigentlich einstellen müssen, das sind positive Veränderungen der persönlichen Grundhaltung und Gesinnung. Das bedeutet: Ein nachhaltiges Umdenken. Sofern unsere Bemühungen nicht auf Nachhaltigkeit gerichtet sind, gerade auch im konkreten Handeln, werden die ersehnten Erfolge ausbleiben.
Das Umdenken und der wahre Erfolg beginnen mit einer klugen Taktik: Kleine Schritte machen, aber das große Ziel stets im Blick haben. Sich Zeit nehmen für die wichtigen Dinge ist unverzichtbar! Und gerade das kann man mit Freude tun, schließlich geschieht es ja im ureigensten Interesse. Man kann durchaus stolz sein auf sich selbst, wenn man nicht nachlässt mit den Bemühungen und Geduld bewahrt. Denn Umdenken ist mit das Größte, wozu ein Mensch fähig ist.
Mit dieser gesunden Einstellung im Hinterkopf sind Sie bereits auf Erfolg programmiert. Logischerweise kann die Neuorientierung nicht von heute auf morgen stattfinden.
Karma schafft individuelle Gerechtigkeit
Der Begriff „Karma“ beruht ursprünglich auf einem religiösen Konzept. Karma im engeren Sinn ist selbstverständlich Glaubenssache. Aber für diesen „Glauben“ sprechen klare Argumente und auch Tatsachen. Somit ist er keineswegs unvernünftig. Er enthält sogar zwei der absolut wichtigsten humanen Grundprinzipien, die in jeder Gesellschaft eine zentrale Rolle spielen: Gerechtigkeit und Verantwortung.
Doch Karma setzt immer beim Individuum an. Das kann gar nicht anders sein, denn schließlich ist es in die menschliche Seele einprogrammiert. Gerechte Gesellschaften oder Staaten gibt es bislang nicht. Das ist menschlich und leicht einzusehen. Es können leider nicht alle Menschen gleichzeitig den höchstmöglichen geistigen und seelischen Stand erreichen. Ein gewisser Trost besteht darin, dass eigentlich fast jeder Mensch gut und gerecht sein kann. Grund dafür ist die erstaunliche Lernfähigkeit der Spezies homo sapiens. Manche Leute haben Erlebnisse, die geeignet sind, einen inneren Schalter umzulegen, also eine schnelle Veränderung zu bewirken.
Beim Karma geht es zuallererst um wahre Gerechtigkeit. Und zwar gilt das für jeden Einzelnen. Jedem wird Gerechtigkeit zuteil, auch wenn all die Grausamkeiten der Welt einen ganz anderen Schluss nahe legen. Die gedankliche Schwierigkeit besteht darin, dass man Menschen nicht korrekt miteinander vergleichen kann. Wer kennt schon die Seele eines anderen in allen Beweggründen und in ihrer kompletten Entwicklungsgeschichte? Man findet auf dieser Erde keine zwei Menschen, die völlig gleich sind. Und nicht einmal die exakt gleichen Ausgangsbedingungen, denen Zwillinge von Geburt an ausgesetzt sind, können für seelische Gleichheit sorgen.
Eigeninteresse und soziale Einstellung
Keine Frage, dass unsere Gesellschaft es bitter nötig hat, gerechter zu werden, so dass jeder die bestmöglichen Chancen auf persönliche Entwicklung bekommt. Jeder kann und sollte seinen Teil beitragen. Das muss nicht politisch geschehen. Richtiges Denken und jederzeit anständiges Verhalten gegenüber allen anderen, egal welcher sozialen Schicht oder Ethnie sie angehören, egal wo sie herstammen, ist bereits eine kolossale Leistung!
Zu dieser sozialen und humanen Vorbildlichkeit muss aber die Einsicht kommen, dass wir alle primär aus eigenem Interesse handeln. Das gilt sogar bei vordergründig selbstlosen Unternehmungen, die aus Mitgefühl und Liebe erfolgen und anderen einen direkten Nutzen erbringen.
Die Selbstlosigkeit stark zu kultivieren ist wunderschön und immer richtig, doch ihr tieferer Sinn besteht im eigenen Fortschritt. Genau aus diesem Grund haben sozialistische Ideologien so massive Probleme. Man kann das vermeintlich Gute niemandem aufzwingen, es besteht ja auch nicht lediglich aus materiellen Bedingungen! Und das wahrhaft Gute, nämlich das gerade Notwendige für den individuellen Fortschritt, ist gar nicht für alle gleich!
Sozialistische oder kommunistische Staatssysteme können die Lebensbedingungen leider nicht nachhaltig besser machen, wenn das Wesentliche des Menschseins nicht erkannt, speziell wenn das Individuum falsch eingeschätzt wird und in seinen Ansprüchen zu kurz kommt. Individualität und Freiheit sind grundsätzlich von höchster Bedeutung.
Für Christen ist hier eine wichtige Anmerkung zu machen: Vermutlich ist genau das der Grund, warum Gott nicht direkt eingreift ins Weltgeschehen und somit auch das Böse zulässt. Freiheit hat Vorrang, denn Marionetten, Geschöpfe mit zwangsweise beschnittenem Willen, können nun einmal nicht gottgleich sein oder werden.
Viele haben ein radikales Umdenken gerade in Bezug auf Gott bitter nötig. Aber das Karma-Prinzip hat ganz praktische Hintergründe. Während man mehr darüber lernt, dämmert irgendwann eine absolut grundlegende Erkenntnis: Das Gemeinwohl zu fördern, ist gewiss sinnvoll, aber der definitiv größte Sinn besteht für jeden Menschen im eigenen geistig-seelischen Fortschritt.
Die Welt wie wir sie kennen, ist alles andere als gut. Sie ist nur teilweise schön, aber zum großen Teil leider furchtbar hässlich. Dieser Schrecken, ja Ekel, muss zunächst einmal überwunden werden, bevor es aufwärts gehen kann mit der persönlichen Entwicklung. Aber, und das ist enorm wichtig, die Überwindung des grauenvollen Weltschmerzes, geschieht nicht durch Ignoranz, nicht durch Weggucken. Weltflucht kann nicht die Lösung der Probleme sein, auch nicht für sich selbst. Mitten im Leben zu stehen, mit Beruf, Familie und tausenderlei hautnahen Problemen, ist allemal mutiger und gewiss besser für die meisten. Doch hier lauert die andere große Gefahr: von den Alltagssorgen der Welt, ihren schlechten Gewohnheiten, dem gedankenlosen Mitmachen, ja den Verlockungen und Süchten völlig vereinnahmt zu werden.
Glücklicherweise gibt es Wege aus dem Dilemma. Sie erfordern jeweils großen Mut und Stärke, auch Willenskraft. Sie erfordern die Bereitschaft, zu lernen, nicht irgendwelches Zeug, sondern vor allem lebensdienliche Tatsachen und Zusammenhänge. Jeder kann das Karma-Prinzip im Alltag sofort anwenden. Es auf effiziente Weise und in der passenden Denkhaltung zu tun, ist die Kunst.